„Einmal im Leben muss jeder Fliegenfischer an der Traun gefischt haben.“ Diesen Satz hörte ich häufig und wollte mich selber überzeugen. Hier mein Bericht.

Die Juni-Sonne brennt vom Himmel. Ich stehe im flachen Wasser und fokussiere am Ende einer Strömungskante zwei Bachforellen. Da, noch eine. Und daneben weitere. Ich zähle rund 15 Fische, die im unregelmäßigen Takt Nahrung von der Oberfläche schlürfen. Meine Trockene serviere ich drei, vier Meter vor den fressenden Forellen. Dann füttere ich vorsichtig Schnur nach und verfolge gespannt die Drift. Weit kommt meine Fliege nicht. Bereits der erste Fisch erblickt den Happen und schiebt langsam sein Maul über die gelbe Maifliege. Im glasklaren Wasser ist es eine Augenweide, das Steigen und den Biss so gut sehen zu können. Dieses Schauspiel wiederholt sich noch einige Male und ich denke mir: „Ja, hier muss man einmal im Leben gefischt haben …“

Erstes Highlight
Bisher führten mich meine Angeltrips immer in den Norden von Deutschland oder eben nach Skandinavien. Das südlichste Ziel für mich und meine Fliegen war der Neckar bei Stuttgart. Ich packe also meine Sachen und lande pünktlich in München. Schnell den Mietwagen übernehmen, Navi einstellen und ab geht es durchs Bayernländle nach Siegsdorf. Voller Vorfreude aufs Fischen biege ich auf den Parkplatz des urgemütlichen Hotel-Gasthofes „Edelweiß“ ein und genieße bereits am Abend mein erstes Highlight: bayerische Brotzeit mit dunklem Hefeweizen! So kann es weitergehen …
Nach einem ausgiebigen Frühstück am nächsten Morgenschlendere ich gemütlich durch den Ort und betrete nur wenige Minuten später die „heiligen Hallen“ von Rudi Heger. Die Auswahl erschlägt mich. Hier gibt es wirklich alles, was das Fliegenfischerherz begehrt. Zusammen mit Ralf Raacke, Marketing und Verkauf, planen wir die nächsten drei Tage. Aufgrund der bevorstehenden Messe EFTTEX wird mich Hegers „rechte Hand“ nur sporadisch begleiten.
Bei einer Tasse Kaffee direkt an der Traun erzählt mir der Firmenchef von weiteren Fliegenfischerperlen, für die er Lizenzen ausgibt: der Steirischen Salza und dem Salza Stausee. Klingen auch extrem gut! Ebenso die Fischerei am Förchensee. Doch jetzt heißt es erst einmal: ran an die Traun!
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Das Fachgeschäft von Rudi Heger liegt direkt an der Traun (Foto: Elmar Elfers)

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Einer von vielen Hotspots: tiefer Bereich vor dem Ufer (Foto: Ralf Raacke)


Auftakt in Hochberg
Ich starte an der Strecke Deutsche Traun „Hochberg“. Unterhalb des Zusammenflusses von Weißer und Roter Traun bei Siegsdorf beginnt die Fischereistrecke. Von einer Brücke lasse ich meinen Blick über das klare Wasser schweifen und spüre ein leichtes, nein extrem starkes Kribbeln in der Wurfhand! Der Fluss misst hier rund 20 Meter Breite. Große Steine liegen verstreut und locken mit einem Hotspot nach dem anderen. Tiefe Rinnen wechseln sich mit flachen Rieselstrecken ab und ich kann zwischen langsamen und schnellen Partien wählen. Bereits nach wenigen Würfen tobt die erste Regenbogenforelle am Haken. Und es geht munter weiter. Alle Fische beißen auf CDC-Emerger oder Klinkhåmer-Varianten. Eine der legendären Großforellen entscheidet den Drill nach Sekunden für sich und hinterlässt einen beeindruckten Norddeutschen. „Ok, hier kommt’s auch mal dicke!“, denke ich mir. Wurf für Wurf wandere ich einen Teil der Strecke ab und genieße meine Traunpremiere mal im Wasser, mal an einem lauschigen Uferplätzchen. Aufgrund der limitierten Kartenausgabe fische ich die meiste Zeit alleine. Nur einmal sehe ich einen weiteren Gast im Fluss.
Abends treffe ich mich mit Ralf im „Edelweiß“. Der Flusskenner erzählt mir vieles über die hauseigenen Traunstrecken und ihre Bewohner. Mit den ganzen Infos finde ich nur schwer in den Schlaf.

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Wunderschöne Regenbogenforelle, die auf Trockenfliege biss (Foto: Elmar Elfers)

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Besonders erfolgreich ist das Fischen mit der Trockenfliege im Sommer (Foto: Elmar Elfers)

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Vor dem Stein stand die Regenbogenforelle, die nach der zweiten Präsentation zuschnappte (Foto: Ralf Raacke)

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Von diesem Kaliber beißen viele Fische (Foto: Ralf Raacke)


Alaska lässt grüßen
Ob Ihr es glaubt oder nicht, ich träume in der Nacht von Fischen! Und nach Ralfs Erzählungen bin ich gespannt, was mich am zweiten Abschnitt, Traun traditionell, erwartet. Diesmal schlüpfe ich im Örtchen Traunstein in meine Hütftwathose. So wie der Ort, heißt auch der zweieinhalb Kilometer lange Abschnitt, an dem ich heute Morgen mit Ralf die Fische suche. Bereits auf dem Weg zum ersten Spot erblicke ich vom hohen Ufer einen Fisch jenseits der 50-Zentimeter-Marke. „Hier hast Du reelle Chancen auf echte Brummer“, erwähnt der passionierte Fliegenfischer, während wir einen großen Felsen ansteuern. Dahinter befindet sich ein tiefer Gumpen, aus dem immer wieder Forellen an die Oberfläche kommen. Für mich gibt es nur einen kurzen Fischkontakt. Neue Stelle, neues Glück. Während wir weiter durch den Fluss waten, versorgt mich Ralf mit weiteren Infos: „Am Traunstein musst Du unbedingt mit Grashüpferimitationen Dein Glück versuchen. Das unterspülte Ufer hält so manche Überraschung von bis zu 60 Zentimetern bereit!“ Alles klar, ich bin bereit. Ralf macht sich wieder auf den Weg ins Geschäft und ich serviere die dicken Happen an der Kante. Zwei Attacken muss mein Grashüpfer über sich ergehen lassen. Zwar sind es keine der erhofften XL-Kaliber, doch auch die Jungs im Kilobereich geben ordentlich Gas! Mir gefällt dieser Abschnitt ausgesprochen gut. Die vielen potentiellen Standorte sorgen für eine abwechslungsreiche Fischerei. Der besondere Reiz liegt hier im Servieren auf Sicht. Ich komme mir ein wenig wie in Alaska vor. Große Kiesbänke mit tiefen Rinnen davor, an deren Ränder die Fische stehen. Adrenalinschübe garantiert!

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Hier braucht man einen scharfen Blick, um die Fische am Grund zu sehen (Foto: Ralf Raacke)

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Im dunklen Bereich am Ufer stand diese Regenbogenforelle, die an der #5 gedrillt wurde (Foto: Ralf Raacke)

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Auch Bachforellen gehen ans Band (Foto: Ralf Raacke)

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Wer möchte hier nicht gerne fischen (Foto: Elmar Elfers)

Es passt alles
Am Abend des zweiten und Morgen des dritten Tages bin ich wieder mit Ralf unterwegs. Er zeigt mir weitere Stellen an der Deutschen Traun „Hochberg“ und „Traunstein“. Immer wieder staune ich über seinen Adlerblick. „Da, direkt hinter dem goldgelben Stein, der neben dem mit etwas Moos liegt, nympht eine Forelle.“ Ich sehe hier im Abschnitt bei Siegsdorf nur Steine in der Farbe … Zum Glück steigen die Fische an vielen Spots. Das Insektenaufkommen kann sich sehen lassen. Viele der beliebten Happen von Forelle & Co fanden hier ihr Zuhause. So dürfen Ihr mit mit Mai-, Köcher- und Steinfliegen rechnen. Aber auch Grashüpfer, Käfer und andere Tierchen, die auf der Salmonidenspeisekarte stehen, kommen in und an der Traun vor. Euch fehlt die passende Imitation? Wie gesagt, in Siegsdorf gibt es alles!
Ob mit Emergern, Trockenfliegen oder Nymphen, wir fangen wunderschöne Salmoniden. Ich hätte nie gedacht, dass trotz der Nähe zu Siegsdorf oder Traunstein so ungestörtes Fischen möglich ist. Und das umgeben von viel Natur. Parkmöglichkeiten sind viele vorhanden und die Wege ans Wasser kurz. Überall laden Gaststätten zum urigen Pausieren ein. Für mich stimmt hier einfach das „Gesamtkonzept“, das ich für eine erfolgreiche Reise brauche: tolles Gewässer, herrliche Fischerei, gemütliche Unterkünfte und gutes Essen. Alles zusammen ein Traum an der Traun!