DAFV Pressemeldung zum geforderten Aal-Fangverbot

Pressemeldung

ICES empfiehlt pauschales, europaweites Fangverbot für den Europäischen Aal​


Berlin, 08.11.2021. In der am 04.11.2021 veröffentlichten Fangempfehlung für den Europäischen Aal, fordert der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) erstmals explizit die Einstellung jeglicher Aal-Fischerei für 2022. Das geplante Fangverbot bezieht sich auf Berufs- und Freizeitfischerei und beinhaltet auch die Glasaalfischerei für Besatzmaßnahmen und Aquakultur.

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Angler besetzen in vielen deutschen Gewässern Aale für die Erhaltung der Bestände. Foto: Marcel Weichenhahn

DAFV befürchtet, dass negative Effekte überwiegen​

Bereits seit 2017 warnt der DAFV wiederholt davor, dass ein pauschales europaweites Fangverbot dem europäischen Aalbestand nicht helfen wird. Aus Sicht des DAFV sind es vor allem die folgenden negativen Effekte, die aus einem europaweiten Fangverbot resultieren würden:
  • Angler und Fischerei sind die „Augen und Ohren“ am Gewässer. Verschwindet dieser Kontrollmechanismus in Kombination mit dem generellen Verzehr von Aalprodukten, ist zu befürchten, dass wir das gesellschaftliche Bewusstsein für die Aal-Problematik komplett aus dem Augen verlieren würden.
  • Deutsche Angler und der europäische, kommerzielle Aalsektor (Fischerei, Aquakultur, Verarbeitung, Handel) unterstützen seit vielen Jahren aktiv Maßnahmen, die zur Bestandserholung des Europäischen Aals beitragen. Ein Ende der Aal-Fischerei bedeutet auch das Ende all dieser Maßnahmen, wie beispielsweise Besatz, Aal-Taxi, Forschungsförderung, Gewässerrenaturierung sowie Rückbau von Wanderhindernissen und daraus resultierender Habitatgewinn.
  • Die Glasaalwilderei an den europäischen Atlantikküsten und die anschließenden illegalen Exporte nach Asien, sind zu lukrativ, als dass sie mit einem Fangverbot zu stoppen wären.
  • Es ist zu befürchten, dass die unkontrollierte Wilderei durch die Abwesenheit der Freizeit- und Berufsfischerei überhandnimmt und in der Folge sehr viel schlimmere Folgen hätte als ein verantwortungsvoll agierender und gut kontrollierter Markt in Übereinstimmung mit der EU- Aalverordnung (Verordnung (EG) Nr. 1100/2007).

Auswirkungen von pauschalen Fangverboten oft unzureichend untersucht​

Es ist bedauerlich, dass pauschalisierte Fangverbote von vielen Interessengruppen reflexartig als vermeintlich einfach umzusetzendes und effektives Mittel betrachtet werden. Untersuchung von und Nachweis über reale ökologische und sozioökonomische Auswirkungen bleiben dabei meist aus.

Gründe für die Änderung der ICES Empfehlung sind nicht nachvollziehbar​

In den vergangenen 10 Jahren hat der ICES immer gefordert, dass alle vom Menschen verursachten Einflüsse auf den Aalbestand so weit wie möglich reduziert werden sollten. Hier wurde beispielsweise auch die Wasserkraft ausdrücklich als ein wesentlicher Gefahrenfaktor genannt (z.B. ICES, 2020). In der aktuellen Fangempfehlung heißt es nur noch, dass alle anderen durch den Menschen verursachten Aal-Sterblichkeiten dort minimiert werden sollen, wo es möglich ist. Aus Sicht des DAFV sendet diese schwammige Generalisierung das falsche Signal an diejenigen, die für die hohe Aal-Sterblichkeit durch Wasserkraftturbinen und Aal-Habitatverlust durch Gewässerverbauung verantwortlich sind.

Bereits 2019 hat der ICES erkannt, dass der Bestandsrückgang nach Einführung der EU-Aalverordnung im Jahr 2007 seit 2011 gestoppt wurde. Hinweise auf eine gesteigerte fischereiliche Mortalität, die plötzlich ein Fangverbot rechtfertig, lassen sich in der neuen ICES Fangempfehlung nicht finden. Die plötzliche Neuausrichtung der ICES Fangempfehlung ist für den DAFV folglich nicht nachvollziehbar.

Wie geht es weiter?​

Es wird erwartet, dass die EU-Fischereiminister in ihrer Sitzung Mitte Dezember über das weitere Vorgehen in Bezug auf die Fangmöglichkeiten für den Europäischen Aal im Jahr 2022 verhandeln werden. Die ICES Empfehlung ist in den Verhandlungen eine Komponente, die bei der Entscheidungsfindung eine Rolle spielen kann. Der Ausgang dieser Verhandlungen ist aus jetziger Sicht aber vollkommen offen.

Der Deutsche Angelfischerverband e.V. (DAFV)​

Der Deutsche Angelfischerverband e.V. besteht aus 26 Landes- und Spezialverbänden mit ca. 9.000 Vereinen, in denen insgesamt rund 500.000 Mitglieder organisiert sind. Der DAFV ist der Dachverband der Angelfischer in Deutschland. Er ist gemeinnützig und anerkannter Naturschutz- und Umweltverband. Der Sitz des Verbandes ist Berlin. Er ist im Vereinsregister unter der Nummer 32480 B beim Amtsgericht Berlin Charlottenburg eingetragen und arbeitet auf Grundlage seiner Satzung.


Kontakt:
Olaf Lindner Tel: 030 97104379 • E-Mail: o.lindner@dafv.de Web: www.dafv.de

Text: © DEUTSCHER ANGELFISCHERVERBAND e.V. 2021
 
Gibt es Untersuchungen dazu, welchen ca. Anteil die verschiedenen Einflussfaktoren (Wasserkraft, Glasaal Abfischung, Angler, Habitatverluste, etc.) haben?
 
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Bei aller Liebe, wer droht bei einem Fangstopp für Aale die Unterstützung für Dinge wie Aaltaxi, Habitatverbesserung , Forschungsförderung etc. beenden zu wollen, hat sich m.E. selbst entlarvt.
Kann man so sehen - aber es könnten ja auch die sich selbst Tierschützer nennenden Vereine oder gar Kreis, Land oder Bund die Finanzierung für derartiges übernehmen. Ein Angelverein ist nun mal kein reiner Tierschutzverein. Ich verstehe deine Argumentation, aber nur darauf bezogen, wie man durch eine solche Aussage öffentlich dasteht. Inhaltlich hat die Aussage meine volle Unterstützung.
 
Ich finde die Stellungnahme gut.
Da wirst Du wohl nicht der einzige Angler sein, der so denkt.

In Bezug auf die Ankündigung alle Anstrengungen zum Aalschutz beenden zu wollen, wenn ein Fangstopp kommt, sehe ich das halt anders,

Aber das sind halt persönliche Ansichten, die muss niemand teilen.
 
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Es geht, denke ich hauptsächlich darum, dass viele der Tätigkeiten auf ehrenamtlicher Basis durchgeführt werden. Wie soll ich die Leute motivieren tätig zu werden, wenn sie keinen Vorteil davon haben.
 
Bei aller Liebe, wer droht bei einem Fangstopp für Aale die Unterstützung für Dinge wie Aaltaxi, Habitatverbesserung , Forschungsförderung etc. beenden zu wollen, hat sich m.E. selbst entlarvt.
Wobei hat der sich entlarvet? Ein Anglerverband zu sein und nicht der NABU? Wenn es ein Fangverbot für Aal geben sollte,werde ich das in unserem Verein ganz simpel handhaben: Ein Besatz mit Aal wird nicht mehr stattfinden. Den Bestand von Barbe und Nase stützen wir gern weiter mit Vereinsmitteln, aber wer gegen die Interessen der Angler entscheidet (wie schon bzgl. des Dorsches zugunsten der Fangflotten an der Ostsee geschehen), wird bitte nicht von Anglern finanziert. Stellt die Wasserkraftwerke ab, die tonnenweise Fisch töten und keinen nennenswerten Anteil an der Stromerzeugung liefern, schafft Durchgängigkeit an den Wehren, dann reden wir weiter.
 
Es geht, denke ich hauptsächlich darum, dass viele der Tätigkeiten auf ehrenamtlicher Basis durchgeführt werden. Wie soll ich die Leute motivieren tätig zu werden, wenn sie keinen Vorteil davon haben.
Das kann ich dir sagen.
Wir sollen nicht motiviert werden sondern genau das Gegenteil.
Die Leute die einen kompletten Aalfangstopp fordern wollen auch das sonstige Fische nicht gefangen werden.
Besonders in der Angelfischerei.
 
Wobei hat der sich entlarvet? Ein Anglerverband zu sein und nicht der NABU? Wenn es ein Fangverbot für Aal geben sollte,werde ich das in unserem Verein ganz simpel handhaben: Ein Besatz mit Aal wird nicht mehr stattfinden. Den Bestand von Barbe und Nase stützen wir gern weiter mit Vereinsmitteln, aber wer gegen die Interessen der Angler entscheidet (wie schon bzgl. des Dorsches zugunsten der Fangflotten an der Ostsee geschehen), wird bitte nicht von Anglern finanziert. Stellt die Wasserkraftwerke ab, die tonnenweise Fisch töten und keinen nennenswerten Anteil an der Stromerzeugung liefern, schafft Durchgängigkeit an den Wehren, dann reden wir weiter.
Niemand stellt Wasserkraftwerke ab.
Stattdessen wird mit ständigen neuen Gängeleien versucht einen Sündenbock zu finden.
 
Hallo,
Wie soll ich die Leute motivieren tätig zu werden, wenn sie keinen Vorteil davon haben.
Gibt auch einige Angler, die den Vorteil von Hege und Pflege nicht nur im späteren Herausfangen sehen.

Wir haben z.B. am Wochenende erst Biotopfische für eines unserer Naturgewässer beim Züchter abgeholt und gesetzt obwohl die nicht geangelt werden dürfen. Auf Erstattung der Spritkosten aus der Vereinskasse haben wir verzichtet.

Ähnlich sehen das wohl auch die Macher und Unterstützer der Wiederansiedlungsprojekte für Lachs und Stör. Die dürfen ja auch noch lange nicht gefangen werden. Trotzdem investieren die viel Arbeit, Zeit und Geld.

Manche Angler gehen zum Stausee, wenn er abgesenkt wird, um geschützte Muscheln aus dem Schlamm zu sammeln und wieder ins Wasser zu befördern. Das bringt zwar keine Vorteile, aber dreckige Klamotten.
 
Ähnlich sehen das wohl auch die Macher und Unterstützer der Wiederansiedlungsprojekte für Lachs und Stör. Die dürfen ja auch noch lange nicht gefangen werden. Trotzdem investieren die viel Arbeit, Zeit und Geld.
aber wenn es funktioniert dann darf man sich freuen wieder auf Lachs und Stör zu fischen, wird zwar dauern aber Angler sind geduldig und mit
entsprechenden Mindestmaßen und Mengenbegrenzungen sollte das klappen

Gibt auch einige Angler, die den Vorteil von Hege und Pflege nicht nur im späteren Herausfangen sehen.

Wir haben z.B. am Wochenende erst Biotopfische für eines unserer Naturgewässer beim Züchter abgeholt und gesetzt obwohl die nicht geangelt werden dürfen. Auf Erstattung der Spritkosten aus der Vereinskasse haben wir verzichtet.
Manche Angler gehen zum Stausee, wenn er abgesenkt wird, um geschützte Muscheln aus dem Schlamm zu sammeln und wieder ins Wasser zu befördern. Das bringt zwar keine Vorteile, aber dreckige Klamotten.
Da stimme ich dir zu aber wenn du im Verein sowas vorschlägst rennst nicht nur offne Türen ein, es gibt halt solche und solche Angler.
Bei verwertbaren Fischen (Aal, Lachs, Meerforelle und Stör) da möchte man dann doch auch mal gern den einen oder anderen entnehmen,
wenn der Bestand es zuläßt.

Das Wanderhindernise und Wasserkraftwerke durchgängig bzw. so gebaut werden das sie keine Fische schreddern das wird dauern.

Luchse, Wölfe, Kormorane und Co. sind halt Prestigeträchtiger als so'n paar olle Fische.
Naturschutz hört halt an der Wasseroberfläche auf, da ist es einfacher halt erst mal alles zu verbieten.

Bereits 2019 hat der ICES erkannt, dass der Bestandsrückgang nach Einführung der EU-Aalverordnung im Jahr 2007 seit 2011 gestoppt wurde. Hinweise auf eine gesteigerte fischereiliche Mortalität, die plötzlich ein Fangverbot rechtfertig, lassen sich in der neuen ICES Fangempfehlung nicht finden. Die plötzliche Neuausrichtung der ICES Fangempfehlung ist für den DAFV folglich nicht nachvollziehbar.
Ich frag mich für wen das nachvollziehbar ist.

Die Glasaalwilderei an den europäischen Atlantikküsten und die anschließenden illegalen Exporte nach Asien

Meiner Meinung nach muß dort was geschehen.


Gruß Frank
 
Ein Anglerverband zu sein und nicht der NABU?
Genau.

Bisher hat der DAVF ja versucht in der Öffentlichkeit als Natur- und Umweltschutzverband wahrgenommen zu werden, der sich dem Schutz und Erhalt der heimischen Fauna/Flora und Ökosysteme der Gewässer verpflichtet fühlt.

Da passen solche Statements nicht ins Bild.

Für ne reine Anglerlobby natürlich schon.

Wenn es ein Fangverbot für Aal geben sollte,werde ich das in unserem Verein ganz simpel handhaben: Ein Besatz mit Aal wird nicht mehr stattfinden.
Ist logisch, denn dann dürfte es schwierig werden überhaupt an Besatz zu kommen, zumindest auf legale Weise. Eine künstliche Nachzucht von besatzfähigen Aalen gibt es m.W. ja nicht.

Für den Laichfischbestand wird das keine Auswirkung haben, denn laut Herrn Padberg erreicht ja keiner der Aale aus den mittelfränkischen Gewässern die Sargassosee.

Den Bestand von Barbe und Nase stützen wir gern weiter mit Vereinsmitteln
Ist zwar durchaus löblich, aber da man diese Fische trotz Status und Fördersätzen zwischen 80-90% weiterhin fangen darf, sehe ich das jetzt nicht als Prestigeobjekt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Für den Laichfischbestand wird das keine Auswirkung haben, denn laut Herrn Padberg erreicht ja keiner der Aale aus den mittelfränkischen Gewässern die Sargassosee.
Was Hans da behauptet, ist einfach falsch. Das hab ich ihm auch schon mehrfach gesagt. Das ist von ihm wohl als Überspitzung gedacht, um klarzumachen, dass den Aalen auf dem Weg zur Sargassosee viele Hindernisse in den Weg gelegt werden, aber inhaltlich einfach falsch. Wenn dem so wäre, müsste der Verband hinterfragen, warum er Glasaalbesatz mit 50% Förderung stützt.
 
Ist zwar durchaus löblich, aber da man diese Fische trotz Status und Fördersätzen zwischen 80-90% weiterhin fangen darf, sehe ich das jetzt nicht als Prestigeobjekt.
Welcher Angler nimmt denn bitte Nasen oder Barben zur Verwertung mit? In meinem Verein wurden in den vergangenen 10 Jahren genau Null Barben und Nasen entnommen. Bei 400 Anglern. Die wollen nicht mal die Osteuropäer.
 
Genau.

Bisher hat der DAVF ja versucht in der Öffentlichkeit als Natur- und Umweltschutzverband wahrgenommen zu werden, der sich dem Schutz und Erhalt der heimischen Fauna/Flora und Ökosysteme der Gewässer verpflichtet fühlt. Das stimmt, aber die Betonung liegt auf "bisher"

Da passen solche Statements nicht ins Bild. Ich nehme seid einiger Zeit einen Wandel beim DAFV wahr, deshalb passt es für mich schon

Für ne reine Anglerlobby natürlich schon.
Ich bin ja eigentlich bekannt dafür, dass ich dem DAFV sehr kritisch gegenüber stehe, aber diese Haltung finde ich jetzt absolut gut und richtig
 
Wenn dem so wäre, müsste der Verband hinterfragen, warum er Glasaalbesatz mit 50% Förderung stützt.
Wenn man überlegt welche Gewässer der Verband selbst mit Glassaalen besetzt, scheint es dabei eher nicht auf Nachhaltigkeit anzukommen.

In meinem Verein wurden in den vergangenen 10 Jahren genau Null Barben und Nasen entnommen
Dann könntet ihr die ja z.B. ganzjährig schonen und hättet ein schönes Prestigeobjekt.

Welcher Angler nimmt denn bitte Nasen oder Barben zur Verwertung mit?
Hab ich schon gesehen, auch bei Fischereiaufsehern.
 
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