AW: Meeräschen Ostsee 2018
Rein spekulativ könnten folgende Gründe vorliegen:
- mittlerweile gezieltes Befischen der Nebenerwerbs-/Berufsfischer
Nicht umsonst gibt's doch so einige Restaurants an der Ostseeküste, die während der Sommerzeit die Meeräsche auf der Karte haben (ob auf einer gemischten Fischplatte oder als Filet an sich sei dahingestellt), zudem kann man Multen (als Wildfang) schon in einigen Frischfischläden in DK und D kaufen.
U.U. könnte das gezielte Befischen schon bei der Wanderung von den Winterquartieren an die Ostseeküsten passieren. Es gab mal vor etwa 3 oder 4 Jahren ein dänisches Unterwasservideo vom Helsingör/Öresund, wo mehrere Schwärme von hunderten von Fischen durchgezogen sind. Diese suchten dann ihre Sommerquartiere auf.
Das war z.B. zumindest letztes und dieses Jahr nicht der Fall, so dass man vermuten kann, dass die Schwärme nicht mehr existent sind.
Zudem bin ich der Meinung, dass die Schwärme i.d.R. standorttreu sind, d.h., dass die Meeräschen bzw der jeweilige Schwarm zum Sommer immer den gleichen Küstenabschnitt aufsuchen. Wird der Schwarm abgefischt, bleibt der Strandabschnitt leer bzw die übrig gebliebenen Einzelfische schließen sich überwiegend anderen Schwärmen an.
- evtl aufgrund größer werdende Population der Fressfeinde (z.B. Seehundartige, Cormarane (?), ) deutliche Dezimierung der Multenbestände.
Da es sich dabei, ähnlich wie beim Wolfsbarsch, um eine eher langsamwachsende Spezies handelt, bricht natürlich die Population recht schnell ein. Eine Multe mit 30 cm hat schon mindestens 3 (oder fast 5) Jahre auf dem Buckel, mit 50 cm etwa 10 Jahre, u.U. je nach Nahrungsangebot (Quelle:
https://www.fiskepleje.dk/Fiskebiologi/multe
http://www.angelwahn.de/meeraesche/)
- evtl. bestehen die Voraussetzungen der Nahrung (-sgrundlage) in den Sommerquartieren nicht mehr so wie vorher und deswegen bleiben die Äschen aus. Auch wenn der letztjährige Sommer im Norden sehr wechselhaft war, gab es viele Anzeichen (nicht nur für den gen. Zeitraum), dass die Wasserqualität der Ostsee sich verschlechtert hat. Ich hatte letztes Jahr auch im Uferbereich kaum Kleinstlebewesen (Tangläufer, Mysis, Sandgarnelen usw) sehen können. Auch bildeten sich gerade hier auf Fehmarn an der Ostküste massiv braune Algen aus, die offensichtich nicht als Nahrung der Meeraesche geeignet sind. Die Fische weiden eher die Grünalgen mit den darin enthaltenen Kleinstlebewesen ab und meiden Bereiche mit den braunen Algen. Diese vermehrten sich offensichtlich aufgrund Sauerstoffmangels bzw zu vielen Nährstoffen (Überdüngung bzw Eintrag durch Außen) im Wasser. Davon sprachen auch hiesige Fischer, dass der Ufernahe Bereich (Strandnähe bis 6-10 m Wassertiefe) recht 'tot' sei und Sauerstoffmangel herrscht (in diesem Zusammenhang s.a. mehrere Fischsterben im Bereich der Ostsee, z.B. Eckernförder Bucht usw). Dass dann natürlich Fische abwandern bzw sich erst gar nicht einstellen, ist relativ wahrscheinlich.
In der aktuellen Zeitschrift Fliegenfischen ist ein Bericht über das Meeräschenangeln, darin trifft der Autor die Aussage, dass sich nördlich Fünen, Seeland etc immer noch Äschen einstellen und die Fische nicht weiter nach Süden ziehen würden (Artikel müsste sich auf 2017 beziehen, es wird jedoch keine Ursache genannt für das 'Nichweiterwandern' genannt).
Und auch sehr merkwürdig ist, dass sich z.B. im Bereich der Nordküste Lollands dieses Jahr auch keine Fische eingestellt haben. Ein guter Bekannter und Fliegenfischer auf Lolland meldet keine Sichtungen, auch in dän. Angelforen etc gibt's fast keine Meldungen (Sichtungen bzw. Fänge), obwohl dort Flachwasser und Nahrungsangebot beste Lebensgrundlagen bieten würden.
Anzumerken ist, dass o.g. Darstellung aufgrund eigener Beobachtungen, Erfahrungen, Gespräche, Recherchen im WWW usw. basiert.
Problematisch bei der Meeräsche ist, dass es auch nur wenige wissenschaftlich fundierte Studien und Fakten gibt. Interessant ist z.B. eine dänische Studie über die Wanderung von Multen an die dän Küstengewässer, dass diese aus dem Bereich der Themse-Mündung stammen. Andere überwintern z.B. eher im deutschen oder südnorwegischen Nordseebereich.
Es gab z.B. vor einigen Jahren Mitte September auch Sichtungen von bestimmt über 500 Tieren an hiesiger Ostküste, als ob diese sich kurzzeitig gesammelt haben, um dann offensichtlich in die Winterquartiere abzuwandern. Andererseits hatte ich auch Anfang/Mitte Oktober noch Schwärme bzw Fische bei der Nahrungsaufnahme sichten können.
Weitere Quellen sind z.B.
http://www.lsfv-sh.de/neuigkeiten/1...tselhaft-meeraeschen-in-der-westlichen-ostsee
Leider finde ich die dänischen Quellen eben gerade nicht, müssten jedoch bei der
https://www.sportsfiskeren.dk/ bzw beim dän. Landwirtschafts- und Fiskeriministerium recherchierbar sein.
Werner