Angeln in Norwegen ist ein Highlight ‒ besonders das erste Mal. Landschaft und Fischreichtum sind beeindruckend, sodass viele immer wieder gen Norden fahren wollen. Damit Eure Reisepremiere ein unvergessliches Erlebnis wird, gibt Euch Jesco Peschutter fünf hilfreiche Tipps.

Bei Jescos erster Tour als Jugendlicher hat ihn Norwegen in den Bann gezogen. Seitdem kommt er immer wieder ins Land der Fjorde und fängt Dorsch & Co

Bei Jescos erster Tour als Jugendlicher hat ihn Norwegen in den Bann gezogen. Seitdem kommt er immer wieder ins Land der Fjorde und fängt Dorsch & Co


Tipp 1: Beobachtet das Wetter
Sicherheit geht beim Angeln vor. Gerade in Norwegen ereignen sich leider immer wieder Unglücke. Ein Teil dieser werden durch schlechtes Wetter und Fahrlässigkeit verursacht. Deshalb gilt es, die Wetterbedingungen zu studieren und im Zweifel lieber im Hafen zu bleiben. Gute Vorhersagen erhaltet Ihr unter anderem online auf www.yr.no oder https://de.windfinder.com ‒ auch als Wetter-Apps fürs Smartphone verfügbar.
Selbst wenn das Meer am Morgen vor der Ausfahrt spiegelglatt vor Euch liegt, kann es in ein paar Stunden anders aussehen und richtig gefährlich werden. Mit einem Unwetter bauen sich schnell bei Starkwind hohe Wellen auf. Neben den Vorhersagen von Yr und Windfinder helfen Euch die Anlagenbetreiber weiter, das Wetter richtig einzuschätzen. Norwegenneulinge können die Daten der Apps nicht immer richtig einschätzen. Die Gastgeber wissen aber genau, wann eine sichere Ausfahrt möglich ist. Hört auf jeden Fall auf deren Ratschläge. Wenn es heißt, dass Ihr aufgrund von aufziehenden schlechten Bedingungen um 16 Uhr wieder zurück sein sollt, dann kommt nicht erst um 17 Uhr bei der Anlage an, sondern lieber schon um 15.30 Uhr. Des Weiteren ist es ratsam, mit mehreren Booten hinauszufahren. Selbst wenn das Wetter stimmt, kann ein Defekt am Boot schnell brenzlig werden. Sind andere Boote in der Gegend, ist Hilfe fix vor Ort. Die wichtigsten Notrufnummern und die des Anlagenbetreibers sollten im Handy abgespeichert sein, um bei Gefahr sofort Unterstützung anzufordern. Sagt auch Bescheid, wann Ihr in etwa wieder zurückkommt und wo Ihr fischen wollt. Das hilft im Ernstfall sehr.

Das Wetter sollte genau beobachtet werden. Hier passten die Bedingungen und ein toller Seelachs ging ans Band

Das Wetter sollte genau beobachtet werden. Hier passten die Bedingungen und ein toller Seelachs ging ans Band

Tipp 2: Achtet auf Qualität beim Angelgerät
Vor Norwegen schwimmen viele Fische in der perfekten Größe für die Küche. Aber es lauern auch riesige Räuber wie XXL-Dorsche, Großköhler und kampfstarke Heilbutte im Meer. Diese zu fangen, sollte vielleicht nicht das Ziel der ersten Tour sein. Dennoch kann es immer passieren, dass ein gewaltiger Fisch einsteigt. Und diesen möchte man dann gerne im Boot sehen. Wer allerdings an falscher Stelle spart, verliert mit Sicherheit den Fisch des Lebens. Gerade bei Kleinteilen solltet Ihr im Angelladen nicht zur Billigware greifen, sondern qualitativ hochwertige Produkte in Euren Einkaufskorb legen. Die Drillinge müssen scharf und vor allem stabil sein. Nehmt lieber nur wenige Gute mit als ein 100er-Pack mit Greifern, die sofort aufbiegen oder abbrechen. Gleiches gilt für Einzelhaken, Wirbel, Sprengringe, Vorfachmaterial und Hauptschnur. Die Rolle, egal ob Ihr Euch nun für eine Stationär- oder Multirolle entscheidet, sollte robust und für den Einsatz auf dem Salzwasser gemacht sein. Mit günstigen Modellen kann eine Ausfahrt oder im schlimmsten Fall sogar der Angelurlaub vorbei sein, wenn vor Ort nicht für Ersatz gesorgt werden kann. Bei den Ruten gibt es von verschiedenen Herstellern Serien, die speziell für den hohen Norden entwickelt wurden. Ruten und Rollen müssen kein High End-Gerät bei Eurer ersten Norwegentour sein. Solide Mittelpreismodelle tun es auch. Bei den Kleinteilen ist es aber ratsam, lieber etwas tiefer in die Tasche zu greifen ‒ schließlich sind diese die direkte Verbindung zum Fisch. Noch ein Extratipp: Das Salzwasser kann in Norwegen selbst gutem Tackle zusetzen. Deshalb sollte das Gerät regelmäßig mit Süßwasser am Steg abgespült werden.

Gerade Drillinge und andere Kleinteile müssen in Norwegen von guter Qualität sein

Gerade Drillinge und andere Kleinteile müssen in Norwegen von guter Qualität sein

Tipp 3: Studiert die Seekarten
Wo sind die besten Angelstellen und Hotspots für Dorsch, Pollack, Seelachs & Co? Einsteiger sind oft überfordert, gute Stellen zu entdecken, und driften beim Angeln ohne Plan über das Meer. Das bringt zwar ab und zu den einen oder anderen Fang an Bord, kann aber sehr zäh sein. Besser ist es, sich mit den Seekarten zu beschäftigen. Vom Vermieter oder Reiseveranstalter bekommt Ihr Seekarten von Eurem Revier. Häufig sind dort schon die richtig heißen Ecken markiert ‒ in der Regel mit den zu erwartenden Fischarten. Nur manchmal ist es nicht immer genau zu erkennen, ob die Dorsche in nur 15 Metern Wassertiefe zu fangen sind oder nah am Grund in 100 Metern stehen. Es kann sein, dass einige Fische nur saisonal an den Topplätzen beißen. Eure Gastgeber helfen Euch gerne weiter und erklären, was es bei der entsprechenden Angelei zu beachten gilt. In den Seekarten sind aber nicht nur die Angelplätze eingezeichnet, sondern auch gefährliche Bereiche mit Untiefen und scharfen Felsen unter Wasser. Oft gibt es rot markierte Areale, in die Ihr nicht fahren sollt. Haltet Euch daran! Einerseits kann es für Euch schnell teuer werden, wenn die Schraube oder das Boot einen Schaden nimmt. Andererseits, und das ist viel entscheidender, setzt Ihr auch Euer Leben aufs Spiel.
Neben den ausgehändigten Seekarten, die eingeschweißt immer mit an Bord gehören, gibt es noch den Kartenplotter vom Echolot, der Euch genau zeigt, wo Ihr gerade fischt. Lasst Euch diesen erklären. Ebenfalls wie man Wegpunkte setzt und wo die Mann über Bord-Taste ist. Wegpunkte helfen Hotspots und Fischschwärme wiederzufinden. Mit der Mann über Bord-Taste markiert Ihr, wo ein Mitfahrer ins Wasser gefallen ist, könnt diesen schnell anfahren und retten.
Auf www.gulesider.no findet Ihr unter dem Punkt „Sjøkart“ eine Online-Karte mit Tiefenlinien. Hier lassen sich die heißen Ecken ‒ Plateaus, Kanten, Rinnen, Sunde und Buchten ‒ super finden und schon vor der Reise studieren.

Schaut Euch die Seekarten vor einer Ausfahrt genau an. Eure Gastgeber geben gerne Tipps zu den Hotspots

Schaut Euch die Seekarten vor einer Ausfahrt genau an. Eure Gastgeber geben gerne Tipps zu den Hotspots

Tipp 4: Nehmt zuerst Pilker plus Beifänger
Wer das erste Mal in Norwegen ist, sollte mit Pilkern zwischen 50 und 400 Gramm plus einem oder zwei Beifängern starten. Dies ist die einfachste Angelei und bringt fast jeden Fisch, der im Meer schwimmt, an die Haken. Als Beifänger haben sich Gummi-Makks, Twister oder Gummi-Oktopusse bewährt. Von mehr als zwei zusätzlichen Anbissstellen ist abzuraten, da auch mal ein paar Großköhler oder Dickdorsche einsteigen können, die dann das Gerät überfordern. Außerdem ist bei mehr als drei Fischen an der Leine (Pilker plus Beifänger) die Gefahr von Chaos und Schnursalat gegeben. Am besten probiert Ihr es erst mal dicht am oder kurz überm Grund. Dafür lasst Ihr die Montage in der Abdrift hinab. Wenn keine Leine mehr von der Rolle läuft, schließt Ihr den Bügel und kurbelt ein bis vier Meter wieder ein. Danach könnt Ihr mit dem klassischen Pilken beginnen. Dabei hebt und senkt Ihr die Rutenspitze immer wieder. Ab und an muss allerdings kontrolliert werden, ob Ihr noch in Bodennähe fischt. Schließlich kann es bei einer Drift auch tiefer werden, wenn es eine Kante hinuntergeht. Dies seht Ihr gut auf dem Echolot, welches beobachtet werden sollte. Wird es flacher, müsst Ihr aufpassen, keine Hänger zu bekommen und die lose Schnur schnell etwas einholen, bis die Köder wieder ein wenig über dem Meeresgrund spielen. Die Rollenbremse darf so eingestellt sein, dass diese bei stärkerem Zug Schnur freigibt. Wer den Drilling vom Pilker oder die Einzelhaken der Beifänger mit Fischfetzen bestückt, bekommt manchmal mehr Bisse und immer wieder andere Fischarten zu sehen.

Wer mit Pilker fischt, fängt schnell erste Fische. Dabei weiß man nie genau, was gerade am Haken hängt. Hier war es ein Pollack

Wer mit Pilker fischt, fängt schnell erste Fische. Dabei weiß man nie genau, was gerade am Haken hängt. Hier war es ein Pollack

Tipp 5: Legt Pausen beim Angeln ein
In allererster Linie soll der Urlaub in Norwegen Spaß machen und für Erholung sorgen. Genießt die Zeit in dem wunderschönen Land, welches so viel zu bieten hat. Legt beim Angeln ruhig mal eine Pause ein. Plant eine Vormittagsausfahrt und dann noch eine am Nachmittag oder Abend. So könnt Ihr gegen Mittag in Ruhe etwas essen und einen leckeren Kaffee in der Hütte trinken. Damit der Fang im warmen Sommer frisch bleibt, ist es sinnvoll, sich ein paar mit Wasser gefüllte Flaschen, die Ihr vorher eingefroren habt, mit aufs Boot zu nehmen. Diese legt Ihr zum Fisch in die Bütt und bedeckt alles am besten noch mit einem nassen Lappen. Wenn Ihr anstatt einer langen Ausfahrt wie oben beschrieben zwei kürzere Touren plant, liegt der Fisch nicht so lange an Bord. In der Pause ist er schnell filetiert und anschließend im Froster. Das wirkt sich enorm auf die Fleischqualität aus, sodass Ihr später leckeren Fisch mit nach Hause nehmt.
Einen Ruhetag einzulegen schadet nie. Besonders unerfahrene Bootsangler macht die frische Seeluft und das Geschaukel an Bord müde. Ein Tag an Land gibt einem Kraft für den nächsten Törn. Macht eine kleine Wanderung, bei der Ihr mit Glück Elche und Rentiere seht oder Pilze und Beeren findet, schaut Euch die Sehenswürdigkeiten der Region an oder lasst einfach mal an der Küste die Seele baumeln. Wählt aber nicht unbedingt den Tag mit den besten Angelbedingungen für den Ruhetag, sondern einen, wo eine Ausfahrt eher ungemütlich ist. Manchmal sind die Wellen zu hoch, sodass der Ruhetag vom Wetter vorgegeben wird. Folgen mehrere solche „ungewollten Ruhetage“ hintereinander, sind meist genügend Seen in der Umgebung, wo Ihr mit Spinner, Blinker oder Fliege ein paar schicke Bachforellen fangen könnt und das Angeln dennoch nicht zu kurz kommt.

Ein Ruhetag tut auch mal gut. Entweder Ihr geht auf Entdeckungstour, sammelt Pilze oder springt in den Whirlpool

Ein Ruhetag tut auch mal gut. Entweder Ihr geht auf Entdeckungstour, sammelt Pilze oder springt in den Whirlpool

Habt Ihr noch Fragen zu Eurer ersten Norwegentour, dann schreibt sie mal in die Kommentare. Oder seid Ihr alte Hasen und kennt Euch mit der Angelei in Norwegen aus, dann sagt uns, was Ihr Einsteigern raten würdet.