AW: Gnade für die Grundel
Ist hier meinem Eindruck nach ebenfalls so. Es scheint als hätte die Grundel irgendeine freie Nische für sich erschlossen. Gründlinge, Koppen, Schlammpeitzger o.ä. wurden schon vor dem Grundelaufkommen nicht gesichtet.
Der Supergau der invasiden und alles verdrängenden Art ist hier jedenfalls nicht eingetreten. Ich willl hier nicht so weit gehen die Grundel als Bereicherung für unsere Gewässer anzusehen, auch wenn der ein oder andere Haubentaucher mir hier widersprechen würde. Die Haubentaucher jedenfalls gründeln hier inzwischen im Flachwasser zwischen den Enten und scheinen gefallen an den Einwanderern gefunden zu haben.
Eine Aufforderung zum Überdenken gewohnter Angelmethoden bringt der Einzug der Grundeln wohl oder übel mit sich. Wer stur seine Naturköder am Kleinsthaken auf festem Grund anbietet, wird sich an die Grundeln gewöhnen müssen.
Habe letztens in einer Studie gelesen, dass sich die Grundel wohl zu einem erheblichen Teil von Muscheln ernähren soll. Mit ihren ausgeprägten Schlundzähnen sollen sie wohl problemlos in der Lage sein, dessen Schalen zu knacken. Gerade in letzter Zeit haben sich invasive Muschelarten in unseren Gewässern ja massiv ausgebreitet (siehe Quagga-Dreikantmuschel etc.) Außer Karpfen, großen Brassen etc. können nur wenige Arten auf diese Ressource zurückgreifen, wodurch den Grundeln ein quasi kaum genutztes, riesiges Nahrungsangebot zur Verfügung steht. Klingt für mich also durchaus plausibel, dass die Grundeln eine neue Nische weitestgehend für sich erschlossen haben. Insofern stehe ich der These, Grundeln würde andere Arten radikal verdrängen, auch skeptisch gegenüber.
Zwar bemerke ich am Nord-Ostsee-Kanal auch, dass ich seit der Invasion deutlich weniger Weißfisch fange, aber auch das kann eher eine Folge des Massenaufkommens sein, die Grundeln sind schlichtweg schneller am Köder. Natürlich sind die Auswirkungen dieser Fischart kritisch zu bewerten und es auch nicht von der Hand zu weisen, dass sie unsere aquatischen Ökosysteme massiv und langfristig verändern werden. Trotz alledem wird die Natur ihren Weg finden und nach dem Massenaufkommen den Bestand auf ein verträgliches Level einpendeln. Ändern können wir es eh nicht mehr, die Grundel werden wir niemals wieder aus unseren Gewässern raus bekommen! Sie ist einfach zu anpassungsfähig, robust und weist zudem eine hohe Fertilität auf. Auch die Tatsache, dass unsere Fließgewässer weitestgehend verbaut/begradigt sind, spielt den Tieren in die Karten.
Letztendlich werden wir damit leben müssen, in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet klappt das schließlich auch und die Flussdeltas von Wolga, Donau etc. sind ja nun nicht gerade für einseitigen, schlechte Fischbestände bekannt
. Vielleicht versuchen, die Situation positiv zu betrachten und sich über eine neue Nahrungsquelle für die Raubfischbestände zu freuen, gerade Barsch&Zander profitieren ja doch deutlich davon.
Trotzdem sollte es selbstverständlich sein, Grundeln so waidgerecht und würdevoll zu behandeln, wie jeden anderen Fisch auch. Habe mich auch schon mit Anglern angelegt, die Grundeln über die Steine gekickt oder ins Gebüsch geworfen haben, das ist unseres Hobbys einfach unwürdig! Auch eine Grundel ist ein Lebewesen und die können am Wenigsten dafür, schließlich haben sie den Bau des Rhein-Main-Donau-Kanals nicht in Auftrag gegeben|rolleyes.