Bei Wassertemperaturen um die 20 Grad schlägt die Stunde der Hartbaits. Jetzt bleiben Gummifische in der Box, denn Barsch, Rapfen und Zander stehen auf schnelle, aggressive Köderführung.

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Steffen mit einem tollen Barsch, der den Popper von der Oberfläche pflückte

Warmes Wasser und hart kämpfende Fische sind der Traum eines jeden Anglers. Nicht umsonst ist die Tropenfischerei sehr beliebt. Der Preis ist allerdings saftig und nicht jeder Angler kann oder will mehrere Tausend Euro für eine Angelreise ausgeben. Die gute Nachricht: Auch bei uns kann man bei Wassertemperaturen um die 20 Grad bis in den Herbst hinein so richtig Spaß haben beim Fischen auf Barsch, Rapfen und Zander. Die allseits beliebten Gummiköder bleiben dann aber in der Box, jetzt sind die Fische nämlich richtig hart drauf, attackieren gern schnelle Köder. Es schlägt die Stunde der Hardbaits!
Dirk, Tobi und ich sind zum Hardbaiten verabredet. Zu dritt ist das eine richtig spaßige Angelegenheit. Man kann viel testen, sucht bei der ohnehin schon schnellen Angeltechnik noch mehr Wasserfläche ab und Doppeldrills sind quasi gebucht, wenn man einen guten Beißtag erwischt. Außerdem gibt es nichts Besseres, als mit mehreren Kumpels zu fischen.

Gewässerwahl
Zum Fischen mit Hardbaits stehe ich total auf mittelgroße Gewässer. Strukturreiche Baggerseen mit Wassertiefen um die 20 Meter und einem abwechslungsreichen Ufer (überhängende Büsche, Krautkanten, Landnasen, Steinfelder, steil abfallende Uferkanten, ufernahe Plateaus) sind ideal. Zu flach darf die Uferpartie nicht sein, sonst halten sich kapitale Fische lieber im Freiwasser auf. Tiefen zwischen zwei und sechs Metern sind ideal zum Twitchen und Poppern. Logisch, dass eher klares Wasser ebenfalls von Vorteil ist. Das gilt besonders, wenn wir gezielt Barsche angeln wollen.

Hardbait-Taktiken

Wenn wir vom Boot zu dritt eine Uferpartie absuchen, so fischt immer einer vor. Der fängt auch am ehesten einen Fisch, da er ja „jungfräuliches“ Wasser anwirft. Heißt, die von ihm angeworfenen Räuber haben noch keinen Köder gesehen. Um trotzdem die Chancen halbwegs gleichmäßig zu verteilen, rotieren wir nach jedem besseren Fisch. Der letzte muss immer komplett etwas anders machen. Twitchen die beiden vorderen einen natürlichen und einen knalligen Wobbler, so sollte der dritte im Bunde beispielsweise einen Oberflächenköder anbieten. Hat der erste im Boot einen Fisch, muss der zweite sofort in die Richtung werfen, um gegebenenfalls noch einen Barsch abzustauben, der dritte kann dann keschern und ein Foto schießen. Ist ein Schwarm gefunden, wird das Boot verankert, alle können und werden dann fangen. Effektiver und spaßiger geht es kaum.

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Diesmal rutschte ein Rapfen ins Netz

Köderwahl und Tackle
Hardbaits gibt es viele am Markt. Ich bevorzuge Köder, die rund drei bis vier Meter tief laufen. Da unten stehen eher die dicken Räuber. Hebt man die Rutenspitze, kann man diese Köder auch deutlich flacher präsentieren. Natürliche Dekore sind super, aber oft fangen auch knalligere Farben. Beim Angeln an der Oberfläche kann ich nicht pauschal zu Popper oder Stickbait raten. Meiner Erfahrung klappt an einem Gewässer der Stickbait besser, am anderen der Popper. Das müsst Ihr ausprobieren.
Klar, Fluorocarbon ist nicht 100 Prozent hechtsicher. Dennoch verwende ich beim Angeln auf Barsch, Rapfen und Zander dieses Material in der Stärke von 0,35 bis 0,40 Millimetern. Bei der Methode rucken und schlagen wir den ganzen Tag über wie wild, das führt bei Stahl und vor allem Titan schnell zu Ermüdungsbrüchen. Schnappt doch ausnahmsweise ein Hecht zu, konnte ich ihn bisher immer landen. Geht es gezielt auf Hecht, muss das Fluo einen Millimeter dick sein.
Die Drills sind teilweise sehr heftig und es kann jederzeit ein richtig großer Fisch einsteigen. Eine 1,80 bis zwei Meter lange Stationär- oder Baitcasterkombo ist ideal, der Geschmack entscheidet. Straff sollten die Ruten schon sein, sonst lassen sich die Wobbler nicht gut genug animieren. Einige Modelle tanzen dann perfekt auf der Stelle oder laufen sogar rückwärts. Das macht die Fische total irre.

Dickbarschalarm

Direkt am ersten Spot, einer Landzunge, die auf sechs Meter Tiefe abfällt, erhalte ich einen brachialen Biss. Ich kann einen schönen, über 40 Zentimeter langen Barsch landen. Sofort ankern wir, denn wo ein Barsch beißt, sind oft noch mehr Fische unterwegs. Wenige Würfe später knallt es wieder in meiner Rute und ein Endvierziger hängt an meinem Wobbler. Wahnsinn, was für ein Auftakt. Ich gehe nach hinten ins Boot, jetzt sind die anderen dran. Wenig später bekommt Tobi einen vehementen Biss und ein 45er Dickbarsch landet im Boot. Im Vergleich zum Winter sind die Fische deutlich schlanker, aber sie kämpfen dreimal so viel im warmen Wasser. Die Bisse und Drills sind spektakulär am leichten Spinngerät. Dirk ist noch nicht erfolgreich gewesen, freut sich aber mit uns. Er weiß, der Tag ist noch lang und die Fische scheinen sehr beißfreudig zu sein.

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Dirk (l.) und Tobi waren gleichzeitig erfolgreich. Das kommt bei dieser Angelei nicht selten vor

Wir entschließen uns, die Stelle zu wechseln. Sehr gute Entscheidung, denn es gibt den ersten Doppeldrill. Dirk fängt einen Barsch, Tobi einen Rapfen. Direkt danach kann ich einen weiteren großen Barsch fangen, Dirk fängt einen kleineren. Es geht nun Schlag auf Schlag. Der Wind hat etwas aufgefrischt, Sonne und Wolken wechseln sich ab. Das sind Tage, wo die Mittagszeit oft sehr gut sein kann. Herrlich, wenn man nicht einmal früh raus muss.
Der nächste Fisch kämpft deutlich besser. Na, diese Kopfstöße kenne ich doch? Genau, es ist ein schöner Zander, der meinen Twitchbait wollte. Dirk und Tobi fangen anschließend zwei Rapfen gleichzeitig. Die Silberbarren werden um uns herum richtig aktiv, was für eine coole Fischerei. Der Barsch-, Rapfen-, Zandermix hält an und wir können an diesem Tag so richtig abräumen.
Die schnelle Köderführung, gepaart mit ein bis zwei Sekunden langen Pausen, macht die Fische im warmen Wasser so richtig kirre. Wir treffen zwei weitere Angler, die mit Gummifischen unterwegs sind. Klar, sie fangen ihre Fische, aber nicht einmal annähernd so viele wie wir an diesem Tag. Eine Faustregel gibt es nicht, aber von Juni bis Oktober sind Hardbaits sehr oft anderen Kunstködern überlegen.

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Dass Barsche Oberflächenköder mögen, ist bekannt. Ob Stickbaits oder klassische Popper besser funktionieren, hängt auch vom Gewässer ab

Als die Sonne so langsam am Horizont verschwindet, liegen wir wieder an unserem Ausgangsspot des heutigen Angeltages. Wieder ist es ein dicker Barsch, der meinen Wobbler nimmt. Ich liebe die Warmwasser-Hardbait-Zeit!

Steffen präsentiert in RUTE & ROLLE 09/20 (EVT: 12. August 2020) seine Lieblings-Hardbaits.

Welche sind Eure Hardbait-Favoriten für den Sommer?
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