Bevor Markus Kunter neue Streamer bindet, macht er sich Gedanken. Sie zielen immer in eine Richtung: Wie werden die Muster noch fängiger? Was spärliches Binden mit großem Volumen zu tun hat, lest Ihr hier.
Bereits seit einigen Jahren beschäftige ich mich mit Streamern, den unterschiedlichen Aufbautechniken, Bindeweisen, dem Laufverhalten im Wasser und der Fängigkeit. Der Markt bietet eine grenzenlose Auswahl an natürlichen und künstlichen Bindematerialien. Sie sind in nahezu allen Formen, Stärken, Farben und Ausführungen erhältlich. Namhafte Binder weltweit erschufen sehr kreative Streamer-Varianten, die zum Fischen fast zu schade sind. Und wehe, eines dieser Kunstwerke bleibt unter Wasser hängen und geht verloren …
Mir schwebte schon lange ein Streamer vor, der mit möglichst wenig Aufwand gebunden wird, dafür aber mit ordentlich Volumen im Wasser auftrumpft.
Ich begann, mit einem „Fly-Tester“ zu arbeiten, um nicht mit jeder neuen Kreation nach dem Binden ans Wasser fahren zu müssen. Meine anfängliche Skepsis löste sich im praktischen Einsatz durch die Funktionsweise dieses sehr nützlichen Tools schnell auf. Der „Fly-Tester“ ist ein Wassertank, in dem eine regelbare Pumpe einen Strömungskanal unter Wasser erzeugt. Darin kann ich Streamer und andere Kunstköder auf ihr Verhalten testen. Das Muster bleibt in Position und das Wasser strömt mit der eingestellten Geschwindigkeit vorbei. So konnte ich bei einer Vielzahl von unterschiedlichen Streamern Silhouette und Spiel im bewegten Wasser beobachten und auswerten.
Der „Fly-Tester“ in Aktion
Zu schlank ist nicht gut
Die meisten ohnehin schon schlanken Streamer verschmälern sich durch die vom Strömungsdruck zusammengepressten Materialien noch mehr und ein lebendiges Spiel der Fasern entsteht erst beim Reduzieren der Geschwindigkeit. Allerdings erfolgt der Biss meistens während der Streamer in Bewegung ist. Weiterhin fiel mir auf, dass die meisten Muster tropfenförmig aufgebaut sind. Ich wollte, dass eine Schwanzflosse erkennbar ist. Fischt Ihr wie ich an Gewässern am Amazonas oder Pantanal, muss der Streamer durch Farbe zusätzliche Reize ausstrahlen. Das ist ebenso an heimischen Gewässsern wichtig. Beispielsweise besitzen die Futterfische vom Pfauenbarsch eine rote Schwanzflosse, ähnlich der unseres Flussbarsches.
So stand ich nun vor zwei Herausforderungen: Den eigentlichen Grundaufbau und die Schwanzflosse zu kreieren. Vor vielen Jahren las ich mit Begeisterung einen Artikel, wie in aufwändiger Weise mit Mylarschlauch und Federn eine Verlängerung gebunden wurde. Sah top aus, für mich jedoch zu viel Aufwand. Das sollte doch auch einfacher gehen.
Perfekte Schwänzchen für den Streamer
Aha-Erlebnis!
Eine Idee dazu kam mir beim Aufspulen einer neuen Fliegenschnur. Ich halte nichts von dünnem Backing und bevorzuge extrem dickes. Und zack, damit hielt ich das Material für die Tails in der Hand. Es ist haltbar, widersteht den schärfsten Fischzähnen, ist sehr weich und spielt fantastisch im Wasser. Der Versuch, aus einem Stückchen Backing und mit Sekundenkleber gesicherter eingebundener Wolle ging grundlegend schief. Beim Beobachten von Jungfischen am Fischwasser schoss mir die finale Idee in den Kopf: Eine Feder muss die Schwanzflosse bilden, der Kiel lässt sich einfach ins Backing schieben und die nach hinten laufenden Ästs (?) gehen bei einem Biss nicht kaputt.
Es lag nicht an einer gewissen Ungeschicklichkeit, dass sich Feder, Backing und Sekundenkleber an meinen Fingern dauerhaft vereinten, sondern daran, dass das Backing sich beim Gegendruck aufstaute und sich die Federkiele nicht mehr hineinschieben ließen. Eine in das Backing eingeschobene Sattlernadel und das Erwärmen mit dem Feuerzeug erzeugte eine glatte Röhre von etwa fünf Millimetern Länge. Den Sekundenkleber ersetzte ich durch UV-Kleber. Letzterer ermöglicht die perfekte Positionierung und Ausrichtung der Federn ohne Zeitdruck. Das Backing verschmilzt durchs Erhitzen, verändert sich nicht durch Zug und die Sattlernadel vergrößert das Volumen etwas und bietet nun genügend Platz für den UV-Kleber. Es entsteht eine unlösbare Verbindung mit dem Federkiel.
Von links nach rechts: Backing auf eine Sattlernadel schieben. Dann das Backing vorsichtig mit einem Feuerzeug erhitzen, bis es verschmilzt. Nach dem Abkühlen Nadel entfernen. Durchs Verschmilzen entsteht eine kleine Röhre. Auf Federkiel einen Tropfen UV-Kleber geben, einschieben und mit UV-Lampe aushärten.
Feinschliff am Schwänzchen
Nach der technischen Lösung, begann ich mit verschiedenen Federn zu experimentieren, um Aussehen, Größe und Farbe zu beeinflussen. Manche Kiele waren so dick, dass sie keine Verwendung mehr fanden. Nach unzähligen Päckchen vom Postboten mit verschiedenen Materialien griff ich auf einfache Gänseschwungfedern zurück. Diese besitzen dünne kräftige Kiele und sind größer als vergleichbare Hahnenfedern. Für den gewünschten Farbton färbte ich weiße Federn mit Färbemittel von Veniard. Dies geht sehr einfach und das Ergebnis ist atemberaubend.
Ich selektiere die Federn vor dem Verwenden so, dass ich immer ein Paar zusammenpassender linker und rechter Federn habe, die ich einklebe. Der Tail erhält damit mehr Stabilität und die Rotation des Streamers wird vermieden. Um die richtige Silhouette einer Schwanzflosse nachzuahmen, schneide ich mit einer spitzen Schere den letzten hinteren Teil heraus. Bei jedem Kiel einzeln, damit das Ergebnis schöner wird.
Als Bindefaden verwendet der Autor einen Veevus GSP 110 Faden
Bucktail kreisförmig auf Haken einbinden und festziehen. Aufgestellte Haare nicht abschneiden! Angel Hair folgt
Nach vorne stehende Haare und Angle Hair nach hinten klappen, vorne abbinden, Abschkussknoten machen und Faden entfernen - fertig
Das Ergebnis
Große Streamer nehmen meist durch das viele Material ordentlich Wasser auf und sind in der Luft nicht leicht zu transportieren. Langschenklige Fliegenhaken benötigen allein zur Befüllung zu viel Material, finde ich. Daher verwende ich für diese Streamer sehr kurzschenklige Ausführungen mit großem Bogen. Somit beschränkt sich das Binden auf den vorderen Hakenteil. Um möglichst viel Druck im Wasser zu erzeugen, nutze ich Bucktail. Bei der herkömmlichen Bindeweise, also Haare nicht hinten eingebunden, fand ich es immer schade, dass gerade der dickere Teil abgeschnitten wurde. Deshalb binde ich erst mal die Haare nach vorne ein und lasse den hinteren kurzen Teil stehen, damit er die Basis für das von mir gewünschte Volumen bildet. Weil Bucktail im hinteren Ende sehr dick ist und aufträgt, sorgt diese Bindetechnik für ein perfektes Volumen, ohne dass der Streamer durch den Zug an der Fliegenschnur dünner wird.
Für das noch fehlende Spiel im Wasser binde ich vor dem Bucktail das Material ein, welches bei der normalen Bindeweise am Ende zum Einsatz kommt. Leichtes und weiches wie Angel Hair wird durch das Bucktail von unten gestützt. Dadurch erreiche ich, dass ich den Streamer ganz langsam führen kann und er trotzdem ein perfektes Spiel unter Wasser bietet.
Diese Bindeweise verwende ich für Muster in #6/0 bis hin zu Forellen-Ausführungen #8. Ich kann Euch nur empfehlen, diesen Streamer zu binden. Beim Fischen werdet Ihr sehen, warum!
Bereits seit einigen Jahren beschäftige ich mich mit Streamern, den unterschiedlichen Aufbautechniken, Bindeweisen, dem Laufverhalten im Wasser und der Fängigkeit. Der Markt bietet eine grenzenlose Auswahl an natürlichen und künstlichen Bindematerialien. Sie sind in nahezu allen Formen, Stärken, Farben und Ausführungen erhältlich. Namhafte Binder weltweit erschufen sehr kreative Streamer-Varianten, die zum Fischen fast zu schade sind. Und wehe, eines dieser Kunstwerke bleibt unter Wasser hängen und geht verloren …
Mir schwebte schon lange ein Streamer vor, der mit möglichst wenig Aufwand gebunden wird, dafür aber mit ordentlich Volumen im Wasser auftrumpft.
Ich begann, mit einem „Fly-Tester“ zu arbeiten, um nicht mit jeder neuen Kreation nach dem Binden ans Wasser fahren zu müssen. Meine anfängliche Skepsis löste sich im praktischen Einsatz durch die Funktionsweise dieses sehr nützlichen Tools schnell auf. Der „Fly-Tester“ ist ein Wassertank, in dem eine regelbare Pumpe einen Strömungskanal unter Wasser erzeugt. Darin kann ich Streamer und andere Kunstköder auf ihr Verhalten testen. Das Muster bleibt in Position und das Wasser strömt mit der eingestellten Geschwindigkeit vorbei. So konnte ich bei einer Vielzahl von unterschiedlichen Streamern Silhouette und Spiel im bewegten Wasser beobachten und auswerten.
Zu schlank ist nicht gut
Die meisten ohnehin schon schlanken Streamer verschmälern sich durch die vom Strömungsdruck zusammengepressten Materialien noch mehr und ein lebendiges Spiel der Fasern entsteht erst beim Reduzieren der Geschwindigkeit. Allerdings erfolgt der Biss meistens während der Streamer in Bewegung ist. Weiterhin fiel mir auf, dass die meisten Muster tropfenförmig aufgebaut sind. Ich wollte, dass eine Schwanzflosse erkennbar ist. Fischt Ihr wie ich an Gewässern am Amazonas oder Pantanal, muss der Streamer durch Farbe zusätzliche Reize ausstrahlen. Das ist ebenso an heimischen Gewässsern wichtig. Beispielsweise besitzen die Futterfische vom Pfauenbarsch eine rote Schwanzflosse, ähnlich der unseres Flussbarsches.
So stand ich nun vor zwei Herausforderungen: Den eigentlichen Grundaufbau und die Schwanzflosse zu kreieren. Vor vielen Jahren las ich mit Begeisterung einen Artikel, wie in aufwändiger Weise mit Mylarschlauch und Federn eine Verlängerung gebunden wurde. Sah top aus, für mich jedoch zu viel Aufwand. Das sollte doch auch einfacher gehen.
Perfekte Schwänzchen für den Streamer
Aha-Erlebnis!
Eine Idee dazu kam mir beim Aufspulen einer neuen Fliegenschnur. Ich halte nichts von dünnem Backing und bevorzuge extrem dickes. Und zack, damit hielt ich das Material für die Tails in der Hand. Es ist haltbar, widersteht den schärfsten Fischzähnen, ist sehr weich und spielt fantastisch im Wasser. Der Versuch, aus einem Stückchen Backing und mit Sekundenkleber gesicherter eingebundener Wolle ging grundlegend schief. Beim Beobachten von Jungfischen am Fischwasser schoss mir die finale Idee in den Kopf: Eine Feder muss die Schwanzflosse bilden, der Kiel lässt sich einfach ins Backing schieben und die nach hinten laufenden Ästs (?) gehen bei einem Biss nicht kaputt.
Es lag nicht an einer gewissen Ungeschicklichkeit, dass sich Feder, Backing und Sekundenkleber an meinen Fingern dauerhaft vereinten, sondern daran, dass das Backing sich beim Gegendruck aufstaute und sich die Federkiele nicht mehr hineinschieben ließen. Eine in das Backing eingeschobene Sattlernadel und das Erwärmen mit dem Feuerzeug erzeugte eine glatte Röhre von etwa fünf Millimetern Länge. Den Sekundenkleber ersetzte ich durch UV-Kleber. Letzterer ermöglicht die perfekte Positionierung und Ausrichtung der Federn ohne Zeitdruck. Das Backing verschmilzt durchs Erhitzen, verändert sich nicht durch Zug und die Sattlernadel vergrößert das Volumen etwas und bietet nun genügend Platz für den UV-Kleber. Es entsteht eine unlösbare Verbindung mit dem Federkiel.
Von links nach rechts: Backing auf eine Sattlernadel schieben. Dann das Backing vorsichtig mit einem Feuerzeug erhitzen, bis es verschmilzt. Nach dem Abkühlen Nadel entfernen. Durchs Verschmilzen entsteht eine kleine Röhre. Auf Federkiel einen Tropfen UV-Kleber geben, einschieben und mit UV-Lampe aushärten.
Feinschliff am Schwänzchen
Nach der technischen Lösung, begann ich mit verschiedenen Federn zu experimentieren, um Aussehen, Größe und Farbe zu beeinflussen. Manche Kiele waren so dick, dass sie keine Verwendung mehr fanden. Nach unzähligen Päckchen vom Postboten mit verschiedenen Materialien griff ich auf einfache Gänseschwungfedern zurück. Diese besitzen dünne kräftige Kiele und sind größer als vergleichbare Hahnenfedern. Für den gewünschten Farbton färbte ich weiße Federn mit Färbemittel von Veniard. Dies geht sehr einfach und das Ergebnis ist atemberaubend.
Ich selektiere die Federn vor dem Verwenden so, dass ich immer ein Paar zusammenpassender linker und rechter Federn habe, die ich einklebe. Der Tail erhält damit mehr Stabilität und die Rotation des Streamers wird vermieden. Um die richtige Silhouette einer Schwanzflosse nachzuahmen, schneide ich mit einer spitzen Schere den letzten hinteren Teil heraus. Bei jedem Kiel einzeln, damit das Ergebnis schöner wird.
Nach vorne stehende Haare und Angle Hair nach hinten klappen, vorne abbinden, Abschkussknoten machen und Faden entfernen - fertig
Das Ergebnis
Große Streamer nehmen meist durch das viele Material ordentlich Wasser auf und sind in der Luft nicht leicht zu transportieren. Langschenklige Fliegenhaken benötigen allein zur Befüllung zu viel Material, finde ich. Daher verwende ich für diese Streamer sehr kurzschenklige Ausführungen mit großem Bogen. Somit beschränkt sich das Binden auf den vorderen Hakenteil. Um möglichst viel Druck im Wasser zu erzeugen, nutze ich Bucktail. Bei der herkömmlichen Bindeweise, also Haare nicht hinten eingebunden, fand ich es immer schade, dass gerade der dickere Teil abgeschnitten wurde. Deshalb binde ich erst mal die Haare nach vorne ein und lasse den hinteren kurzen Teil stehen, damit er die Basis für das von mir gewünschte Volumen bildet. Weil Bucktail im hinteren Ende sehr dick ist und aufträgt, sorgt diese Bindetechnik für ein perfektes Volumen, ohne dass der Streamer durch den Zug an der Fliegenschnur dünner wird.
Für das noch fehlende Spiel im Wasser binde ich vor dem Bucktail das Material ein, welches bei der normalen Bindeweise am Ende zum Einsatz kommt. Leichtes und weiches wie Angel Hair wird durch das Bucktail von unten gestützt. Dadurch erreiche ich, dass ich den Streamer ganz langsam führen kann und er trotzdem ein perfektes Spiel unter Wasser bietet.
Diese Bindeweise verwende ich für Muster in #6/0 bis hin zu Forellen-Ausführungen #8. Ich kann Euch nur empfehlen, diesen Streamer zu binden. Beim Fischen werdet Ihr sehen, warum!