Ah, Herbstzeit, Thermothreadzeit. Und diesmal ist der Titel besonders gut gewählt -finde ich, denn für mich geht die kalte Jahreszeit von Anfang Oktober bis Anfang Mai.
Ich glaube, wie auch die Vorredner, das das ganze Kälteschutzgedöns ein System (Zwiebelprinzip+) bilden sollte, und ich denke es kommt da nicht so aufs einzelne Produkt als auf das Zusammenspiel der Komponenten an.*
ich beschreibs einfach mal, wie es gut für mich funktioniert. Das ist natürlich die Perspektive eines mageren, kälteempfindlichen Ansitzers beim halbmobilen Wanderangeln mit üblichen Angelzeiten von 3-4 Stunden. Ganz sicher haben andere (Festblei/Nachtansitze; Spinnangeln, Angel auf dem Boot etc.) und unterschiedliche Konstitutionstypen völlig unterschiedliche Lösungen.
Ich benutze am liebsten einen altersschwachen Thermoanzug der 100 Euro Klasse, der sicher auch in neu nicht das gelbe vom EI war. Ich habe mir letztes oder vorletztes Jahr einen schwereren, besseren von DAM geholt, den ich kaum benutze, im Gegensatz zum Sunrigde ist er nämlich viel einengender und steifer vom Material, da ist mir der alte Sunrigde Lumpen mit seiner Geschmeidigkeit wesentlich lieber, auch wenn die Nähte langsam hier und da aufgehen, und er nach ich
glaube 5 Saisons harten Einsatz mit Naturködern und FIschschleim in geschlossenen Räumen eine deutlich spürbare ...
Aura verbreitet.
Dazu habe ich eine wirklich gute Unterwäsche der Ski-Klasse, ich glaube von Imax oderso, jedenfalls ist die so ein bisschen dicker als herkömmliche Lange unterwäsche und ein bisschen fleecig, und wichtig, hat nen hohen Reissverschlusskragen. Zwischen Suit und Unterwäsche einen BW Pulli, der ist zwar mit hohem Kunstfaseranteil, aber hat zwei superwichtige Vorteile: 1) Brusttasche für Zigaretten und Feuerzeug 2)extralange, krempelbare Bündchen: Der Schlüssel für warme Hände sind warme Handgelenke. Die Füsse stecken in 2 Paar langen Stiefelsocken und irgendwelchen neoprengefütterten Thermostiefeln, nix für lange Märsche oder schlimme Steinpackungen, aber um am Flüsschen ein Klick oder drei entlangzuhoppeln ausreichend.
Das ganze ist beweglicher und leichter als ein wirklich schwerer Thermoanzug, aber dennoch so isolierend und warm, das es in geschlossenen Räumen unangenehm wird- aber für stundenlanges Aushalten in der Kälte doch ein wenig leicht. Aber was das ganze wirksam macht, sind die Heizelemente, ohne künstliche Wärme bin ich nach einer, maximal zwei Stunden stillen Ansitzens ausser Gefecht. Mit den folgenden Dingern kann ich locker 3-5 Stunden durchhalten, bevors ungemütlich wird, und dann ists eh meist dunkel, ich empfehle sehr Wärmesohlen und Taschenöfen in Eure Kaltwetterkombis fest zu integrieren:
EInlegesohlen für die Füße: Da benutze ich die von Thermopad, es gibt auch andere Hersteller ich bevorzuge diese. Die Hersteller machen phantastische Angaben zur Heizdauer, aber ihre 3-4 Stunden halten sie alle. Dazu zwei Tips: Es gibt manchmal Blindgänger, ähnlich wie bei Knicklichter, darum sollte man immer ein zweites Paar dabei haben. Und man sollte sie aktivieren und in die Stiefel legen, 10-15min bevor man in dieselben steigt, damit sie schön warm sind schon beim Anziehen. Kaltes Neopren saugt nämlich die Wärme aus den Füßen und u.U. bleibts dann kalt, trotz guter Aussenisolierung.
Und sie helfen nicht nur den Füssen: Durch ihre Wärme, die sie im ganzen Stiefel hoch bis zur starkdurchbluteten Wade (körpereigene Heatsinks!) verteilen,
wird der ganze Blutkreislauf gewärmt. Mindestens so wichtig wie der Schutz der Abfrier-Zehen.
Benzin-Taschenöfen: Von den Kohledingern halte ich garnix, die können ausgehen, halten max 2 Stunden und das entzünden und anfachen ist lebensgefährlich.
Ich schwöre auf Benziner der FIrma Peacock. Sie sind ohne Fehl und Tadel, sehr warm und halten mit einer halben Füllung ziemlich genau 24h. Oh,
PirschHirsch und wenn man sie zuhause füllt und anzündet, dann helfen sie auch dem Raucher in der Not, der sein Feuerzeug vergessen hat.
Ich muss
yukonjack respektvoll widersprechen, sie sind nicht nur ein Notmittel, um kalte erstarrte Hände wiederzubeleben. Im Gegenteil, wenns erstmal soweit ist hilft eigentlich garnix mehr (Daher die o.g. langen, warmen Pulloverbündchen, gerne auch mal Stulpen**). Der wahre Nutzen der Taschenöfen liegt in ihrer paarweisen Benutzung, und ihrer Platzierung in den vorderen Hosentaschen: Da liegen sie nämlich genau im oberen Oberschenkel/Beckenbereich, genau dem Ort, wo die grossen Blutgefäße verlaufen: Wenn sie dort ungehindert(!)und ungestört durch Schlüsselbund, Geldbörse, Taschentücher oder nen Köderfisch liegen,
geben sie konstant Wärme in den Blutkreislauf ab. Probierts mal aus, die Taschenöfen dort fest zu platzieren. Ab und zu kann man die Hände zum AUfwärmen in die Tasche
stecken, aber niemals die Öfen dort entfernen. Gegen erfrorene FInger helfen sie nur bedingt, dann ist der Tag eh im Eimer, und in den Aussentasche ist ihre Energie verschwendet.
Fehlen noch Kopf und Hände. Hände sind ein eigenes Thema. hier ist echt viel nützliches dazu versammelt:
https://www.anglerboard.de/threads/der-thread-der-kalten-spinnfischerhaende.320799/#post-4581976 wirklich lesenswert.
Kopf ist ebenfalls individuell. Kopf und Ohren sind eine Riesenoberfläche, aber natürlich auch wichtig als letztes menschliches Merkmal, wenn der Rest einem grünen Michelinmännchen gleicht. Kapuzen taugen nur über der Kopfbedeckung als Niederschlagsabweiser, ich habe meine abgemacht. Ich trage solange es geht meine karierte Friedfischer-Schiebermütze***, wird es frischer und windiger trage ich darunter sone dünne Schwarze Mottorradhaube wie dieser Soulsänger, wird es wirklich kalt, schlägt die Stunde der Russenmütze, bzw. einer gefütterten Mütze mit Klappen, die Ohren und Wangen schützt. da habe ich keine Produktempfehlung. Meine AKtuelle ist Grün, wasserdicht mit Kunstpelz innen und meine Schiebermütze passt napoleonrückzugsmässig noch drunter.
Jo, das ist sie, meine Garderobe für die kalte Jahreszeit. Wichtig war es mir, zu betonen, das die Einzelklamotten erst in ihrem Zusammenhang als System wirksam werden, ob hochqualitativ oder Askari-goodie. Und ich wollte nochmal deutlich den Gebrauch und Nutzen von Wärmequellen empfehlen.
frostige Grüße.
Euer
Minisschnatter
*Im Grunde wie die Distillanzüge der Fremen, die vor Wasserverlust schützen sollen, nur eben das hier die Erhaltung von, und die Versorgung aller Körperpartien mit Wärme das Ziel ist. Also ein geschlossenes Ganzes, das mehr ist als die Summe seiner Teile. BTW: Kann mir noch jemand mal erklären, warum die Fremen in der Wüste HR-Giger-Fetischklamotten in geilem Schwarz(!) tragen, und immer ihre Birne der prallen Arrakis Sonne aussetzen? Herrje, Sombreros gibts nicht ohne Grund, gerade auf dem Wüstenplaneten.
**Stulpen sind aber von unschätzbarem Wert für den Angler, denn sie halten die FInger frei und wärmen die wichtigste Stelle der Hände, das Handgelenk,, wo die Durchblutung der Hände beginnt. Sie sollten aus bester, feiner Wolle sein, und nicht locker sitzen. Beweibte Angler sollten bei ihren Missussen um ein handgestricktes Paar nachfragen, oder heimlich eines ihrer eigenen klauen. Ledige Angler nehmen sich ein paar gute Stiefelsocken, schneiden die Spitze ab und machen ein Loch für den Daumen.
***Wir Friedfischangler sind sehr stolz auf unsere Schiebermützen, pflegen sie hingebungsvoll und brüsten uns im Wettstreit über den Grad ihrer Abgenutztheit, Speckigkeit, und die Individualität ihres Musters. Zugleich dienen sie als optisches Signal innerhalb der Spezies: Erkennen sich zwei Friedfischangler-Männchen am Wasser anhand ihrer Schiebermützen, beginnt ein erbitterter ritualisierter Kampf ums Revier: Die Kontrahenten vermeiden Blickkontakt, aber versuchen, durch wutentbranntes Gerassel und Geklacker ihrer Oldtimer-Rollen den Konkurrenten zu vertreiben.