Flüsse mit einer gewissen Trübung beherbergen oft die von so vielen Anglern heißbegehrten Zander. Vor allem tagsüber hat man hier gute Chancen auf zum Teil kapitale Fische. Mit der richtigen Ausrüstung und Herangehensweise eröffnen sich sogar für Fliegenfischer ungeahnte Möglichkeiten. Von Steffen Schulz

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Steffen Schulz ist Fliegenfischer durch und durch. Wer wie er sogar Zander auf Streamer fängt, versteht sein Handwerk

Mit einem guten Freund geht es an einen mittelgroßen Fluss, um mit der Fliegenrute auf Zander zu fischen. Dass Zander Streamer lieben, konnte ich in der vergangenen Zeit an vielen Gewässern mit großer Freude feststellen. Gerade große Zander lieben extrem langsam präsentierte Köder, weshalb wir Fliegenfischer einige Trümpfe auf unserer Seite haben. Auch in klaren Gewässern konnte ich bereits gute Erfolge verzeichnen, diesmal zog es uns jedoch an ein angetrübtes Fließgewässer mit extrem schwacher Strömung. Das dachte ich zumindest, denn die Hochwassersituation in der Region sorgte für mehr Strömung als gewöhnlich. Jetzt muss ein Plan her!
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Die Rute muss für diese Angelei ein straffes Rückgrat haben, sonst sitzt der Anhieb nicht

Ohne Kompromisse

Wer gezielt auf Zander mit Streamern fischen will, der braucht eine Rute der Klasse 8, eine 9er geht natürlich auch. Vielen erscheint eine 7er Rute ausreichend. Eine moderne 8er Rute ist leicht und hat genügend Kraftreserven für große Zander, auch um sie gegebenenfalls von Hindernissen fernzuhalten. Zudem sind einige Zanderbisse an der Fliegenrute häufig sehr unscheinbar, je nachdem wie der Räuber die Fliege attackiert. Schiebt er sich von hinten auf den Streamer, so merkt der Angler, gerade bei Strömung, so gut wie keinen Biss. Wer nun beim nächsten Anstrippen einen Fisch bemerkt, der ist dankbar, wenn der Zander gegen eine kräftige 8er Rute läuft und sicher hängt. Da wir in aller Regel mit dünnen Sinkschnüren arbeiten, reicht eine Rollengröße der Klasse 5 bis 7 völlig aus, zudem reduzieren wir so weiteres Gewicht im System und können viele Stunden ermüdungsfrei fischen.

Köder- und Platzwahl

Köderwahl

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Leichte Streamer in 15 bis 20 Zentimeter Länge sind genau richtig

Ich bevorzuge ganz klar Streamer zwischen 15-20 cm aus weichen Materialien (z.B. MFD Baitfishfibre, MFD Fine Hair, www.marios-fliegendose.de und die Salty Baitfish Streamer von Fulling Mill), die bereits unter ganz leichtem Anstrippen und während der Absinkphase verführerisch spielen. Zudem kann sie der Zander leichter einsaugen und sie sinken extrem zügig in Richtung Grund. Um gerade bei Trübung mehr Aufmerksamkeit zu erzeugen, setze ich beim Zanderfischen sehr gerne auf Glasrasseln. Diese befestige ich bei Bedarf über ein Stückchen Schrumpfschlauch auf dem Haken. Auch UV-aktive Materialien sollten mit eingebunden werden.

Die Platzwahl
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Herrliche Abendstimmung am Fluss. Tagsübers sind schattige Plätze am besten

Mein Freund und ich beladen unser kleines Boot mit dem nötigsten Angelgerät für den Tag. Wir suchen uns die etwas tieferen Stellen, an denen die Uferkante von 1 auf 4-5 Meter abfällt. Monotone, schlammige Streckenabschnitte meiden wir. Stellen, an denen Büsche und Bäume über das Wasser hängen, die Schatten spenden, sind erste Anlaufstelle. Hier sind die lichtscheuen Zander vor der Sonne geschützt. Totholz und große Steine am Grund sind in aller Regel heißbegehrte Plätze bei den Glasaugen. Allerdings erfordern diese Strukturen, gerade in Verbindung mit Strömung, eine angepasste Technik.

Die Taktik

Da wir in aller Regel zwischen 15-20 m weit werfen und mit jedem Meter Wurfweite die Zielgenauigkeit abnimmt, müssen wir unsere Ankerplätze genau planen. Das Ankerseil wird so lang wie nötig und dabei so kurz wie möglich abgelassen, um lästiges Pendeln des Bootes zu minimieren. Häufiges Umsetzen erzeugt Unruhe und kostet den einen oder anderen guten Fisch.

Beeindruckend, wie vehemt die Zander beißen. In dem Video fischt Steffen vom Ufer

Je nach Strömungssituation müssen wir leicht stromauf werfen. Da unser Streamer so dicht wie möglich an die abfallende Kante bzw. den überhängenden Busch heran muss, wähle ich meistens ein etwas kürzeres, glattes Mono- oder Fluorocarbonvorfach von 0,40 mm von ca. 1 m Länge plus kurzer Stahlspitze. An dünnem und weichem Stahl spielt die Fliege besser als an 0,70-0,90er Fluorocarbon. Hechtsicherheit ist Pflicht! Das kurze Vorfach wird von der Intermediate- bzw. Sinkspitze schneller und dabei gleichmäßig auf Tiefe gebracht. Fischt man mit einem langen Vorfach, so ist die Hauptschnur bereits grundnah, während der Streamer irgendwo darüber umherdriftet.

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Alles richtig gemacht! Steffen mit einer tollen Zander-Granate

Schnell runter


Ich beginne mit einer Intermediateschnur und merke schnell, dass ich diesmal keinen Grundkontakt bekomme. Daher wechsel ich umgehend auf eine Intermediateschnur mit Sink-3-Spitze. Einerseits muss ich trotz Strömung schnell auf Tiefe kommen, andererseits muss ich langsam fischen können mit ausgeprägten Absinkphasen. Je nach Tagesform muss man den richtigen Stripprhythmus finden. Meistens strippe ich einmal hart an, gefolgt von einer 2-4 Sekunden langen Absinkphase. Bereits beim ersten Wurf erfolgt ein heftiger Biss und ein 76er Zander landet im Boot. Kurz danach folgt ein etwas kleinerer Zander.

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Nach dem Drill sieht der Streamer meist aus wie ein zerknautschtes Wollknäuel. Eine kleine Bürste hilft

Der zweite Platz erfordert einen Taktikwechsel. Vor einer Schilfkante verläuft eine schmale, tiefere Rinne. Wir parken unser Boot oberhalb und ich werfe stromab, um die ganze Zeit in ihr fischen zu können. Trotz der Strömung fische ich dank der Sinkspitze genau über Grund, ich bekomme keine Hänger und kann in Zeitlupe meinen Streamer präsentieren. Kurz darauf bekomme ich einen brachialen Biss, der Drill ist heftig und wenig später kann ich einen kapitalen Zander landen. Die Freude ist grenzenlos! Gegen Abend stehen die Zander deutlich über Grund und ich wechsel erneut auf eine Intermediate Schnur. Weitere kleinere Zander runden dein Traumtag ab.

Extratipp: Eine kleine Bürste mitnehmen!. Zander zerstören jede Fliege und schenken uns nach einem Fehlbiss eine Art Wollknäuel!

Die Ausrüstung

RutenSchnüreFliegenNützliches
Greys Gr 80 SaltCortland

Compact Sink 3
Fulling Mill FM Yellow, Dougie’s Roach Electric Yellow, Andino Deceiver Chartreuse & BlackEin Echolot ist sehr hilfreich, nicht nur für die Tiefe, auch für das Futterfischaufkommen.
Hardy HBXAirflo Forty
Ein ruderbares Bellyboot ist sehr angenehm. Wer viel mit dem Bellyboot fischen geht, dem empfehle ich einen leichten E-Motor.
Hardy Zephrus SWS Plus Extreme Sink 7