Hallo zusammen,
es ist Januar und Sonntag. Das Wetter ist bescheiden. Aber bald kommt immerhin die neue Staffel von Fly vs. Jerk, die den Fliegenfischer von tollen Hechten träumen lässt. Was gibt es dann schöneres, als die Box mit neuen Fliegen zu bestücken?
An dieser Stelle möchte ich euch aber kein Muster vorstellen, sondern stattdessen auf zwei einfache Techniken eingehen, mit deren Hilfe ihr selbst eure eigenen Muster entwerfen und binden könnt. Die Idee dahinter ist folgende: Hechte mögen - gerade im Winter- große Happen. Dabei spielen aber nicht nur die Optik, sondern auch die Druckwellen - vom Hecht durch die Seitenlinie wahrgenommen - im Wasser eine Rolle. Das stellt uns Fliegenfischer vor ein grundlegendes Problem: je größer und voluminöser eine Fliege ist, desto windanfälliger wird sie. Ein „halbes Hähnchen“ als Köder macht zwar ordentlich Druck, saugt sich aber schnell voll und spätestens bei Gegenwind hat man ein handfestes Problem. Die Lösung für dieses Problem sind einerseits synthetische Materialien, die kein Wasser aufnehmen und andererseits die beiden Techniken, die ich euch vorstellen möchte, mit denen man mit wenigen Materialien einerseits viel Druck im Wasser erzeugt und andererseits dem Köder eine große Silhouette verleiht.
Körper aus Geflechtschlauch
Der erste Teil ist der Körper aus Geflechtschlauch (im Fliegenfischerbedarf auch als Body-Tubing bekannt). Dieser sorgt dafür, dass die Materialien auch unter Wasser noch sein Volumen behält. Klassischerweise wird hierfür Bucktail verwendet, der rückwärts eingebunden wird. Die Technik ist nicht ganz einfach. Zudem hat sie einen entscheidenden Nachteil: Hechtzähne zerschneiden das Bucktail schnell und die Fliege verliert mit jedem Fisch ein wenig Volumen.
Demgegenüber ist Geflechtschlauch (10mm) günstig, in diversen Farben verfügbar, sicher vor Hechtzähnen und gerade auf Tube-Fliegen sehr einfach einzubinden.
Als Grundlage dient ein etwa 7cm langes Stück Geflechtschlauch. Es wird abgeschnitten und die Enden werden vorsichtig angeschmolzen, damit der Schlauch sich nicht aufribbeln kann.
Anschließend formt man einen kleinen Kegel, indem man das eine Ende durch das andere schiebt. Das ist manchmal etwas kniffelig, sollte aber jedem am Ende gelingen. Dabei ist der Kegel perfekt, wenn das Innere etwas herausschaut.
Anschließend bindet man den Kegel einfach am Ende des Röhrchens (oder kurz vor dem Hakenbogen) eingebunden. Wer einen Haken verwendet, kann zunächst ein breites Gummiband als Grundlage einbinden. Das macht das Einbinden einfacher, da das Material sehr zum drehen neigt. Die Wickelung beendet man mit einem Whip-Finish und sichert diese mit Sekundenkleber.
Anschließend klappt man den Kegel um. Fertig ist die Basis des Köders. Dahinter kann man dann mit dem Binden beginnen.
Ich habe für die hier gezeigte Fliege synthetische Fibern und Flash-Materialien genutzt, die ich jeweils oben und unten eingebunden. Dabei wurde das Material nach 2/3 eingebunden und dann umgeklappt, um eine natürliche Form zu erreichen.
Wenn man mit dem eigentlichen Körper fertig ist, kommt man zum zweiten Teil.
Kopf aus einer Dubbing-Brush
Dieser Teil ist leider etwas schwieriger, geht aber mit etwas Übung und Grundverständnis für die Technik gut von der Hand.
Für die ganze Technik benötigt man einen Dubbing-Twister, optional eine Hechelklemme, dazu eine Fellbürste, einen Kamm, eine Schere und eine Dubbing-Nadel.
Zunächst muss man eine schöne Schlaufe binden. Dazu zieht man ein etwa 40cm langes Stück des Garns nach unten und bindet es dann oben ein. Dann lässt man den Bobbin zweimal um die Schlaufe kreisen, bindet dann ein Stück nach vorne und endet wieder mit einem Whip-Finish. Klingt kompliziert, ist aber einfach. In die Schlaufe hängt man den Dubbing-Twister.
Wenn man mag kann man die Schlaufe jetzt mit etwas Dubbing-Wachs oder einfach etwas Pritt-Stift einschmieren, das macht die nächsten Schritte einfacher. Es ist aber optional.
Als nächstes nimmt man eine weiche Kunstfaser und schneidet diese in circa 7-15cm lange Stücke. Je länger, desto schöner wird zwar der Kopf aber desto schwieriger wird das Binden. Hier gilt es, mit Erfahrung ein gesundes Mittelmaß zu finden.
Auf das Material habe ich hier auch etwas Ice-Dubbing getan, um dem Kopf etwas Glitzer zu verpassen.
Das Material schiebt man dann in die bereits vorbereitete Schlaufe.
Und jetzt heißt es: den Dubbing-Twister drehen, drehen, drehen! Dabei sollte man aber langsam vorgehen und immer wieder innehalten und mit der Dubbing-Nadel vorsichtig am Faden entlang gehen und die Fasern, die sich verheddert haben, befreien. Dabei muss man nicht alle Fasern befreien, wichtiger ist, dass man wirklich sorgsam vorgeht, sonst zieht man die Fasern wieder aus der Schlaufe. Wenn alles gut geht, sieht es dann etwa so aus:
Zum Einbinden setzt man die Hechelklemme unten an dem Strang an und schneidet dann den Faden darunter ab. Dann muss man nicht mit dem oft großen Dubbing-Twister hantieren. Beim Einbinden bietet es sich an, das Material mit den Fingern immer wieder nach hinten zu drücken und die Fasern nach hinten zu schieben. So erhält man später einen dichten, gleichmäßigen Kopf und die Materialien schützen das Garn vor den Hechtzähnen. Das Ende der Schlaufe bindet man normal ein und beendet dann die Fliege mit einem erneuten Whip-Finish. Der Bindeteil ist damit abgeschlossen.
Eingebunden sieht das Ergebnis zunächst wirklich unspektakulär aus. Aber das ist normal!
Jetzt gilt es, die Endwickelung erneut mit Sekundenkleber zu sichern. Das ist wirklich wichtig, denn sonst läuft man Gefahr, die Wickelung beim nächsten Schritt versehentlich zu öffnen und die Fliege damit zu zerstören.
Jetzt nimmt man die Fellbürste und bürstet den Kopf kräftig aus. Ich bürste zunächst in Richtung des Endes der Fliege, anschließend in die entgegengesetzte Richtung. Hier gilt es, wirklich ordentlich zu bürsten. Anschließend kommt der Kamm zum Einsatz und auch damit wird der Kopf mehrfach gekämmt. Schließlich nutze ich noch die Dubbing-Nadel, um nochmal direkt am Röhrchen/Haken die Fasern zu befreien. Zum Schluss wird der Kopf mit dem Kamm in seine abschließende Form gebracht. Nehmt euch bei dem Schritt viel Zeit, je mehr Fasern ihr befreit, desto schöner und voluminöser wird die Fliege.
Jetzt ist die Fliege im Prinzip fertig. Ich selbst habe ihr noch einen Kopf aus etwas UV-Kleber (mit den Fingern vorsichtig reingestrichen) und zwei Augen verpasst. Optional, sieht aber gut aus.
Der Blick von Oben zeigt den Vorteil der Methode: wir haben eine wirklich dicke Fliege!
Wenn man die Fliege auf Links dreht, sieht man auch, wie wenige Materialien eigentlich notwendig sind. Die Fliege selbst ist etwa 30cm lang. Der Körper nur etwa 5cm. Das hat zudem den Vorteil, dass der Hecht die Fliege bequem falten kann, sodass selbst kleine Hechte diese vollständig ins Maul nehmen können.
Ich hoffe, das Tutorial hilft euch und weckt die Lust, selbst ein paar Hechtfliegen zu binden. Teilt auch gerne das Ergebnis hier. Falls noch Fragen sind, stellt sie auch gerne!
Viele Grüße und viel Spaß beim Binden
Colophonius
es ist Januar und Sonntag. Das Wetter ist bescheiden. Aber bald kommt immerhin die neue Staffel von Fly vs. Jerk, die den Fliegenfischer von tollen Hechten träumen lässt. Was gibt es dann schöneres, als die Box mit neuen Fliegen zu bestücken?
An dieser Stelle möchte ich euch aber kein Muster vorstellen, sondern stattdessen auf zwei einfache Techniken eingehen, mit deren Hilfe ihr selbst eure eigenen Muster entwerfen und binden könnt. Die Idee dahinter ist folgende: Hechte mögen - gerade im Winter- große Happen. Dabei spielen aber nicht nur die Optik, sondern auch die Druckwellen - vom Hecht durch die Seitenlinie wahrgenommen - im Wasser eine Rolle. Das stellt uns Fliegenfischer vor ein grundlegendes Problem: je größer und voluminöser eine Fliege ist, desto windanfälliger wird sie. Ein „halbes Hähnchen“ als Köder macht zwar ordentlich Druck, saugt sich aber schnell voll und spätestens bei Gegenwind hat man ein handfestes Problem. Die Lösung für dieses Problem sind einerseits synthetische Materialien, die kein Wasser aufnehmen und andererseits die beiden Techniken, die ich euch vorstellen möchte, mit denen man mit wenigen Materialien einerseits viel Druck im Wasser erzeugt und andererseits dem Köder eine große Silhouette verleiht.
Körper aus Geflechtschlauch
Der erste Teil ist der Körper aus Geflechtschlauch (im Fliegenfischerbedarf auch als Body-Tubing bekannt). Dieser sorgt dafür, dass die Materialien auch unter Wasser noch sein Volumen behält. Klassischerweise wird hierfür Bucktail verwendet, der rückwärts eingebunden wird. Die Technik ist nicht ganz einfach. Zudem hat sie einen entscheidenden Nachteil: Hechtzähne zerschneiden das Bucktail schnell und die Fliege verliert mit jedem Fisch ein wenig Volumen.
Demgegenüber ist Geflechtschlauch (10mm) günstig, in diversen Farben verfügbar, sicher vor Hechtzähnen und gerade auf Tube-Fliegen sehr einfach einzubinden.
Als Grundlage dient ein etwa 7cm langes Stück Geflechtschlauch. Es wird abgeschnitten und die Enden werden vorsichtig angeschmolzen, damit der Schlauch sich nicht aufribbeln kann.
Anschließend formt man einen kleinen Kegel, indem man das eine Ende durch das andere schiebt. Das ist manchmal etwas kniffelig, sollte aber jedem am Ende gelingen. Dabei ist der Kegel perfekt, wenn das Innere etwas herausschaut.
Anschließend bindet man den Kegel einfach am Ende des Röhrchens (oder kurz vor dem Hakenbogen) eingebunden. Wer einen Haken verwendet, kann zunächst ein breites Gummiband als Grundlage einbinden. Das macht das Einbinden einfacher, da das Material sehr zum drehen neigt. Die Wickelung beendet man mit einem Whip-Finish und sichert diese mit Sekundenkleber.
Anschließend klappt man den Kegel um. Fertig ist die Basis des Köders. Dahinter kann man dann mit dem Binden beginnen.
Ich habe für die hier gezeigte Fliege synthetische Fibern und Flash-Materialien genutzt, die ich jeweils oben und unten eingebunden. Dabei wurde das Material nach 2/3 eingebunden und dann umgeklappt, um eine natürliche Form zu erreichen.
Wenn man mit dem eigentlichen Körper fertig ist, kommt man zum zweiten Teil.
Kopf aus einer Dubbing-Brush
Dieser Teil ist leider etwas schwieriger, geht aber mit etwas Übung und Grundverständnis für die Technik gut von der Hand.
Für die ganze Technik benötigt man einen Dubbing-Twister, optional eine Hechelklemme, dazu eine Fellbürste, einen Kamm, eine Schere und eine Dubbing-Nadel.
Zunächst muss man eine schöne Schlaufe binden. Dazu zieht man ein etwa 40cm langes Stück des Garns nach unten und bindet es dann oben ein. Dann lässt man den Bobbin zweimal um die Schlaufe kreisen, bindet dann ein Stück nach vorne und endet wieder mit einem Whip-Finish. Klingt kompliziert, ist aber einfach. In die Schlaufe hängt man den Dubbing-Twister.
Wenn man mag kann man die Schlaufe jetzt mit etwas Dubbing-Wachs oder einfach etwas Pritt-Stift einschmieren, das macht die nächsten Schritte einfacher. Es ist aber optional.
Als nächstes nimmt man eine weiche Kunstfaser und schneidet diese in circa 7-15cm lange Stücke. Je länger, desto schöner wird zwar der Kopf aber desto schwieriger wird das Binden. Hier gilt es, mit Erfahrung ein gesundes Mittelmaß zu finden.
Auf das Material habe ich hier auch etwas Ice-Dubbing getan, um dem Kopf etwas Glitzer zu verpassen.
Das Material schiebt man dann in die bereits vorbereitete Schlaufe.
Und jetzt heißt es: den Dubbing-Twister drehen, drehen, drehen! Dabei sollte man aber langsam vorgehen und immer wieder innehalten und mit der Dubbing-Nadel vorsichtig am Faden entlang gehen und die Fasern, die sich verheddert haben, befreien. Dabei muss man nicht alle Fasern befreien, wichtiger ist, dass man wirklich sorgsam vorgeht, sonst zieht man die Fasern wieder aus der Schlaufe. Wenn alles gut geht, sieht es dann etwa so aus:
Zum Einbinden setzt man die Hechelklemme unten an dem Strang an und schneidet dann den Faden darunter ab. Dann muss man nicht mit dem oft großen Dubbing-Twister hantieren. Beim Einbinden bietet es sich an, das Material mit den Fingern immer wieder nach hinten zu drücken und die Fasern nach hinten zu schieben. So erhält man später einen dichten, gleichmäßigen Kopf und die Materialien schützen das Garn vor den Hechtzähnen. Das Ende der Schlaufe bindet man normal ein und beendet dann die Fliege mit einem erneuten Whip-Finish. Der Bindeteil ist damit abgeschlossen.
Eingebunden sieht das Ergebnis zunächst wirklich unspektakulär aus. Aber das ist normal!
Jetzt gilt es, die Endwickelung erneut mit Sekundenkleber zu sichern. Das ist wirklich wichtig, denn sonst läuft man Gefahr, die Wickelung beim nächsten Schritt versehentlich zu öffnen und die Fliege damit zu zerstören.
Jetzt nimmt man die Fellbürste und bürstet den Kopf kräftig aus. Ich bürste zunächst in Richtung des Endes der Fliege, anschließend in die entgegengesetzte Richtung. Hier gilt es, wirklich ordentlich zu bürsten. Anschließend kommt der Kamm zum Einsatz und auch damit wird der Kopf mehrfach gekämmt. Schließlich nutze ich noch die Dubbing-Nadel, um nochmal direkt am Röhrchen/Haken die Fasern zu befreien. Zum Schluss wird der Kopf mit dem Kamm in seine abschließende Form gebracht. Nehmt euch bei dem Schritt viel Zeit, je mehr Fasern ihr befreit, desto schöner und voluminöser wird die Fliege.
Jetzt ist die Fliege im Prinzip fertig. Ich selbst habe ihr noch einen Kopf aus etwas UV-Kleber (mit den Fingern vorsichtig reingestrichen) und zwei Augen verpasst. Optional, sieht aber gut aus.
Der Blick von Oben zeigt den Vorteil der Methode: wir haben eine wirklich dicke Fliege!
Wenn man die Fliege auf Links dreht, sieht man auch, wie wenige Materialien eigentlich notwendig sind. Die Fliege selbst ist etwa 30cm lang. Der Körper nur etwa 5cm. Das hat zudem den Vorteil, dass der Hecht die Fliege bequem falten kann, sodass selbst kleine Hechte diese vollständig ins Maul nehmen können.
Ich hoffe, das Tutorial hilft euch und weckt die Lust, selbst ein paar Hechtfliegen zu binden. Teilt auch gerne das Ergebnis hier. Falls noch Fragen sind, stellt sie auch gerne!
Viele Grüße und viel Spaß beim Binden
Colophonius