Angeln am Main 2020

Petri zu den Zandern @ slick
Das entspricht ungefähr meiner 5 Jahres Bilanz.
Habe aber in der nächsten Woche Urlaub und vor fast tgl angeln zu gehen Main und nidda
Evtl lässt sich da mal ein esox oder Zander erbeuten
 

Slick

Well-Known Member
Viel Erfolg euch Beiden und Petri Dank

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DenizJP

Well-Known Member
Nabend in die Runde

will morgen mal die Staustufe Mühlheim mir anschauen. Kann mir einer sagen wo man da am besten für parkt?
 

Gert W.

OCC-Champion 2021 und 2023
Am nördlichen Ufer am besten weit weg...gibt Tickets.
Auf der Mühlheimer Seite parken und drüber laufen ist kürzer. Viel Erfolg
 
@DenizJP
Bist du eher mit kunstköder unterwegs oder ansitzen ?
Ich bin im Prinzip eher Einzelangler und erfolgreicher beim naturköder angeln .

Allerdings finde ich es an belebteren Orten besser zu 2. aufzutreten .

Lg
 

Rotaugen-Marc

Active Member
Petri Slick zu den beiden silbernen Torpedos vom Sonntag Morgen.

Gerade kocht der Topf mit einem Rotauge, zwei Kaulbarschen und drei Grundeln vor sich her.
Es reicht für eine gute Tasse Fischsuppe für den Sohn, dem ich morgens diese Suppe gebe, seitdem er 5 Jahre alt ist.
Die Geschichte dieser fünf Fische:

Eine männliche Tat?

Ja. Ich jedenfalls kenne ich keine Frau, die es im Oktober eine Nacht lang an einem Fluss aushält. - Einer der letzten männlichen Schauplätze in der "modernen" Gesellschaft, männliches Schutz-, wenn auch nicht Sperrgebiet.

Vorbereitung

Letzter Samstag Nachmittag 15:00 Uhr. Nachtangeln muss gut vorbereitet sein. Also hole ich den Fuchsschwanz aus dem Keller. Der Schreibtisch aus Massivholz, den ich vor 12 Jahren vom Sperrmüll geholt und umgebaut habe, ist für den erneuten Berufseinstieg nicht geeignet. Allein die Platte aus Kiefernholz kann ich wieder verwenden.
Zuvor ziehe ich ein halbes Kilo Qualitäts-Schrauben aus dem Holz. Dann macht es die nächsten ein einhalb Stunden lang rritsch - rrratsch - rritsch - rratsch. Vom Hocker fallen in regelmäßigen Abständen 25 x 15 cm große Platten auf den Wohnzimmerboden. Eine Zumutung für die hellhörigen Nachbarn unter uns. Haltet durch Leute, es währt nicht ewig! Das Häufchen Sägespäne gewinnt an Volumen, aber mein rechter Arm, ja der ganze Mensch, wird müde.
Dann stehen zwei große Einkaufstaschen voll mit Holzplatten im Treppenhaus.
Noch eine Hürde: Angelzeug packen! Aber erstmal finden und sortieren. Die Stipp- Grundangel- und Spinnfisch-Utensilien sind halbwegs verstreut im Keller. Das zieht sich in die Länge. Aber dann ist der Fahrradanhänger vollgepackt. Los geht's, erstmal zu A. I, der im Gallusviertel wohnt.

Im Gallusviertel sind die meisten Straßen abgesperrt. Streifenwagen mit geräuschlosem Blaulicht, rot-weiße Absperrbänder quer über den Straßen, uniformierte Freunde und Helfer schauen aus Streifenwagen oder lungern um sie herum.

A. I ist sauer. Ich hab' zwar vorher angerufen und die Verzögerungen angekündigt, aber zwei Stunden sind ihm zuviel. Er käme zwar aus der dritten Welt, aber wie ein Mensch dritter Klasse möchte er von mir nicht behandelt werden. Ich erkläre: Das Fahrrad des Sohnes musste repariert, der Schreibtisch zersägt, das Angelzeug gepackt werden. "Entschuldige bitte, lass' uns endlich losfahren, es wird gut werden."

Die Tribute von Frankfurt
Mittlerweile ist es dunkel geworden. Das Viertel sieht unwirklich aus. Warum die vielen Blaulichter? So viele Polizisten habe ich in einem Frankfurter Quartier noch nie gesehen. A. I meint, es sei wegen Corona, die hätten das Gallusviertel abgesperrt, "weil sich die Ausländer nicht an die Regeln halten."
Nun sehe ich die Sache mit anderen Augen. Es sind also Friedenswächter von Präsident Feldmann. Bezirk 12, das Gallusviertel, soll bedroht und bestraft werden. Katniss Everdeen, wo bist du?
Bezeichnenderweise queren wir den Main dann auch über die "Friedensbrücke". Es geht es lange flussabwärts. A. I fährt meist hinter mir. Sein Inneres ist genauso wie unser Äußeres: Dunkel. Wenn wir nebeneinander fahren, werde ich für Dinge in seinem Leben angeklagt, für dich ich überhaupt nicht verantwortlich bin. Ich versuche, gelassen und freundlich zu bleiben. Wer weiß, wie ich Mitte 70 wäre, wenn ich 8 Jahre in Saddam Husseins Gefängnissen verbracht hätte.

Chiaroscuro
Am Angelplatz finden wir W. vor, der den Feuerkorb und einen Tisch herbeibringt. Darauf stelle ich den Gasbrenner. Schön züngeln bläuliche Flammen. Öl rein und die von meiner Frau zubereiteten Rinder-Hackfleischstangen für A. I, der trotz seiner massiven Kritik an islamischer Praxis, bis heute doch kein Schweinefleisch isst.
Verheißungsvoll zischt und duftet es durch die Nacht. Nun sind auch Steinofenbrot, Ketchupsorten, Senf, Mayo da. Ich bitte W. um zwei Flaschen "Felsgold" (Pils-Hausmarke der Metro) in Glasflaschen und um eine warme Mütze für die Nacht. Die Flaschen erhalte ich wie gewünscht, aber es ist nur eine alte fleckige Baseballkappe da. Die wird nicht viel helfen. "Schau doch A. I, Du wirst bevorzugt behandelt, kannst als erster essen." Und hier: "selbstgemachte Apfelpfannkuchen nur für Dich!"
Es nützt alles nichts. Die Kränkung der Verspätung, des nicht gehaltenen Versprechens, wird nicht so schnell vergeben. Nachdem A. I gegessen hat, höre ich den einen Satz: "Ich fahr wieder nach Hause." Hier hilft nur: ziehen lassen, gelassen bleiben, freundlich denken, nächstes Mal pünktlich kommen. Dann sehe ich A. I's Rücklicht langsam kleiner werden. Schade.

Es werden die Frankfurter Rindswürste vom Aldi aufgelegt. Hmm, das duftet! Davon werden A. II, den ich bisher noch nicht kannte, und M., den ich bereits kannte, angelockt. Was soll man machen? Denen etwa das Essen verweigern? Rindswürste sind ja genug da.
Der Feuerkorb wird mit dem Schreibtisch befüllt und angezündet. Ein Gruppenbild entsteht:
4 glückliche Männer auf zwei Bänken beim nächtlichen Mahl. Vom Feuerschein beleuchtet und umgeben von schwarzer Nacht.
Das wäre was für Rembrand van Rijn (1606-1669) - Chiaroscuro!

Ich sage M., dass er seine Mutter L. fragen soll, ob sie auch eine Rindswurst möchte. Sie steht etwas abseits von uns.
Ja, sie möchte, und M. bringt ihr die Wurst auf einem Pappteller mit Brot und Curryketchup rüber.

Bald kommt sie zu uns, und ich höre schmeichelhafte Worte, die ich schon lange nicht mehr von einer Frau gehört hatte.
Sie gibt mir Trauben, Chips und serbische Schokolade.
Manchmal ist das Leben einfach: Geben und nehmen.

Die erfolglose Jagd

Erst um Mitternacht fange ich an zu angeln. Nun sind die Leute weg. Futterbrocken schlagen platschend an der Wasseroberfläche auf. Eine Leuchtposenmontage wird mit Mais bestückt. Normalerweise angel ich nicht so grob auf Friedfisch, aber im August hat mir hier ein Karpfen das Vorfach abgerissen. So habe ich zwar weniger Chancen auf einen Anbiss, aber falls doch, sind sie größer den Fisch auch landen zu können.
Die zweite Angel halte ich in der Hand. Ein Madenbündel am feindrähtigen Haken liegt am 5 Gramm Birnenblei auf dem Grund. Die Bisse erspüre ich direkt an der Schnur, die ich zwischen dem linken Zeige- und Mittelfinger straff halte.

Aber nichts beißt. Die Leuchtpose treibt mal hier, mal dorthin, und auch an der Spürangel kein Zupfer.
Bis 01:00 Uhr gar nichts.
Bis 02:00 Uhr nichts. Doch, an der Spürangel ein vorsichtiger Zupfer, das wars.
Ich erinnere mich an W.'s Worte: "Letzte Woche hat J. hier einen 1,20 Meter Wels und einen 4 Kilo schweren Brassen gefangen. Aber in dieser Woche hat hier niemand irgendetwas gefangen".
Das klang nicht gut.
Eine walnussbraune fette Wanderratte kommt immer wieder aus dem Gebüsch, untersucht mein Angelzeug, läuft leichtfüßig bis auf 1 Meter an mich ran. Ich bin ihr nicht feindlich gesonnen. Aber als sie sich auf ihre Hinterpfoten stellt und versucht in meine Kühltasche einzudringen, verscheuche ich sie. Vergeblich. Sie kommt wieder. Dann wird es zuviel. Mit dem Kescherstock stochere ich wie ein Verrückter im Gebüsch, ihrem Revier, herum, stolpere dabei beinahe über meine Angeltasche und kann mich gerade so auf den Beinen halten. Noch mal gut gegangen. Fühle mich alt, schwach.
03:00 Uhr. Ein Kaulbarsch hat das Madenbündel geschluckt. Ich freue mich über ihn, wie über einen alten Bekannten, den ich lange nicht gesehen habe. Immerhin ein Fisch. Ich montiere ihn am Drilling auf eine Raubfischrute, ebenfalls mit Leuchtpose, und lasse ihn in verschiedenen Wassertiefen treiben.
04:00 Uhr. Nichts. Mir wird kalt. Mit einer Mischung aus Trotz, Stolz und Faulheit schaue ich auf die Plastiktüte mit den Thermo-Klamotten, denke "Viel schöner ist frieren."
05:00 Uhr. Dunkel, einsam, kalt. Ich werde müde. Kein Fisch. Ich ertappe mich dabei, wie ich auf das Gebüsch schaue und denke: "Wenn doch wenigstens die Ratte wieder rauskäme." Tut sie aber nicht, meine Attacke war nachhaltig.

Der Kampf im Herzen
06:00-07:00 Uhr. Das ist die schwierigste Zeit. Ich bis so müde, schwach. Da greifen sie an: schwarz gefiederte geschickt fliegende Gedanken. Böse Gedanken.
"Was machst Du erfolgloser Mensch hier? Andere Männer verdienen viel Geld, ersteigen die Karriereleiter! Und du! Nicht mal einen Fisch kannst du fangen. Versager!"
Ich denke an 1. Johannes 3,1: "Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Gottes Kinder heißen sollen - und wir sind es auch!"
Dann kommen sie von hinten, treffen mich an meiner empfindlichen Stelle: Das Bild von L. taucht in meinem Kopf auf: Ein rundes, weiches, freundlich schauendes slawisches Gesicht, umrahmt von etwas strähnigem blondem langem Haar. Sie dreht den einen Fuß etwas nach innen. Das wirkt verletztlich. Ihre Augen. Sehen mich direkt an. Weiche volle Lippen.
In mir bimmelt die Alarmglocke. Das ist eine Versuchung! Raus damit aus deinem Kopf und aus deinem Herzen!
Ich denke: "Es gibt nur die eine, einzige, einzigartige Frau in meinem Leben, - und das ist meine Frau, die Gott mir gegeben hat!"
Aber das Bild von L. bleibt, hartnäckig.
"Jesus, mein Herr und mein Gott! Nimm dieses Bild aus meinem Herzen, denn ich kann es nicht."
"Jesus, Du musstest am Kreuz für meine Sünde sterben, damit ich lebe!" Nimm das Bild weg!"

Das Bild verschwindet.
Es ist weg. Gott sei Dank! Frei!
Aber ich bin so müde. Kann die Augen nicht mehr aufhalten. Und schlafe das erste Mal seit vielen Jahren beim Nachtangeln ein.

Kormorane

Als ich im weißen PVC-Gartenstuhl, den W. mir am Abend zuvor noch hingestellt hatte, die Augen öffne, ist die Welt wieder bunt. Und laut. Am Ufer gegenüber wird per Portalkran Kies und Sand aus einem Lastkahn entladen und scheppernd in riesige Stahlsilos gefüllt. Nilgänse kreischen. Stockenten landen platschend auf dem Wasser. Aus den Bäumen stürzen sich gut zwei Dutzend schwarze Kormorane ins flache Wasser und tauchen bogenförmig auf und ab wie Delphine. Sie fangen dann mit dem Fischen an, wenn ich aufhöre.
Aber die liebsten sind mir die Teichhühner. Nicht weit vom Ufer umschwimmen die scheuen Vögel meine Posen, und leider schaffe ich es mit meiner alten Digicam nicht, von Ihnen ein scharfes Foto hinzubekommen.
Mittlerweile haben sich noch ein weiterer Kaulbarsch, ein kleines Rotauge und eine Grundel dazugesellt, alle auf Maden gebissen.
Da bemerke ich von hinten eine Gestalt, die sich durch das Gebüsch bricht. Ich ahne, wer es ist: R. aus dem Board, den ich gefühlte Jahre nicht gesehen habe.
Die Begrüßung ist herzlich. Gerne übergebe ich ihm die Spürangel, mit der er mir eine Reihe kleiner Grundeln und Minirapfen für das Köderfischangeln aus dem Wasser zieht.
Kurze Zeit später sprechen wir lebhaft über die wesentlichen Veränderungen in unseren Leben.
Und ja: Wir haben ähnliche Schwierigkeiten, aber unterschiedliche Lösungswege.
Am Älterwerden können wir jedenfalls nichts ändern.
Aber das Gute daran ist, dass man es gemeinsam tut.
Nächstes Jahr wollen wir zusammen nachtangeln, wenn es wieder wärmer ist.
Meine Frau ruft an. Wie es mir geht und wann ich komme.
"Es geht mir gut. Ich bin hier noch mit R. zusammen und packe dann ein."
"Ok, habt doch eine gute Zeit!"
"Ja danke, die haben wir."


Jedenfalls bis 11:00 Uhr. Dann muss R. weg, hat eine Verabredung mit einem Handwerker.
Und ich belade meinen Hänger und fahre durch das erwachte Frankfurt nach Hause.

Übrigens: Der Grund für die nächtliche Absperrung des Gallusviertels war die Entschärfung einer 50 Kilo Bombe aus dem zweiten Weltkrieg.

Jetzt muss ich aber die Suppe für den Sohn durch's Sieb pressen.

Tight Lines!

Rotaugen-Marc
 

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Rotaugen-Marc

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Snash, danke.

Nein, ich mache das nicht beruflich. Ich bin auf dem Weg hin zur Wahrheit, zum Leben und zur Liebe. Die sprachliche Auseinandersetzung mit dem Erlebten hilft mir dabei. Und vielleicht auch anderen...
 

DenizJP

Well-Known Member
Kaulbarsch soll ne gute Basis für Fischsuppe sein - das hab ich schon mehrmals nun gehört bzw. gelesen.


in Roh riecht er hingegen furchtbar find ich..
 

Rotaugen-Marc

Active Member
DenizJP: Ich hab' nichts gerochen. Das Problem ist, dass ich noch nie mehr als 2 Stück an einem Tag gefangen habe. Wie soll da 'ne vernünftige Fischsuppe zusammenkommen?

Snash: Wenn Du das nicht lesen würdest, wäre das Schreiben für mich sinnlos. Ich schreibe in der Hoffnung, dass beim Leser eine Resonanz erzeugt wird. Ich stelle meine Wahrnehmung hin und sage "So ist das". Wenn es verstanden wird, wenn einer sagt: "Ja, das kenne ich" - umso besser. Dann freue ich mich.
Und falls jemand sagt: "Der ist ja nicht ganz dicht!" - dann ist das auch wahr.
 
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DenizJP

Well-Known Member
Für die KöFi-Angler hier:

hat sonst noch jemand aktuell Schwierigkeiten mit KöFi fangen?

die letzten 3-4 Wochen kommen auf 2-3 (!) Stunden KöFi Angeln mit teilweise 4 Ruten bzw Stippruten ne handvoll Grundeln nur raus..
auch an den Steinpackungen wo man vorher an den Grundeln net vorbeikam...

aktuell echt schwierig Ansitz zu machen auf Raubfische... vor allem wenn man es erst so gegen 20 Uhr ans Wasser schafft.


ich vermute ne Methode KöFi bei Nacht zu fangen gibt es nicht wirklich...
 

Gert W.

OCC-Champion 2021 und 2023
Wir genießen in Andacht die Poesie von Marc, da kommst du mit solchen Dingen...Banause!
 

Rotaugen-Marc

Active Member
Ist schon ok Gert, - in der Regel haben die dringenden praktischen Probleme des Lebens Vorrang. ab7
 
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