Erst mal im Allgemeinen zum Vorfach fürs Zanderangeln:
Es kommt stark auf den Rest des verwendeten Set-ups an. Wenn ich z. B. mit 3,60m langen Specimen-Ruten auf Distanz mit Köderfisch angle, reicht mir 0,25er leicht aus, da ich mit monofiler Schnur beim Anhieb auf Grund der Dehnung nie die 5kg Knotenfestigkeit in Frage stellen kann. Ist aber kein Problem, da man einfach nen dünndrähtigen Haken dafür nutzt. Anders beim Jigangeln. Bei einem Biss auf 5-7m Entfernung in der letzten Absinkphase an der Kante (und da kommen mit die meisten Bisse) knall ich als Brutalanschlager das 0,25er einfach durch. Du siehst, man muss schon etwas genauer an die Sache gehen. Jetzt mal 3 Beispiele beim Zanderspinnfischen, welches Material ich nutze:
1. 2,10er Spaßrute mit 30gr; gefischt werden Texas, Carolina, Dropshot und kleine Gummis mit dünnen und feinen Haken. Mit der leichten Rute und durch die dünnen Haken muss die Bremse nicht auf Anschlag zu gedreht werden, um dennoch eine gute Bissverwertung zu bekommen. Hier nutze ich 0,25 bis 0,32er je nach Untergrund
2. 2,70er mittlere Jigge mit 50gr; Jigs mit Gummi. Bereits mit der mittleren Rute und fast geschlossener Bremse (um mit Jigs einen wirkungsvollen Anhieb auf Distanz durchzubringen) reißt das bei Variante 1 verwendete Material beim Anhieb auf kurze Distanz (Schockbelastung). Hier führt für mich kein Weg an 0,38er aufwärts vorbei.
3. 2,70er schwere Jigge mit 100gr; Jigs mit Gummi. Hier verwende ich ausschließlich Stahl mit 12kg Tragkraft (hält nach Verarbeitung 7-8kg) oder Fluocarbon über 0,55. Die entstehenden Schockbelastungen sind mir einfach zu groß.
Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich zu 90% vom Ufer unterwegs bin und oft auch auf Distanzangeln angewiesen bin. Würde ich vom Boot mit geringeren Wurfweiten fischen, damit die Bremse nicht auf Anschlag stehen muss (im Gegensatz zu 40m vom Ufer), würde ich die Durchmesser reduzieren.
Beim Zanderangeln mit Zugködern können die Durchmesser auch geringer gewählt werden, da der Anhieb etwas sanfter ausfällt und oft auch etwas weichere Ruten verwendet werden können.
Bei Wobblern, Blinker und Spinner bevorzuge ich Stahl, da ich sobald ich mit Drilling angle immer auf Nummer sicher gehe.
Thematik Stahlvorfach - dickes Fluocarbon: Ab wann jetzt wirklich "Hechtsicherheit" herrscht will ich jetzt gar nicht beurteilen, aber zumindest mal die Vorteile der beiden gegenüberstellen:
Stahl: + dünnerer Durchmesser, + bei 7x7 recht geschmeidig, + 1x7 recht starr (Köderverwicklung), + absolut Hechtsicher, + guter Kontakt,
- knickt und kringelt leicht, - keine Fallschirmwirkung in flacheren Gewässern
Fluo 0,55 aufwärts: + recht steif (Köderverwicklung), + Fallschirmwirkung in flacheren Gewässern (länger Absinkphasen), + keine Knicke und Kringel (Beisszeiten können gut genutzt werden)
- schlechterer Kontakt (Dehnung, Strömung), - fragwürdige Hechtsicheheit, - immer steif, - dickerer Durchmesser
Man sieht also, dass in bestimmten Situationen beide Materialien ihre Berechtigung haben.