Plötzen an der Biberburg

Fantastic Fishing

Well-Known Member
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Präsentiert von: www.16er-Haken.de


Es war wieder so ein launischer Tag im anfänglichen Herbst, die Wasserstände waren nach einem doch recht knackigen Sommer ohne auch nur einen einzigen Regentag auf dem tiefsten Stand, den ich mir nur vorstellen konnte. Aus Mangel an alternativen kam mir das Angeln auf Plötzen am kleinen Fluss deswegen mehr als gelegen.

Die Elbe war nur noch ein einziger Rinnsal, während die vielen Stillgewässer wegen des Sauerstoffgehalts mit sich selbst zu kämpfen hatten. Am kleinen Fluss aber sollte ein Nagetier als Held der Stunde mir eine Chance eröffnen, die ich nicht liegen lassen wollte.

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Ein Biber staute das Wasser in der größten Not durch seinen Damm massiv an, der leichte Durchfluss sorgte für mehr Bewegung im Wasserkörper, auch der Pegel erhöhte sich dank der Ingenieursleistung des Nagers um viele Zentimeter.

Etwas weiter Stromauf wollte ich mein Glück probieren, in der Hoffnung auch nur einige wenige Fische zu fangen. Bewaffnet mit der Matchrute, dem Hund und sehr wenig Ausrüstung bahnte ich mir einen Weg durch das Brache Land, auf der Suche nach den Rotaugen und einer Erkenntnis.

Im Flachwasser mit Posen auf Rotaugen

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Heilsam staute der Biber das Wasser auf eine natürliche Weise an, einen Luxus, wie ich ihn mir nur wünschen konnte, trotzdem war dieser Bereich des Flusses zu meinem Erstaunen relativ flach. Den wirklichen Vorteil sah ich aber eher darin, dass der Wasserkörper durch einen leichten Durchfluss etwas mehr Bewegung bekam, folgend wird mehr Sauerstoff gebunden.

Im Frühling wäre dieser Abschnitt mit Sicherheit eine Bank auf Döbel und andere Weißfische gewesen, wegen der starken Sonne und dem ohnehin warmen Wasser relativierte sich dieser Umstand aber zu den derzeitigen Wetterlagen. Ein weiterer Nachteil kam mir beim Aufbauen meiner Ausrüstung in den Sinn, welchen ich anfänglich gar nicht einkalkulierte.

Der Fischwechsel über die Elbe könnte mit viel Pech schon seit Wochen dank der natürlichen Barriere komplett unterbrochen gewesen sein. Haben sie die Flussabschnitte bereits im anfänglichen Sommer verlassen, würde nichts weiter als eine Geisterstrecke ohne große Erfolgsaussichten zurückbleiben.

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Ausrüstungstechnisch hielt ich mich alleine der Erfolgsaussichten wegen zurück, ohnehin ließ das Areal keinen Platz für große Tackleschlachten zu. Ein Stuhl, Eimer, Kescher und die passenden Kleinteile sollten für diesen Nachmittag vollkommen ausreichend sein.

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Das Futter stimmte ich vollends auf die kleinen silbernen Freunde ab, allerdings etwas mutiger als gewöhnlich, richtete ich den Mix auch mit einigen Haferflocken an, in der Hoffnung vielleicht einige Döbel oder Alande zu aktivieren. Farblich orientierte ich mich an den Gewässerboden, welcher in Teilen kiesig ist.

Allerdings gibt es durchaus auch sehr schlammige Bereiche im Flussbett, wegen des sehr trüben Wassers bleibt aber nur das Mutmaßen über die jeweiligen Verhältnisse. In jedem Falle war die Grundidee als solches nur auf Unauffälligkeit ausgelegt, weil auch Kormorane bei uns zur Jagd trommeln und die Fische sehr scheu sein können.


Das verwendete Gerät, Montage und Köder

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Die erwähnte Matchrute zum Ansitz war mit einer Länge von 3 Metern ideal für den Ausflug. Bei einem Wurfgewicht von 14 Gramm und einer recht schnellen Aktion kann der Fisch innerhalb weniger Sekunden gelandet werden, trotzdem besitzt sie noch genügend Reserven für größere Weißfische.

Eine 2000er Rolle mit 0,16 Millimeter dünner Monofiler Schnur kombiniert an einem kleinen, vorgebleiten, durchsichtigen Waggler ergänzte das gesamte Setup. Montiert wurde die Pose alt Englisch, was bedeutet, das 90% der Tragkraft direkt am Körper des Wagglers montiert werden. Die Restlichen 10% wurden als kleine Kette 20 Zentimeter über dem Haken befestigt. Bei Bedarf können wir so das Verhalten der Präsentation flexibel anpassen.

Als Köder dienten mir standesgemäß Pinkies, Hanf und etwas Weizen. Mais hielt ich nur als Option zum zusätzlichen Füttern bereit, falls doch noch Brassen oder Güstern eintreffen sollten.

Zwei Futterplätze für schnelle Wechsel

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So klein solch ein Flüsschen auch sein mag, so schwierig kann das Halten der Fische auf einem Futterplatz sich gestalten, so zumindest zeigten es mir meine Erfahrungen auf. Ich erlebte schon oft, wie Hechte oder ein intensiver Drill Beißflauten von mehr als 30 Minuten produzierten.

Um taktisch Klever vorzugehen hielt ich es einfach für Notwendig, zwei Futterplätze aufzubauen, um die Chancen stets aufrechtzuerhalten, kontinuierliche Fänge zu verbuchen. Direkt gegenüber meiner Sitzposition hingen einige Ausläufer von Ästen genau über dem Wasser, fallen hier in Regelmäßigkeit Insekten runter, könnten Rotaugen nicht Unweit auf einen Snack lauern.

Es würde nur eine gewisse Genauigkeit der Würfe verlangen und mit Geschick dürfte die Präsentation des Wagglers verführerisch langsam unter dem Gestrüpp entlang gleiten. Der Nachteil war nur all zu offensichtlich, nur ein einziger Fehlwurf würde mit dem sicheren Abriss enden.

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3 Futterbälle kombiniert mit einem Schuss von Pinkies durch eine Futterschleuder sollten ein gewichtiges Argument für das Auflaufen der Plötzen liefern. Weil der kleine Fluss eine recht seichte Strömung aufweist, würden die Fliegenlarven an Ort und Stelle liegen bleiben.

Im Grunde genommen ging es mir aber nur darum, Bewegungsreize durch lebendige Nahrung zu kreieren. Sind Rotaugen nicht Unweit des Futterplatzes, dürften die Bisse dank dieser Präsentation sehr schnell folgen. Die zweite Stelle sollte genau nach gegenteiligem Muster in Szene gesetzt werden. Hanf als recht passiver Gegenpart würde mir verraten, ob die Fische vielleicht Größer werden, wenn weniger Trubel vorhanden ist.

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Recht Mittig unterhalb eines umgestürzten Baumes bot ich einige Schüsse Hanfkörner an, warf aber nur einen einzigen Futterball in Kombination dazu, um das doch recht aktive Futter nicht zu sehr in den Vordergrund rücken zu lassen. Der Spot lag ungefähr 15 Meter weiter Stromauf, manchmal reichen solche Distanzen schon für erhebliche Unterschiede in der Fangausbeute aus. Etwas geliebäugelt hatte ich auch mit Döbeln, welche vielleicht im Schatten der gefallen Silberweide dösten.

Werden die Zielfische oder Mücken beißen?

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Den Anfang des Angeltages versüßte ich mir mit einem richtig tollen ersten Wurf genau in die Äste der überhängenden Bäume. Bevor überhaupt irgendetwas passierte, musste ich erstmal über eine seichte Stelle hinter dem Damm den Fluss überqueren, um meine abgerissene Montage zu befreien. Solch einen Auftakt nimmt man aber eher mit Humor, zumindest schärfte es die Sinne vollends.

Nach meinem Marsch der Schande montierte ich die Montage neu, zog 2 Pinkies auf den 18er-Haken und fing unter höchster Konzentration mit dem Angeln an. Während mein Hund Äste zerlegte und die Sonne genoss, starte ich wie ein Scharfschütze auf meinen ganz langsam treibenden Waggler.

Nach dem dritten Wurf konnte ich schließlich das erste kleine Rotauge fangen, kein Monster, aber die Erwartungshaltung für große Fische war ohnehin nicht vorhanden. Nach einigen weiteren Plötzen dieser Größe zeichnete sich dann ein klares Bild ab. Immer wenn ich Pinkies schoss, kamen die Bisse. Hielt ich mich passiv, blieben die Bisse aus. Die Größe selbst sollte sich aber in keinster Weise verändern.

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Zwischendurch fütterte ich immer mal wieder Hanf auf der zweiten Bahn nach, um den Futterplatz gewissermaßen fruchtbar zu halten. Nach einer Serie kleinerer Fische wechselte ich dann auch die Bahn, in der Hoffnung die Größe etwas selektieren zu können. Passend zur Fütterung montierte ich nach einigem Fummeln ein Hanfkorn. Es ist gar nicht so leicht, den Haken genau zwischen die beiden Hülsen zu schieben. Durchbohrt man stehts die Schalen, werden dünne Haken auch auf Dauer stumpf, weshalb man mit bedacht vorgehen sollte.

Wirklich viele Bisse konnte ich aber auf den scheinbar ungewöhnlichen Köder nicht verzeichnen. Mir gelang es zwar, sporadisch über die Zeitdauer von einer Stunde ab und recht kleine Exemplare zu landen, aber keiner dieser Fische hatte die erhoffte Größe. Der Gegentest zur Effektivität vom Hanf erfolgte durch einen erneuten Einsatz der Fliegenlarven. Jeder Wurf war quasi ein Treffer, sie mochten das Korn scheinbar nicht.

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Dieses Zusammenspiel zwischen sehr trübem Wasser und recht gedecktem Köder konnte ich aber schon des Öfteren feststellen, vielleicht fehlt einfach der farbliche Schlüsselreiz. Mit dem Weizen sah das nicht viel besser aus, vielleicht fixierte sich die Kinderstube auch nur auf lebendige Nahrung. Meine Körner konnte ich besten Gewissens über den restlichen Angeltag zur Seite stellen. Manchmal soll es halt nicht sein.

Beifänge von kleinen Alanden und Döbeln wie auf Bestellung


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Nach 3 Stunden Angeln stellten sich nun auch die kleinen Döbel und Alande ein, Beifänge oder Zielfische typischerweise in jedem kleinen Fluss. Ein Unterschied konnte man bei der Aufnahme des Köders auch sofort erkennen. Die Pose wurde ohne zu zögern vom Platz gerissen, während die Rotaugen doch eher Spitz bissen.

Der große Wurf, abseits der Stöcker für meinen Hund, blieb an diesem Tag aber aus. Bei 32 Grad auch nicht wirklich verwunderlich und keineswegs ungewöhnlich. Ich wollte die Chance einfach nutzen und diese Erfahrung direkt hinter einem Biberdamm für mich nutzen. Um die 80 kleinen Plötzen sollte sich zeigen, aber keines auch nur im Ansatz älter als zwei Sommer.

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Zumindest schien mein Hund seine Aufgabe begriffen zu haben, so übte er sich darin, dem Biber recht nahe in seinen Handlungen zu kommen. Zig Äste wurden bis ins kleinste Detail zerlegt, einen Unterschied zwischen der Kunst das Abholzens von Nager und Charly war nicht zu erkennen. Tatsächlich betreibt mein Vierbeiner diese Art von Zeitvertreib schon seit vielen Jahren.

Nicht selten berichten andere Angler, die ich Treffe, das nun auch Biber an den Seen und Teichen in der Stadt ihr Unwesen treiben. Wenn die Herrschaften nur Wüsten, welcher Strolch das Wirklich war, aber lassen wir die Legende des Bibers doch einfach stehen oder?

Herzlichst, euer 16er-Haken


https://www.16er-haken.de/keine-bisse/
 

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Fantastic Fishing

Well-Known Member
Schöner Bericht zu einem schönem Stausee. :)

Interessant war es allemal, weil die Pose ab einem bestimmten Moment in die entgegengesetzte Richtung getrieben ist, bis sich die Kräfte mehr oder weniger aufhoben haben und alles an einer Stelle stehen blieb. Tatsächlich raubte unterhalb des Damms sogar irgendein Raubfisch im knietiefen Wasser, ich habe versucht diesen zu Lokalisieren, gelang mir nicht! Obwohl flach und relativ klar. Ich bin fast bekloppt geworden.....

Die Wollhandkrabben hast du aber Flitzen sehen, umso verwirrter war ich dann auch. Keine Ahnung, welcher Räuber sich da so dermaßen dezent verbergen konnte. :D
 

Tobias85

Well-Known Member
Hättest deinen Wachhund drauf ansetzen müssen :D

Ungewöhnlich mit der Strömung. Wenn es so flach war, wird es ja tendenziell eher keine Unterströmung geben. Wie entwickeln sich denn die Wasserstände bei euch? Die Stelle lohnt sich ja sicher jetzt im Winter auch, wenn mehr Strömung ist und die Fische dort einen ruhigen Bereich finden. Hier normalisiert es sich langsam etwas.
 

Fantastic Fishing

Well-Known Member
Hättest deinen Wachhund drauf ansetzen müssen :D

Ungewöhnlich mit der Strömung. Wenn es so flach war, wird es ja tendenziell eher keine Unterströmung geben. Wie entwickeln sich denn die Wasserstände bei euch? Die Stelle lohnt sich ja sicher jetzt im Winter auch, wenn mehr Strömung ist und die Fische dort einen ruhigen Bereich finden. Hier normalisiert es sich langsam etwas.

Diese Stelle ist nicht unweit des Hafens, die Fische werden sich also alle eher im Becken versammeln, als an dieser Stelle. Der Abschnitt ist ein Spot für den Frühling, einige dickere Döbel konnte ich dort schon fangen. Im Sommer war das natürlich bei den Temperaturen und der Trockenheit eine gesonderte Situation. Unter normalen Umständen wären die Fische wohl alle in der Elbe verschwunden, der Biber hielt sich aber quasi "fest".

Ich denke der Wasseranstieg hat dem kleinen Fluss aber über überhaupt eine Chance zum Überleben dieses Jahr gegeben, ohne den Nager hätte das wohl anders ausgehen. Ich bin mal gespannt, wie das nächstes Jahr dort laufen wird!

Nachtrag: Der Damm ist auch nicht mehr da, aber sicherlich bald wieder! :D
 

Tobias85

Well-Known Member
Ich muss grade an meinen Hausbach denken, der im letzten Winter durch umgestürzte Bäume ja auch stufenweise aufgestaut wurde um nen halben Meter...das war schönes Angeln... :)
 

Minimax

Machine-Gun-Mini
Ein schöner und lehrreicher Bericht vom kleinen Flüßchen, genau richtig in dieser graukalten Zeit, ein echter Trost. Und die lustige Storyschreibweise war der Schuss im Glühwein,
vielen herzlichen Dank dafür,
Minimax
 

Fantastic Fishing

Well-Known Member
Storyschreibweise

Deswegen wurde der Bericht auch spontan ins AB ausgelagert. Ich finde einfach, das Themen wie "Plötzen Angeln, Brassen Fangen, Döbel Stippen" reine technische und taktische Erklärungen sein sollten, weniger Fangberichte. Diese Schlagworte sind für Google auch relevanter, daher auch immer recht platte Titel. Irgendwann 2048 kann ich sicherlich auch mal kreativer sein, jetzt gilt nur: Suchmaschine kuscheln.
 
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