Japaner lieben Tintenfisch, englisch Squid genannt. Sowohl auf dem Teller als auch beim Angeln. Die Methoden sind recht einfach.

Was nicht bei drei auf dem Baum ist, kriegt in Japan einen Stock in den Hintern und landet auf dem Grill:hay. Das war jedenfalls mein Eindruck, als ich durch Osakas Straßen schlenderte. Von Fischen über Schweinerüssel bis hin zu undefinierbaren Gebilden brutzelte so ziemlich alles über dem offenen Feuer, was man sich vorstellen kann. Essen wird in Japan GROSS geschrieben, kaum etwas ist wichtiger. Kein Wunder, dass auch beim Angeln die Nahrungsbeschaffung eine riesige Rolle spielt.

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Bootsangeln ist in Japan sehr beliebt. Nachts sollen die Kopffüßer besonders gut beißen
Foto: Gamakatsu


Japaner stellen leidenschaftlich gerne Tintenfischen nach. Anders als der Name sagt, sind Tintenfische keine Fische, sondern Weichtiere. Trotzdem ist es natürlich Angeln. Auch wenn einige mit Naturködern ihr Glück versuchen, ist Spinnfischen die Methode schlechthin. Das Wichtigste sind die Kunstköder, in Japan EGI genannt. Die sehen mehr oder weniger aus wie normale Wobbler, haben allerdings einen entscheidenden Unterschied. Am Schwanzende befindet sich eine Art Stachelkranz. Daran verfängt sich der Tintenfisch mit seinen Tentakeln. Ein klassischer Haken funktioniert nicht. Das dürften viele von Euch auch vom Mittelmeer kennen, wo die Angelei ebenfalls sehr beliebt ist. Die Köder-Auswahl ist erschlagend. Die Angelläden sind riesig und wahnsinnig gut ausgestattet. Dort sind ganze Regalwände nur für EGI reserviert. Mein Eindruck war, dass die Form fast immer gleich ist. Unterschiede stellte ich vor allem in den Farben und Gewichten fest. Wann welches Muster am besten fängt, beschäftigt die Tintenfischangler genauso wie „normale“ Raubfischfreaks. Es ist eine Wissenschaft für sich.

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Erinnert ein bisschen an nen Kuhfladen ... Die Fangtechnik ist recht einfach Foto: Gamakatsu


Rote Monster

Das Angeln auf die Kopffüßer ist auch in den Mittelmeerländern und Amerika weit verbreitet und beliebt. Weltweit gibt es rund 800 verschiedene Tintenfischarten und regelmäßig werden weitere entdeckt! Auch in japanischen Gewässern tummeln sich zahlreiche Arten. Anhand von Fotos haben freundliche Japaner versucht, mir die Unterschiede zu erklären. Inzwischen könnte ich vielleicht einen Kraken erkennen, aber für viel mehr reicht es nicht. Für mich sehen die alle ziemlich gleich aus: vorne die Tentakeln, dann große Augen und am Schluss der Körper. Besonders beliebt ist in Japan der Aori. Dieser Tintenfisch kann bis zu drei Kilogramm wiegen. Auffällig ist die tiefrote Färbung dieser kapitalen Burschen. Deswegen werden sie übersetzt als „Rote Monster“ bezeichnet.

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Ob das der begehrte Aori ist, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Groß ist er ja, aber knallrot und wirklich nicht. Weiß da jemand von Euch mehr? Foto: Gamakatsu

Als beste Zeiten gelten die Morgen- und Abendstunden, denn dann gehen die Tintenfische auf Jagd. Besonders aussichtsreiche Stellen sind Häfen und felsige Ufer. Falls Du jemals Aori fangen möchtest, solltest Du darauf achten, dass keine Flussmündung in der Nähe ist. Süßwasser mögen die Aori nämlich gar nicht.


Nach dem Auswurf wartet der versierte Aori-Angler, bis sein EGI abgesunken ist. Dann beginnt er mit dem Einholen. Ich habe immer wieder gesehen, dass die Angler ihre Rute hektisch mehrfach hintereinander um 90 Grad nach oben reißen. Danach lassen sie ihn wieder absinken. Das soll offensichtlich einen panisch flüchtenden Beutefisch imitieren. Ich weiß nicht, wie sich der Biss anfühlt. Einen Anhieb setzen die Japaner jedenfalls nicht. Der Drill ist ziemlich unspektakulär. Die Tintenfische versuchen zwar durchaus zu flüchten, aber ich habe nicht gesehen, dass mal einer in die Bremse ging. Dennoch sollte man behutsam einkurbeln, denn sonst kann die Tentakel abreißen und die Beute wäre verloren. Ist der Tintenfisch im Kescher, wird er im Wasser noch etwas geschüttelt. Das löst den Verteidigungsreflex aus und der Kopffüßer entleert seinen Tintensack.

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Abendessen gesicher: Tintenfische werden nicht releast ;-)
Auch wenn die Tintenfischarten zu verschiedenen Zeiten laichen, schlüpfen die meisten Nachkommen im Sommer. Daher gilt der Herbst als die beste Zeit. Dann hat die neue Generation eine verzehrfähige Größe erreicht und es sind viele, unvorsichtige Jungtiere unterwegs. Neben dem Uferangeln wird das Bootsangeln in Japan immer beliebter. Wie bei uns Dorschkutter gibt’s in Japan spezialisierte Anbieter, die sich auf Ausfahrten auf Tintenfische spezialisiert haben.

INFOKASTEN: Tintenfische

Tintenfische gehören zu den Kopffüßern. Sie alle besitzen einen Tintenbeutel, der einen dunklen Farbstoff, die Tinte, enthält. Bei Gefahr stoßen die Tintenfische die Farbe aus. So wollen sie den Angreifer verwirren, der in der dunklen Wolke kurzzeitig die Orientierung verliert. Diese Zeit nutzen die Weichtiere, um zu flüchten. Die Fortbewegung der Kalmare erfolgt über einen Trichter, aus dem sie Wasser pressen. So erreichen sie erstaunlich hohe Geschwindigkeiten. Einige Arten schaffen es mit dieser Antriebstechnik sogar, eine kurze Strecke dicht über der Wasseroberfläche zu fliegen.

Am Kopf befinden sich acht oder zehn Fangarme (Tentakeln), an denen sich kleine Saugnäpfe befinden. Damit packen die Tintenfische ihre Beute, meist kleine Fischchen und Krebse, und führen sie zu ihrem Schnabel. Der größte Vertreter der Kopffüßer ist der Riesenkalmar, der in Tiefen von etwa 300 bis 1000 Metern lebt. Da die Fangarme sehr dehnbar sind, lässt sich die exakte Länge nur schwer bestimmen. Wissenschaftler beschränken sich daher auf die Messung des Körpers, der über zwei Meter groß sein kann. Die Durchmesser der Saugnäpfe dieser Tiere liegt bei etwa fünf Zentimetern. Narben auf den Körpern von Pottwalen lassen Rückschlüsse auf Saugnäpfe von über 20 Zentimetern zu. Diese müssten von riesigen Kalmaren stammen. Belastbare Belege für die Existenz solcher „Monster“ gibt es bislang aber noch nicht.
 
Schöner Bericht, ich muss mich dem Salmonidenangler anschließen. Bild 1 zeigt die typische Morphologie eines Kalmars, Bilder 2 und 3 scheinen eher Sepien zu sein.
Außer an der gedrungeneren Körperform vor allem allem am Schulp zu unterscheiden, einer dicken, nahezu ovalen, mineralischen Platte, die den Körper der Sepia stabilisiert und als Auftriebsorgan fungiert. Man kennt die Dinger als Knabbermaterial für Wellensittiche und findet sie bisweilen am Strand.
Kalmare haben dort ein elastisches Stabilisierung"organ" aus Chitin, den sogenannten "Squid Pen".
Der Oktopus verfügt über gar kein solches "Skelett".
 
Auf den Fotos sind nur Kalmare zu sehen. Foto 1 zeigt einen "klassischen" Freiwasserkalmar, so wie wir sie auch aus europäischen Gewässern kennen. Die anderen Fotos zeigen verschiedenen Arten von riffbewohnenden Kalmaren zbsp den Bigfin Reefsquid. Diese leben ganzjährig im Flachwasser und meist an Struktur, müssen nicht so schnell und so weit schwimmen, deshalb sind sie nicht ganz so stromlinienförmig. Der Bigfin Reefsquid (Sepioteuthis lessoniana) ist übrigens schon vor Jahren durch den Suez ins Mittelmeer gewandert und wird zbsp auf Zypern aber auch sonst im östlichen Mittelmeer vor allem im Sommer gefangen. Die klassische Squidseason am Mittelmeer ist ja sonst eher im Winter, zumindest vom Ufer aus.

Schnur können Kalmare sehr wohl nehmen wenn sie groß genug sind und die Ausrüstung nicht zu kräftig ist.
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Der hier hat an der 20g Spinne durchaus ein bisschen abgezogen.....aber langsamer als jeder Fisch und sehr gleichmäßig. Wenn er stoppt kann man ihn danach wie eine Tüte ran ziehen.
Auf der amerikanischen Pazifikseite wird nachts vom Boot aus auf Humboldkalmar gejiggt. Das sind echte rote Teufel, Diablo Rojo genannt....gibt einige Videos im Netz dazu.

Beim egi-jigging ist übrigens immer Vorsicht geboten....bei der Landung wegen der Tinte und beim Hakenlösen wegen dem Schnabel, besonders bei den großen.
 
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