Sie sind kurz oder lang, sensibel oder kräftig, gefühlvoll oder robust, schnell oder langsam – Angelruten. Wir zeigen Einsteigern, welche Arten es gibt und was sich hinter den Begriffen Blank, Aktion, Wurfgewicht & Co verbirgt.

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Baitcaster-, Fliegen- und Spinnrute (v. l.) sind nur drei Rutenarten von einer ganzen Vielzahl von Modellen

Unsere Einsteiger-Reihe geht in die nächste Runde. Nach dem zuletzt Angelrollen Thema waren, widmen wir uns nun einem weiteren wichtigen Teil der Ausrüstung: Angelruten. Außenstehenden und Neulingen stellt sich oft die Frage, wieso und wofür es eigentlich so viele verschiedene Ruten zum Angeln gibt. Um dies zu beantworten, stellen wir Euch verschiedene Rutenarten vor und erklären, was es mit den Begriffen auf sich hat.

RUTENARTEN
Angeln sind ein „verlängerter Arm“, mit dem wir vom Ufer weiter entfernte Plätze befischen können. Sie helfen beim Anbieten der Köder sowie Drillen und Landen von Fischen. Es gibt zwei Grundarten von Angelruten: Wir unterscheiden Teleskop- (zum Ineinanderschieben) und Steckruten (zum Stecken). Letztgenannte haben gewöhnlich ein längeres Transportmaß, bieten jedoch höheren Angelkomfort. Außerdem gibt es für jede Methode und Fischart spezielle Ruten, da andere Anforderungen erfüllt werden müssen.


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Einsteiger können den Rutenwald vor lauter Angeln (fast) nicht sehen. Das Angebot ist riesig

Um den Rahmen dieses Artikels nicht zu sprengen, beschränken wir uns an dieser Stelle auf die Aufzählung verschiedener Rutenarten: Wir unterscheiden Stipp- oder Kopfruten, Bolognese-, Feeder- und Match-Ruten, Karpfen- und Wels-
ruten, Brandungs-, Pilk- und Bootsruten sowie Fliegen- und Spinnruten, welche überdies in weitere Spezial-
ruten zum Fischen mit verschiedenen Methoden – Spoon, Drop Shot, Baitcast, Jerkbait – unterschieden werden. Außerdem gibt es inzwischen zahlreiche Reiseruten (mehrteilige Steckruten mit kurzer Transortlänge) und Eisangeln.

BLANK
Werfen wir einen Blick nur 150 bis 200 Jahre zurück ins 19. Jahrhundert. Damals dominierte Holz den Rutenbau besonders von Weiden, Hasel oder Wacholder, später auch Bambus. Neue Techniken entwickelten sich rasch weiter und erreichten die nächste Stufe durch das Spleißen und Verleimen der Hölzer. Dadurch wurden Angelruten leichter und belastbarer.
Heutzutage bezeichnet man als Blank den Ruten-Rohling. Hergestellt sind sie größtenteils aus Glas- und/oder Kohlefaser. Zusammengefasst: Eine mit Epoxidharz getränkte Trägerfolie mit Materialfasern – der sogenannte Prepreg – ist Ausgangspunkt jedes Blanks. Der Prepreg wird anschließend um einen Mandrel gewickelt, mit Cellophan gesichert und im Ofen gebacken. Weitere Arbeitsschritte sind Schleifen, Lackieren und Aufbauen des Blanks.

AKTION
Ausgangsmaterialien, Kohlefasermatten, Epoxidharzanteil, Pressdruck und Backen bestimmen bereits über die Eigenschaften eines Blanks. Je weniger Harz im Carbon ist, desto leichter, schneller aber auch bruchanfälliger ist die Rute. Bereits in diesen Schritten wird die Aktion einer Angel bestimmt. Dies ist entscheidend für bestimmte Rutenmodelle. Eine Stipprute muss andere Aufgaben erfüllen und ist anderen Belastungen ausgesetzt als eine zum Zanderangeln mit Gummifisch. Es werden schnelle und langsame Blanks unterschieden. Außerdem gibt es drei Aktions-Grundtypen, die als parabolisch, semi-parabolisch und Spitzenaktion bezeichnet werden.


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Eine parabolische Aktion, auch durchgehende Aktion genannt, besitzt eine gleichmäßige Biegekurve von der Spitze zum Handteil. Ruten mit Spitzenaktion biegen sich nur im oberen Drittel des Spitzenbereichs und gehen dann in einen sehr harten, steifen Blank über. Eine semi-parabolische Aktion, auch Halbaktion bezeichnet, ist eine Kombination aus Spitzen- und durchgehender Aktion. Von der Spitze bis zur Mitte biegt sie sich leichter und ist im unteren Teil deutlich kräftiger. Außerdem gibt es Ruten mit einer progressiven Aktion, welche eine Kombination aus allen anderen Aktionen ist. Es gibt noch weitere Mischformen.

WURFGEWICHT
Je nach Methode und Angelart muss eine Rute unterschiedliche Köder händeln: von einer leichten Pose bis hin zum schweren Pilker. Daher sind Angelruten mit verschiedenen Wurfgewichten oder Testkurven erhältlich. Diese beschreiben gewöhnlich einen „Von-bis-Bereich“, in dem sich der Blank optimal auflädt. Ähnlich sieht es für Testkurvenangaben in englischen Pfund aus. Diese beschreiben die Biegung eines Blanks um 90 Grad unter Gewichtsbelastung. Über mathematische Formeln lässt sich das Wurfgewicht ermitteln. Beispiel: Eine 1-lb-Rute besitzt ein Wurfgewicht zwischen 25 und 30 Gramm. Bei schweren Bootsruten beispielsweise beziehen sich die Pfund-Angaben oft auf die optimal einzusetzende Schnurklasse.

AUSSTATTUNG
Unter diesem Punkt sammeln sich alle Anbauteile vom Griff, über Rollenhalter, Ringe und der Verarbeitung wie Wicklungen und Lackierungen. Größtenteils verbauen die Hersteller Griffe aus Kork oder Duplon/EVA-Material. Diese sind in unterschiedlichen Güteklassen erhältlich. Wir unterscheiden darüber hinaus durchgängige und geteilte Griffteile. Diese bilden gemeinsam mit einem Rollenhalter den unteren Teil einer Angelrute. Aber auch hier gibt es verschiedene Modelle: Schraub-, Schiebe- oder Klapprollenhalter. Zudem sind speziell für den Einsatz von Multi- und Baitcaster-Rollen Ruten mit Trigger-Griff – auch als Pistolengriff bekannt – erhältlich.


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Zu jeder Rute passt ein Rollenhalter. Es gibt unterschiedliche Ausführungen (v. o.): Klapp-, Schiebe-, Schraubrollenhalter und Rollenhalter mit Trigger-Griff

Doch ohne Ringe geht es nicht. Wobei es mit Inliner-Ruten (Schnur verläuft im Inneren des Blanks) eine Ausnahme gibt. Dennoch sind Ringe ein sehr wichtiger Teil einer Rute. Sie dienen unter anderem zur Kraftübertragung der Schnur auf den Blank. Anzahl, Größe und Verteilung hängen von der jeweiligen Rutenlänge, der Aktion und der Einsatzart ab. Wir unterscheiden Ein- und Zweistegringe, Rollen- und Schlangenringe.

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Unter Ausstattung sammeln sich Griffarten, Lackierungen und Ringe

Die Schnurführungen sind mit bestimmten Einlagen versehen. Eine der gängigsten und bekanntesten Einlage besteht aus Siliciumcarbid, besser bekannt als SiC. Weitere Einlagen bestehen zum Beispiel aus Alconite, Titan, Teflon oder Hardloy. Je nach Ausstattung und Qualität vom Blank bis hin zur Ringwicklung und Lackierung erklären sich die preislichen Differenzen von Angelruten.