Wenn wir in Norwegen mit dem Boot durch die Fjorde fahren oder übers Meer driften, zeigt das Echolot häufig Fischanzeigen an. Was sich hinter den Bildern verbirgt, erfahrt Ihr anhand echter Fänge.

Die Mietboote in Norwegen werden immer besser und sind mittlerweile oft mit hochwertigen Echoloten ausgestattet. Doch viele Meeresangler haben häufig noch Schwierigkeiten, Echolotbilder richtig zu deuten. Zugegeben, auch uns Redakteuren fällt es nicht immer leicht und manchmal hilft nur ein heruntergelassener Pilker oder Naturköder, um Gewissheit zu erlangen. Erst wenn der Fisch am Haken hängt und neben dem Boot an der Wasseroberfläche erscheint, wissen wir, wer sich wirklich unter uns befindet. Wir haben für Euch Echolotanzeigen zusammengestellt, bei denen wir anhand der Fänge belegen können, um welche Fischart oder -größe es sich handelt. Die Echolote waren auf den Mietbooten verschiedener Reiseveranstalter fest installiert und standen allen Norwegenurlaubern genauso zur Verfügung. Die vorgefundenen Einstellungen haben wir in der Regel nur wenig verändert. Die Beispiele zeigen Reviere von Süd-, West- bis Nordnorwegen.

Pollack am Plateau (Südnorwegen)
Über einem Plateau in rund 19 Metern Tiefe sind im Freiwasser mehrere Einzelsicheln auf dem Echolotbildschirm zu sehen. Die Fische befinden sich 8 bis 15 Meter unter dem Boot. Mit Gummifisch und Pilker versuche ich Anfang Juni zusammen mit Tobias Norff in den Abendstunden ein paar der Fjordräuber zu überlisten. Schnell stellt sich heraus, dass es sich bei den Anzeigen um Pollack handelt. Durchs Mittelwasser eingeleierte Gummifische oder Pilker bringen Biss auf Biss. Exemplare zwischen 50 und 70 Zentimetern lassen die Bremsen aufkreischen. Auffällig ist, dass die meisten Pollack in direkter Nähe zum Berg stehen. Driften wir weiter weg, gibt’s kaum noch Echos auf dem Schirm und deutlich weniger Bisse.

Hier sind Einzelfische über einem Berg zu sehen

Hier sind Einzelfische über einem Berg zu sehen (Foto: Tobias Norff)

Beim Angeln gibt es die Auflösung: Das Echo stellt Pollack dar

Beim Angeln gibt es die Auflösung: Das Echo stellt Pollack dar (Foto: Jesco Peschutter)

Makrelen unter der Oberfläche (Westnorwegen)

In einem kleinen Fjord in Westnorwegen fische ich zusammen mit meinem Freund Ronald Wille. Es ist Mitte August und viele Makrelen sind unterwegs. Auf einmal sehen wir auf dem Echolot in drei bis zehn Metern Tiefe einen Fischschwarm. Handelt es sich dabei um Makrelen? Schnell bereiten wir ein Paternoster vor und beackern den spannenden Bereich. Ja, es sind Makrelen! Jedoch die kleinsten, die wir jemals in Norwegen gefangen haben. Manche Fische erreichen noch nicht einmal die 20-Zentimeter-Marke. Also wechseln wir den Platz und suchen uns einen anderen Schwarm.

Ein Schwarm in drei bis zehn Metern Tiefe

Ein Schwarm in drei bis zehn Metern Tiefe (Foto: Jesco Peschutter)

Die Wolke auf dem Lot sind kleine Makrelen

Die Wolke auf dem Lot sind kleine Makrelen (Foto: Jesco Peschutter)

Dorsch pur (Nordnorwegen
unterhalb der Lofoten)
Mit Andree Hörmann und Tobias Norff bin ich im unteren Teil von Nordnorwegen unterwegs. Wir steuern eine Plateaukette im Rückraum einer Insel an. Vor den Untiefen starten wir einen Versuch bei etwa 30 Metern unterm Rumpf. Auf einmal ist der Echolotbildschirm richtig rot und viele Einzelsicheln sind zu erkennen. Mit großen Gummifischen landen Dorsche zwischen 80 und 100 Zentimetern an Deck. Die Stimmung ist gut, da die Fjordräuber richtig in Beißlaune sind. Das liegt vermutlich daran, dass sich nur wenige Futterfische zwischen den gierigen Dorschen aufhalten. Tobias setzt auf Köderfisch am System und kann damit den größten Marmorierten des Tages überlisten, der weit über der Metermarke liegt.

Die Linien rechts zeigen, dass die Fische aktiv sind

Die Linien rechts zeigen, dass die Fische aktiv sind (Foto: Jesco Peschutter)

Große Dorsche Schlag auf Schlag für Jesco und Andree

Große Dorsche Schlag auf Schlag für Jesco und Andree (Foto: Tobias Norff)

Dicke Köhler und noch mehr (Nordnorwegen ‒
unterhalb der Lofoten)
Auf einer weiteren Ausfahrt im unteren Teil von Nordnorwegen auf Höhe von Sandnessjøen mache ich Ende Juli folgendes Bild vom Echolot. In der gesamten Wassersäule tauchen immer wieder Einzelsicheln auf: von knapp unter der Oberfläche bis hin zum Grund. Beim Speedpilken beißen sehr gute Köhler in 10 bis 30 Metern Tiefe. Doch das sind nicht die einzigen Fische unter dem Boot. An der Oberfläche schießen Makrelen in Kleinfischschwärme. Unter den Köhlern knallen Küchendorsche auf die Köder und am Grund halten sich kleine Seelachse auf. Diese Echos zeigen sich nicht nur an einem Tag. Immer, wenn ich den Spot ansteuere, sehe ich das gleiche Bild.

Viel Fisch in der Wassersäule auf dem Echolot

Viel Fisch in der Wassersäule (Foto: RR-Archiv)

Bei 10 bis 30 Metern beißen super Köhler. Jesco mit tollem Fisch

Bei 10 bis 30 Metern beißen super Köhler (Foto: Tobias Norff)

Kleine Köhler und Dorsch satt (Nordnorwegen
oberhalb der Lofoten)
Bei bestem Wetter lassen sich Redakteur Timo Keibel und sein Kumpel Michael Simon Mitte August vor der Insel Senja entlang einer 45-Meter-Erhebung driften. Kurz nach 14 Uhr entdecken die beiden Meeresangler im Strömungsschatten eine riesige Ansammlung von Futterfischen in Grundnähe. Das Fischen mit Pilker gibt Gewissheit: Massenhaft kleine Köhler zwischen 30 und 45 Zentimetern drängen sich dicht zusammen. Warum sie das tun, wird schnell klar. Die Beutefische locken auch größere Räuber an. Dorsche zwischen 70 Zentimetern und einen Meter Länge bedienen sich am reichlich gedeckten Tisch. Mit Gummifisch und Pilker fangen Timo und Michael bei einer Tiefe von rund 50 Metern einen Dorsch nach dem anderen.

Ein Schwarm mit kleinen Seelachsen am Grund auf dem Echolot

Ein Schwarm mit kleinen Seelachsen am Grund (Foto: Timo Keibel)

Im Futterfisch gibt’s tolle Dorsche für Timo

Im Futterfisch gibt’s tolle Dorsche für Timo (Foto: Michael Simon)

Gute Seelachse, Dorsch und Lumb (Nordnorwegen
‒ oberhalb von Tromsø)
An einem Angeltag bin ich mit Ronald Wille auf dem Rückweg zur Anlage. Die Mitternachtssonne berührt gerade knapp den Horizont und das Meer zeigt sich von seiner besten Seite. Wir fahren über ein sehr strukturreiches Gebiet als auf einmal im Freiwasser eine große Fischansammlung auf dem Schirm auftaucht. Klar, dass wir nicht einfach weiterfahren, sondern sofort einen Stopp einlegen. Mit Pilkern wollen wir erst mal herausbekommen, wer dort unten herumschwimmt. Wir rechnen mit Kleinköhlern im Köderfischformat. Doch erstaunlicherweise sind die Fische größer als gedacht. Im Schnitt messen sie zwischen 60 und 65 Zentimeter. Dann wechseln wir auf ganze Köderfische am System, um größere Räuber zu überlisten. Ab und an beißt ein etwas besserer Dorsch und wenn die Köder zu weit nach unten gelassen werden auch mal ein Lumb. Dickdorsche oder größere Heilbutte finden wir hier leider nicht.

Ein sehr großer Schwarm mit besseren Köhlern auf dem Echolot

Ein sehr großer Schwarm mit besseren Köhlern auf dem Echolot (Foto: Jesco Peschutter)

Beim Angeln mit Naturködern beißen Dorsch und Lumb

Beim Angeln mit Naturködern beißen Dorsch und Lumb (Foto: Ronald Wille)

Heilbutt im Tischplattenformat (Nordnorwegen
fast am Nordkap)
Meine beiden größten Heilbutte gehen mir bei einer Tour nach Havøysund an den Haken. Auf dem Echolot sind sie nicht zu sehen. Der Hotspot für die XXL-Flundern liegt dabei in einem relativ gleichbleibenden Tiefenbereich von 55 bis 70 Metern. Die Drift sorgt dafür, dass das Aluboot ins tiefere Wasser treibt. Auf dem Kartenplotter ist es nicht mehr zu erkennen, aber relativ dicht dran geht es auf über 200 Meter hinunter. Auf dem Echolot sind zwischen 50 und 60 Metern schwach einzelne Sicheln zu erkennen, bei denen es sich um Dorsche handelt. Diese fangen wir auf Pilker. Meine großen Heilbutte von 1,60 und 1,32 Meter beißen jedoch nicht auf Eisen, sondern auf Köderfisch am System. Die großen Plattfische werden meist nicht angezeigt. Ihr braucht Vertrauen in den Platz! Gute Ecken liegen meist in der Nähe zum tiefen Wasser.

Die Sicheln sind Dorsche: Doch hier fängt Jesco zwei große Heilbutte kurz über Grund

Die Sicheln sind Dorsche: Doch hier fängt Jesco zwei große Heilbutte kurz über Grund (Foto: Jesco Peschutter)

1,32 Meter langer Heilbutt aus Nordnorwegen auf Köderfisch, den Jesco Peschutter fing

1,32 Meter langer Heilbutt aus Nordnorwegen auf Köderfisch (Foto: Sven Klöer)

Euer Jesco