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In Alaska wie Buss fahren: die Anreise mit dem Wasserflieger

Knapp über dem Boden taucht der einmotorige Wasserflieger immer tiefer in die Wildnis Alaskas ein. Anchorage liegt bereits 30 Flugminuten hinter mir. Plötzlich wird es unruhig im Flieger! Der Pilot zeigt nach links. Große, schwarze "Flecken" schwimmen stromauf: Lachse! Bei diesem Anblick juckt es mir gewaltig in den Fingern und der Puls steigt rapide an! Ich will endlich im klaren Wasser stehen, meinen Streamer quer zur Strömung einstrippen und das Zerren am anderen Ende der Schnur spüren. Zum Glück setzt der Pilot gerade zur Landung an und meine Gedanken werden in wenigen Minuten wahr – willkommen auf der King Point Lodge!

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Die KPL liegt direkt am kleineren Lake Creek und nur hundert Meter vom Yentna River entfernt. Mit stabilen Alu-Booten geht es zu den Hotpsots: Sandbänke, Stromschnellen, flache und tiefe Rinnen oder ruhige Abschnitte. Vom Wasserflieger werden wir zur Lodge gebracht. Schnell sind die Taschen in meiner gemütlichen Holzhütte verstaut und ich stehe in voller Wat-Montur bereit.

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In der dunklen Rinne stehen die Fische

Ende Juli ist der King schon durch und geschützt. Rot-, Silber- und Buckellachse finden im Anschluss den Weg in den Lake Creek. Regenbogenforellen sind die ganze Saison über anzutreffen und bringen nicht selten über 50 Zentimeter aufs Maßband. Ich will mich jetzt aber erst mal mit Silber entschneidern und suche zwischen den Rotlachsschwärmen nach Cohos. Es ist ein unglaubliches Bild, wenn man wie in einem Aquarium seinen Streamer durch das glasklare Wasser strippt. Und wenn sich dann noch ein fetter Silberbarren ans Fliegenheck hängt, steigt der Adrenalinpegel in Sekundenschnelle an. So auch an diesem sonnigen Julitag. Meine Wahl, auf einen lila-blauen Streamer zu setzen, ist goldrichtig. Kaum hat sich das große Maul über den Köder geschoben, schnellt der Coho auch schon aus dem Wasser und gibt Vollgas! Die Rollenbremse kreischt, die Rute verneigt sich tief! Natürlich möchte ich in Hamburg mit einem Stück geräuchertem Silberlachs die Reise Revue passieren lassen. Kein Problem, zweimal in der Woche kommt ein Wasserflugzeug und nimmt die roten Lachsfilets mit zur Räucherei. Bevor es mit dem Flieger zurückgeht, gibt es vom deutschsprachigen Räuchereichef den selbst gefangenen Lachs.
Zurück zu mir im Wasser: Jetzt heißt es: Drillen, bis der Arzt kommt!
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Sprunggewaltig sind die Silberlachse

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Lila geht wie Rosa immer

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Schicker Beifang an der #8-Rute: Regenbogenforelle

Mit knurrendem Magen fischt es sich nicht gut. Besonders bei mir nicht ;-) Zum Glück wird täglich gut aufgetischt. Morgens gibt’s ein deftiges Frühstück und die Möglichkeit, sich Sandwiches zu schmieren. Wer nicht den ganzen Tag am Wasser verbringen möchte, erhält mittags einen kleinen Snack. Abends trumpft der Koch mit einem Drei-Gänge-Menu auf und die Gäste lassen den Tag vor der Lodge ausklingen. Manchmal mit Bärenbesuch.
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Silberlachse schmecken geräuchert super!

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Ab und zu mal umdrehen ...

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Buckellachse mischen sich immer wieder zwischen das Silber

Man braucht für die Silberlachs- und Regenbogenfischerei in Alaska nicht viel: Einhandfliegenrute #8 und #6 in neun Fuß, passende Rolle und WF-Schnur mit ein „extra super fast sinking“-Polyleader. Ich setzte auf 0,32er Fluorocarbon-Tippets. Bei den Fliegen liegen Bonbon-Farben ganz weit vorne. Oberflächenmuster mit Rehhaar und Schaumgummi bringen Action über Wasser. Spektakuläre Bisse sind garantiert!
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Knallige Farben dominieren

Was ich auf jeden Fall noch auf meiner Liste habe, ist ein Roadtrip ab Anchorage. Natürlich mit Frau und Angeln. Unterkünfte unweit diverser Flüsse, viele Fische, wunderbare Landschaft und tolle Menschen sind auf jeden Fall wieder eine Reise wert.

Schöne Grüße, Elmar
 
Klasse Fotos! Vielen Dank für den Bericht. Mein Neid sei dir sicher ;-)

Magst du vielleicht noch grob einen Preisrahmen nennen, den dich der Spaß gekostet hat?

Viele Grüße
Localhorst
 
Danke, läßt Erinnerungen an meine Alaska Angeltour aufkommen.
Silverlachse sind schon as feines ...
PETRI
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Zuletzt bearbeitet:
Ich denke hierbei an meine BC Canada besuche, bei denen ich Cohos bis 16 Pfd. Fing. Wenn dann ein Lachs aussen geharkt war, war es für Mensch und Material eine Herausforderung,
 
Cooler Bericht Elmar. thumbsup
Aber irgendwie hätte ich, bei den evtl. auftretenden Bären, nicht so die Ruhe beim Fischen.

Trotz der langen Anreise kann ich mir vorstellen, daß es ein geiler Trip war.
 
Klasse Fotos! Vielen Dank für den Bericht. Mein Neid sei dir sicher ;-)

Magst du vielleicht noch grob einen Preisrahmen nennen, den dich der Spaß gekostet hat?

Viele Grüße
Localhorst

Moin! Ich war zwei Wochen im Urlaub. Daher erst jetzt eine Antwort. Acht Tage auf der Lodge gibt es ab 2155 Euro in 2020. Dazu kommt noch ein Flug nach Anchorage und andere Ausgaben, zum Beispiel Räuchern der Fische, etc.. Klar, das ist viel Geld, aber es ist ja auch nicht Dänemark oder Holland. Ich habe mit Gästen auf der Lodge gesprochen. Viel wollten sich einmal den Traum einer Alaska-Reise erfüllen. Denn durch Lachsschwärme zu waten, fast bei jedem Wurf Kontakt zu haben, Bären beim Fischen neben sich zu sehen oder den Fisch des Lebens zu fangen, sind alles Gründe. Ich war zeitgleich mit den Jungs von Fisch & Fang auf der Lodge. Sie sind danach noch mit dem Mietwagen weitere Flüsse ab Anchorage angefahren und kamen unter anderem in einfachen Motels unter. Das spart ordentlich und der Angelspaß kommt trotzdem nicht zu kurz.
 
Cooler Bericht Elmar. thumbsup
Aber irgendwie hätte ich, bei den evtl. auftretenden Bären, nicht so die Ruhe beim Fischen.

Trotz der langen Anreise kann ich mir vorstellen, daß es ein geiler Trip war.

Danke :) Alle Bären, die ich auf meinen Alaska-Reisen gesehen habe, interessierten sich nicht für mich. Ach ja, es waren genau zwei Pelzträger. Wie viele jedoch mich sahen und ich sie nicht, weiß ich nicht ;-)
 
Danke, läßt Erinnerungen an meine Alaska Angeltour aufkommen.
Silverlachse sind schon as feines ...
PETRI
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Absolut! Gehen ab wie Dynamit und schmecken zudem auch noch super :) Ich liebe die Fischerei mit Oberflächenmustern - spektakuläre Bisse thumbsup

Ich denke hierbei an meine BC Canada besuche, bei denen ich Cohos bis 16 Pfd. Fing. Wenn dann ein Lachs aussen geharkt war, war es für Mensch und Material eine Herausforderung,

Kanada steht auf unserer Reiseliste ganz weit oben. Am liebsten mit einem Wohnmobil. Oder als klassischer Roadtrip mit Motels & Co.
 
Hallo,

Dazu kommt noch ein Flug nach Anchorage

Und wer zahlt den Transfer zur Lodge?

Klar, das ist viel Geld

Ist immer relativ

Für unguided fishing nicht ganz billig, aber nen guide braucht nicht jeder und auf eigen Faust fischen zu können macht eh mehr Spaß.
Und auch in Alaska kann es an für DiY-Anglern gut zugänglichen Stellen bestimmt unerwartet eng zu gehen.

Und im Vergleich zu Lodges in B.C. kann man das schon als preisgünstig bezeichnen.

einmal den Traum einer Alaska-Reise erfüllen

Wer das nur einmal im Leben macht, sollte sich sehr genau informieren und von mehreren Leuten beraten lassen.
Gerade beim Lachsfischen kann es viele Störfaktoren geben, die so nen Urlaub versauen können. Je kürzer, desto riskanter.

Ich hab in Kanada schon nen älteren Mann erlebt, der am Ende seines Urlaubs mit trostlosem Blick aufs Wasser starrte und murmelte: "Mein Lebenstraum ist zerstört", ich dachte schon gleich springt er rein.

Das war aber noch in der analogen Zeit, wo viele Angler glaubten, was in Katalogen und Magazinen stand, wäre nicht übertrieben, ungeschönt und vollständig.
 
Hallo,



Und wer zahlt den Transfer zur Lodge?

Der Flug mit dem Wasserflieger ist im Preis enthalten.



Ist immer relativ

Für unguided fishing nicht ganz billig, aber nen guide braucht nicht jeder und auf eigen Faust fischen zu können macht eh mehr Spaß.
Und auch in Alaska kann es an für DiY-Anglern gut zugänglichen Stellen bestimmt unerwartet eng zu gehen.

Und im Vergleich zu Lodges in B.C. kann man das schon als preisgünstig bezeichnen.



Wer das nur einmal im Leben macht, sollte sich sehr genau informieren und von mehreren Leuten beraten lassen.
Gerade beim Lachsfischen kann es viele Störfaktoren geben, die so nen Urlaub versauen können. Je kürzer, desto riskanter.

Ich hab in Kanada schon nen älteren Mann erlebt, der am Ende seines Urlaubs mit trostlosem Blick aufs Wasser starrte und murmelte: "Mein Lebenstraum ist zerstört", ich dachte schon gleich springt er rein.

Das war aber noch in der analogen Zeit, wo viele Angler glaubten, was in Katalogen und Magazinen stand, wäre nicht übertrieben, ungeschönt und vollständig.

Recherche sollte vor jeder Reise stattfinden - egal, ob heimischer See, skandinavische Küste oder holländischer See. Das spart Frust und Geld thumbsup Allerdings habe ich die Erfahrungen gemacht, dass auch bei Hitze, Hoch- und Niedrigwasser oder Kälteeinbruch genügend Fische in den Flüssen waren und auch bissen. Aber es stimmt, so eine Reise sollte von Anfang an gut geplant sein. Zum Glück ziehen die verschiedenen Lachsarten nicht alle gleichzeitig hoch.
 
Hallo,

Kanada steht auf unserer Reiseliste ganz weit oben

Auch in Kanada muss man vorher gut recherchieren und viel Zeit investieren um erfolgreich zu sein.

Im Zweifel wahrscheinlich noch mehr als Alaska, zumindest wenn es um B.C. geht.

Da muss man sich als Tourist schon genau kundig machen, wo man überhaupt angeln darf.

Zum Teil müssen Touristen für bestimmte Strecken noch zusätzlich Tageskarten kaufen, die ggf. limitiert sind, an manchen Strecken dürfen sie nur mit Tageskarte und unter Woche fischen, anderswo gilt das ganze Jahr "canadian only" .

Aber die beste Planung nützt nichts, wenn dann wie in den letzten Jahren häufiger geschehen "no fishing for salmon" angeordnet wird.

B.C. liegt halt südlicher und ist vom Klimawandel wahrscheinlich schon stärker betroffen.

Wobei ich gehört habe, dass es auch im südlichen Alaska schon erste "fishing closures" gab.
 
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