Moin Ralle,
ich war ja anno 2004 zu meiner Nordnorwegen-Premiere in Skjervoy und will daher auch noch ein paar Gedanken beisteuern.
Grundsätzlich haben Chamberlein und Lumina schon richtige Hinweise gegeben, sprich konsequent leicht macht keinen Sinn und 50 Ibs als Standard sind andererseits overdressed. Was ich aber zu bedenken geben möchte, sind die neuen Boote.
Ich weiß zwar nicht, wann die Bootsflotte (womöglich sogar mehrfach) umgerüstet wurde bzw. ob Lumina bereits mit den meines Wissens erst seit 1-2 Jahren angebotenen Merry-Fisher-Modellen unterwegs war. Bei uns waren es damals jedenfalls statt eines 24,5 ft langen Kabinenbootes mit inzwischen 150 PS oder gar 200 PS noch 18 ft lange Fjordfangst 570 Aluboote mit 30 PS, von denen wir zu zweit bzw. maximal zu dritt gefischt haben. Im Vergleich zum Fjordfangst bzw. selbst zu den inzwischen wohl generell am weitesten verbreiteten Kvaerno-Booten oder Kaasboll-Booten ist ein Merry Fisher eine halbe Yacht bzw., und darauf will ich dann u.a. hinaus, eine halbe Schrankwand...
https://www.jeanneau.com/en-gb/articles/1210-merry-fisher-marlin-destination-arctic-norway
Ich könnte mir gut vorstellen, dass ein deutlich größeres Kabinenboot unter normalen Wetterbedingungen wegen der größeren Angriffsfläche für den Wind mit spürbar mehr Drift-Speed über den Teich segelt als ein kleines Aluboot. Mal die gleiche Anzahl von Anglern unterstellt, würde das bedeuten, dass man als einzelner Angler tendenziell etwas schwerer (als von den offenen Alubooten gewohnt) fischen muss.
Hinzu kommt, so zumindest die von mit selbst vage wahrgenommene allgemeine Tendenz und auch dem Hören-Sagen nach vielfach vernommene Entwicklung, dass die Angelbedingungen in Nordnorwegen sich im Vergleich zur damals von uns vorgefundenen Situation etwas verändert/verschoben haben dürften. Was damals 2004 noch lief, nämlich insbesondere große Dorsche bereits ab regelmäßig 30/40 Meter unter/inmitten von Smaseiwolken zu beangeln, teilweise gar nicht so weit weg vom Heimathafen, sucht man nach solchen Konstellationen inzwischen immer öfter vergeblich bzw. wird man ggf., was aber immer von den konkreten Bedingungen vor Ort (Wetter, Wassertemperatur, Futteraufkommen, etc. abhängt), öfter mal bis zu 2-3 Etagen tiefer probieren müssen, also große Dorsche ggf. erst ab 90m, 120m oder gar noch ein wenig tiefer erwischen (können). Das muss nicht so sein, war jedoch in den letzten Jahren durchaus von der Tendenz her öfter mal der Fall. Das massive Aufrüsten der Bootsflotte interpretiere ich ebenfalls dahingehend, dass anders als noch vor 15 Jahren immer weitere Wege zum Fisch gefahren werden (müssen). Mit den Fjordfangst sind wir damals bei stabilem Schönwetter auf die Plateaus bis max. ca. Höhe des nördlichen Ausgangs des Lauksundes gefahren, wobei man mit den neuen Merry Fisher inzwischen wohl locker auch die Plateaus am Fjordausgang bzw. die ersten Offshore-Plateaus erreicht.
Von daher:
100-200g Ködergewicht erscheint mir als Standard deutlich zu "lütt" (allenfalls bzw. am ehesten vielleicht noch bei Bootsbelegung mit 3 oder mehr Anglern). Eine solide 30 Ibs-Ausrüstung sollte es als Basis bzw. Hauptrute für großen Dorsch/Heilbutt schon sein und als Standardgewicht würde ich, sofern kein Ententeich herrschen sollte, aus den vorstehend erläuterten Gründen eher für +/- 300g plädieren. Stabiles Vorfach von 1,00 mm und hochwertigste Kleinteile bitte nicht vergessen.
Für Heilbutt in Anbetracht der Reisezeit als grobe Orientierung: Offshore ist (zumindest Ende August) m.E. kein Muss, bzw. im Vergleich zu den Standardempfehlungen zur Lokalisierung von der Tendenz her: Ab (Ende) August lohnt auch (bzw. besser als sonst) ein Versuch im Bereich des Fjordinneren, dann aber zumeist etwas tiefer als im Offshorebereich. Meine Entjungferung in Sachen Heilbutt hatte ich damals am 26.08.2004 auf ca. 80-90 Meter. Was aber konkret vor Ort zur Reisezeit tatsächlich Phase ist, muss man leider immer wieder aufs Neue selbst herausfinden.
Tschau Debilofant