Anglerdemo
Well-Known Member
Hallo zusammen,
das Datum für die nächste Anglerdemo wird zeitnah veröffentlicht werden, versprochen.
Zur Einstimmung und warum wir weiter kämpfen müssen, mal ein paar neue Infos wie wir Angler von der Politik und der Wissenschaft hintes Licht geführt werden!
Am gestrigen 24. Juni haben wir uns an Bord eines Hochseeangelkutters begeben und uns einfach mal mit der aktuellen Situation rund um den Dorsch beschäftigt.
Insbesondere wollten wir uns mal die Meinung der Angler zur Forderung des LAV MVP und des DAFV zur Agenda 45-0-10 anhören. Schließlich liest man ja in den Medien, dass die Angler in MVP die Agenda 45-0-10 fordern.
Wir bitten um Verständnis, dass wir den Namen des Kutters nicht nennen, da dieser am gestrigen Tag von einer Gruppe gebucht war und diese uns gebeten hat, den Namen nicht zu nennen, um keine Rückschlüsse auf die Angler ziehen zu können. Natürlich kommen wir diesem Wunsch nach. Fakt ist, dass keiner der 26 Angler die Agenda 45-0-10 positiv beurteilt hat!
Bei unserer nächsten Tour – die werden wir bald unternehmen - werden wir für Euch aber sicherlich wieder Videos und Bilder erstellen und hier zeigen können.
Es herrschte wirklich Schietwetter mit fiesen Windböen und Nieselregen, teilweise hat es sogar richtig geschüttet. Also nicht wirklich angenehme Bedingungen.
An Bord waren 26 großteils erfahrene Angler. Es wurden 59 massige Dorsche entnommen. Davon waren 21 Dorsche größer als 45cm, 38 Dorsche zwischen 38cm und 45cm. Der Durchschnittsfang lag demnach bei 2,3 Dorschen pro Angler. Bei einem Mindestmaß von 45cm hätte der Durchschnittsfang bei nur noch 0,8 Dorschen pro Angler bzw. knapp 65% weniger gelegen!
Nebenbei sei erwähnt, dass zu den genannten Fängen über 100 Dorsche zwischen 28cm und 38 cm an Bord geholt wurden.
Wenn wir uns diese Zahlen – ja, wir wissen, dass diese Zahlen nur eine Gruppe auf einem Kutter an einem Tag abbilden und nicht repräsentativ sind – anschauen, fragen wir uns natürlich, warum es Verbände gibt, die jetzt noch zusätzliche Einschränkungen fordern und dem Angeltourismus damit den Dolchstoß geben! Von einer zusätzlichen Schonzeit für Angler ganz zu schweigen!
Zudem wurden hierbei anscheinend neueste wissenschaftliche Erkenntnisse der Universität von Turku in Finnland und dem Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) nicht berücksichtigt. Die stete Entnahme der größten Individuen aus einem Fischbestand zieht Veränderungen in der Aktivität von Tausenden Genen nach sich. Das bedeutet, dass die selektive Entnahme von großen Fischen aus einem Bestand zur Folge hat, dass die Fischart sich darauf anpasst und ein langsameres Wachstum, eine reduzierte Größe im Erwachsenenalter und ein scheueres Verhalten nach sich zieht. Werden gar mehr Fische verangelt? Teilweise wird ja von der Wissenschaft gar eine Reduzierung des Mindestmaßes gefordert.
Interessant ist auch die Argumentation der „Gesprächsrunde Dorsch in Wismar“ zur Forderung nach einer Dorschschonzeit für Angler. Indikator ist der gute Dorschjahrgang 2016. Haben wir etwas verpasst? Gibt es bereits eine Dorschschonzeit für Angler? Oder meinen die das Baglimit? Das gilt unseres Wissens erst seit diesem Jahr, könnte demnach wohl eher wenig Einfluss auf den Jahrgang 2016 haben. Wenn der Jahrgang 2017 jetzt schwächer als der 2016’er Jahrgang ausfallen sollte, stellt sich uns die Frage, ob wir Angler dann ab sofort wieder ohne Beschränkungen fangen dürfen, da sich das Baglimit dann ja negativ auf den Bestand auswirkt. Nur mal so Gedanken von uns. Das die Schonzeit der Dolchstoß für den Angeltourismus wäre, brauchen wir wohl nicht weiter auszuführen. Die aktuelle wirtschaftliche Situation der Hochseeangelkutter ist mehr als existenzgefährdend, wie sollen die Betriebe und Familien noch weitere Einschränkungen verkraften? Durch gezielte Einschränkungen für Kutterangler (und Bootsangler?)? Unglaublich oder?
Eventuell hätte man die Politik endlich einmal unter Druck setzen sollen und die Einhaltung der 2007 beschlossenen Ziele der Helsinki Commision (HELCOM) zur Reduzierung der Eutrophierung der Ostsee fordern sollen. Oder will man nicht sehen, dass die Ostsee mit wenigen Ausnahmen sich immer noch nicht in einem guten Zustand befindet? Einer Studie der Universität Aarhus zufolge haben sich diese sauerstoffarmen, lebensfeindlichen Bereiche in der Ostsee stark ausgeweitet. Von 5000 Quadratkilometern vor 110 Jahren sind sie auf mittlerweile 60 000 Quadratkilometer angewachsen. Diese Fläche ist damit die weltweit größte Todeszone menschlichen Ursprungs. Weder Fische noch andere Meeresbewohner können sich in diesen Todeszonen aufhalten, ihr Lebensraum ist dadurch drastisch geschrumpft. Die Eutrophierung gefährdet die biologische Vielfalt und verringert die Fischbestände.
Was wir Euch natürlich auch nicht verheimlichen wollen, ist, dass die Bundesregierung am 20. Dezember 2016 informiert hat, dass ein jüngeres wissenschaftliches Gutachten vorliegt, wonach der Jahrgang 2015 deutlich produktiver sei, als von ICES angenommen. Zufällig kommt dieses erst nach Beschluss des Baglimits im Bundestag zur Sprache! Des Weiteren wird darüber informiert, "dass die Laicherbiomasse von 12 606 Tonnen auf 19 032 Tonnen im Zeitraum 2013 bis 2016 gestiegen ist. Dies macht deutlich, dass sich der Bestand trotz der hohen fischereilichen Sterblichkeit in den letzten Jahren signifikant erholt hat."
Schade finden wir auch, dass man anscheinend die Chance vertan hat, im Rahmen dieses "runden Tisches" gegen die geplanten Angelverbote in Nord- und Ostsee vorzugehen- zumindest finden wir dazu nichts in den uns vorliegenden Meldungen.
Reicht das an Infos, dass wir Angler Opfer der Politik sind und endlich gegen diese Art von anglerfeindliche Politik gemeinsam kämpfen müssen? Wir zählen auf Euch!
In diesem Sinne wünschen wir Euch einen nachdenklichen Sonntag!
PS. Alle Zahlen/ Infos haben wir selbstverständlich schriftlich /
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator: