Huii, jetzt wird’s philosophisch …

Tikey0815

Loco del la Chub !
Teammitglied
Ich hab auf Focus Online ein mit Anekdoten gespicktes Interview mit einem "Angelbuch" Autor gefunden, war für mich sehr lustig:

Wie seht ihr das denn ? Gibt es eine interkulturelle Kluft ? Teilen wir Angler uns gern in Typen ein ?
Für mich ist Angeln einfach nur Entspannung, genau da wo ich in gerne bin, in der Natur ! Und wenn dann mal nen Fisch (Grundel ab67 ) am Haken ist, bekomm ich nen Ständer......behauptet meine Frau, ich glaube sie ist nur neidisch ab72
 

Bankside Dreamer

Well-Known Member
Wenn ich zum Angeln gehe, dann suche ich in erster Linie ebenfalls nach Entspannung & Ruhe in der Natur.
Eine Taktik lege ich mir eigentlich nicht großartig zurecht. Ich stelle mir vor eine bestimmte Fischart fangen zu wollen und suche die entsprechenden Angelplätze auf. Sollte der Zielfisch beißen ist das super, sollte aber ein anderer Fisch beißen, so freue ich mich ebenfalls darüber. Auch Rehe und Hasen freuen mich oder aber ein schöner Sonnenuntergang, da muss ich nicht unbedingt etwas fangen. Angeln ist für mich ein Gesamterlebnis, mit all seinen Facetten.

Neben der Aneignung von Wissen lese ich Bücher übrigens zur Unterhaltung, da fand ich "Das Glück am Haken, der ewige Traum vom dicken Fisch" von Christoph Schwennicke ganz nett geschrieben. In diesem Stil hat auch Martin Wehrle zwei Bücher geschrieben, kurze und unterhaltsame Geschichten.
 

Tikey0815

Loco del la Chub !
Teammitglied
Die Typeneinteilung muss jeder für sich wollen oder eben nicht. Als Oberbegriff steht für mich: Angler. Auch wenn ich am liebsten mit der Fliege losziehe, tituliere ich mich nicht als reinen Fliegenfischer. Jeder Methode hat ihre Reizesmile01
Ja, ich selbst würde mich auch nicht in Typen einreihen wollen, aber dass wir vielleicht ein bisschen verrückt, aber im Grunde ganz nett sind, find ich schon treffend :laugh2
 

Bilch

Otto-Normalangler
Mann, habe ich gelacht. Ein paar Sätze von meiner Frau aus der letzten Woche:
- Gut, dass Du nichts gefangen hast.
- Ich hoffe Du fängst wieder nichts.
- Wo hast Du bloß dieses blöde Hobby gefunden? Warum kannst Du nicht Fußball oder Basketball spielen wie andere normale Männer? :roflmao

Aber die Forelle, die ich am Sonntag gefangen habe, hat sie trotzdem genossen. :laugh2

Angeln ist eigentlich kein Hobby, es ist eine Lebensweise und ehrlich gesagt hoffe ich manchaml auch, dass ich nichts fange ... angler2
 

Andal

Teilzeitketzer
In stillem Gedenken
Diese Neigung, alles zu katalogisieren, in Schubladen zu stecken und einzeln für sich zu benennen hat aber auch schon seinen Sinn. Vielleicht nicht unbedingt im Sinne eines harmonischen Miteinanders, aber sicher pro einer klaren Definition. Das jedes Ding seinen Namen haben muss, wusste nicht erst der Ludwig Wittgenstein - und wenn es einfach wäre, dann wäre es Fussball!

Wenn man davon ausgeht, dass in unserem noch schönen Lande etwa 4 Millionen Angler sind, dann sind das 4 Millionen Einzelindividuen, wovon ca. 3,5 Millionen auch eine eigene Meinung zu ihrem Tun haben. Das gefällt mir. Die restliche halbe Million kann man als Abklatscher, Adabeis und Wuchtelschupfer aller Art getrost vergessen.

Angeln war ein paar hundertausend Jahre lang vor allem eines. Es war Lebenserhalt. Erst in der Neuzeit hat es gewonnen und stieg zum Lebensinhalt auf. So soll es sein, so soll man es sehen!
 

schwerhoeriger

Well-Known Member
Hier könnt Ihr euer Profil mal anschauen.......
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Purist

Spinner alter Schule
"Man macht das, um meistens keine Fische zu fangen."
In diesem Satz aus dem Interview steckt doch die ganze Wahrheit über das Angeln.

und das passt dann hier:
Angeln war ein paar hundertausend Jahre lang vor allem eines. Es war Lebenserhalt. Erst in der Neuzeit hat es gewonnen und stieg zum Lebensinhalt auf.

Das ist die Wandlung, welche schrittweise aufgrund besserer Lebensmittelversorgung spätestens seit dem Mittelalter geschehen ist:
Vom reinen Nahrungserwerb, bei dem der Fischfang eine zwingende Notwendigkeit war, wandelte sich das Angeln in ein Freizeitvergnügen, bei dem der Fang eines Fisches zum Verzehr immer nebensächlicher wurde. Darauf beruhen allerdings viele Missverständnisse von Nichtanglern, die diese Entwicklung gar nicht kennen oder sehen wollen. Groß mag auch die Entäuschung mancher Jungangler sein, die, angestachelt von den vielen "Selfies mit großem Fisch" oder "5 Großfischdrills in 10min-Videos", ihre Prüfung ablegen, sich viel teures Gerät beschaffen, sich eine Erlaubnis holen und dann erst am Wasser bemerken müssen, dass Schneidertage das Normalste an dem Hobby sind. Auch von der Kunst über viele Jahre in kleinsten Schritten am Wasser dazuzulernen, um bei aller Unkalkulierbarkeit der Zufälle dann doch etwas häufiger etwas fangen zu können, haben sie meist noch nichts gehört.

Ein Beispiel für den Wandel mögen die Nachkriegsjahre sein, als in Deutschland das Angeln zur notwendigen Nahrungsbeschaffung wieder eine kurze Renaissance erlebte und in Folge stark regelmentiert werden musste. Damit ist auch die Unbeliebtheit mancher Fischarten hierzulande erklärbar. Wenn man keinen Hunger hat, muss man keine Brassen fangen und essen, sich daher auch nicht mit der Grätenzerkleinerung auseinandersetzen. Bekanntlich sieht man das in vielen osteuropäischen Ländern und in Russland völlig anders, weil dort die Selbstversorung nicht erst seit dem Kalten Krieg eine wichtigere Rolle spielte und noch heute als Tradition gepflegt wird.
 

Mescalero

OCC 2022 (Erster)
Schubladen sind wichtig, man muss Dinge irgendwie sortieren und bewerten können, das gehört dazu.
Ich sehe es in Bezug auf das Angeln aber wie Elmar, es gibt unzählige Methoden, eine spannender als die andere. Mich da festzulegen käme einer Beschränkung gleich und beschränken ist bei der Ausübung meiner Hobbies das Letzte, was ich brauche.

Fliegenfischer sagen manchmal (oder es wird über sie gesagt), dies wäre die aufwendigste Methode um nix zu fangen. Das gefällt mir ausgesprochen gut! Weil es verdeutlicht, dass es um viel mehr geht als um den Fang von Fischen. Das Drumherum macht erst das Kraut fett: das Wetter, Knüpfen von Haken und Montagen, Fliegenbinden, Onlineshoppen, Vögel beobachten - der gelegentliche Fisch im Kescher ist natürlich nett aber eben nicht alles.

Spannendes Thema, danke für den Link @Tikey0815 !
 

Andal

Teilzeitketzer
In stillem Gedenken
Man muss bei der ganzen Sache auch berücksichtigen, dass freie Zeit, wo man seinen Liebhabereien nachhängen kann, eine blutjunge "Erfindung" und alles andere als eine Selbstverständlichkeit sind. Vor 100 Jahren arbeiteten die Leute mindestens 6 Tage die Woche, am besten vom hell bis dunkel und noch etwas darüber hinaus. Der "freie" siebte Tag, oder Feiertage dienten kaum der Erholung, sondern dem Glauben und der Kirche. Gesetzlich geregelter Jahresurlaub wurde gar erst durch die NS Regierung zu einem bekannten Begriff. Jedenfalls für die Arbeiterschaft und das auch nicht, um sich dem laissez faire hinzugeben. Das Volk sollte sich in der knappen Zeit den Segnungen der Politik widmen.

Wirkliche Freizeit gibt es erst seit dem Wiederaufbau in den 50ern. Man kam langsam drauf, dass es ausser Buckeln und dem Staate zu dienen noch etwas anderes gab und wenn es nur ein kleiner Mopedausflug am Sonntag war. Man kann diese Entwicklung auch recht schön an den Katalogen ablesen. Die wurden von Jahr zu Jahr ein, zwei Seiten dicker. Und die Bevölkerung entdeckte, erkannte, dass sportliche Betätigung der Seele wohl tut. Gingen vor dem Krieg nur Herrschaften, wie die Herren Ritz, Storck und m.E. auch der Gebetsroither fischen, so folgte nun auch das gemeine Volk dem Rufe des St. Peter. Klar. Angeln als reine Zerstreuung gab es bereits seit mindestens den Tagen des Izaak Waltons. Aber eben nur für gut Betuchte. Das Volk selber brauchte ungemein lange, bis es erkennte und auch durfte!

Das es bis heute viele Leute nicht verstehen, warum man sich mit dem "langweiligen Fische fangen" abtut, muss man einfach akzeptieren und auch dankbar dafür sein. Ich begreife es ja auch nicht, wie man sich für ein Heidengeld ein Tennisspiel ansehen mag. ;)
 

Mikesch

Allrounder
"Man macht das, um meistens keine Fische zu fangen."

Mit dieser Aussage kann ich eigentlich relativ wenig anfangen.
Ich gehe angeln um Fische zu fangen, mindestens Einen.
Ein schneiderfreier Angeltag ist für mich ein guter Angeltag, ohne Fisch eben "nur" ein Angeltag.
Nach dem Fang eines Fisches kann man das Drumherum doch viel besser genießen.
 

Andal

Teilzeitketzer
In stillem Gedenken
"Man macht das, um meistens keine Fische zu fangen."

Mit dieser Aussage kann ich eigentlich relativ wenig anfangen.
Ich gehe angeln um Fische zu fangen, mindestens Einen.
Ein schneiderfreier Angeltag ist für mich ein guter Angeltag, ohne Fisch eben "nur" ein Angeltag.
Nach dem Fang eines Fisches kann man das Drumherum doch viel besser genießen.
Aber auch solche Zunftbrüder gibt es, die eigentlich nur Fischen gehen, um dem Hausdrachen und der lästigen Mischpoche zu entkommen. Muss man auch anerkennen, wenn Angeln zum reinen "Fluchtpunkt" wird. ;)
 

Tikey0815

Loco del la Chub !
Teammitglied
"Man macht das, um meistens keine Fische zu fangen."

Mit dieser Aussage kann ich eigentlich relativ wenig anfangen.
Ich gehe angeln um Fische zu fangen, mindestens Einen.
Ein schneiderfreier Angeltag ist für mich ein guter Angeltag, ohne Fisch eben "nur" ein Angeltag.
Nach dem Fang eines Fisches kann man das Drumherum doch viel besser genießen.
Hast schon irgendwo recht, ich bin auch erst zufrieden wenn es am Haken gezappelt hat, und wenn es nur eine Micro Grundel war :XD
 
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