Überfischung in der Ostsee- Angler, Fischerei oder die Kegelrobbe und der Kormoran?
Ein Thema welches uns zum Jahreswechsel beschäftigt. Der Bestand der Kegelrobbe in der Ostsee wird auf über 38.000 Tiere geschätzt. Eine Kegelrobbe frisst ca. 6 Kg Fisch pro Tag, somit über 220 Tonnen täglich bzw. 85.000 Tonnen im Jahr!
Wenn sich also der 2016’er Jahrgang des Dorsches in der westlichen Ostsee um 40.000 Tonnen halbiert hat- macht dann die Wissenschaft wirklich einen „schlechten“ Job, entnehmen Fischer und Angler (illegal) zu viel Fisch oder ist es die Natur? Werden wir Menschen für die Überfischung verantwortlich gemacht, obwohl wir nur eine zu vernachlässigende Ursache für den Rückgang der Fischbestände in der Ostsee sind? Der Kormoran ist bei diesen Entnahmemengen ja noch nicht einmal berücksichtig. Die Kegelrobben leben bisher größtenteils in der östlichen Ostsee und fressen kaum einen Westdorsch. Wir müssen hier natürlich berücksichtigen, dass die Zusammensetzung der Nahrung bei der Kegelrobbe variiert und Dorsch ist lediglich ein Teil der Nahrung ist und der Fraßdruck sich auf die Küstengewässer konzentriert. Doch ein sicheres Anzeichen dafür, dass natürliche Prädatoren einen negativen Einfluss auf die Fischbestände haben, zeigt sich zum Beispiel beim Ostdorsch. Hier liegt die natürliche Sterblichkeit um ein dreifaches höher als die fischereiliche Sterblichkeit! Normalerweise ist auch bei nachhaltig bewirtschafteten Beständen die fischereiliche Sterblichkeit deutlich größer als die natürliche Sterblichkeit.
Zudem gibt es beim östlichen Dorsch eine Befallsrate mit einem Leberparasiten von bis zu 50%, die Folge sind schwerste Leberschäden. Ursache hierfür ist laut Untersuchungen der Wirtswechsel mit Kegelrobben.
Müssen wir uns die Frage stellen, ob die Naturschützer nicht für die Überfischung die Hauptschuld tragen?
Naturschutz und Tierschutz ist ein wichtiges Thema, doch wer schützt eigentlich uns Menschen?
Alleine durch unsere Existenz nehmen wir Einfluss auf die Natur, doch die Natur passt sich hier an. Wir versuchen zu schützen und zu regulieren, doch anscheinend werden bei der ideologischen Verbotspolitik die Folgen für die Natur häufig nicht richtig und langfristig eingeschätzt.
Ob beim Wolf, beim Kormoran oder auch bei der Kegelrobbe. Unsere Vorfahren haben hier die Bestände reguliert, sicherlich nicht immer mit den richtigen Maßnahmen. Jedoch versäumen wir durch die vielen Schutzmaßnahmen aktuell eine Bestandsregulierung, ohne die Folgen für uns Menschen abzuwägen.
Einen Fischer die Existenz zu zerstören erscheint einfacher, als in der Öffentlichkeit den Abschuss von „Knopfaugen“ einzufordern.
Wie wird sich das in den kommenden Jahren entwickeln? Wenn die Bestände der Kegelrobbe im Jahr um rund 20% zu nehmen wird, liegt die Menge an Fisch, die Kegelrobben in der Ostsee benötigen, bereits im Jahre 2022 bei knapp 150.000 Tonnen. Verkraftet das die Natur? Nur die Fischerei und Angler zu beschränken, wird demnach die Bestände nicht schützen, das ist bei diesen Zahlen wohl klar, oder?
Die Politik ist hier ganz stark gefordert, schnellmöglich Maßnahmen zu ergreifen, auch wenn diese in der Öffentlichkeit nicht zwingend bei allen Wählern auf Zustimmung stoßen werden und unpopulär erscheinen, doch haben wir Menschen nicht auch Schutz verdient?
Die Ostsee wird die unkontrollierte Ausbreitung von Kegelrobben und Kormoranen dauerhaft nicht überstehen, das erscheint bei diesen Zahlen klar! Der Einfluss dieser Prädatoren auf die Fischbestände ist nicht von der Hand zu weisen, die Bedeutung von Fisch als wichtiges und zugleich gesundes Nahrungsmittel für uns Menschen jedoch auch nicht. Somit sollten wir Menschen für den Erhalt dieses Nahrungsmittel kämpfen. Wir fordern nicht die Ausrottung der Kormorane oder der Kegelrobbe, sondern lediglich eine kontrollierte Reduzierung zur Sicherung der Fischbestände. Ansonsten werden die Fischbestände in der Ostsee absehbar in den roten Bereich geraten, auch wenn die Fischerei und das Angeln zu dem Zeitpunkt bereits längst verboten ist. Zu einer nachhaltigen Fischerei zum Schutz der Bestände gehört auch die Regulierung der natürlichen Sterblichkeit und ist im Interesse aller. Die EU- Fischereipolitik soll nach dem Prinzip des MSY (maximal nachhaltiger Ertrag) erfolgen. Hier scheinen die Folgen der Räuber- Beute- Beziehung jedoch nicht berücksichtigt zu werden. Oder wieso nennt niemand die Kegelrobbe und den Kormoran als einflussreichen Prädator? Wieso liest man dazu in den Medien so wenig? Hingegen kann man lesen, dass der Dorsch geschützt werden muss- da er eine wichtige Nahrungsquelle für die Kegelrobben darstellt. Aha…
Naja, und das Fischerei und Angler für den Tod von Schweinswalen gerne mal verantwortlich gemacht werden- Kegelrobben töten und fressen übrigens Schweinswale liebe Naturschützer...
Ja, das wird Naturschützern nicht gefallen- doch die Regulierung von Kormoranen und Kegelrobben fordert zum Beispiel die Universität Stockholm bereits seit Jahren.
PS: Anglerverbände fordern noch zusätzliche Beschränkungen für Meeresangler, zum Beispiel eine Schonzeit und eine Erhöhung des Mindestmaßes. Daraus resultieren theoretische Minderfänge der Angler in Höhe von knapp 400 Tonnen, gemessen an den Fängen im Jahr 2017. Das bedeutet, wir würden den Angeltourismus an unserer Ostseeküste abschaffen, um die Kegelrobben zwei Tage besser mit Nahrung zu versorgen…