Hallo,
Ich frage mich, wie man Angler ohne jede Infos für den Fortbestand der WRRL gewinnen will, wenn nicht im Ansatz auch nur erklärt, geschweige denn rechtlich beleuchtet wurde, welche Bedeutung die WRRL im Kontext des Fischereirechtes überhaupt hat. Die einfache Formel Gesunde Gewässer - tolles Angeln reicht hierfür bestimmt nicht.
ja klar, das ist sicher etwas dran. Ich habe versucht es auf der Kampagnenseite möglichst einfach zu erklären. Aber das Thema ist natürlich extrem komplex ...
Will versuchen, die aus meiner Sicht wichtigsten Punkte für Angler aufzuführen:
Ich vermisse die Infos was eigentlich in D unter "Aufweichung" der WRRL zu verstehen wäre und welche Szenarien mit oder ohne Aufweichung in D für Angler denkbar wären.
- Die Umsetzung der Ziele der WRRL muss nach dem jetzigen Stand der WRRL bis 2027 erfolgt sein. Zu dem Datum müssen alle (natürlichen) Gewässer in Europa mindestens einen so genannten "guten ökologischen Zustand" haben. Ist das nicht der Fall, verstösst der Mitgliedsstaat gegen die Vorgabe und es drohen Vertragsstrafen. Mal platt gesprochen, gibt es ab dem Jahr 2027 einen Rechtsanspruch auf die Umsetzung der Ziele. Dazu gilt für die Zukunft ein "Verschlechterungsverbot". Eine Aufweichung, welche derzeit durch verschiednen Mitgliedsstaaten (u.a. Deutschland) versucht wird, würde bedeuten das entweder die Frist erneut verlängert wird, oder die Ziele abgeschwächt werden.
- Ein wichtiges Ziel ist (biologische Qualitätskomponente) ist die
Fischfauna. Gemessen wird die Artenzusammensetzung, Artenhäufigkeit und Altersstruktur jeweils dem Gewässertyp angepasst. Also das Gewässer muss viele verschiedene Fischarten in ausreichender Anzahl und allen Altersklassen enthalten. Dafür wurde ein komplizieres Bewertungssystem mit dem Namen FIBS erstellt. Das Bewertungssystem wurde von Fischereiwissenschaftlern erarbeitet. Gibt es keine, oder nur wenig Fische im Gewässer verstösst das gegen die Ziele der WRRL. Also auch wen Kormorane einen Gewässerabschnitt ausräumen, steht das den Zielen der WRRL entgegen.
- Weitere wichtige Ziele sind die hydromorphologischen Qualitätskomponenten.
Durchgängigkeit der Fliessgewässer, Wasserhaushalt und Morphologie. Das zielt in erster Linie auf die Probleme mit den 7400 Kleinkraftwerken, Schleusen und anderen Querbauwerken. Einfach ausgedrückt, sollte der Fluss immer genug Wasser haben, für Fische und andere Organismen durchwanderbar und dazu sollten Ufer und Gewässergrund in einem guten Zustand sein.
- Mir ist nicht bekannt, dass auf Grundlage der Umsetzung der WRRL in den letzten 15 Jahren Angelverbote ausgesprochen wurden. Aber auch die die Probleme mit den Angelverboten bei Natura 2000 Gebieten sind nach meiner Einschätzung in erster Linie ein Problem der umsetzenden. Die Richtlinien selber machen keine Vorgaben zu Angelverboten. Dagegen müssen wir uns mit aller Macht wehren. Nicht umsonst hat sich ein Angler vor kurzem aus Protest an der Elbe angekettet und es hat es eine Demo gegen die geplanten Angelverbote gegegben. Auch die Angelverbote in der AWZ sind rein ideologisch und entbehren jeder fachlichen Grundlage, auch das hat mit der Richtlinie nichts zu tun. Es wird uns nicht erspart bleiben, dauerhaft gegen verquerte Ideologien zu kämpfen. Aber die Gefahr das die WRRL dazu herangezogen wird, halte ich für geringer als bei Natura 2000. Schon jetzt sind 15,4% der terrestrischen Fläche Deutschlands und rund 45% der marinen Fläche als Natura 2000 Gebiete ausgewiesen. Auf der anderen Seite sind die Chancen und positiven Aspekte der WRRL für die Interessen der Angler nach meiner Einschätzung gross.
- Bei jeder Veränderung gibt es jemanden der sagt: "Vorher fand ich es aber besser". Das sieht man ja auch hier an den Rückmeldungen. Ich denke nicht, dass wir uns die Zeiten zurückwünschen sollten, in denen auf dem Rhein noch Schaumkronen schwammen, auch wenn man damals mehr Fische gefangen hat. Auch wenn z.B. ein Wehr in eine raue Rampe verwandelt wird, ist der Pool unterhalb des Wehres weg. Da konnte man prima drin angeln, weil da die Fische vor anstanden und nicht weiterkamen. Aber das die Fische nun das Wehr passieren können und damit ihre Laichgebiete im Oberlauf errreichen ist für den Gesamtbestand wichtig und man fängt in Zukunft insgesamt wieder mehr Fische. Wenn jemand argumentiert: Ist mir egal, ich will einfach nur an meinem Pool wie immer meine Fische fangen und die Strecke darüber gehört einem anderen Verein, dann kann ich dagegen nichts sagen. Wenn man insgesamt für die Gewässer und die darin lebenden Fische eine entscheidende Verbesserung erzielen will, dann halte ich die WWRL in ihrer jetzigen Form für eine sehr große Hilfe.
LG,
Olaf