Schwerer Schlag

Dann kam das Jahr 2013 und alles änderte sich für ihn: Parkinson-Diagnose, Anerkennung der Schwerbehinderung und 2015 letztlich Ausstieg aus dem Berufsleben. Plötzlich hatte er wieder mehr Zeit, die Kreativität kam zurück, ebenso die Musik. Walter Meyer fing wieder an zu komponieren und zu schreiben. Wie konnte all dies unter der Last der Arbeit untergehen? Und er hatte es nicht mal gemerkt! Die andere Hälfte von ihm sehnt sich so oft als möglich nach draußen. Die Liebe zum Fliegenfischen ist eher größer geworden. „An jedes Gewässer gehe ich noch viel bewusster und respektvoller, wissend, dass dies ganz schnell vorbei sein kann. Wenn ich fische, vergesse ich sogar mal Parkinson – allerdings werde ich schnell wieder eingeholt, zum Beispiel beim Wechseln der Fliege.“

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Eine von vielen, sehr vielen Fliegenboxen

Vom ersten Moment beeindruckt

Nach dem ersten Kontakt treffen wir uns endlich persönlich. „Kaffee, Elmar? Ich hoffe, das Du ist ok.“ „Aber sicher, wir sind doch Fliegenfischer.“ Wir schwimmen sofort auf einer Wellenlänge. Walter erzählt mir detailliert von seiner Krankheit. Davon, wie Parkinson sein Leben verändert hat. Ich kannte von meiner Tante nur das Zittern der Hand. Das war für mich Parkinson. Eine andere Form „sitzt“ in Walter. Sie beeinträchtigt den ganzen Körper und bisher bewegen sich nur der kleine und ganz leicht der Ringfinger. „Morgens muss ich erst mal meine Muskeln wieder lockern. Auch Umdrehen im Bett ist Schwerstarbeit“, informiert mich Walter. Dazu kommt eine gebückte Haltung. Sein Tagesablauf ist von Langsamkeit geprägt. „Die Zeit rennt einem davon und am Abend frage ich mich: Was habe ich heute eigentlich geschafft?“
Nach dem Kaffee führt mich der Vollblutmusiker in seine „heiligen vier Wände“. Tonstudio und Angelzimmer in einem. Sofort schnappt sich Walter eine Gitarre und legt los. „Ich kann meinen Arm nicht lange im klassischen Gitarrengriff halten“, erklärt er mir. Aber Walter wäre nicht Walter, wenn er sich davon stoppen lassen würde. Mit Hilfe eines Kapodasters bringt er die Greifhand näher an den Körper und kann dadurch entspannter spielen. Da der kleine Finger nicht mehr so will, wie er soll, schrieb Walter seine Stücke um und passte sie seinen „Greifmöglichkeiten“ an.
Dann geht die große Fliegenfischershow los. Walter öffnet die Türen seiner Schränke. Perfekt sortierte Fliegendosen, unzählige Schnüre, Taschen voller Rollen und eine beeindruckende Rutenauswahl. „Ich fische nur noch Danielsson-Rollen und verlor mein Herz an Winston-Ruten“, verrät mir Walter. Ich bin beeindruckt! Wo seine Schätze zum Einsatz kommen, zeigt er mir mit einem kleinen Einblick in sein umfangreiches Bildarchiv. „Bosnien ist traumhaft zum Fischen. Nette Meschen und wunderbare Gewässer. Aber auch Montana ist klasse. Hier, ein paar Impressionen.“ Nach den Bildern weiß ich: Bosnien steht ab jetzt ganz weit oben auf meiner Reiseliste.
Zum Abschluss meines Besuches zeigt mir Walter noch ein Video vom NDR. Nach zehn Jahren gab er sein erstes und leider auch letztes Live-Konzert diesen Januar im Klinikum Bad Segeberg. Die Krankheit bremst den lebensfrohen Menschen Walter Meyer aus. Die Anstrengungen auf der Bühne sind einfach zu groß. Ich kenne den Musiker und Fliegenfischer erst seit diesem Treffen. Doch eines meine ich schnell erfasst zu haben: Parkinson steht ihm Wege, aber Walter findet immer erfolgreiche Umwege, die ihn zum Ziel führen.

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Ein Liebhaber der Danielsson-Rollen

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Erinnerungen an vergangene Fänge immer im Blick

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