Irlands wilder Westen

Im Westen Irlands fasziniert die Halbinsel Dingle mit einer rauen, ursprünglichen Landschaft. Schroffe Klippen, grünen Hügeln und zahlreiche Hotspots bieten Postkartenmotive und Angelmöglichkeiten. Timo Keibel war am Wild Atlantic Way unterwegs.

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Malerischer Blick vom Clogher Head Richtung Ferriter’s Cove, ein guter Spot für Wolfsbarsch

„As I was goin′ over, the Cork and Kerry mountains …“ immer wieder gehen mir ich diese Zeilen des Songs „Whiskey in the Jar“ (in einer Mix Version von Thin Lizzy bis Metallica) durch meinen Kopf als wir über die Autobahn M7 von Dublin Richtung Westen fahren. Wir, das sind Holger Bente von Dr. Catch und meine Wenigkeit. Ich bin vorfreudig und voller Konzentration – ist es doch das erste Mal, dass ich bei meinem dritten Irlandbesuch hinterm Steuer im Linksverkehr sitze. Immer wieder werfe ich jedoch bereits jetzt schon einen kurzen Blick auf die grünen Hügel. Unser Ziel und Ausgangspunkt für einige Trips an die Küste: die Halbinsel Dingle. Dort an der rauen, von Atlantik gezeichneten Küste wollen wir die kommenden Tage auf verschiedene Räuber im Meer fischen. Die Fischvielfalt Irlands ist nahezu unersättlich. Wir haben es neben Wolfsbarsch und Makrele auch auf Pollack und Conger abgesehen. Gegen Abend erreichen wir schließlich unsere Unterkunft in Dingle, dem gleichnamigen Städtchen auf der Halbinsel. Erwartet werden wir bereits vom gebürtigen Hessen und Wahl-Iren Markus Müller von der irischen Fischereibehörde Inland Fischeries Ireland. Bei einem Torf-Feuer und einem Guinness beziehungsweise Bulmers Cider schmieden wir Pläne für den ersten Angeltag und die Woche.

Start nach Maß
„Die Gezeiten sind diese Woche nahezu perfekt und spielen uns in die Karten. Wir haben die guten Tiden alle bei Tageslicht“, sagt Markus am Morgen des ersten Tages. Nach dem Frühstück starten wir zu Spot Eins. Dieser liegt kaum fünf Minuten mit dem Auto von unserem Ferienhaus entfernt. „Was für ein Ausblick“, denke ich am kleinen Parkplatz oberhalb der kleinen Bucht. „Das ist Doonshean Bay Beach. Dieser kleine Mündungsbereich mit seinem Sandstrand ist auch bei Brandungsanglern beliebt. Zum Wolfsbarschangeln bevorzuge ich solche Bereiche“, erklärt Markus.

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Eine spannende Ecke unweit von Dingle: Doonshean Bay Beach

Auch Holger ist vorfreudig: „An ähnlichen Stellen war ich bereits in Waterville und im Osten Irlands schon erfolgreich.“ Zuversichtlich geht’s über den Strand in die Brandung. Holger und ich fischen mit Spinnruten in Längen von 2,70 Metern und einem Wurfgewicht bis 60 Gramm. Diese kombinieren wir mit salzwasserresistenten Stationärrollen in der Größe 4000. Dem 0,16er Geflecht schalten wir ausreichen 0,40 Millimeter dickes Fluoro vor. Auch dickeres Fluorocarbon stört nicht und bietet etwas mehr Abriebschutz über den scharfen Steinkanten. Als Köder kommen neben Gummifischen auch Wobbler oder Blinker zum Einsatz. Markus hingegen schwingt die Fliegenrute. Der „Fly only“-Angler nimmt für den perfekten Wurf einen Extramarsch und eine Kletteraktion auf sich, um den weißen Streamer gut servieren zu können.

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Der erste Fisch der Tour schnappte sich einen Streamer

Er wird schnell belohnt. Die Fliegenrute ist krumm. Nach einem heißen Drill präsentiert er seinen Fisch. Ein schöner Wolfsbarsch knapp über 50 Zentimeter ist der erste Fisch der Tour. Holger und ich gehen an diesem Spot leer aus. Da ein Tidenwechsel ansteht, nutzen wir die Zeit und die NOCH fischbaren Bedingungen, um einen anderen Spot zu beangeln.

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+++ WILD ATLANTIC WAY +++

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Auf Irisch heißt er Slí an Atlantaigh Fhiáin, besser bekannt, ist er als Wild Atlantic Way. Die Küstenstraße zieht sich auf einer Länge von über 2.500 Kilometern entlang der Westküste der grünen Insel. Sie beginnt im County Donegal im Norden und endet im Süden bei Kinsale im County Cork. Geprägt ist der Wild Atlantic Way von hohen Klippen und einer schroffen Felsenküste. Sein Weg führt ihn entlang zahlreicher Sehenswürdigkeiten wie beispielsweise Slea Head auf der Halbinsel Dingle. Mehr Informationen zum Wild Atlantic Way findest Du auch im Netz unter: https://bit.ly/3Erzd9e
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Zwischen Wölfen und Tigern
Am Nachmittag befischen wir die Bucht Ferriter’s Cove. Diese geschützte Ecke wird uns diese Woche noch einige Mal wiedersehen. Der Spot ist anders.

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In Ferriter’s Cove wechseln sich sandige und steinige Ecken ab

Felsformationen prägen die Bucht. Bereits nach wenigen Würfen bekommt Holger neben mir direkt eine harte Attacke. Der Fisch steigt aber leider nach wenigen Sekunden aus. Auch ich merke einen spitzen Biss. Nächster Wurf. Kaum drei Kurbelumdrehungen später der Einschlag. ...

An den Küsten der Halbinsel Dingle

...
„FISCH!“ Die Rute ist krumm und nach einem kräftigen Drill glückt die Landung. Wieder ist es ein Wolfsbarsch in den Mittfünfzigern, der am weißen Gummifisch nicht vorbeikam. Danach wird es ruhiger. Bis auf einen Nachläufer für Markus notieren wir keine weitere Fischaktivität, weshalb wir erneut die Stelle wechseln.

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Timo freut sich über einen Wolfsbarsch, der in der Bucht Ferriter’s Cove an den Haken ging

Die Abendstunden nutzen wir, um die Stellen vor dem alten Turm Hussy's Folly unweit vom Dingle Leuchtturm unter die Lupe zu nehmen. Da wir weit Werfen müssen, setzen die Spinnangler auf Blinker. Und diese werden immer wieder von Makrelen abgefangen. Zudem sorgen etliche Hornhechte, von denen Markus einen auf Fliege fängt, für ein Spektakel an der Oberfläche.

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Für Markus ein besonderer Fang: ein irischer Hornhecht (li.); Holger verhaftete einige Makrelen beim Spinnfischen (re.)

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Der alte Turm Hussy's Folly markiert die Einfahrt zur Dingle Harbour Bay

Die Nordküste
Da die Wetterbedingen typisch irisch oder besser gesagt, sogar für irische Verhältnisse wechselhaft und mies sind, nutzen wir einen Vormittag, um am Cappagh Beach direkt neben der Brandon Bay unser Glück zu suchen. Bereits die Anfahrt ist mehr als spektakulär. Es geht über den sehr schmalen und größtenteils einspurigen Connor Pass, der mit einer Höhe von 456 Metern der zweihöchste Pass Irlands ist.

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Der Connor Pass ist die zweithöchste Passstraße Irlands

Entlang an einem kleinen Wasserfall und Schafen auf der Straße erblicken wir bereits vom Pass die große Bucht im Norden der Halbinsel Dingle. Der Ausblick ist malerisch. Ein Postkartenmotiv reiht sich neben dem anderen. Am Cappagh Beach angekommen, nehmen wir einen längeren Fußmarsch in Kauf, um den Mündungsbereich über Ebbe zu beackern. Bis auf eine Attacke mit anschließendem Aussteiger passiert jedoch nichts. Gerne hätten wir die vielversprechenden Stellen am Wine Strand befischt. Das Wetter und vor allem der starke Wind sollte uns dieses Vorhaben jedoch nicht ermöglichen.


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ANGLERBOARD TV

Jetzt anschauen:
Den Clip zur Tour seht Ihr auf ANGLERBOARD TV. Wir wünschen viel Spaß beim Gucken des Videos „Angeln in Irland“

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Ab in den Süden
Es weht ein konstanter frischer bis starker Wind aus Nordwest, weshalb wir die Woche überwiegend an die Spots der Südküste von Dingle ausweichen müssen. Wir waren total heiß darauf, im Westen an den Klippen mit tiefem Wasser vor den Füßen auf Pollack zu angeln. Doch bei Wellenhöhen jenseits von fünf Metern – höchst Angabe sogar neun (9!) Metern – verzichteten wir auf diesen Versuch. Dass die Spots auf der Halbinsel Dingle aber ein gutes Revier für Pollacks und auch große Lippfische sind, ist unter irischen und britischen Anglern bekannt.

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Vor Minard Castle findet Ihr einen kleinen Strand mit steinigen Ecken

Zudem finden sich auf der Halbinsel auch bei schlechten Wetterbedingungen immer fischbare Ecken. Wir suchten unser Glück beispielsweise an der alten Burg-Ruine Minard Castle. Dort finden wir direkt tiefes Wasser. Die großen Felsen am Ufer sind zwar nicht einfach zu beklettern, bieten jedoch gute Angelplätze. Ein Versuch ist dort immer lohnenswert. Den nächsten Fischkontakt bekommen wir in …

Irisches Wetter


Bunaneer an der Mündung vom River Owenascaul, unweit vom Ort Annascaul gelegen. Wieder ist es eine Makrele die für einen kurzen Adrenalinstoß sorgt. Dass dieser Platz nicht nur bei Anglern beliebt ist, sieht man direkt an den Bullis der Surfer. Eine große Slippe bietet dort einen guten ein und ausstieg. Der Platz ist bekannt für seine Meerforellen und Lachse, welche in den Fluss aufsteigen, um dort abzulaichen.

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Bunaneer bei Annascaul ist auch bei anderen Wassersportlern beliebt. Achtet bei steigendem Wasser auf einen sicheren Rückweg!

Einen dieser Silberbarren bekommen wir leider nicht zu sehen. Dafür streckt immer wieder ein neugieriger Koloss, ein ausgewachsener Kegelrobben-Bulle, seinen großen Schädel aus dem Wasser und schaut nach dem Rechten. Wir hingegen entdecken Aktivität an der Wasseroberfläche. Ein großer Schwarm Meeräschen sammelt bei auflaufendem Wasser kleine Snacks von der Oberfläche. Natürlich haben wir nicht die passenden Köder dabei. Wir schauen dem Treiben zu und machen uns auf den Rückweg zur Unterkunft.

Dauerregen am Pier
Waagerechter Regen pfeift beim Blick aus dem Fenster über die grünen Hügel, die in dieser Suppe nur noch Schemenhaft zu erkennen sind. „An der Küste brauchen wir es bei diesen Bedingungen nicht versuchen“, mein Markus. Als Alternativplan und um irgendwie etwas ans Wasser zu kommen, probieren wir es vom Pier in Dingle. Irische Molen, Bootsanleger & Co sind bekannt für ihre Conger.

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Auch bei typisch irischem Wetter finden sich Angelmöglichkeiten auf den zahlreichen Molen und Pieren

Die dicken Meeraale finden dort Schutz und reichlich Nahrung. Schutz suchen wir auch und finden diesen im Windschatten des Hafenmeisterhauses. Dort gehen unsere einfachen Laufbleimontagen mit einem kräftigen Haken, welcher mit Makrelenhälften beködert ist, auf Tauchstation. Aber es ist wie verhext.

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Beim Angeln vom Dingle Pier gab es für Holger Makrelen auf Fischfetzen und Brandungsmontage

Bis auf einen Biss an Holgers Köder passiert nichts. Kein Katzenhai, Rochen oder Conger zeigt sich. „Let´s call it a day, lads“, sagt Markus. Gute Idee: Im Pub bei Live Musik, einem frischen Getränk und leckeren Fish & Chips mit Mushy Peas (Erbsenpüree) ist das miese Wetter schnell vergessen.

Wilde Küste
Unsere Woche ist schnell vorbei und leider verhinderte das Wetter die Umsetzung einiger Pläne. Dennoch fanden wir immer eine spannende Ecke zum Fischen – auch wenn die Fische nicht so wollten wie wir. Glücklicherweise hat Dingle mehr zu bieten, begeistert mit toller Landschaft und vielen Sehenswürdigkeiten. Diese genießen Holger und ich noch einmal am Abreisetag.

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Vom Clogher Head hat man einen malerischen Blick (li.); Das ist Dingle: grüne Wiesen und schroffe Klippen an der Küste (re.)

Bevor es nach Dublin zurück geht, begeben wir uns auf den Slea Head Drive, einer rund 30 Kilometer langen Strecke entlang der atemberaubenden Atlantikküste der Halbinsel Dingle. Nach kurzem Fußmarsch erreichen wir den Clogher Head, welcher uns mit einem sagenhaften Blick auf die Klippen und den Atlantik begeistert. Das alles bei einer leichten Brise und wenigen Wolken am blauen Himmel. Typisch irisch eben!

INFOS Angelreise Irland

Angelurlaub in Irland auf der Halbinsel Dingle
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Du hast Lust auf einen Angelurlaub in Irland bekommen und möchtest weitere Infos? Dann besuch die Homepage https://www.ireland.com. Dort findest Du zahlreiche tolle Reiseziele und Tipps für Sehenswürdigkeiten sowie hilfreiche allgemeine Reiseinformationen, die Dir bei der Planung Deines Urlaubs helfen.

Du möchtest mehr über das Angeln in Irland wissen und suchst bestimmte Gewässer für eine spezielle Fischart? Dann hilft Dir die Homepage http://angelninirland.info/. Solltest Du weitere Fragen haben, kannst Du auch gerne eine E-Mail schreiben. Die Mitarbeiter antworten Dir gerne – auch auf Deutsch.