Besonders in der kalten Jahreszeit lohnt sich ein Ansitz auf Hecht mit Köderfisch. Christian Siegler stattete zusammen mit Kumpel Markolf Bram dem bayerischen Main einen Besuch ab. Mit Erfolg!

6.JPG

Es hat geklappt. Ein guter Hecht nahm den Köderfisch an der Pose.

Ruhig liegen die Posen im Wasser und stumm ist der Bissanzeiger auf dem Rutenhalter. Die Ruhe vor dem Sturm? Ja, denn die Chancen stehen im Winter gut, richtig fette Hechtkaliber mit Posen- oder Grundmontagen und Köderfischen zu fangen. Deadbaiting schimpft sich diese Angelei auf Neudeutsch und es gibt echte Liebhaber dieser Methode. Auch mich zog das Angeln mit Köderfisch in seinen Bann.

Hotspots bei Kälte

1.JPG

Ruhige, tiefe Flussabschnitte sind im Winter einen Versuch wert

Bei Minusgraden hängt der Fangerfolg von vielen Faktoren ab. Ein sehr wichtiger ist die richtige Angelstelle. Man sagt ja, dass sich 90 Prozent des Fischbestandes eines Gewässers auf zehn Prozent der Wasserfläche aufhält. Im Winter ist da echt was dran, denn bei Kälte rotten sich die Futterfische und Räuber an wenigen Stellen eines Gewässers zusammen. Jetzt gilt es, diese ausfindig zu machen. Ein guter Anhaltspunkt beim Angeln in Flüssen ist sicherlich, die Strömung zu beobachten. Langsam fließende, fast stehende Abschnitte sind immer gut. Auch tiefe Bereiche, wie Löcher oder Gumpen sind einen Versuch wert. Die allzu oft erwähnten Warmwassereinflüsse natürlich auch. Als absolute Hotspots erwiesen sich für uns aber Ecken, an denen der Fluss einen Durchbruch zu einem Stillgewässer hat. Hier ziehen bei guten Bedingungen oft Fische entlang. Gibt es in diesem Bereich auch tiefe Abschnitte, können wir getrost einen Versuch starten. Doch beißt Euch nicht an einer Stelle fest! Ein guter Tipp ist es, maximal zwei Stunden an einem Platz zu investieren. Oft kommen die Bisse recht zügig, wenn aktive Räuber am Start sind. Die Angelzeit im Winter ist jedoch kurz und wir dürfen nicht zu viel davon verplempern. Tut sich also nach spätestens zwei Stunden nichts, packen wir zusammen und besuchen den nächsten Hotspot. So schafft Ihr zwei bis vier interessante Plätze am Tag und angelt sehr effektiv.

Beißzeiten und Wetterlage
Weitere, enorm wichtige Faktoren bei der Winterangelei sind Beißzeiten und die Wetterlage. Erfahrungsgemäß sind Tiefdruckgebiete mit Westwind auch im Winter gute Angeltage. Klar, es ist grau, regnerisch und trotz höherer Temperaturen echt ungemütlich. Aber genau jetzt müssen wir ans Wasser! Es bringt wirklich wenig, bei gleisendem Sonnenschein und Ostwind am Wasser zu sitzen. Ein milder, grauer Wintertag verspricht Erflog! Jetzt müssen wir nur noch die Beißphase erwischen. Und diese kann sehr, sehr kurz sein! Manchmal nur eine knappe Stunde, aber dann knallt es. Die besten Fänge habe ich in der Zeit von 9 bis 14 Uhr gemacht. Wenn die Tagestemperaturen im Winter am höchsten sind, fressen die Fische! Mein Kumpel Markolf setzt ebenfalls auf die Dämmerung und konnte kurz vorm Dunkelwerden auch schon tolle Fische fangen.

Ruten, Rollen und Montagen

2.JPG

Viel braucht es nicht, um auf Winterhechte erfolgreich zu angeln

Beim Thema Ruten und Rollen mache ich keinen großen Heckmeck und verwende mein Karpfengeschirr. 2,5- bis 3-Pfund-Ruten in 12 oder 13 Fuß, dazu mittlere Freilaufrollen bespult mit 0,35er Mono. Fertig. Rutenhalter, elektrische Bissanzeiger mit sensiblen Swingern, ein großer Kescher und eine Abhakmatte runden die Hardware ab. Hier versuche ich, alles so einfach und robust wie möglich zu halten. Etwas genauer nehme ich es dann allerdings bei den Montagen. Meine Vorfächer baue ich mir selber. Dazu verwende ich geschmeidiges 7x7-Stahlvorfach und hochwertige Drillinge der Größe 4 bis 6.

5.JPG

Doppeldrillings-System aus 7x7-Stahl


Gerne fische ich Systeme mit zwei Drillingen. Bei der Grundrute setze ich einen Greifer im Kopfbereich und einen am Schwanz des Köderfisches. Für die Posenmontage wird ein Drilling am Rücken und einer wieder am Schwanz eingestochen. Mit diesen Systemen kann ich recht zügig anschlagen, was mir sehr wichtig ist. Die oft zitierte Wartedauer einer Zigarettenlänge nach dem Biss ist viel zu lang und nicht waidmännisch. Der Hecht schluckt meist viel zu tief und untermaßige Räuber können nicht schonend versorgt werden. Hier setze ich auf die Doppeldrilling-Montagen und einen möglichst schnellen Anhieb.

3.JPG

Guter Hakensitz! Mit dem System ist ein schneller Anhieb möglich

Die richtige Einstellung
Um jetzt aber wirklich erfolgreich zu sein, brauch es auf jeden Fall eine gute Portion Optimismus. Nicht zuletzt muss der Wille da sein, im Winter Fische zu fangen und der Kälte und Nässe zu trotzen. Man muss echtes Durchhaltevermögen mitbringen. Ich liebe die Angelei gerade jetzt. Die raue Natur und so manche Extremsituation am Wasser riechen nach Abenteuer vor der eigenen Haustür und lassen mich dem gewohnten Winter-Alltags-Blues für ein paar Stunden entfliehen. Rückschläge gibt es mehr als genug und Schneidertage sind eher die Regel, als eine Ausnahme. Dafür ist es umso besser, wenn es dann klappt und man weiß, dass man heute vielleicht fast der einzige Angler am Wasser war und sich durchgebissen hat. Geschenkt wird einem im Winter nix. Aber das will ich auch nicht! Mütze auf, Handschuhe und Winterstiefel an und ab ans Wasser. Jetzt beißt’s!

7.JPG

Markolf mit ordentlichem Winterhecht. Dafür hat sich der kalte Ansitz gelohnt!