In Norwegen lassen sich super Plattfische fangen. Wer die richtigen Stellen findet, wird mit schönen Fischen belohnt. Bernd Kunze stellt Euch die Arten vor und beschreibt sein Plattfischangeln.

Um es vorwegzunehmen: Das Angeln auf Plattfische ist eine der spannendsten Angelarten. Norwegen ist da ein Eldorado für uns. Schollen, Klieschen, Flundern & Co wachsen manchmal zu wahren Giganten ihrer Art ab. Egal, ob wir in der Brandung angeln, von Molen, Steinpackungen, vom Bootssteg, in Häfen oder vom treibenden Boot ‒ wir können überall mit guten Fischen rechnen. Die drei am häufigsten vorkommenden Arten stelle ich Euch nun vor:

Scholle (Rødspette)
Sie erkennt man an einer Reihe von vier bis sieben Knochenhöckern vom Auge rückwärts entlang der Kopfmitte. Die Maulspalte ist klein. Körper ist ziemlich hochrückig. Die Augenseite ist stets mit rötlichen Flecken gemustert.

Die Schollen in Norwegen sind wunderschön und können richtig groß werden

Die Schollen in Norwegen sind wunderschön und können richtig groß werden

Kliesche (Sandflyndre)

Sie erkennt man am kleinen Maul. Die Seitenlinie macht über der Brustflosse einen markanten Bogen. Die Schuppen der Augenseite sind etwas rau.

Klieschen findet man beim Angeln in Norwegen fast überall

Klieschen findet man beim Angeln in Norwegen fast überall

Flunder (Flyndre oder Skrubbe)

Sie erkennt man an einer kleinen Maulspalte. Knochenhöcker sitzen entlang der Seitenlinie und knotig raue Schuppen entlang der Ansätze der Rücken- und Afterflossen. Oft mit blass rötlichen, unregelmäßigen Flecken auf der Augenseite, ähnlich denen der Scholle.

Flundern heißen in Norwegen Flyndre oder Skrubbe

Flundern heißen in Norwegen Flyndre oder Skrubbe (Foto: Jesco Peschutter)

Seekarten studieren: Sand suchen

Plattfische lieben sandige Untergründe. Und genau dort müssen wir angeln. Wie aber finden wir diese? Sehr hilfreich ist im Vorfeld ein Blick auf die Seekarte. Dort kann man schon mal sandige Bereiche – auf denen die Abkürzung "S" für eben jene Untergründe steht – erkennen. Auch ein Plausch mit dem Vermieter oder anderen Anglern vor Ort ist immer hilfreich. Weiterhin sollte man gleich bei der ersten Ausfahrt die Küstenlinie beobachten. Die Struktur an Land setzt sich oftmals auch so unter Wasser fort. Stellen, an denen sich Buchten befinden, die von Land seicht in Richtung Wasser abfallen, sind oftmals schon ein erster Hinweis auf einen guten Platz. Jetzt sollten wir mit einem Blei den Grund „abklopfen“, um so auf die Bodenbeschaffenheit zu schließen. Erkennen wir Sand, so liegen wir genau richtig.

Manchmal lohnt sich auch ein Versuch vom Pier, wenn dort sandiger Boden ist

Manchmal lohnt sich auch ein Versuch vom Pier, wenn dort sandiger Boden ist (Foto: Jesco Peschutter)

Das Angelgerät für Platten

Den Plattfischen wird in Tiefen zwischen 5 und 30 Metern nachgestellt. Daher kann das Gerät entsprechend leicht ausfallen. Leichte Pilkruten oder schwere Spinnruten um drei Meter mit Wurfgewichten bis 150 Gramm haben sich bewährt. Ob Stationärrollen oder Multirollen zum Einsatz kommen, ist eine Frage des persönlichen Geschmacks. Geflochtene Schnüre haben sich auch hier bewährt, weil man damit immer direkten Kontakt zu Köder bzw. Fisch hat. Schnüre zwischen fünf und acht Kilo Tragkraft sind völlig ausreichend.

Montagen und Köder zum Plattfischangeln
Einfache Montagen, wie die Nachläufermontage (bei denen der Haken dem Blei nachläuft) oder Paternostermontagen, sind am fängigsten. Bei der Nachläufermontage zieht man einen einfachen Wirbel mit Einhänger oder ein Schlepprohr auf die Hauptschnur. Als nächstes eine Gummiperle zum Schutz der Befestigung des darauffolgenden Wirbels mit Einhänger. Aus 0,30er bis 0,50er Monofile mache ich jetzt das eigentliche Vorfach. Je nach Strömung und Drift sollte das Vorfach zwischen 15 und 50 Zentimeter lang sein. An das eine Ende einen langschenkligen, scharfen Haken in Größen zwischen 2 und 3/0 und an das andere Ende einen Schlaufenkonten binden. Plattfische sind neugierige Gesellen. Genau das machen wir uns zunutze. Sinnvoll ist es daher, hinter dem Haken ein bis zwei auffällige Perlen und/oder ein Spinnerblättchen auf das Vorfach zu fädeln.

Die Montage beim Plattfischangeln in Norwegen ist einfach und schnell hergestellt. Hier seht Ihr die Nachläufermontage

Die Montage beim Plattfischangeln in Norwegen ist einfach und schnell hergestellt. Hier seht Ihr die Nachläufermontage

Bei der Paternostermontage stehen dem Vorfach zwei Seitenarme ab, an deren Enden sich die Haken befinden. Der Abstand zwischen den Seitenarmen sollte so groß sein, dass beide sich nicht verfangen können. Die Schnurstärke ist genau wie bei der Nachläufermontage. Das Blei befindet sich am Ende des Vorfaches.

Eine Paternostermontage mit zwei Seitenarmen und Perlen zum Angeln auf Plattfisch in Norwegen

Eine Paternostermontage mit zwei Seitenarmen und Perlen zum Angeln auf Plattfisch in Norwegen

Natürlich bieten Angelfachgeschäfte eine Vielzahl verschiedener, fertiger Vorfächer an. Aber selber basteln und dann damit was fangen macht am meisten Spaß.

Köder für Plattfische
Der Wattwurm ist auch in Norwegen der beste Köder. Er ist aber nicht immer leicht zu finden. Bewaffnet mit einer Forke oder einem Spaten macht man sich bei beginnender Ebbe auf trocken werdenden Sandflächen auf die Suche nach ihm. Die typischen Sandkringel verraten die Wattwürmer. Jetzt schnell die Forke angesetzt und umgegraben. Zieht die Würmer vorsichtig aus dem Sand und gebt die Angelköder in einen Eimer.
Neben dem Wattwurm sind auch Garnelen (norwegisch: Reker) und Fischfetzen von Heringen, Makrelen und Köhlern fängig. Die Fetzen bitte nicht zu groß schneiden – Plattfische haben verhältnismäßig kleine Mäuler.

Bei Ebbe lassen sich in Norwegen an manchen Stellen auch Wattwürmer finden

Bei Ebbe lassen sich in Norwegen an manchen Stellen auch Wattwürmer finden (Foto: Timo Keibel)

Angelzeit und Köderführung

Die beste Zeit zum Plattfischangeln ist bei auflaufendem Wasser: sprich Flut. Hier beginnt es zu strömen und jede Menge Nahrung wird aufgewirbelt und transportiert. Die Plattfische werden jetzt aktiv. Spätestens nun sollten wir zum Beispiel mit unserem Boot an unserem vorher ausspionierten Platz sein.
Die Montagen werden beködert und kontrolliert abgelassen. Nehmt Fühlung auf und lasst die Köder aufmerksam über den Grund schleifen. Genauso wie beim schweren Naturköderangeln auf Leng und Lumb sollte der Winkel zum Boot nicht zu groß werden. Die Köderkontrolle leidet und die Hängergefahr steigt. Aufgrund der geflochtenen Schnur merkt man genau, was am Grund vor sich geht. Man erfühlt sich sozusagen seinen Angelgrund. Wenn Plattfische den Köder attackieren, ist das am leichten Gerät deutlich zu spüren. Sie zupfen manchmal richtig. Geht das Zupfen in ein Ziehen über, sollte der Anhieb gesetzt werden. Diese Burschen sind im Drill ein richtiges Erlebnis. Bedingt auch durch ihre Körperform wissen sie sich zu wehren.
Bei der Landung – besonders wenn man von Molen oder hohen Hafenmauern angelt – ist ein Kescher mit langem Stiel mehr als vorteilhaft. Das aktive Angeln von Land bringt deutlich mehr Fisch. Aktiv bedeutet, den Köder nicht stur an der angeworfenen Stelle liegen lassen, sondern immer mal ein Stückchen rankurbeln. Der Köder wirbelt Sand auf und zieht neugierige Platten an.

Neben den drei genannten Vertretern ihrer Art, kann man noch Glattbutt, Flügelbutt, Doggerscharben, Seezungen und den recht seltenen Steinbutt an die Haken bekommen.

Euer
Bernd Kunze
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