Liebe Board-Mitglieder,
als Veranstalter des Trollingtreffens möchte ich Stellung nehmen zu der hier entbrannten Diskussion. Es fällt nicht immer leicht, andere Meinungen neben der eigenen gelten zu lassen. Aber wenn diese dann jeder fairen Grundlage entbehren, dann platzt einem spätestens die Hutschnur.
Also wenn jemandem das Trollingtreffen nicht gefällt, dann finde ich das zwar schade, aber dann soll's so sein. Nur wenn im Zusammenhang mit dem Trollingtreffen oder den Teilnehmern daran Worte wie kommerzialisiert oder profilsüchtig fallen, dann entbehrt das jeder Grundlage.
Natürlich bin ich befangen, ich weiß. Aber gesteht mir bitte so viel Objektivität als ehemaliger Angeljournalist (9 Jahre Fisch & Fang, nicht Blinker, lieber Dolfin ;-)) mit weltweitem Tätigkeitsbereich zu, dass ich sagen kann, dass das Trollingtreffen (1) die am besten organisierte Schleppangelveranstaltung in ganz Europa ist, (2) das mit weitem Abstand beste Verhältnis zwischen Stargeld und Preisgeld aller (!!) mir bekannten Angelveranstaltung bietet (weil sich eben völlig unüblicherweise wirklich niemand daran bereichern will), und (3) bei keiner Schleppangelveranstaltung der Wettbewerbsgedanke so weit in den Hintergrund gerückt ist wie beim Trollingtreffen. Es ist vielmehr bemerkenswert, wie viele Teilnehmer völlig locker und in unverkrampfter, ausgesprochen netter und freundschaftlicher Atmosphäre dem gemeinsamen Hobby nachgehen. Abgesehen von kurzen Wartezeiten beim Slippen gibt es kaum mal den Moment beim Trollingtreffen, wo einem die tatsächliche Größe (mehr als 80 Boote im Schnitt, an die 200 Angler) der Veranstaltung (a) bewusst wird bzw. (b) vielleicht sogar auf die Nüsse geht.
Ärgerliche Zwischenfälle wie einzelne Diebstähle, die es gegeben hat und wieder geben wird - wie man nach menschlichem Ermessen befürchten muss - trüben natürlich auch aus Veranstaltersicht das Bild ein wenig, bezogen auf die Gesamtgröße der Veranstaltung sind diese Zwischenfälle indes glücklicherweise rare Geschehnisse, die wir Angler zum größten Teil selbst in der Hand haben, sie zu verhindern. Wie in diesem Forum berichtet, haben wir als Veranstalter unseren Teil schon dazu beigetragen, die Risiken zu minimieren. In diesem Zusammenhang Schweden als löbliches Beispiel darzustellen ist eine Verklärung der Wirklichkeit. Lachsdiebstahl aus den Kühltruhen in Simris steht fast schon an der Tagesordnung. Bootsaufbrüche habe ich auch in Karlshamn schon erlebt, mir sind deutsche Trollingangler bekannt, die ihr ganzes Hab und Gut aus dem Boot verloren haben, selbiges ist bei uns noch nicht passiert.
Lasst mich vielleicht insgesamt was zur Motivation sagen, warum wir überhaupt das Trollingtreffen ausrichten, denn das macht unser Tun etwas verständlicher und motiviert den einen oder anderen vielleicht, doch mal selbst daran teilzunehmen:
1. Erinnern wir uns mal ehrlich, wie wir alle das Trolling gelernt haben. Bücher und Artikel in Angelzeitungen darüber waren und sind Mangelware. Viele haben es sich von anderen Trollingexperten abgeguckt und das eben nicht selten auf Schleppangelveranstaltungen - viele sicher im Rahmen des berühmten Laxfestivals in Karlshamn. So auch ich.
Ich war stets außerordentlich dankbar für die Offenheit der erfahrenen Schleppangelkollegen und habe das als Verpflichtung verstanden, davon etwas zurückzugeben. Ich empfinde es offen gesagt aus meiner persönlichen Warte als ziemlich egoistisch, wie ich es leider schon mehr als einmal erlebt habe, dass Leute zu mir zum kostenlosen (!) Einsteiger-Mitfahrschnuppertag kommen, das nächste Jahr vielleicht sogar mit eigenem Boot, danach aber ´rum posaunen, ihnen sei das ganze zu doof, sie würden ab sofort lieber richtig in Südschweden oder auf Bornholm schleppen. Ich würde meine Wurzeln niemals mit Füßen treten.
2. Gerade das Trollingangeln steht in der Öffentlichkeit gelegentlich unter immensem Druck. Das weiß keiner besser als ich, die Anfeindungen, die ich schon erfahren habe, wären buchfüllend. Ich halte es für eminent wichtig, dass wir alle das Schleppangeln auf dem Meer unter bestimmten Spielregeln ausüben, die die Konflikte mit anderen Petrijüngern und der Öffentlichkeit im allgemeinen minimieren. Diesen Ethos können wir auf keine Weise besser vermitteln als auf dem Trollingtreffen, nach dem Prinzip „Führen durch Beispiel“. Wir wissen doch beispielsweise, dass die meisten das Schleppen aus den verschiedensten Gründen meist ufernah beginnen, wo sie (a) in Konflikt mit den Watfischern kommen können und (b) überwiegend kleine Meerforellen fangen, deren Größe in keinem sinnvollen Verhältnis zum Fangaufwand stehen. Leute wie Luner, Weber, Reiß, Witt, Weber, Heerwagen, Benkelberg und all die anderen deutschen Trollingexperten vermitteln aber genau das Gegenteil, indem sie nämlich zu den Neulingen sagen, „schön, jetzt hast Du drei kleine gefangen, warum aber probierst Du es nicht mal weiter draußen, wo die dicken schwimmen?“
3. Ich selbst habe als Organisator eigentlich keine großen Böcke mehr auf die Organisation, denn das ist wirklich ein Berg Arbeit (und man selbst kommt die Wochen vorher kaum noch selbst zum fischen), wenn man es denn so gut machen will, wie Andrea und ich es vor haben. Aber uns ist klar geworden, dass wir uns nicht mehr drücken können. Wir bieten den Teilnehmern eben ein unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis, das sich viele in ihrem Leben vielleicht sonst so nicht leisten können. Das kommt darin zum Ausdruck, dass viele das TT nutzen und mit einem Urlaub mit ihrer Familie an gleicher Stelle nutzen. Denn wir bieten den Teilnehmern beispielsweise so stark verbilligte Tarife im IFA-Feriencentrum, wie sie sonst keiner bekommt. Und mal mit einer Familie an einem Schlemmerbuffet bis zum Platzen (anteilig schon in der Startgebühr von 28,50 Euro mit 17 Euro pro Person enthalten und für Begleitpersonen separat hinzu buchbar, Kinder für die Hälfte) teilzunehmen, ist sonst auch nicht möglich. Kurzum, würden Andrea und ich in den Sack hauen (was ich schon mehrfach wollte), würden wir viele enttäuschen. Und so haben wir uns entschlossen, mindestens bis zum 10jährigen Jubiläum 2005 weiterzumachen und da eine ganz besondere Veranstaltung zu organisieren – lasst Euch überraschen!
4. Ich habe in meinem Leben noch keine andere Angelveranstaltung mit überwiegend so netten Anglern erlebt. Es ist immer wieder überraschend, wie viele Freunde man doch in diesen Kreisen gewinnt und wie viele Freundschaften und Bootspartnerschaften für gemeinsame Reisen doch im Rahmen des Trollingtreffens geschlossen wurden. Leute reisen von weit her extra dafür an, oder warum sonst juckelt Familie Blaser mit Auto/Trailer/Boot 17 Stunden aus der Schweiz gen Fehmarn, eine ganze Reihe weiterer Teilnehmer kommt aus Bayern oder vom Bodensee. Ich möchte auf all diese netten Kontakte nicht verzichten.