Es sind wohl die beeindruckendsten Gesellen in Norwegen: Lippfische. Diese werden zwar nicht groß, können aber ihr Geschlecht ändern, Nester bauen, in der Aquakultur Lachse putzen und strotzen vor Farbe.

Lippfische sind nicht nur farbenfroh, sondern auch beeindruckende Fische. Hier ein Männchen vom Kuckuckslippfisch aus Norwegen

Lippfische sind nicht nur farbenfroh, sondern auch beeindruckende Fische. Hier ein Männchen vom Kuckuckslippfisch aus Norwegen

Lippfische beim Angeln in Norwegen

Wer mit Fischfetzen oder Rekern (Tiefseegarnelen) als Naturköder in Norwegen mit dem Boot dicht am Ufer fischt, der fängt immer mal wieder Lippfische. Auch beim Uferangeln mit der Pose in Norwegen oder Grundmontagen von Stegen vor der Anlage, Molen und in Sunden gehen die bunten Burschen gerne an die Haken. Größere Exemplare schnappen sich ab und zu einen Gummifisch oder Pilker. Ein paar Lippfischarten aus dem hohen Norden möchte ich Euch nun vorstellen.

Beim Angeln mit Fischfetzen oder Garnelen als Köder gehen in Norwegen immer wieder ufernah Lippfische an die Haken

Beim Angeln mit Fischfetzen oder Garnelen als Köder gehen in Norwegen immer wieder ufernah Lippfische an die Haken

Die verschiedenen Lippfischarten: Kuckuckslippfisch bis Goldmaid

Weltweit gibt es über 500 Lippfischarten und einige sind auch in Norwegen anzutreffen. Vor allem im südlichen Teil des Landes sind Beifänge beim Meeresangeln gar nicht so selten. Ein großer Vertreter ist der Gefleckte Lippfisch (Labrus bergylta), der bis zu 65 Zentimeter lang wird und bei stattlichen Exemplaren die für Lippfische typischen wulstigen Lippen ausbildet. Die Farbe kann sehr variabel sein, wobei bräunliche und grünliche Töne dominieren. Eine deutlich kleinere Art ist der Kuckuckslippfisch (Labrus mixtus), der maximal bis zu 40 Zentimeter groß wird und einen langgestreckten Körper besitzt. Er kommt bis zum Senegal und im Mittelmeer vor. Die Goldmaid (Symphodus melops) hat einen seitlich abgeflachten, ovalen und hohen Körper und erreicht eine maximale Länge von 28 Zentimetern. Die Farbe von dieser Art ist sehr verschieden. Die Männchen haben eine grünliche oder blaue Grundfärbung, während die Weibchen eher bräunliche und gelbe Töne aufweisen.

Zwischen Steganlagen vor den Ferienhäusern in Norwegen fühlen sich Lippfische wohl. Jesco Peschutter fing hier diesen Gefleckten Lippfisch auf Fischfetzen an einer Posenmontage

Zwischen Steganlagen vor den Ferienhäusern in Norwegen fühlen sich Lippfische wohl. Jesco Peschutter fing hier diesen Gefleckten Lippfisch auf Fischfetzen an einer Posenmontage

Die Goldmaid hat einen seitlich abgeflachten, ovalen Körper. Diese Lippfischart wird maximal 28 Zentimeter lang

Die Goldmaid hat einen seitlich abgeflachten, ovalen Körper. Diese Lippfischart wird maximal 28 Zentimeter lang

Wandel des Geschlechts von Lippfischen

Die meisten Lippfische wechseln im Leben ihr Geschlecht. Zuerst sind die Barschverwandten in der Regel weiblich. Erst später entstehen aus ihnen durch einen Geschlechtswandel Männchen. Diese unterscheiden sich häufig durch Körpergröße und Farbenpracht von den Weibchen. Das könnt Ihr in Norwegen gut beim Kuckuckslippfisch beobachten. Während die „Damen“ rot oder orange gefärbt sind, strahlen die „Herren“ in Blau, Orange und Gelb (Sexualdimorphismus). Die Männchen bauen in der Laichzeit ein Nest aus Algen, das sie bewachen und aggressiv verteidigen.

Der männliche Kuckuckslippfisch ist wohl mit der schönste Fjordbewohner in Norwegen. Hier biss das Männchen auf eine Reker und ging als Beifang beim Plattfischangeln mit Buttlöffel an den Köder

Der männliche Kuckuckslippfisch ist wohl mit der schönste Fjordbewohner in Norwegen. Hier biss das Männchen auf eine Reker und ging als Beifang beim Plattfischangeln mit Buttlöffel an den Köder

Weibliche Kuckuckslippfische sehen unscheinbar aus, können sich aber im Leben zu farbenfrohen Männchen umwandeln. Auch dieser Lippfisch ging beim Plattfischangeln an den Köder hinterm Buttlöffel

Weibliche Kuckuckslippfische sehen unscheinbar aus, können sich aber im Leben zu farbenfrohen Männchen umwandeln. Auch dieser Lippfisch ging beim Plattfischangeln an den Köder hinterm Buttlöffel

Lippfische gegen Läuse in der Aquakultur

In der Lachszucht verursachen Parasiten einen großen Schaden und damit entstehen erhebliche Kosten. Vor allem die Lachslaus (Lepeophtheirus salmonis) ist ein im Meer lebender Kleinkrebs, der außen auf seinem Wirt lebt und sich von Blut, Schleim und Haut ernährt. Der Ektoparasit findet in den Netzgehegen optimale Bedingungen, da hier mehrere Hunderttausend Lachse auf engem Raum herumschwimmen und somit ein Wirt schneller gefunden wird. Einzelfische können mit über 100 Läusen befallen sein. Aber was haben nun Lippfische mit dieser Problematik zu tun? Diese sind die natürlichen Fraßfeinde der Lachsläuse. In gemeinsamer Auqakultur werden Goldmaid, Kleinmäuliger Lippfisch (Centrolabrus exoletus) oder Klippenbarsch (Ctenolabrus rupestris) mit zu den Lachsen gesetzt. Auch der oben schon beschriebene Gefleckte Lippfisch, der als robust gilt, kommt als biologischer Schädlingsbekämpfer in den Lachsfarmen zum Einsatz. Ein Lippfisch kann bis zu 200 Läuse am Tag fressen. Ist die Lausplage weitestgehend unter Kontrolle, müssen die Lippfische zusätzlich mit Muscheln oder Krabben gefüttert werden, da sie sich sonst Gewebeteile aus den Lachsen beißen. Mittlerweile werden auch Seehasen als Parasitenvernichter eingesetzt. Ein Eindämmen der Lachsläuse ist nicht nur gut für die Aquakultur, sondern auch für die Wildbestände von Lachs und Meerforelle, die ebenfalls einen Schaden durch die Parasiten erleiden können. Da die meisten Lippfische als Putzerfische für die Aquakultur aus Wildfängen stammen, ist der Fangdruck recht hoch. Deshalb sind sie seit Anfang 2018 in Norwegen geschützt.

Der Gefleckte Lippfisch gilt als robust und kommt in der Lachszucht als biologischer Schädlingsbekämpfer zum Einsatz. In der Aquakultur frisst er Lachsläuse von den Zuchtlachsen

Der Gefleckte Lippfisch gilt als robust und kommt in der Lachszucht als biologischer Schädlingsbekämpfer zum Einsatz. In der Aquakultur frisst er Lachsläuse von den Zuchtlachsen

Wer in Norwegen beim Meeresangeln Lippfische als Beifang fängt, muss diese Arten wieder zurücksetzen, da sie seit 2018 geschützt sind

Wer in Norwegen beim Meeresangeln Lippfische als Beifang fängt, muss diese Arten wieder zurücksetzen, da sie seit 2018 geschützt sind

Kennt Ihr noch weitere Lippfischarten, die in Norwegen vorkommen? Habt Ihr auch schon mal welche mit der Angel gefangen?


Euer
Jesco