Einige Angler fühlen sich als Krone der Schöpfung. Andere werden nur müde belächelt. Ist der Fliegenfischer höhergestellt als ein Heringsangler oder der Karpfenspezi etwas Besseres als der Hechtangler? Unter den einzelnen Gruppen kommt es immer wieder zu Konflikten. Was tun?

Respekt am Wasser ist wichtig: Dann kommen auch Karpfen- und Hechtangler gut miteinander aus
Respekt am Wasser ist wichtig: Dann kommen auch Karpfen- und Hechtangler gut miteinander aus

Respekt am Wasser ist wichtig: Dann kommen auch Karpfen- und Hechtangler gut miteinander aus

Viele verschiedene Angler
Angler sind alle gleich: Oder etwa doch nicht? Es gibt Hecht-, Zander- und Barschangler. Welche, die sich auf Meerforellen, das Feedern oder Angeln mit der Kopfrute spezialisiert haben. Den Aalangler oder Carphunter. Fliegenfischer in Wathose, Ufer- oder Bootsangler. Personen, die lieber einen gemütlichen Ansitz bevorzugen oder diejenigen, die mit Spinnködern Strecke machen. Welche, die weit ins Ausland zum Fischen fahren und den Vereinsangler, der nur ein paar Minuten zum Gewässer benötigt. Meeres- oder Süßwasserangler. Die Liste lässt sich beliebig weiter ausführen.

Angeln ist so vielseitig: Hier probierte Jesco das erste Mal das Kajakfischen aus

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Jeder entscheidet selbst
Wie Ihr seht, ist das Angeln extrem vielfältig und die Methoden sind sehr verschieden. Nicht ohne Grund werden jeden Monat Angelmagazine wie RUTE & ROLLE mit den unterschiedlichsten Themen gefüllt, erscheinen viele Bücher auf dem Markt, werden Angelforen wie das ANGLERBOARD gut angenommen, Filme für YouTube produziert und unzählige Webseiten im Netz mit Informationen zu unserem Hobby geflutet.
Es gibt Personen, die sich auf eine Angelart, einen bestimmten Fisch oder Gewässertyp spezialisieren. Dann sind da aber auch Petrijünger, die sich nicht auf eine Methode oder einen Flossenträger festlegen und alle Facetten des Angelns erleben möchten ‒ eben wahre Allrounder. Jeder soll für sich selbst entscheiden, welchen Weg unseres Hobbies er einschlägt und worauf er am meisten Lust hat.

Respekt am Wasser
Doch wenn wir uns für einen Bereich des Angelns entschieden haben, dürfen wir uns nicht über andere Angler stellen und als etwas Besseres fühlen. Klar, es ärgert einen Karpfenangler, wenn der Spinnfischer den Anker genau auf dem Futterplatz hinunterlässt ‒ vielleicht auch noch genau zur Beißzeit. Genauso fühlt sich der Schleppangler eingeschränkt, wenn von Welsanglern das halbe Gewässer mit Schnüren abgespannt ist. Jeder sollte darüber nachdenken, wie er seine Angelei am besten ausübt, ohne andere Petrijünger in deren Freiraum einzuschränken. Ein Bootsangler muss nicht unbedingt ein Riff anfahren, wo mehrere Watangler auf der Suche nach Meerforellen stehen. Ist eine Buhne am Fluss mit einem Feeder-Angler besetzt, müssen sich nicht mehrere Zanderangler ausgerechnet dorthin gesellen. Schließlich gibt es meist genügend andere gute Stellen. Und wenn es doch mal der Lieblingsplatz von einem ist, muss man sich halt eingestehen, zu spät zum Angeln aufgestanden zu sein. Dann hilft kein Jammern. Bei der nächsten Tour ist der Hotspot vielleicht wieder unbesetzt. Sucht auch das Gespräch: Die meisten Angler sind zuvorkommend und wenn wir höflich fragen, findet sich fast immer eine Lösung, mit der beide Parteien zufrieden sind. Missachtung, Grummeln, Ärger und Wut gehören nicht ans Wasser. Schließlich wollen wir alle die tolle Zeit beim Fischen genießen.

Wer seine Karpfen-Rigs wirft und nicht über 300 Meter mit dem Boot auslegt, bekommt selten Probleme mit Schleppanglern

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Bessere Angler
Manche Angler führen sich so auf, als ob sie die Krone der Schöpfung sind. Sei es der Bass-Angler mit seinem Hightech-Aluboot, der Karpfenangler mit Futterboot und teuren Bissanzeigern, Fliegenfischer, Teamangler oder Angel-Influencer. Dies sind nur ein paar Beispiele und bei all diesen gibt es viele vernünftige, hilfsbereite und liebe Angler und Anglerinnen. Doch leider sind nicht alle so. Nur weil am Wasser Karpfen-Tackle für mehrere Tausend Euro aufgebaut ist, einem ein Bass Boat mit neuestem Echolot gehört oder jemand irgendeine Firma als Teamangler vertritt, ist diese Person bei weitem kein besserer Angler oder darf sich als solcher fühlen. Ich kenne Bekannte, die mit recht günstigem Gerät mehr Fische fangen als andere und kein großes Geheimnis über ihre Fänge und Methoden machen. Für mich ist nicht entscheidend, ob jemand auf Hering, Forelle, Brassen oder Lachs, mit einem Boot oder vom Ufer aus fischt, sondern, wie die Person mit der Natur und seinen Mitmenschen umgeht. Auf Instagram bekam ich zum Beispiel einen Kommentar auf eine von mir gefangene Meerforelle: „Either fly only or leave it…“ (Fisch mit der Fliege oder lass es sein…). Oder bei einem kurzen Clip von einem Karpfenbiss schrieb ein User: „Really you call that fishing???? Hahahahah“ (Das nennst Du wirklich Angeln????). Warum jemand sowas schreibt, werde ich nie verstehen. Wenn ein Angler für sich entschieden hat, nur mit Fliege zu angeln, ist es für mich völlig in Ordnung. Aber deshalb andere Angelarten schlechtzureden, geht meiner Meinung gar nicht. Angeln ist so vielseitig und jeder kann selber entscheiden, wie er an den Fisch kommt, solange es im rechtlichen Rahmen ist. Wer mit Boilies angeln möchte, soll dies tun. Wer lieber den ganzen Tag einen Big Bait schmeißt und auf Hecht angelt, darf dies gerne machen. Und wer mit Tauwurm auf Barsch fischt oder mit Leber einen Ansitz plant, ist ebenfalls am See oder Fluss willkommen. Urteilt nicht vorschnell über andere Angler und zeigt Verständnis ‒ lieber miteinander als gegeneinander! Schließlich sind doch alle Angler gleich: Wir wollen alle erholsame, fischreiche und wunderbare Momente an unseren Gewässern erleben.

Aufreger bei Instagram: Ist eine auf Blinker gefangene Meerforelle weniger wert als eine, die mit der Fliege überlistet wurde?

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