Heftentwicklung

Ich habe meinem alten Chef natürlich aktuelle Ausgaben mitgebracht. Wir blättern gemeinsam die Hefte durch und reisen noch einmal weit zurück. „Die digitale Fotografie machte vieles einfacher. Früher arbeiteten wir selten mit doppelseitigen Aufmachern. Der Schwerpunkt lag viel mehr auf dem Text. Selbst kurze Meldungen musste ich mehrmals schreiben. Chefredakteur Heinz Förster gab zu meiner Zeit folgende Ansage: Jeder Artikel beginnt mit einem kurzen Lauftext und dann werden noch mindestens drei Kästen plus dem eigentlichen Infokasten untergebracht.“ Heute vermisst Matthias manchmal die tiefgründigen Texte, erfreut sich aber an den qualitativ hochwertigen Fotos in den Angelmagazinen.
Wie sah es eigentlich mit der Technik aus? „Ich habe 1988 noch mit einer IBM Kugelkopfschreibmaschine angefangen und die Grafiker erstellten mit Klebelayout die Hefte,“ erinnert sich Matthias. Computer und Software waren ja nicht mit dem heutigen Standard vergleichbar. „Die Layouter drehten durch, als Apple Grafikprogramme rausbrachte. Da wurde alles ausprobiert und Regenbogenfarben oder Artikeltitel in Schlangenlinien erstellt. Aus heutiger Sicht sah das furchtbar aus. Bunt, wild und überlagert“, lacht Matthias.
Ohne die schnelle Informationsmöglichkeit durchs Internet, legten die Redakteure früher viel Wert auf lokale Nachrichten. Es gab einen sogenannten Ausschnittdienst, der aus allen deutschen Lokalzeitungen Meldungen sammelte, die Fischerei und Umwelt thematisierten. Praxis- und Angeltechnik-Artikel wurden mehr und der Newsbereich minimierte sich aufgrund der Möglichkeiten, sich im Netz zu informieren. Wobei aber auch der Leser den Wechsel zur mehr Themen rund um Köder, Techniken und Fische wollte. Das wurde bei den R&R-Leserumfragen deutlich. „Ich persönlich fand es schade und so manch ehemaliger Kollege belächelte mich. Mir kam einfach der Magazincharakter abhanden. Und das ganze Drumherum des Angelns fehlte und fehlt mir. Heute zielen die Inhalte fast nur auf Zentimeter und Kilos ab. Dass aber zum Beispiel ein schöner Sonnenaufgang, Vögel am Himmel, jagende Kleinbarsche und das Zusammensein mit Freunden beim Fischen ebenfalls zu einem tollen Angeltag gehören, sehen viele, gerade junge Angler, in der heutigen Zeit nicht mehr. Es sind leider zu viele ,Angelautomaten‘ unterwegs. Alles, was nicht Technik oder Praxis ist, rutscht ins Netz. Dadurch verlieren für mich die Hefte ein wenig an ihrer früheren Identität.“

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Matthias fand noch alte Papierbilder aus vergangenen R&R-Jahren. Einige wurden auch in R&R abgedruckt