Weite Sandstrände, Steilküsten, hohe Dünen und zahlreiche Angelmöglichkeiten machen Nordjütland zu einem wahren Sehnsuchtsort für Angler. Holger Bente und Timo Keibel waren im Revier unterwegs.

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Die Abendsonne taucht die Fischkutter am Strand in Løkken in ein warmes Licht

So ruhig wie an diesem Abend zeigt sich die Nordsee selten, hier oben in Dänemarks Norden. Flache Wellen, eine leichte Brise und ein in kräftigen Rottönen strahlender Sonnenuntergang bilden einen fantastischen Abschluss unserer kurzen Tour an die Jammerbucht in Nordjütland. Auf der Mole in Løkken versuchen wir unser Glück auf Wolfsbarsch. Wieder und wieder fliegen die Köder wie Gummifische und Wobbler in die Fluten der Nordsee, doch ein kampfstarker Wolf kreuzt nicht den Weg. „Vermutlich ist es wieder zu ruhig“, sage ich zu Holger. Beim Einpacken zücke ich noch die Kamera und vergesse fast, dass wir als Scheider nach Hause fahren.

ABSTECHER ANS KATTEGAT

Begonnen hat unsere Tour allerdings ganz anders: Bei unserer Ankunft herrscht ein kräftiger Wind aus West und die Wellen peitschen an die Nordseeküste. Angeln – unmöglich! Daher beschließen wir kurzerhand, die geografische Lage des Ferienhauses in Lønstrup zu nutzen, um Abstecher an die rund 50 Kilometer entfernte Kattegat-Küste nach Frederikshavn zu machen.

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An der Mole in Frederikshavn stehen Bollerwagen für Angler bereit

Am Parkplatz der neuen Mole staunen wir: Praktische Bollerwagen stehen Anglern für zehn dänische Kronen Leihgebühr zur Verfügung. So lässt sich das Tackle an den Angelplatz ziehen. Top! Wir gehen bis auf die Spitze der 1,8 Kilometer langen Mole und versuchen unser Glück auf Plattfische und Makrele. Ergebnis: Ein Minithun geht beim Landeversuch verloren und zahlreiche kleine Wittlinge fressen uns die Würmer ab.

SÜßER START MIT SALMONIDEN?

Mit einem Kontrastprogramm startet der erste volle Tag. Der Wind hat sich gelegt und uns begrüßt ein laues Lüftchen mit blauem Himmel. Die Sonne gewinnt minütlich an Kraft und lässt die Temperaturen ansteigen. Wir machen uns auf den Weg ins Landesinnere. Am Ufer der Uggerby Å empfangen uns Carsten und sein Sohn Mats mit einem warmen Kaffee und süßen Zimtschnecken.

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Die Uggerby Å ist ein bekannter Fluß in Norddänemark mit einem guten Meerforellenbestand

Die beiden sind eingefleischte Fliegenfischer und nennen die Uggerby Å ihr Hausgewässer. Die unscheinbare Au ist unter deutschen Anglern eher unbekannt. In Dänemark dagegen gilt sie als echter Geheimtipp für große Meerforellen. Salmoniden bis 24,8 Pfund gingen bereits an die Haken. Der Fluss mäandert durch die Landschaft und zeigt dabei viele Gesichter: steile, schwer zugängliche Ufer, offene Strecken an grünen Wiesen oder beruhigte Stellen. Die Fließgeschwindigkeit variiert zwischen schnell und langsam. Markenzeichen der Uggerby Å ist ihr tiefes Flussbett. Fischsichtungen sind ungewöhnlich.

Die Uggerby Å ist ein guter Fluss für Meerforellen und Lachs in Nordjütland.JPG

Die Uggerby Å schlängelt sich durch die Landschaft und mündet in die Jammerbucht

Ein starker Pflanzenbewuchs verleiht der Au einen wilden Charakter. Mats und Carsten meinen, dass die Bedingungen gut sind und der Regen der Vortage, den Wasserstand hat ansteigen lassen. Normalerweise nutzen die Meerforellen dies für den Aufstieg. Nach mehreren Stunden verlassen wir die hübsche Au ohne Fisch, aber mit herrlichen Eindrücken.

DA WAR DOCH WURM DRAN!

Zurück in Lønstrup geht’s direkt weiter: In den Abendstunden lockt die kleine Mole an der Nordseeküste im beschaulichen „Hafen“ von Lønstrup. Denn ein Hafenbecken im herkömmlichen Sinne gibt’s nicht.

Hafen Lønstrup hier gibts Strand und Steinpackungen.JPG
Hafen Lønstrup Blick aufs Meer und die Molen 3.jpg

Der kleine Hafen in Lønstrup sieht malerisch aus und bietet kleine Molen, die zum Angeln einladen

Die Molen bilden eher eine kleine Bucht unmittelbar am Strand. Von dort stechen die kleinen Fischerboote in See. Über ein Windensystem und Stahlseile werden die Kutter an den Strand oder ins Wasser gezogen. Mit ausreichend Seeringel- und Wattwürmern, Brandungsruten und Dreibeinen bepackt, entern wir die Mole. Die Nordsee liegt wie ein Spiegel vor uns und nur eine minimale Dünnung sorgt für etwas Wasserbewegung.

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Brandungsangeln in Lønstrup: Hier beißen Plattfische, Wolfsbarsche …

Nicht die besten Bedingungen zum Brandungsangeln. Plattfische und sogar Wolfsbarsche soll es hier geben. Und siehe da: Kaum liegen die Ruten, gibt es die ersten Zupfer. Doch unsere Anhiebe gehen ins Leere. Das Schauspiel wiederholt sich mehrere Male.

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… und Strandkrabben. Welche auf der Tour die Würmer klauten. Holger Bente (Dr. Catch) hatte auf Fisch gehofft

Bei jedem Einholen sind die Würmer ab und die Haken blitzeblank geputzt. Kurze Zeit später zeigen sich die Wurmdiebe: Strandkrabben genießen ein ausgiebiges Wurmdinner und bringen Holger und mich dazu, unsere Sachen einzupacken. Morgen gibt’s mal wieder Kontrastprogramm – hoffentlich mit Fisch …

EIN TANKER VOLL FISCH

In der Morgendämmerung erreichen wir nach nur 25 Minuten Autofahrt den Sydvestkaj im Hafen von Hirtshals. Einen kostenfreien Parkplatz finden wir direkt neben dem Anleger der MS Albatros 1.

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Die MS Albatros 1 startet von Hirtshals zu kurzen und langen Hochseeangeltouren

Mit dem alten Gastanker geht es heute zu einer Sechs-Stunden-Küstentour auf Dorsch. An diesem Tag unterstützt uns zusätzlich Andre Walluks, der uns bereits an der Reling erwartet. Kaum sind wir an Bord, heißt es auch schon „Leinen los“. Gut zwanzig Minuten früher als gedacht tuckert die MS Albatros 1 Richtung offene See. Nach einem kurzen Schnack mit dem Kapitän machen wir die Ruten startklar: „Wir fahren nur 40 Minuten bis zur ersten Drift“, sage ich zu Andre und Holger. „Da haben wir ja ausreichend Angelzeit, trotz der kurzen Sechs-Stunden-Tour“, antwortet Holger.

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Kurze Anfahrt zu den Fischgründen: Auf Küstentouren gehen Dorsche in Küchengröße an die Haken

Wir beangeln Tiefen von rund 20 Metern. Für das küstennahe Fischen könnt Ihr Eure schweren Pilkruten zu Hause lassen. Ruten in Längen von 2,40 bis 3 Metern mit einem Wurfgewicht bis 250 Gramm sind ausreichend. Ich selbst nutze an diesem Tag eine Reiserute in einer Länge von 2,25 Metern und einem Wurfgewicht bis 250 Gramm in Kombination mit einer 4000er Rolle.


Roter Gummifisch bringt Nordseedorsch beim küstennahen Hochseeangeln ab Hirtshals.JPG

Japanrote Gummifisch solo gejiggt, sorgen für Bisse

Neben Pilkern in Gewichten von 150 Gramm und Beifängern punkten Solo-Gummifisch am 100-Gramm schweren Jigkopf. Orangene und japanrote Gummis locken die Nordseeleoparden zum Anbiss. Ausreichend Fische in perfekter Küchengröße landen in der Bütt, die wir zu Dritt in den nächsten Stunden gut füllen.

Kurze Wege und volle Fischkisten gibts beim küstennahen Hochseeangeln ab Hirtshals.JPG

Volle Fischkisten sind auf den Touren keine Seltenheit

Wir sind zufrieden nach zahlreichen Fischkontakten. Dank Schlacht- und Filetierservice (für wenige Dänische Kronen pro Kilo) an Bord nutzen wir die Rückfahrt nach Hirtshals für einen wärmenden Tee und gute Gespräche.

RIFF ODER MOLE

Finaltag in Nordjütland. Doch Holger und ich haben nicht Gold im Sinn, vielmehr sind wir heiß auf Silber. Seit einigen Jahren nehmen die Wolfsbarschfänge an der Küste Jütlands zu. Als besonders guter Spot für die salzigen Barsche gilt das Hirtshals Riff an der Steilküste vor dem Hirtshals Fyr (dänisch für Leuchtturm).

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Vor dem Leuchtturm von Hirtshals liegt ein Steinriff – im Sommer ein guter Spot für Wolfsbarsch

Leider lassen Wellen und Strömung ein sicheres Beangeln des Spots nicht zu, so dass wir mit Sea Feeder-Rute und Brandungsgerät erneut eine Mole entern. Die Mole in Hirtshals liegt gut erreichbar und geschützt im Hafengebiet. Von dort aus liegt tiefes Wasser in Wurfweite und Ihr habt die Chance auf die gesamte Fischpalette der Nordsee.

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Plattfische beißen beim Angeln von der Mole in Hirtshals 10.jpg

Von der Mole in Hirtshals beißen Dorsche im tiefen Wasser der Fahrrinne. Plattfische und Makrelen sind die Hauptbeute

Bei uns gehen Wittlinge, Lippfische, Köhler, Plattfische und Dorsche an die Haken. Dazu sehen wir noch den Fang eines dicken Aals. Im Hochsommer beißen auch Makrelen und Hornhechte.

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Fähren in den Norden sorgen für reichlich Action

Langweilig wird es auf der Mole nicht: Regelmäßig laufen große Fähren Richtung Norwegen, Färöer und Island in den Hafen ein und aus. Wer jedoch seine Ruhe sucht, ist auf der Mole fehl am Platz. Auf das ein oder andere Gespräch sollte man sich schon einstellen.

LØKKEN LOCKT

In den Abendstunden folgen wir dem Lockruf aus Løkken. Mit leichtem Gepäck zum Wolfsbarschangeln geht es auf die dortige Mole. Ähnlich wie in Lønstrup werden in Løkken die Fischkutter direkt an den Strand gezogen.

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Die Mole in Løkken ist ein beliebter Angelplatz

Jedoch sieht die Küste anderes aus: Ein breiter Sandstrand lädt in den Sommermonaten zum Baden und Surfen ein. Wie eingangs beschrieben endet die Tour ohne Fisch, jedoch mit einer malerischen Kulisse.

Leuchtturm Rubjerg Knude ist das Wahrzeichen an der Jammerbucht 1.JPG

Der Rubjerg Knude Fyr lockt mit einem tollen Blick über die Jammerbucht

Bei Abreise lassen wir es uns nicht nehmen, einen Stopp am stillgelegten Leuchtturm Rubjerg Knude einzulegen. Dieser erlangte vor wenigen Jahren Aufmerksamkeit, da er von der Wanderdüne in die Nordsee zu stürzen drohte. Im Oktober 2019 wurde er rund 70 Meter ins Landesinnere verschoben. Mit dem einmaligen Ausblick auf die Jammerbucht von der bis zu 100 Meter hohen Düne treten wir die Rückreise an.

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Jütland: Urlaub in Norddänemark

Ihr möchtet Euren Urlaub an der Jammerbucht planen? Weitere Infos findet Ihr unter: https://bit.ly/3GmoL2C

Angeln in Nordjütland Hirtshals.JPG

Ab Hirtshals bieten mehrere Kutter Angeltouren an. Buchungen auf der MS Albatros 1 und MS Skagerak im Netz unter: www.lystfiskerture.dk

Hier lohnt ein Besuch:
Nordeuropas größtes Aquarium: das Nordsee Ozeanarium in Hirtshals
https://de.nordsoenoceanarium.dk/

Rubjerg Knude Fyr
Fyrvejen 110, 9480 Løkken, Dänemark

Gølstrup Fiskepark
Jelstrupvej, 9480 Løkken, Dänemark

Ein weiterer Bericht zur Tour lest Ihr bei Dr. Catch:
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