So, jetzt bitte ich doch mal um eine ganz sachliche Aufklärung für den Otto-Gelegenheits-Ostsee-Kleinbootangler (noch) ohne SBF See.
Ich oute mich da jetzt mal ganz bewusst, weil ich mir auch vorstellen kann, dass hier viele mitlesen, sich aber zwischen all den "Profis" nicht zu fragen trauen.
Wenn mein Freund Hinnerk und ich, so wie letzten Sommer, mit unserem küstentauglichen 5-PS- und ca. 14-15ft Aluboot vom Campingplatz Möltenort aus rausfahren, um irgendwo im Bereich Kieler Förde zu fischen, dann sind wir selbstverständlich bemüht uns nach allen Regeln zu verhalten, die wir kennen.
Wir sind aber genau die Art von ungebildeten Freizeitkapitänen, die sicherlich dann einen Fehler machen, wenn sie aus mangelhafter Kenntnis von allen möglichen Verordnungen irgendwas tun, was sie eigentlich nicht dürften.
Um dies zu vermeiden und trotzdem unseren Spaß zu haben, haben wir deshalb unseren ganz eigenen auf zahlreichen gemeinsamen Ausfahrten bewährten Verhaltenskodex, wie wir uns benehmen, wenn wir auf dem Wasser sind, und ich denke, dass wir weder auf der Ostsee noch im Bereich Lillebelt noch in Norwegen damit Probleme hatten oder anderen welche bereitet haben.
Genau den stelle ich jetzt hier mal rein und dann bitte Feuer frei für alle, die mehr wissen und das auch weiter vermitteln können.
Unsere (wie gesagt höchst eigenen) Regeln:
1.) Sicherheit geht vor allem anderen und vor allem auch vor Fisch.
- Schwimmweste, verpacktes Handy und Hand-GPS mit Ersatzakkus sind Pflicht
- Jeder nur soviel Tackle, wie er wirklich braucht und an Bord einigermaßen Ordnung halten
- Sobald wetter-, wind-, strömungs- oder sonstwie bedingt Unsicherheit aufkommt, ab nach hause oder dahin, wo diese Unsicherheit nicht mehr besteht
- Jedes größere Schiff ist stärker und hat deshalb im Zweifel immer Vorfahrt, also lieber hinter durchkreuzen als irgendwie in die Quere kommen
- Jedes richtige Schiff ist noch viel größer und stärker und demnach immer eine Gefahr, also soviel Abstand halten, dass es deutlich kleiner und gefahrloser aussieht
2.) Auf dem Wasser ist nicht an Land
- Im Boot sitzen ist besser als im Boot stehen
- Gepinkelt wird, wenn überhaupt, im Sitzen und in ein geeignetes Gefäß und niemals direkt ins Meer
- Alkohol nur in der Menge, mit der wir auch noch Auto fahren würden
- Die Sinnesorgane haben andere Aufgaben als an Land: Die Ohren hören auf fremde Motorgeräusche, ein Auge gilt der Rute, das andere dem Rest und geangelt wird mehr nach Gefühl
3.) Alles, was sonst noch im Wasser rumschwimmt und weder ein Boot noch ein Fisch ist, hat einen höheren Sinn und ist zu respektieren.
- Zwischen großen roten und grünen Bojen fahren meistens andere größere Boote, also siehe unter 1.)
- An allem, was irgendwelche Lichtsignale von sich gibt, kann man sich orientieren
- Alles, was Töne von sich gibt, hat wahrscheinlich recht, also s. unter 1.)
4.) Keiner ist Chef, sondern jeder
- Wenn einer ein Kommando gibt, wie Ruten raus, Motor an oder sonstwas, wird erst gehorcht und dann gefragt, warum
- Jeder ist immer nicht nur für sich selbst sondern auch für den anderen und dessen Sicherheit verantwortlich
- Wenn einer von beiden eine Unsicherheit äußert, die der andere nicht oder noch nicht hat, gilt immer die Meinung des Unsichereren
Wir würden also überhaupt nicht auf die Idee kommen, irgendwo in einer Fahrrinne zu angeln oder sonstwo, wo irgendwelche anderen Bootsführer irgendwo herfahren müssten und wir denen dann im Weg sind. In einen großen Hafen wie Kiel oder den Einfahrten dazu würden wir nie vom Boot aus angeln.
Und wenn der Fisch da beißt, wo wir nicht wissen, ob wir da gefahrlos hinfahren und angeln können, dann hat er halt dieses Mal gewonnen.