AW: ANGLERDEMO vs DAFV bei Baglimit und Dorschschonzeit
Moin Hans,
erst einmal möchte ich darauf hinweisen, dass der zweite Link zu Thünen 10 Jahre alt ist (2007) und somit nicht mehr aktuell. Im Fischereimanagment sind zwar selbst zwei Jahre alte Zahlen völlig uninteressant, aber der erste Link zu Thünen (Portal- Fischerei) hat doch einige interessante Aussagen zu bieten, so dass ich diesen kommentieren möchte.
1. Zu dem Erscheinungsdatum des Berichtes lag die fischereiliche Sterblichkeit noch viel zu hoch. Die Sterblichkeit hat sich aktuell deutlich reduziert (von 0,84 in 2015 auf 0,21 in 2017). Zeitgleich hat sich die Laicherbiomasse signifikant erholt. Zwar sind wir noch nicht in einem sicheren Bereich, jedoch mit dem überdurchschnittlichen Jahrgang 2016 wird die Laicherbiomasse voraussichtlich 2020 in einem sicheren Bereich in der westlichen Ostsee liegen. Die Erholung der Laicherbiomasse hat vor 2017 stattgefunden, also vor Einführung des Baglimits. Also scheint der Einfluss der Freizeitfischerei auf die Laicherbiomasse eher gering zu sein! Oder wie erklärst Du die Erholung trotz der zu dem Zeitpunkt nicht regulierten Freizeitfischerei (kein Baglimit)?
2. Thünen zeigt deutlich auf, dass der Dorschnachwuchs von den Umweltbedinungen abhängig ist. Was haben die Angler mit den Umweltbedingungen zu tun?
3. Thünen zeigt auch auf, dass die nicht Einhaltung der wissenschafltichen Empfehlungen den Beständen zugesetzt hat. Zudem - kann man zwischen den Zeilen deutlich herauslesen - illegale Fänge nicht ganz unschuldig am Bestandsrückgang sind. Rückwürfe und Beifänge sind auch erwähnt. Was hat der Angler damit zu tun?
Auch der Link zu meinem Freund Rainer Froese von GEOMAR in Kiel zeigt doch, dass die langjährige Überfischung dazu geführt hat, dass sich der Dorschbestand in der westlichen Ostsee seit Jahren außerhalb sicherer biologischer Grenzen befindet. Natürlich haben auch Angler Dorsche gefangen, aber guck doch einmal zehn Jahre zurück. Da haben die Fischer noch 28.400 Tonnen in der westlichen Ostsee gefangen, die Angler knapp 1.900 Tonnen. Selbst 2016 wurde von den kommerziellen Fischern ein vielfaches der Anglerfänge an Dorsch aus der westlichen Ostsee entnommen. Damit will ich sagen, dass ein früheres Umsetzen der wissenschaftlichen Empfehlungen keine Regulierung der Freizeitfischerei nötig gemacht hätte. Wir Angler baden also nachweislich nur die Fehler der Politik aus den letzten 20 Jahren aus. Das auch noch nicht einmal für die Bestandserholung, sondern lediglich für den Wiederaufbau der zu bewirtschaffenden Bestände. Wird die Quote weiterhin am Minimum festgelegt, können wir Angler ein vollständiges Dorschfangverbot auferlegt bekommen- es würde den Beständen nicht helfen.
Im Übrigen habe ich persönlich kein Problem mit dem Baglimt und akzeptiere es unter den derzeitigen Voraussetzungen trotzdem nicht! Nein, denn auch hier gilt "Keine Verbote und Einschränkungen ohne wissenschaftlich haltbaren Nachweis".
Da die wir Angler die errechnete Quote in diesem Jahr auf keinen Fall erreichen werden (Rückgang Angeltourismus, weniger Ausfahrten durch Wetterextreme, schwierige Fangbedingungen) haben wir doch unser Baglimit für 2018 schon erfüllt, oder?