1. Jackson, geht mir auch so. Ab dem Alter von 5 Jahren habe ich den heute 18-Jährigen mit ans Wasser genommen, viele Abenteuer erlebt. Mit 15 gab's dann leider den Rückzug, immer noch etwas schmerzhaft, wenn ich daran denke. Kleiner Trost: Alle zwei Jahre sind wir für eine Woche zu zweit im Kanu auf schwedischen Seen unterwegs. Da flammt dann die alte Begeisterung wieder auf. Wenns Corona erlaubt, werden wir dieses Jahr auch wieder hin.
2. Gestern Nacht:
Mensch gewöhnt sich so sehr an Dinge, dass ihm gar nicht mehr auffällt, was ihm fehlt.
Bin also gestern Nachmittag mit dem alten klapperigen 74jährigen Freund seit Jahren mal nicht ans Sachsenhäuser Ufer zum angeln, sondern weiter stromabwärts zum Schwanheimer Ufer mit Fahrrad und Anhänger, etwa 9 Km.
Boaah! Wie gut! Keine Geräuschkulisse aus Autos, Zügen, Straßenbahnen, Rettungshubschrauber; einen Boden, in den ich einen Rutenständer pflanzen kann. Links und rechts lebendiges unkultiviertes Grün. Kaum Leute. Ruhe. Allein das Auswerfen der beringten Stipprute ist wegen der Bäume schwieriger.
Angekommen erst mal die Hamburger von der Frau essen.
Dann der Aufbau.
Ich angel mit Mais an der Pose und Anfutter in ca. 3 Meter Wassertiefe.
Bis zur Dämmerung kein Biss, aber das kenne ich schon von der Innenstadt.
Ab 20:00 Uhr dann die ersten zaghaften Bisse, die ich versemmel.
Dann ein Rotauge, es macht mir Hoffnung.
wenige Bisse danach, - die ich verpasse, weil ich gerade im Anfuttereimer rühre.
Um 22:00 Uhr zieht die Leuchtpose schräg stromaufwärts.
Anschlag.
Der Fisch scheint verwundert, lässt sich etwas beiziehen. Dann marschiert er mitten in den Strom. Für die nächsten 10 Minuten sehe ich das kleine grüne Licht der Leuchtpose 50 Meter entfernt im Strom auf-und abwandern.
Ich kann nicht viel machen mit einem 0,14 monofilen Vorfach.
Seit langem habe ich nicht so sehr mein Herzklopfen gehört, wie mit diesem Drill.
Aber er wird doch müde der Bursche.
Und happy bin ich, als ich ihn über den Kescher führe.
Der Freund meint, er sei ein alter kranker Mann, wir müssten jetzt aufbrechen.
Ehrlich gesagt, ich hasse diese Rede. Den Spruch bringt er immer.
Aber ich packe zusammen.
Dann geht's los. Der lange Marsch durch die Nacht.
Den Freund zuhause abgesetzt fahre ich weiter durchs Gallusviertel. Da bewegt sich vor mir eine stachelige Kugel und versteckt sich hinter einem geparkten Motorrad. Ich parke, um ihn zu greifen und auf sicheres Gelände zu setzen. Da bewegt er sich wieder, steuert auf das verzinkte Tor der Grundschule zu, presst sich da unten durch und weg is er.
Oh man, life is good...
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