Das Angeln rund um den Romsdalfjord ist extrem vielseitig. Das durften auch Ole Meyer-Klaeden und Jesco Peschutter feststellen. Neben Seehechten gingen dutzende weitere Fische ans Band.

Vor gut drei Jahren zog es mich schon mal in das Revier rund um den Romsdalfjord. Damals ging es im April zusammen mit meinem heutigen Redaktionskollegen Timo Keibel auf die Dorschwiesen, wo zeitig im Jahr mit guten Fängen zu rechnen ist. Dieses Mal begleitete mich mein Kieler Freund Ole auf die Tour. Ich wusste, dass im Juli sehr tolle Seehechte gefangen werden. Diese schmackhaften Fische konnte ich bisher noch nicht überlisten, sodass der Hauptzielfisch feststand. Mindestens einen Seehecht wollte ich ins Boot holen. Ole ging es genauso und war heiß auf die Räuber mit den spitzen Zähnen.

Das Angeln auf Seehecht ist kinderleicht. Ole freut sich über einen dieser tollen Räuber des Romsdalfjordes

Das Angeln auf Seehecht ist kinderleicht. Ole freut sich über einen dieser tollen Räuber des Romsdalfjordes (Foto: Jesco Peschutter)

Super Start mit Seehecht

Ich stöberte vorher in alten Berichten zum Seehechtangeln, um die besten Montagen zu finden. Viele Gedanken machte ich mir über die letzten Meter zum Köder. Mit Leuchtschlauch oder besser ohne? Welche Hakengröße und Schnurstärke? Nehme ich Gummioktopus und Perlen oder verzichte ich darauf? Schließlich fiel meine Wahl auf eine Schleppbleimontage mit 1,0-Millimeter-Nachläuferarm, an dem ich an einem großen 10/0er Einzelhaken und 5/0er Drilling eine ganze Makrele anköderte. Ole setzte stattdessen auf ein Fertigsystem aus dem Handel, an dem er einen ordentlichen Makrelenfetzen präsentierte. Wir bekamen den Tipp, dass die Seehechte vor Fårøya nah am Grund bei etwa 100 Metern Tiefe stehen. Gleich am ersten Tag wollten wir es hier versuchen. Das Wetter war traumhaft und die Driftrichtung passte. Lange dauerte es nicht bis zum ersten Biss. Ole hakte den Fisch und gespannt schauten wir auf die Wasseroberfläche. „Was kommt gleich nach oben?“, fragten wir uns. „Etwa der erhoffte Seehecht?“ Nein! Der erste Fisch auf Naturköder stellte sich als schöner Leng heraus. Auch nicht schlecht! Nur kurze Zeit später bekamen wir den nächsten Biss. Nun knabberte etwas an meiner Makrele. Ich wartete noch ein wenig und setzte dann einen kräftigen Anschlag. Hängt! Die Gegenwehr war ordentlich und ich musste den Fisch Kurbelumdrehung für Kurbelumdrehung nach oben pumpen. Dann erschien der bronzefarbene Bursche neben dem Boot. Diesmal wirklich der so lang erhoffte Seehecht! Das ging schneller als erwartet. Mit über 90 Zentimetern sogar ein extrem guter Fisch. Die Freude war riesig! Bei den nächsten Driften kamen immer mehr dieser tollen Fische ins Boot. Mit seinen Makrelenfetzen überlistete Ole deutlich mehr Seehechte, während ich mit ganzen Makrelen die besseren Exemplare herauspickte. Der größte Seehecht maß 96 Zentimeter. Wir stellten schnell fest, dass die Montage nicht so entscheidend ist. Vielmehr gilt es, die genaue Stelle zu kennen. Dann kommt jeder mit fischigen Ködern schnell zum Erfolg. Wichtig ist bei den Seehecht-Systemen nur, dass das monofile Vorfach mindestens einen Millimeter dick ist. Seehechte besitzen extrem scharfe Zähne und machen mit dünneren Vorfächern schnell kurzen Prozess. Etwas Leuchtschlauch schützt das Material zusätzlich. Nach jedem Fisch sollte die dicke Monofile auf Schäden untersucht und bei Bedarf ausgetauscht werden. Da Seehechte ein beachtliches Maul besitzen, dürfen Drilling und Einzelhaken größer ausfallen. Das erleichtert das spätere Hakenlösen ungemein. Mit einer gut gefüllten Fischkiste und einem breiten Grinsen im Gesicht fuhren wir Richtung Camp Holmemstranda, wo wir die leckeren Fische versorgten.

Ins Maul eines Seehechtes passt einiges rein. Ein fettes Makrelenfilet darf’s schon sein

Ins Maul eines Seehechtes passt einiges rein. Ein fettes Makrelenfilet darf’s schon sein (Foto: Jesco Peschutter)

Dieser dicke Seehecht ließ sich selbst von einer ganzen Makrele nicht abschrecken. Jesco mit einem stattlichen Fjordbewohner

Dieser dicke Seehecht ließ sich selbst von einer ganzen Makrele nicht abschrecken. Jesco mit einem stattlichen Fjordbewohner (Foto: Ole Meyer-Klaeden)

Köhler fangen in XL

Da es mit den Seehechten so schnell geklappt hatte, wollten wir es die nächsten Tage auf andere Fischarten probieren. Peter Frank, der Inhaber von Onken-Tours, erzählte uns von riesigen Kleinfischschwärmen im Veøyfjord hinter der Insel Sekken. Unter diesen sollten sich die großen Köhler aufhalten. Mit den gut motorisierten Booten dauerte es vom Rødvenfjord, an dem das Camp liegt, nicht lange zu den heißen Ecken. Schnell entdeckten wir große Möwenansammlungen, die immer wieder ins Wasser schossen. Der Fjord kochte und unter den panikartig flüchtenden Brislingen (Sprotten) beteiligten sich unzählige Makrelen an der Hetzjagd. Seeadler kamen hinzu und schnappten sich die eine oder andere Makrele. Ab und an tauchten auch Schweinswale auf. Was für ein Naturschauspiel! Im aufgewühlten Fjord probierten wir beim Speed-Pilken gezielt mit 40 bis 80 Gramm schweren Pilkern, die unter den Futterfischen stehenden Seelachse zu fangen. Bei den ersten Versuchen klappte das nicht auf Anhieb und wir landeten „nur“ Makrelen. Immer wieder fuhren wir andere Kleinfischschwärme an und schließlich fanden wir die kampfstarken Räuber. Diese standen in rund 50 bis 60 Metern Tiefe und waren auf dem Echolot gut zu erkennen. An leichten Spinnruten mit Wurfgewichten von 40 bis 60 Gramm stiegen die Köhler hammerhart ein und flüchteten sofort in die Tiefe. Definitiv eine Angelei, die süchtig macht!

Köhler im Drill: In den ersten Sekunden saust die Schnur nur so von der Rolle

Köhler im Drill: In den ersten Sekunden saust die Schnur nur so von der Rolle (Foto: Jesco Peschutter)

Ole präsentiert einen der vielen Seelachse, die beim Speed-Pilken bissen

Ole präsentiert einen der vielen Seelachse, die beim Speed-Pilken bissen (Foto: Jesco Peschutter)

Lengangeln mit Überraschung

Am Romsdalfjord und seinen Nebenfjorden ist auch immer wieder mit super Lengfängen zu rechnen. Davon wollten wir uns selbst überzeugen. Mit schweren Bleien um die 300 bis 500 Gramm klapperten wir etliche gute Plätze ab. Als Köder verwendeten wir große Makrelenfilets. Die spannenden Ecken liegen am Ausgang des Rødvenfjordes, vor Sekken und rund um Veøya. Einige Leng gingen an unsere Köder, wobei Ole das deutlich bessere Händchen für die langen Fische bewies. Die vielversprechendsten Tiefen lagen zwischen 70 und 100 Metern. Am Ausgang des Rødvenfjordes gelang sogar noch der Fang zweier weiterer stattlicher Seehechte. Als wir es vor Veøya probierten, passierte lange Zeit gar nichts. Wir wollten schon zur neuen Drift ansetzen, da bekam Ole einen vorsichtigen Biss. Dann ging alles sehr schnell und die schwere Bootsrute krümmte sich beachtlich. Sollte es ein guter Leng sein? Ole hatte aber eine andere Fischart im Verdacht. Als der Fjordbewohner plötzlich viel Schnur von der Rolle nahm, kamen auch mir Zweifel, ob da wirklich ein Leng am anderen Ende der Leine tobte. Der Fisch gab immer wieder Gas! Schließlich sahen wir ihn zum ersten Mal und unser Verdacht bestätigte sich. Ein Heilbutt ließ sich das Makrelenfilet schmecken. Ole war aus dem Häuschen, weil er in diesem Revier nicht damit gerechnet hatte. Wie wir später erfuhren, gehen aber immer wieder welche dieser großen Platten an den Haken. Selbst direkt vom Bootssteg des Camps sind Fänge möglich.

Lecker Leng ‒ die meisten dieser Tiefenräuber bissen in 80 bis 100 Metern kurz über Grund

Lecker Leng ‒ die meisten dieser Tiefenräuber bissen in 80 bis 100 Metern kurz über Grund (Foto: Jesco Peschutter)

Beifang beim Lengangeln. Dieser Heilbutt nahm ein dickes Makrelenfilet

Beifang beim Lengangeln. Dieser Heilbutt nahm ein dickes Makrelenfilet (Foto: Jesco Peschutter)


Dorsch und Pollack

Eine Angelei, die auf jeden Fall Laune bringt, ist das Fischen mit leichtem Gerät auf Dorsch und Pollack. Hierfür sucht Ihr flache Unterwasserberge mit Tiefen zwischen 10 und 20 Metern. Hier fingen wir sehr gut. Die Dorsche bissen dicht am Grund, wo auch ab und an ein Pollack einstieg. Als Köder liefen kleine Gummifische um die zehn Zentimeter am 20 bis 40 Gramm schweren Jigkopf am besten. Wer es gezielt auf Pollack abgesehen hat, darf ruhig auch deutlich flachere Bereiche befischen. Im Schnitt waren unsere Dorsche und Pollacks um die 60 Zentimeter lang. Deutlich größere Exemplare sind aber immer dabei.

Unterwasserberge und flache Steinkanten sind immer gut für Pollack

Unterwasserberge und flache Steinkanten sind immer gut für Pollack (Foto: Ole Meyer-Klaeden)

Motiviert stachen auch die anderen Gäste des Camps in See und kamen am Abend mit vollen Fischkisten wieder

Motiviert stachen auch die anderen Gäste des Camps in See und kamen am Abend mit vollen Fischkisten wieder (Foto: Jesco Peschutter)

Vielfalt im Fjord

Unsere Zeit am Romsdalfjord verging viel zu schnell. Die Fischerei und auch die Landschaft waren einfach unbeschreiblich. Neben den schon beschriebenen Fischarten landeten noch viele weitere im Boot. So fingen wir zum Beispiel Schellfische, Knurrhähne, einen Flügelbutt, farbenfrohe Lippfische, einen großen Wittling und Massen an Makrelen. Die Mini-Thune ließen sich übrigens auch sehr gut mit leichtem Gerät direkt vom Bootssteg aus fangen. Da dort auch immer wieder Plattfische an den Haken gehen, versuchte ich es am letzten Abend noch mit einer Buttlöffelmontage und kleinem Makrelenfetzen. Gleich der erste Fisch brachte mich ordentlich zum Schwitzen. Ein großer Nagelrochen biss keine zehn Meter vor meinen Füßen und verlangte mir an der 40-Gramm-Rute alles ab. Auch das klasse Essen und die geselligen Abende in der Gemeinschaftshütte machten den Abschied nicht leichter. Zum Glück gibt es im Leben immer ein Wiedersehen.

Boote von 15 bis 50 PS stehen zur Verfügung

Boote von 15 bis 50 PS stehen zur Verfügung (Foto: Jesco Peschutter)


Die gemütlichen Hütten des Camps

Die gemütlichen Hütten des Camps (Foto: Jesco Peschutter)

Euer
Jesco