Bedienungsanleitung für Low Profile Multirollen / Baitcaster – Teil 1

IMG_3992.jpg


Jeder kennt diese Situation oder hat sie selber erlebt, man steht am Wasser mit seiner ersten Multirolle. Bei wir war es eine Black Max im zweiten Schwedenurlaub, frisch bespult mit geflochtener Schnur und beködert mit einem 7 Gramm Spinner. Karton und Beschreibung hat Mann typischerweise gleich entsorgt, was Andere können kann ich auch. Erster Wurf, voll durchgezogen und schon bildet sich aus 30 Metern Schnur ein traumhaftes Perückengebilde in meiner Hand. Um wenigstens dem Mitleser diese Erfahrung zu ersparen, gibt es hier mal eine grundlegende Bedienungsanleitung für Multirollen. Hier geht es nicht ums Pitchen und Flippen, wer mit diesen begriffen was anfangen kann sollte nicht weiterlesen. Ich erkläre einfach die Grundlagen zum Umgang mit der Multirolle.

Die erste Besonderheit an der Multirolle ist, wir haben keinen Schnurfangbügel. Zum Freigeben der Schnur beim Wurf, Schleppen oder Vertikalangeln nutzen wir die Daumentaste wie im Bild unten zu sehen. Taste runter drücken, Taste rastet ein, Schnur kann frei ablaufen. Eine Kurbelumdrehung machen, und schon bei der ersten Bewegung kommt die Daumentaste hoch und der Schnurabzug ist wieder gestoppt.

revoguide4.jpg


Die zweite Besonderheit ist: eine Multirolle, egal ob flache oder runde Multi, hat fast immer 4 Bremssysteme.

Auf dem folgenden Bild seht ihr die Sternbremse, das ist eure Drillbremse wie man sie von der Stationärrolle in Form der Front- oder Heckbremse kennt. Nach Vorn drehen zum schließen, nach Hinten drehen zum öffnen der Bremse. Das einstellen der Bremse vorm Angeln macht ihr dann nicht anders als ihr es gewohnt seit. Das soll bitte jeder nach seinem Geschmack machen. An der Multi habe ich die Bremse immer ein wenig leichter eingestellt als an der Stationärrolle, denn ich kann ja jederzeit noch mit dem Daumen auf der Spule bremsen.

revoguide3.jpg


Die zweite Bremse ist die Spulenbremse. Damit stellen wir die permanente Bremskraft auf die Spulenachse ein. Diese Bremse ist notwendig, da bei komplett ohne Widerstand drehender Spule, ein Wurf durch die hohe Rotation sonst gar nicht möglich wäre. Nach Rechts beziehungsweise zu euch hin dreht ihr die Bremse weiter zu (Linkshand-Modelle), in die andere Richtung wird der Bremsdruck geringer (bei Rechtshandrollen genau andersherum!). Diese Einstellung ist auch abhängig vom Gewicht des zu werfenden Köders, ein schwerer Köder versetzt die Spule natürlich viel schneller in hohe Rotation.

revoguide2.jpg


Die für Anfänger einfachste Möglichkeit die Spulenbremse grundsätzlich richtig einzustellen, seht ihr auf dem nächsten Bild. Dreht die Bremse erstmal relativ weit zu, nehmt die Rute waagerecht, drückt die Daumentaste und öffnet die Bremse jetzt langsam bis zu dem Punkt an dem der Köder langsam nach unten sinkt. An diesem Punkt die Bremse so lassen wie sie ist und bei jedem Köderwechsel neu einstellen. Diese Variante der Bremseinstellung ist für den Anfang, auf jeden Fall die sicherste um Perücken zu vermeiden.

revoquide1.jpg


Die dritte Bremse ist die Wurfbremse, je nach System regelt sie die Bremsleistung über den gesamten Wurf oder erst am Ende des Wurfs. Ohne diese Bremse entstehen die Perücken gerade am Ende eines Wurfes, wenn der Köder aufs Wasser auftrifft, wird nämlich sofort der Schnurabzug weggenommen, aber die Spule rotiert weiter. Dafür gibt es Magnetbremsen oder Fliehkraftbremsen in verschiedenen Varianten. Ich empfehle gerade Anfängern immer Rollen wo ihr diese Wurfbremse von Außen einstellen könnt, damit entfällt das öffnen des Seitendeckels um die Bremse einzustellen. Ob Fliehkraftbremse oder Magnetbremse ist Geschmackssache. Auf dem folgenden Bild seht ihr eine extern einstellbare Fliehkraftbremse an der Revo Premier. Hier gilt es nun zwischen Min und Max zu regeln, als Anfänger immer erstmal mit dem Maximum beginnen. Um die Wurfweite später zu steigen, immer weiter minimieren.

revoguide5.jpg


Die vierte und wichtigste Bremse ist euer Daumen! Am Anfang des Wurfes, wenn ihr die Daumentaste drückt, muss der natürlich auf der Spule bleiben. Aber auch beim Wurf solltet ihr immer dezenten Kontakt zur Spule behalten, somit könnt ihr zusätzlich Bremsen und spürt sofort entstehende Perücken. Am Ende des Wurfes ist der Daumen eure Bremse um die Spulenrotation zu beenden um dann direkt mit dem Kurbeln zu beginnen. Und während des Drills könnt ihr den Bremsdruck nochmal erhöhen. Also eine Bremse die alles kann.

Die berechtigte Frage wäre jetzt: „Wofür kauf ich mir ein Rolle mit 3 Bremsen, wenn ich dann doch noch selber bremsen muss?“. Der Punkt ist einfach das unser Daumen in jeder Situation flexibel reagieren kann, unsere Bremsen können wir aber nur einmal pro Wurf einstellen. Und wenn man mit dem Baitcasten (Spinnfischen mit Multirollen) weiter fortgeschritten ist, nutz man zumindest die Spulen- und Wurfbremse immer weniger und der Daumen macht den Rest.

In diesem Sinne, viel Spaß beim üben und ich hoffe ich habe euch die Perücke beim ersten Wurf erspart.

Im Teil 2 erläutere ich nochmal genauer die unterschiedlichen Wurfbremsen und zeige wie man eine Low Profile Multirolle bespult.
 
Zuletzt bearbeitet:
Oben