Gießen von Pilkern

Nun aber zum Gießen:
Zunächst müssen wir unser Blei einschmelzen. Verwendet man bereits gereinigtes Blei geht das ganz einfach. Bei Verwendung von Auswuchtgewichten muss das Schmelzgut erst gereinigt werden. Da in dem Material, neben dem Blei auch andere Materialien enthalten sind (beispielsweise Ventile und ähnliches). Es macht Sinn, das Ganze erst einmal zu sortieren.

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Das Material kommt nun in den Topf und wird erhitzt. Nach einer Weile schmilzt das Blei und die anhaftenden Fremdstoffe schwimmen auf der Oberfläche des flüssigen Bleis auf. Dort sammeln sich die Stahlklammern, wie sie bei Gewichten für Stahlfelgen zu finden sind, verkohlte Klebereste von Alufelgengewichten und der an den Gewichten anhaftende Schmutz. Das Zeug gilt es vor dem Gießen vom Blei zu trennen. Die Stahlklammern kann man mit einem Magnet herausziehen, die restliche Schlacke kann man mit einer Kelle am Rand des Topfes zusammenschieben und vorsichtig abschöpfen. Bei diesen Reststoffen handelt es sich um Sondermüll – bitte nicht in den Hausmüll kippen, sondern getrennt zur Deponie bringen.

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FRAGE DER TEMPERATUR
Vor dem Guss müssen die Schmelze und die Form nun nur noch auf eine für den Guss passende Temperatur gebracht werden. Hierbei sind Unterschiede für die verschiedenen Formentypen zu beachten.

METALLFORM
Metallformen leiten die Hitze des Bleis schon beim Einfüllen sehr schnell ab. Ist die Form oder die Schmelze zu kalt, kann es vorkommen, dass das Blei bereits hart wird, bevor die Form komplett gefüllt ist. Somit müssen Metallformen vorgewärmt werden. Dies kann mit dem Gasbrenner erfolgen oder man stellt die Gussform eine Weile auf eine Kochplatte. Nach dem dritten oder vierten Guss hat sich das Thema erledigt, da dann die Form durch das heiße Blei auf Temperatur gehalten wird. Man muss nur darauf achten, die Pausen zwischen den einzelnen Güssen kurz zu halten, damit die Form nicht auskühlt.

SILIKONFORM
Bei Verwendung von Silikonformen sieht die ganze Geschichte anders aus. Silikon leitet die Hitze des flüssigen Bleis nur sehr langsam ab, das Blei härtet also auch deutlich langsamer aus. Wir können also mit niedrigeren Temperaturen der Schmelze arbeiten. Für die Lebensdauer der Silikonform sollte man im Gegenteil darauf achten, dass die Form nicht zu heiß wird. Man sollte hier also eher nach einigen Abgüssen eine Pause einlegen und die Form etwas auskühlen lassen.

Einen Anhaltswert für die Temperatur der Schmelze kann man recht einfach beurteilen. Nach dem Schmelzen des Bleis bildet sich nach einer Weile eine Art dünner Haut auf der Schmelze, die sich farblich verändert:

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  • keine Haut auf der Schmelze: für Metallformen zu kalt, für Silikonformen reicht die Temperatur teilweise aus (Probe gießen!)​
  • Gelbgold schimmernde Haut auf der Schmelze: Temperatur reicht auf jeden Fall für Silikonformen, bei Metallformen reicht es meist auch schon (testen)​
  • blau schimmernde Haut auf der Schmelze: Temperatur reicht für Metallformen aus, für Silikonformen zu heiß!​
VORBEREITUNG
Bevor es zum eigentlichen Guss geht, muss die Form vorbereitet werden. Als erstes muss hierzu die Form mit Trennmittel behandelt werden. Verwendet man Superguss von Hakuma, wird dieses nur auf die heiße Form aufgepinselt (Anm. d. Red.: Hakuma gibt's leider nicht mehr). Vorheizen kann man die Form, indem man zuerst einige Güsse ohne Ösen durchführt. Das flüssige Trennmittel muss auf jeden Fall vor dem ersten Guss getrocknet sein, sonst kommt es beim ersten Abguss zum schlagartigen Verdampfen des Trennmittels. Eine Behandlung der Form mit Trennmittel ist nicht bei jedem Guss notwendig, es reicht nach jedem zehnten Guss. Bei den Silikonformen verwende ich meist Graphitpulver (gibt’s im Autozubehör zur Pflege der Mechanik von Schlössern). Dazu pudere ich die Form mit dem Pulver ein und schüttele überschüssiges Material ab. Auf dem Bild habe ich die rechte Formenhälfte schon behandelt, die linke ist noch unbehandelt.

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Nun kommen noch die Ösen in die Form. Bei manchen Formen müssen die Ösen noch mit einem kleinen Stückchen Superknete gesichert werden, bei gut gemachten Silikonformen geht es meist auch so.

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Nun nur noch die beiden Formhälften schließen und mit mindestens 2 Schraubzwingen zusammenspannen. Bei Verwendung von Silikonformen muss man kleine Holzbrettchen dazwischen legen, damit sich der Druck der Schraubzwingen gleichmäßig auf die Form verteilt.

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Mit der Kelle schöpft man nun ausreichend flüssiges Blei aus dem Topf. Nun füllt man es langsam und gleichmäßig in den Einfülltrichter der Form. Hinweis: Bis man die passende Einfüllgeschwindigkeit hat, muss man eventuell einige Güsse üben. Arbeitet man zu schnell, fließt die Schmelze nicht schnell genug durch die Einfüllöffnung und schwappt über, ist man zu langsam, kühlt das Blei in der Form eventuell schon aus, bevor man mit dem Einfüllen fertig ist und man erhält dann Löcher – auch Lunker genannt – im fertigen Pilker.

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Zum Auskühlen des Bleis lässt man die Form einige Minuten geschlossen stehen, bis das Blei fest geworden ist. Nach dem Auskühlen kann der fertige Pilker-Rohling mit einer Zange entnommen werden.

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Nachdem die Pilker vollständig ausgekühlt sind, kneift man nur noch mit einem Seitenschneider den Anguss ab und feilt eventuell entstandene Grate ab.

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Bevor es im nächsten Teil ans Lackieren geht, reinige ich die Pilker-Rohlinge noch mit Seifenlauge, damit der Lack gut hält. Auf diese Weise haben Reste von Trennmittel oder Schmutz keine Chance!

FERTIG!
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