Franzosenbarsch
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Angler sind Arbeitgeber – ein Reisebericht über eine Kutterausfahrt mit der „Doberan“ der Angel- und Seetouristik Gmbh Warnemünde am 6.12.2008.
Dass man nach fast 20 Jahren Marktwirtschaft diese Überschrift wählen muss, hätte ich eigentlich nicht gedacht. Aber leider scheinen sich die Gesetzte des Umgangs mit Kunden noch nicht bis nach Warnemünde herumgesprochen zu haben. Insbesondere die Tatsache, dass die Kunden die Arbeitgeber der Kapitäne und Besatzungen der Angelkutter sind.
Windstärke 1-2, keine Nebel, Temperaturen um die 5°C, was steht einem schönen Angelausflug auf die Ostsee also im Wege? Eigentlich gar nichts, dachten wir, und so freuten sich vier Nordbrandenburger auf schöne Stunden auf See.
Wenn man wegen der „freundlichen“ Begrüßung an Bord allerdings schon vor dem Ablegen des Schiffes überlegt, nicht schnell noch auf ein anderes Schiff umzubuchen, scheint der Tag unter keinem guten Stern zu stehen. Unsere Hoffnung „Das wird schon besser werden“ bestätigte sich allerdings nicht. Im Gegenteil.
Doch der Reihe nach. Die Begrüßung an Bord lief in etwa so: Auf unsere Frage hin, ob man denn nicht am Heck angeln dürfe (dieses war mit einem Tampen abgesperrt) kam die schroffe Antwort: Nein, ihr habt und beklaut, acht Pilker seien gestohlen, außerdem Bargeld – und so hätten wir uns dies selbst zuzuschreiben. Eine Anmerkung dazu – wir waren noch nie auf der „Doberan“...Aber es waren wohl die bösen Angler im Allgemeinen gemeint.
Die zweite Überraschung vor dem Ablegen sah so aus: Wir Angler hatten uns erlaubt, neben den Angelruten an sich auch Zubehör wie Pilker und kleine Rücksäcke mitzubringen. Ist es nicht üblich, sich dieses Zubehör so hinzustellen, dass schnelle Köderwechsel möglich sind und auch der Griff zum Frühstücksbrötchen fix geschehen kann? Auf der „Doberan“ scheinbar nicht. Uns wurde wieder in der schon bekannten freundlichen Art erklärt, dass erst gar nicht abgelegt würde, wenn wir das „Zeugs“ nicht sofort wegräumen würden. Dabei wurde auf den Raum unter Deck verwiesen, dort stünden schließlich 60 m2 zur Verfügung.
Trotz allem, es ging los – und es ging ans bezahlen. Die Kuttertour kostete 38,50 Euro pro Person, 35 Euro sind der Normalpreis und 3,50 Euro werden „vorübergehend“ (siehe Homepage der Angel- und Seetouristik GmbH Warnemünde) wegen der hohen Kraftstoffpreise als „Dieselzuschlag“ erhoben. Eine Anmerkung dazu am Rande: Der Dieselpreis lag Anfang Dezember 2008 wieder auf dem Niveau von November 2007. Was bedeutet in Warnemünde „vorübergehend“?
Mir schwante schon nichts gutes, als ich mit meinem 50-Euro Schein zum bezahlen in die Kombüse ging. Wie konnte ich auch so unverschämt sein, das Geld nicht abgezählt und passend zu haben? Ich habe mich dann entschuldigt und versichert, dass ich das Geld passend für unserer Gruppe einsammeln werde. Ich hatte ja auch nicht anderes vor, außer angeln.
Obwohl ich nun inzwischen sehr verunsichert war, was mein Verhalten an Bord anging, wagte ich erneut, die Besatzung anzusprechen. Dieses mal wollte ich zwei Bier kaufen. Der Preis: 3 Euro. Als ich schüchtern meinen Fünf-Euro Schein präsentierte kam, was kommen musste. Wie konnte ich erneut mit nicht abgezähltem Geld...? Nun passierte etwas lustiges. Ich schlug vor, dass ich noch einen Euro zu den fünfen dazu lege und nachmittags einfach noch einmal vorbei komme – um einfach zwei weitere Bierchen mitzunehmen. Die Antwort: So etwas machen wir hier nicht - weil ihr (gemeint waren wohl wieder die bösen Angler) immer versucht uns zu be.....“. Hatte ich schon erwähnt, dass wir noch nicht auf der „Doberan“ waren? Nach meinem Einwand, dass ich ja eigentlich mehr Geld gebe, als nötig, bekam ich dann aber meine Bestellung.
Zum Angeln selber ging es an die Kadettrinne. Dies bedeutet 2,5 Stunden Fahrt. Warum nicht? Schade ist dann nur, wenn nach so langer Fahrtzeit kein vernünftiges Angeln möglich ist – weder an Steuerbord noch an Backbord – weil der Kutter bis auf ein einziges mal immer so stand, dass die Angelschnüre aller Angler nach jedem Wurf am Heck zusammenliefen. Außerdem war schnell klar, dass wir in der Kinderstube der Dorsche fischten – es kamen zwar einige, aber vor allem untermäßige, Dorsche an Bord. Trotzdem wurde die Drift immer wieder genau über dieser Kinderstube angesetzt. Das Ganze bis um ca. 12.20 Uhr, dann war Feierabend und es ging in gemütlicher Fahrt nach Warnemünde zurück. Wir erreichten den Hafen um 14.30 Uhr – da wäre also noch etwas gegangen...
Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass wir noch nie auf der „Doberan“ waren? Wir werden auch ganz sicher nicht zurückkommen, weder auf die „Doberan“ noch auf einen anderen Kutter der „roten Flotte“. Welcher Arbeitgeber fühlt sich schon gern dafür, dass er viel Geld bezahlt, angemault und verschaukelt?
Beste Grüße an alle und Petri Heil
Franzosenbarsch
Dass man nach fast 20 Jahren Marktwirtschaft diese Überschrift wählen muss, hätte ich eigentlich nicht gedacht. Aber leider scheinen sich die Gesetzte des Umgangs mit Kunden noch nicht bis nach Warnemünde herumgesprochen zu haben. Insbesondere die Tatsache, dass die Kunden die Arbeitgeber der Kapitäne und Besatzungen der Angelkutter sind.
Windstärke 1-2, keine Nebel, Temperaturen um die 5°C, was steht einem schönen Angelausflug auf die Ostsee also im Wege? Eigentlich gar nichts, dachten wir, und so freuten sich vier Nordbrandenburger auf schöne Stunden auf See.
Wenn man wegen der „freundlichen“ Begrüßung an Bord allerdings schon vor dem Ablegen des Schiffes überlegt, nicht schnell noch auf ein anderes Schiff umzubuchen, scheint der Tag unter keinem guten Stern zu stehen. Unsere Hoffnung „Das wird schon besser werden“ bestätigte sich allerdings nicht. Im Gegenteil.
Doch der Reihe nach. Die Begrüßung an Bord lief in etwa so: Auf unsere Frage hin, ob man denn nicht am Heck angeln dürfe (dieses war mit einem Tampen abgesperrt) kam die schroffe Antwort: Nein, ihr habt und beklaut, acht Pilker seien gestohlen, außerdem Bargeld – und so hätten wir uns dies selbst zuzuschreiben. Eine Anmerkung dazu – wir waren noch nie auf der „Doberan“...Aber es waren wohl die bösen Angler im Allgemeinen gemeint.
Die zweite Überraschung vor dem Ablegen sah so aus: Wir Angler hatten uns erlaubt, neben den Angelruten an sich auch Zubehör wie Pilker und kleine Rücksäcke mitzubringen. Ist es nicht üblich, sich dieses Zubehör so hinzustellen, dass schnelle Köderwechsel möglich sind und auch der Griff zum Frühstücksbrötchen fix geschehen kann? Auf der „Doberan“ scheinbar nicht. Uns wurde wieder in der schon bekannten freundlichen Art erklärt, dass erst gar nicht abgelegt würde, wenn wir das „Zeugs“ nicht sofort wegräumen würden. Dabei wurde auf den Raum unter Deck verwiesen, dort stünden schließlich 60 m2 zur Verfügung.
Trotz allem, es ging los – und es ging ans bezahlen. Die Kuttertour kostete 38,50 Euro pro Person, 35 Euro sind der Normalpreis und 3,50 Euro werden „vorübergehend“ (siehe Homepage der Angel- und Seetouristik GmbH Warnemünde) wegen der hohen Kraftstoffpreise als „Dieselzuschlag“ erhoben. Eine Anmerkung dazu am Rande: Der Dieselpreis lag Anfang Dezember 2008 wieder auf dem Niveau von November 2007. Was bedeutet in Warnemünde „vorübergehend“?
Mir schwante schon nichts gutes, als ich mit meinem 50-Euro Schein zum bezahlen in die Kombüse ging. Wie konnte ich auch so unverschämt sein, das Geld nicht abgezählt und passend zu haben? Ich habe mich dann entschuldigt und versichert, dass ich das Geld passend für unserer Gruppe einsammeln werde. Ich hatte ja auch nicht anderes vor, außer angeln.
Obwohl ich nun inzwischen sehr verunsichert war, was mein Verhalten an Bord anging, wagte ich erneut, die Besatzung anzusprechen. Dieses mal wollte ich zwei Bier kaufen. Der Preis: 3 Euro. Als ich schüchtern meinen Fünf-Euro Schein präsentierte kam, was kommen musste. Wie konnte ich erneut mit nicht abgezähltem Geld...? Nun passierte etwas lustiges. Ich schlug vor, dass ich noch einen Euro zu den fünfen dazu lege und nachmittags einfach noch einmal vorbei komme – um einfach zwei weitere Bierchen mitzunehmen. Die Antwort: So etwas machen wir hier nicht - weil ihr (gemeint waren wohl wieder die bösen Angler) immer versucht uns zu be.....“. Hatte ich schon erwähnt, dass wir noch nicht auf der „Doberan“ waren? Nach meinem Einwand, dass ich ja eigentlich mehr Geld gebe, als nötig, bekam ich dann aber meine Bestellung.
Zum Angeln selber ging es an die Kadettrinne. Dies bedeutet 2,5 Stunden Fahrt. Warum nicht? Schade ist dann nur, wenn nach so langer Fahrtzeit kein vernünftiges Angeln möglich ist – weder an Steuerbord noch an Backbord – weil der Kutter bis auf ein einziges mal immer so stand, dass die Angelschnüre aller Angler nach jedem Wurf am Heck zusammenliefen. Außerdem war schnell klar, dass wir in der Kinderstube der Dorsche fischten – es kamen zwar einige, aber vor allem untermäßige, Dorsche an Bord. Trotzdem wurde die Drift immer wieder genau über dieser Kinderstube angesetzt. Das Ganze bis um ca. 12.20 Uhr, dann war Feierabend und es ging in gemütlicher Fahrt nach Warnemünde zurück. Wir erreichten den Hafen um 14.30 Uhr – da wäre also noch etwas gegangen...
Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass wir noch nie auf der „Doberan“ waren? Wir werden auch ganz sicher nicht zurückkommen, weder auf die „Doberan“ noch auf einen anderen Kutter der „roten Flotte“. Welcher Arbeitgeber fühlt sich schon gern dafür, dass er viel Geld bezahlt, angemault und verschaukelt?
Beste Grüße an alle und Petri Heil
Franzosenbarsch