Angeln in Portugal

TARKUS

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Angeln in Portugal

Bevor ich näher auf das Angeln in Portugal eingehe möchte ich kurz über Land und Leute berichten , denn der Wert eines Urlaubes wird für uns zwar hauptsächlich durch die Angelmöglichkeiten , Fischarten und die Fänge bestimmt , das Wohlbefinden ist aber auch noch von anderen Faktoren abhängig . Deshalb habe ich einige Vorinformationen an den Anfang gestellt.

Eine Autofahrt runter nach Portugal zieht sich immer in die Länge . 3 Tage muß man einplanen . Wem das zuviel ist , der kann natürlich auch mit dem Flugzeug runterjeten .

Wir fuhren Freitag Abends los und erreichten unser Ziel , die kleine Stadt Sagres an der Südwestspitze Portugals gegen Sonntag Mittag . Während der Fahrt dorthin durchquert man Frankreich und Spanien . Das nordspanische Gebiet ist eine halbwüstenartige Mesa und zieht sich während der Fahrt wie Kaugummi in die Länge . Wenn man hier mit 120-130 durch die Gegend fährt sieht man ab und zu unterwegs Pilger mit Wanderstock , Hut und Jakobsmuschel an einer Schnur um den Hals gehängt , die nach Santiago de Compostela wallfahren.
Die Stärke ihres Glaubens muß bemerkenswert sein , denn für die Strecke für die man als Autofahrer eine Viertelstunde braucht benötigen die Pilger einen ganzen Tag in Staub und Hitze.

Beim Betrachten der Landkarte sieht man daß Sagres an der Südwestspitze Europas liegt . Hier weht der Wind Tag und Nacht , ein Paradies für Surfer , die sich allerdings auf einen der zahlreichen Strände beschränken , so daß man beim Schwimmen und Angeln unbelästigt an seinem Strand agieren kann . Das Wasser ist verhältnismäßig kühl , denn die Strände gewinnen schnell an Wassertiefe , so daß sich das Waser nicht aufheizen kann . Da zudem ständig der Wind weht , ist Sagres ein verhältnismäßig rauhes Pflaster . Schatten wird man hier vergeblich suchen und nur unter den Pinien auf dem Campingplatz oder unter der Markise einer kleinen Bodega finden. Vermutlich wird sich aus diesen Gründen der Haupttourismusstrom mit den Menschenmassen weiter östlich an der Algarve entlang bewegen und Sagres nur am Rande streifen . Deshalb hat man hier im Großen und Ganzen noch seine Ruhe . Ein paar Ausflugsbusse erscheinen tagsüber , die Reisenden springen heraus , fotographieren den Hafen und fahren nach einer Viertelstunde weiter zum nächsten Ziel . Dies alles sehr hektisch , viel gesehen zu haben ist das Ziel , ob dieses Verhalten allerdings entspannend ist und ob man in dieser Hektik wirklich mehr erlebt , ist fraglich , doch jedem wie es ihm beliebt .
Die Stadt ist nicht dicht zugebaut , es ist noch viel Raum vorhanden , auch im Hinterland , so daß man nie das Gefühl des Eingeengtseins erhält und vielmehr befreit durchatmet .Wer allerdings mehr die menschliche Nähe sucht und ein vollgepacktes Nest , sollte z.B nach Carvoeiro fahren .
Die Portugiesen sind durchgängig freundlich , man wird nicht von Händlern belästigt , und wenn eine Auskunft benötigt wird , geben sich die Menschen Mühe , einem weiterzuhelfen . Das kann in der Hauptreisezeit schon mal anders sein , vor allem die Kellner können durch die Mengen an Touristen genervt sein und gereizter reagieren , doch das ist verständlich . Das Preis-Leistungsverhältnis entspricht dem deutschen Niveau . So , ich glaube daß diese Vorinformationen ausreichend sind und wir uns endlich dem Angeln zuwenden können .



Portugal ist das Land an dessen Küsten sich warme afrikanische Wasserströmungen aus dem Süden mit Kaltwasserströmungen aus dem Norden treffen . Entsprechend ist auch der Fischreichtum . Hier gibt es im Prinzip alles , was das Anglerherz begehrt . Vor der Küste zu fangen sind : Conger , Adlerfisch , Anglerfisch , Blaufisch , Hornhecht , Knurrhahn , Leng , Makrelen , Meeräschen ,Barsche , Brassen , Plattfische .Für die meisten Arten benötigt man allerdings ein Boot , um etwas weiter rauszukommen . Man kann entweder einen Angelausflug chartern , das kostet etwa 20 Euro für 4 Stunden ( mit Verpflegung ), oder man sucht die Bekanntschaft eines der Fischer und fährt dort mit . Die südlichste Verbreitungslinie für die Meerforelle ist der Fluß Minho im Norden des Landes , bis hierher gelangt auch der begehrte Mittelmeerblaufisch an seine nördlichste Grenze . Alle den Meeresangler interessierenden Fische sind hier zu fangen bis auf die sich nur im Kaltwasser aufhaltenden Arten wie z.B. Dorsch , Rotbarsch oder Eishai .

In Portugal gibt es grundsätzlich drei Möglichkeiten von der Küste aus zu angeln : erstens in den Hafenbecken , zweitens von der 60-80 Meter hohen Steilküste aus oder von den Stein-oder Sandstränden . Im Folgenden werden die drei unterschiedlichen Möglichkeiten der Reihe nach vorgestellt .

Das Brandungswanderangeln

Ein paar Worte zum Thema Sicherheit :
Wer das Brandungswanderangeln betreiben möchte und sich entlang der phantastischen Stein –und Sandküsten bewegt sollte auf folgendes achten :
1 . Auf alle Fälle einen Gezeitenkalender besorgen , ( kriegt man in den Tauchershops oder er steht in der Zeitschrift für Touristen in den Touristeninfoläden ), denn es könnte sonst passieren, daß der Rückweg durch den flutbedingt gestiegenen Meeresspiegel abgeschnitten ist , und dann hat man an der Steinsteilküste keine Chance mehr . Man kommt nicht weg und wird von den Wellen an den Steinen zerschmettert oder die Wasserkälte gibt einem den Rest .
2 . Ein kleines Erste-Hilfe-Set kann hilfreich sein
3 . (Stroh)-Hut und Sonnenmilch sollten als Schutz vor der Sonne obligatorisch sein
4 . Eine Plastikflasche gefüllt mit Wasser und etwas Eßbares sind angenehmdabei zu haben.
5 . Das Fleisch des Drückerfisches ist giftig ; vom Petermännchen kann man die Stacheln abschneiden , sein Fleisch ist eine Delikatesse ; dasselbe gilt für den Drachenkopf ; der Speichel der Muräne ist giftig ; der Stachelrochen kann seinen Schwanz erstaunlich weit herumschleudern , Vorsicht .

Fang Brandungswanderangeln
Wer mit Paternoster , mehreren Haken und Krallenblei angelt , wird erstaunliche Materialverluste erleben , deshalb sollte man erst gar nicht damit anfangen . Die Angelmethoden unserer Nordseeküsten sind auf portugiesische Küsten nicht übertragbar .
Die einfachsten Montagen sind am effektivsten . Man angelt mit einem Haken der Größe 2/0 , Vorfachschlinge in Hauptschnurschlinge , keine Wirbel , bebleit wird mit durchbohrten Kugelbleien im Gewicht von 100-150 Gramm . Dadurch kann die Montage gut über den Boden treiben , durch die Kugelform des Bleis gibt es weniger Hänger . Optimaler Köder ist Tintenfisch , denn dieser hält sehr gut am Haken bei den weiten Auswürfen . Der Tintenfisch wird vor dem Befestigen an dem Haken mit dem Schlagholz weichgeklopft , damit der Fisch ihn besser schlucken kann und der Haken sich besser in den Schlund reinzieht . Falls man mit dem Boot unterwegs ist bietet sich die Möglichkeit , mit etwa 3 Haken an Seitenarmen zu pilken , eine sehr erfolgreiche Taktik .
Ein weiterer hervorragender Köder ist Krebs . Diese werden zu Hunderten von den Fischern von der Wasseroberfläche abgefischt und zum späteren Gebrauch in Netzen mit Bojen , die am Grund fixiert werden, aufbewahrt . Man reißt die Beine und Scheren der Krebse ab , schneidet die Krebse in der Mitte durch und führt dann die Hakenspitze durch das Loch , welches Rumpf und Bein miteinander verbunden hat , reißt ein Stückchen vom Korpus ab und wiederholt dies so oft , bis sich genug Köder auf dem Haken befindet . Optimale Angelzeit ist Morgens und Abends , auflandiges Wasser ist wie auch an der Nordseeküste fast unabdingbare Voraussetzung , um etwas zu fangen .


Angeln in den Häfen


Wer bis jetzt Schwierigkeiten gehabt haben sollte , Meeräschen zu fangen , kann diese Schwierigkeiten getrost vergessen . Hier schwimmen die Meeräschen im Juli zu Hunderten im Wasser in Kilogrammstärke . Man benötigt Sardinen , die für 4 DM das Kilo auf den Märkten erhältlich sind oder die man von den Fischern geschenkt bekommt , die sind dann allerdings oft älter und somit weicher und lösen sich schneller vom Haken (die Sardinen, nicht die Fischer ), können aber prima zum Anfüttern genommen werden . Mittags angeln zu gehen sollte man vermeiden , die Äschen sind dann vollgefressen und machen eine Siesta . Dann stehen sie so dicht Rücken an Rücken zwischen den Bootsrümpfen und Kaimauern , daß wenige Chancen bestehen , den Köder zwischen ihnen ins Wasser zu laßen , wenn es doch gelingt , wird der Köder nicht angenommen , selbst wenn man ihn direkt vor dem Maul baumeln läßt . Hört sich nach Anglerlatein an , ist aber so . Kleine Haken müssen benutzt werden . Problematisch sind die kleinen Fische , die die Köder ungeheuer schnell abgefressen haben . Dem entgeht man durch angeln in größeren Tiefen und weites Auswerfen , dann bietet sich auch die Chance , 4-6 Kilo schwere Meeräschen an den Haken zu kriegen . Wer keine Sardinen dabei hat kann es auch mit einem kleinen silbernen Blinker versuchen , den man ins Wasser herabtaumeln läßt . Die großen Äschen stehen tief und schießen von unten herauf , um das vermeintliche Stück Sardine zu ergattern ( wenn man Glück hat ).
Es besteht natürlich auch die Möglichkeit , mit Seeringelwürmern zu angeln , was zu hervorragenden Fangergebnissen führt ( erhältlich beim Fischhändler ) . Allerdings sind die Seeringelwürmer hier sehr klein und überhaupt nicht vergleichbar mit den holländischen Zagers . Da sie sehr gerne auch von den kleinen Fischen abgefressen werden kann das Angeln mit Seeringelwürmern teuer werden . Um also überflüssige Kosten zu sparen sollte man bei Ebbe mit einem kleinen Tupatopf mit Deckel an die Küste gehen und dort den nassen Sand an den an der Küste verstreuten Felsbrocken etwa 40-50 cm tief ausgraben . Sind die Felsbrocken mit Miesmuscheln besetzt wird man auch Seeringelwürmer finden . Die Würmer am besten noch am selben Tag benutzen, sie verderben sehr schnell in der Hitze .
Sollte man Pech haben und keine Seeringelwürmer finden nimmt man einfach die Miesmuscheln, die dort zu Hauf auf den Felsen wachsen . Sie lassen sich leicht vom Fels abdrehen . Damit das Muschelfleisch besser am Haken hält die Muscheln in einen Topf geben und erhitzen ohne Wassztugabe , bis sich die Muscheln öffnen , dann noch etwa eine Minute kochen lassen . Dadurch wird das Fleisch fester und hält besser am Haken . Ein kostenloser und guter Köder .



Der Fang an der Steilküste


Das Angeln von den 60-80 m hohen Steilküsten macht natürlich besonders Spaß . Festes Schuhwerk ist Voraussetzung , damit man Verletzungen an den scharfkantigen Steinen vermeidet und vor allem nicht ausrutscht und die 80 Meter hohe Küste runtersegelt , was zwar eine interessante Flugerfahrung sein kann , aber spätestens im Wasser nicht mehr spaßig ist , weil das Wasser erstens ziemlich kalt ist und man an der Steilküste nicht rauskommt . Man hat nur eine Chance , wenn zufällig ein Fischerboot vorbeikommt und einen rausfischt . Also gute Schuhe und keinen Restalkohol .
Die Rute sollte eine 4- 4,50 Meter lange Brandungsrute sein , man angelt mit 100-150 Gramm Kugelbleien , Vorfachschlinge in Hauptschnurschlinge , als Köder empfehle ich Tintenfisch oder Krake , das hält einfach am besten am Haken . Damit der Spaß nicht so teuer wird kann man das übrig gebliebene Tintenfischfleisch kräftig einsalzen , falls kein Kühlschrank zur Verfügung steht , es hält sich dann zwei Tage .

So , ich hoffe ein paar interessante Informationen weitergegeben zu haben und wünsche allen die hier im Süden fischen viel Spaß und viel Erfolg

Petri Heil








 

hans albers

rollin rollin rollin
AW: Angeln in Portugal

..moin,

danke für den bericht und die infos...

wollte evtl. dieses jahr im herbst auch mal nach postugal fahren...

petri

lars
 

sdobri

New Member
AW: Angeln in Portugal

Hallo

echt toller Bericht , der auch mal was über das Land sagt , dass ist eh das beste daran , sowie die Freundlichkeit der Einheimischen , kein Wunder , dass meine Eltern dorthin ausgewandert sind .
Danke:).
 

Jose

Active Member
AW: Angeln in Portugal

naja, der bericht (dein bericht???) scheint ja schon einiges älter, oder wie versteh ich deinen post vom juni 2009 und "Sardinen , die für 4 DM" ?
aber ich denk, der bericht ist schon älter, so manche beschreibungen errinnern mich an ruhigere zeiten da unten. dennoch ein schöner bericht für portugal-novizen.

aber das mit dem "giftigen fleisch des drückerfischs", das hätte ich schon ganz gerne näher erklärt.

welchen drücker meinst du denn? doch wohl nicht den peixe porco, den grauen drücker (
Balistes capriscus), der überall in den mercados verkauft wird.

wäre jedenfalls schade, wenn so einer wieder die klippen runter fliegt, weil er fälschlich für giftig gehalten wird.

hilfreicher wäre da der hinweis auf eine kombizange, um den seiner wirklich harten haut zu entkleiden, echte strafarbeit.


 
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