Beim Angeln in Norwegen gehen die verschiedensten Fische an die Haken. Doch wie bekommen wir Dorsch, Heilbutt oder Leng ins Boot? Andreas Trommer stellt Euch mehrere Landehilfen vor, damit beim Landen der Fische nichts schiefgeht.

Die Landehilfe ist nach der Angelrute selbst wohl das wichtigste Werkzeug eines jeden Meeresanglers in Norwegen. Nur wenige Fische können wir problemlos durch einen gekonnten Griff in die Kiemen per Hand landen. Ab einer gewissen (schnell erreichten) Größe oder bei einem hochwandigen Boot benötigen wir einen zuverlässigen und stabilen Helfer in Norwegen. Für diesen Posten gibt es eine Vielzahl von Anwärtern. Vom einfachen Landehandschuh über Kescher und Kiefergreifer bis hin zum Gaff und der Heilbuttharpune.

Fische landen mit Kescher
Noch immer gehört der Kescher zu den besten Landehilfen ‒ auch beim Meeresangeln. Allerdings nur, wenn er stabil genug daherkommt! Mit leichten Klappkeschern, wo der Bügel teilweise noch aus Gummi besteht, werden wir hier nicht lange Freude haben. Beim Netz hingegen ist gegen Gummi überhaupt nichts zu sagen. Auf dem Markt sind mittlerweile zum einen zahlreiche gummiüberzogene (Gummi-Coated) Kescher und sogar einige Modelle mit einem Vollgummi-Netz erhältlich. Jedoch lassen sich gerade letztere noch immer an einer Hand abzählen. Diese erkennbar verhaltene Nachfrage ist verwunderlich, denn die Vorteile eines Gumminetzes sind vielfältig. So verfangen sich keine Haken mehr im Netz und das endlose Befreien der Köder hat ein Ende. Zudem nimmt das Gummi keinen Fischgeruch an und durch das steifere Netz kann sich der Fisch auch nicht mehr in jenes hineindrehen.

Der Kescher beim Angeln in Norwegen sollte stabil sein

Der Kescher beim Angeln in Norwegen sollte stabil sein

Nachteil eines Keschers mit Gumminetz ist mir eigentlich nur einer bekannt (ich nutze selber einen und habe alle bereits begutachtet): Dieser wäre das Gewicht. Denn das Netz aus Vollgummi ist doch deutlich schwerer als ein herkömmliches Netz. Jedoch wird dies meiner Meinung nach durch die Vorteile bei Weitem wieder aufgewogen. Viele interessierte Angler werden durch die geringe Tiefe von 30 bis 40 Zentimetern abgeschreckt. Es kann allerdings Beruhigung ausgesprochen werden. Für kleine Fische reicht die Tiefe vollkommen aus und für größere Exemplare weist das Gummi eine hohe Dehnfähigkeit auf. So habe ich beispielsweise selber bereits einen 1,10 Meter langen Heilbutt mit so einem Kescher erfolgreich gelandet.
Wer sich einen neuen Kescher kaufen möchte, sollte auf jeden Fall einen aus Vollgummi oder einen gummiüberzogenen wählen, denn neben den oben genannten Vorteilen ist dies auch das fischfreundlichste Material.

Kiefergreifer (Fischgreifer) beim Angeln in Norwegen
Häufig wird der Greifer auch als Grip bezeichnet, was wohl von dem ersten und richtungweisenden Boga Grip kommt. Noch immer ist der Boga Grip das Nonplusultra, zumindest wenn man den Ergebnissen der meisten Tests glauben darf ‒ besonders praktisch ist der Kiefergreifer für Fische, die zurückgesetzt werden sollen, da sowohl das Lösen des Hakens als auch das Zurücksetzen ohne Berührung des Fisches möglich ist. Das Herzstück der Landehilfe ist der Zangenmechanismus, welcher auch bei sich wehrenden Fischen den Kiefer sicher festhalten muss. Das Prinzip des Fischgreifers ist simpel: Eine Art Zange wird durch hochziehen einer Verriegelung geöffnet und um den Unterkiefer des Fisches herum wieder geschlossen. Nun sollte der Fisch festsitzen, jedoch nicht verletzt werden. Anschließend kann der Fang mit dem Greifer an Bord gezogen werden. Gerade bei günstigen Modellen kommt es des Öfteren zu einem nicht korrekten Schließen oder einem Öffnen der Zange, wodurch der Fisch verloren gehen kann. Die Greifer sind sowohl in kurzer als auch in langer Variante erhältlich. Generell bedarf eine gekonnte Landung etwas Übung. Es gilt jedoch: Je länger der Greifer, desto schwieriger gestaltet sich die Landung. Der Boga Grip bietet sich besonders für Fische bis 30 lbs an, da dies der Wiegebereich der eingebauten Waage ist und das Gewicht der Beute somit gleich ermittelt werden kann. Sollte sich der Fisch bei der Landung drehen, macht dies der frei drehbare Zangenmechanismus mit, wodurch Hand und Fisch unversehrt bleiben. Der Nachteil vom original Boga Grip ist deutlich: 150 bis 180 Euro sind doch sehr viel Geld für eine Landehilfe. Als Gegenargument darf man neben der fischschonenden Landung eventuell noch anbringen, dass das Original aus rostfreiem Stahl gefertigt ist, was besonders beim Salzwasserangeln in Norwegen einen wichtigen Aspekt darstellt. Mittlerweile bieten einige andere Hersteller ebenfalls rostfreie Greifer mit drehbar gelagerter Zange an. Ob man sich für eines dieser meist etwas günstigeren Modelle oder doch das Original entscheidet, muss jeder individuell selber entscheiden. Günstige Modelle sind bereits ab 15 Euro erhältlich, jedoch ist der Zangenkopf hier häufig nicht frei drehbar, was besonders bei kraftvollen Fischen negative Folgen haben kann, wie ein Verletzen oder Befreien des Fisches oder gar ein Verbiegen des Greifers. Deshalb ist von sämtlichen Modellen ohne drehbarem Kopf grundsätzlich abzuraten! Und vor allem sollte man sich fragen, ob man wirklich ausgerechnet bei der Landehilfe sparen muss. Bei Fischen, die zurück gesetzt werden sollen ‒ vor allem den größeren Exemplaren darunter ‒ sollte beim Herausheben mit der zweiten Hand zusätzlich unter den Bauch des Fisches gefasst werden, um die Last nicht ausschließlich auf den Kiefer zu bringen. Die Meinungen unter den Anglern, die bereits mit einem der Greifer gefischt haben, sind gespalten. Die einen haben gute Erfahrungen gemacht und nutzen ihn regelmäßig. Andere berichten, dass es ihnen kaum gelungen ist, überhaupt einen Fisch unverletzt damit zu landen. Leider unterscheiden sich die Meinungen auch innerhalb eines Models, weshalb es leider nicht gelungen ist, das eindeutig beste herauszufinden.

Gaff: Formen und Modelle
Das Wichtigste bei einem Gaff ist, dass es stabil und kräftig daherkommt. Achtet beim Kauf als erstes auf den Haken: Damit er sich nicht aufbiegt, sollte er ausreichend groß und aus stabilem Stahl gefertigt sein. Die Spitze darf und sollte ihren Namen alle Ehre machen und sehr spitz sein, damit sie problemlos in den Fisch eindringen kann. Beim Gaffen führt Ihr den Haken ruhig (!) zum Maul des Fisches und zieht ihn mit kurzem, raschem Ruck durch den Unterkiefer. Beim Anzielen des Unterkiefers nicht vergessen, das Gaff gut festzuhalten, falls der Fisch gerade in diesem Moment noch einmal Kraft bekommt. In der Praxis hat es sich bewährt, das Gaff mit einer Sicherheitsleine zu versehen, damit der Fisch es nicht mit in die Tiefe nimmt. Auf dem Markt sind auch schwimmende Gaffs erhältlich.

Ein Heilbutt kurz vor der Landung mit einem Gaff

Ein Heilbutt kurz vor der Landung mit einem Gaff

Werdet beim Gaffen keinesfalls hektisch, denn auch die meisten bereits scheinbar geschlagenen Fische setzen bei Kontakt mit einen Gegenstand noch einmal Kräfte frei. Darum lieber etwas mehr Zeit nehmen und sicher haken als hektisch werden und den Fisch nach mehreren erfolglosen Versuchen wieder verlieren. Um ein Ausreißen des Gaffs zu verhindern, empfiehlt es sich bei schwereren Gesellen, den Haken durch den festeren Oberkiefer oder von unten her durch beide Kiefer zu stoßen. Ein weiteres wichtiges Entscheidungsmerkmal bei der Gaffwahl ist die Grifflänge, denn sowohl ein zu langer als auch ein zu kurzer Griff kann sich negativ auswirken. Auf dem Markt ist vom kurzen Handgaff über Teleskopausführungen, bei welchen aber dringendst die Stabilität geprüft werden sollte, bis hin zum zwei Meter langen Gaff alles erhältlich. Das für Euch passende Gaff solltet Ihr anhand der Bootgröße (Höhe der Bordwand) auswählen. Neben den u-förmigen Haken gibt es unter dem Namen „Norwegen-Gaff“, „Schlag-Gaff“ oder „Klepp“ noch ein andere Art Gaff. Die Benutzung des Schlag-Gaffs erfordert etwas mehr Übung, damit der Fisch sicher gehakt wird und nicht die Spitze in der Bordwand steckt. Zudem rutsch der Fisch leichter wieder von dieser Sorte Haken herunter, weshalb von einer Benutzung bei Heilbutt und Steinbeißer abzuraten ist. Ansonsten ist es reine Geschmacks- und Übungssache, welches man lieber verwendet. Generell solltet Ihr Euch vor jedem Gaffen fragen, muss dies wirklich sein oder bekomme ich den Fisch vielleicht auch schonender mittels Handlandung, Kescher oder Kiefergreifer an Bord!

Heilbuttharpune für XXL-Plattfische
Wie ihr Name schon sagt, ist die Heilbuttharpune für die allseits beliebten Plattfische entwickelt. Jedoch ist sie weniger als Landehilfe sondern hauptsächlich zum Fixieren und Sichern des Butts gedacht. Genauso wie beim Gaff gilt auch hier: Die Spitze darf so spitz wie nur möglich sein! Aber bitte bei Nichtgebrauch die Schutzkappe nicht vergessen. Zum Harpunieren sollte der Angler versuchen, den Fisch in die Waagerechte vorm Boot zu bekommen. Dies kann häufig erreicht werden, indem man kurz vor der Oberfläche die Schnur etwas (auf keinen Fall zu viel!) nachlässt. Meist dreht sich der Fisch dadurch in die Waagerechte. Jetzt zielt Ihr mit der Spitze der Harpune in Höhe der Brustflosse auf den Heilbutt und rammt jene mit einem kräftigen Stoß durch den Fisch. Manche Angler zielen auf den Kopf oder das Auge, jedoch erfordert dies sehr viel Übung, da wegen der dicken Schädeldecke ein Eindringen nur bedingt möglich ist. Ohne ausreichend Erfahrung besteht hier hohe Verletzungsgefahr. Durch das Querstellen der Spitze wird der Fisch fixiert und kann ans Boot gezogen werden. Zur Erläuterung: Beim Harpunieren stoßen wir mit dem Griff die Spitze durch den Fisch, welche sich anschließend vom Griff löst und unter Spannung querstellt. Die Spitze ist mit einem längeren Seil fixiert, welches vorab ordentlich in einen Eimer verlegt sein sollte. Denn nichts ist schlimmer als wenn sich das Seil beim Abziehen des Fisches im Boot verfängt und jenes zum Kentern bringt oder einige unsere Angelsachen mit in die Tiefe reißt.

Harpunen sind entwickelt worden, um große Heilbutte sicher zu landen

Harpunen sind entwickelt worden, um große Heilbutte sicher zu landen

Auf den Bereich um die Brustflosse sollte mit der Harpune gezielt werden. Die meisten Heilbutte bekommen durch den Kontakt mit dem Metall noch einmal Kraft und flüchten ein letztes Mal in die Tiefe. Darum ist es wichtig, dass das Ende des Harpunenseils ebenfalls gesichert ist. Bei kleinen und mittleren Heilbutten könnt Ihr die Schnur in der Hand festhalten, jedoch ist bei größeren Gesellen davon strengstens abzuraten. Denn in diesem Fall wäre ein Bad im Wasser vorprogrammiert. Für diesen Zweck sollte an Bord ein großer oder mehrere Fender (Schwimmkörper) bzw. eine Langleinenboje vorhanden sein. Diese kann man sich durch nettes Fragen bei vielen Vermietern der Ferienwohnung in Norwegen ausleihen. Auf diese Art kann der Fisch sich an den Fendern seine letzten Kraftreserven abkämpfen und wenig später ans Boot gezogen werden. Zum endgültigen Anlanden sollte noch das Gaff mit zu Hilfe genommen werden. Auf dem Markt sind wie bei den Gaffs auch schwimmende Harpunen erhältlich. Diese Eigenschaft ist besonders vorteilhaft, da man sich so nach dem Harpunieren vollständig auf die Leine konzentrieren und den Griff ggf. später einfach aus dem Wasser fischen kann. Eine vernünftige Harpune kostet im Handel zwischen 40 und 60 Euro. Wem dies zu viel ist, der kann sich seine Harpune auch selber bauen.

Der Heilbutt erscheint an der Oberfläche. Die Harpune ist bereit

Der Heilbutt erscheint an der Oberfläche. Die Harpune ist bereit

Abwarten mit der Harpune, bis sich der Heilbutt in die Waagerechte dreht

Abwarten mit der Harpune, bis sich der Heilbutt in die Waagerechte dreht

Dann geht es schnell: Ein kräftiger Stoß und die Spitze der Harpune ist im Fisch

Dann geht es schnell: Ein kräftiger Stoß und die Spitze der Harpune ist im Fisch

Nach dem Harpunieren flüchtet der Heilbutt meistens noch mal

Nach dem Harpunieren flüchtet der Heilbutt meistens noch mal

Mit einem Fender am Seil kommt der Heilbutt aber schnell wieder an die Oberfläche und kann sicher gelandet werden

Mit einem Fender am Seil kommt der Heilbutt aber schnell wieder an die Oberfläche und kann sicher gelandet werden

Handlandung mit Handschuh

Die Handlandung ist wohl die älteste aller Landemethoden, aber noch immer erfolgreich und bei den meisten Fischen im Meer und Fjord problemlos durchführbar. Doch selbst für diese bisher billigste Variante der Landung gibt es jetzt ein Hilfsmittel. Mit Landehandschuh meine ich nicht den häufig als solchen bezeichneten Handschuh aus Stahlgeflecht zum Filetieren, sondern einen direkt für die Landung konzipierten Schutz. Laut Produktbeschreibung soll er vor Hakenspitzen und scharfen Fischzähnen einen sicheren Schutz bieten. Und wie sich bei unzähligen Tests herausstellte, erfüllt er tatsächlich, was der Landehandschuh verspricht. Angeboten wird der viel gepriesene Handschuh von der Firma Lindy. Sämtliche Erfahrungen, die ich bisher gelesen und gehört habe, fielen durchweg positiv aus. Mit einen Preis von 30 Euro für einen Handschuh ist der Lindy natürlich nicht gerade billig. Aber bei bereits einem abgehaltenen Haken, der sonst Abbruch des Angeltages, Besuch des Krankenhauses mit aufwendiger Behandlung und viel Schmerzen bedeutet hätte, ist der Preis gerechtfertigt. Vorteilhaft ist der Handschuh auch für Fische mit Stacheln wie etwa Rotbarsche. Hier fällt das Festhalten erheblich leichter mit der Landehilfe in der Hand. Einen hundertprozentigen Schutz kann der Handschuh natürlich nicht bieten. Darum sollte stets Vorsicht und der gesunde Menschenverstand bei der Landung dabei sein.

Andreas Trommer