„Dem Angeln wohnt ein mystischer Zauber inne“
Der ehemalige Landesminister Günter Baaske möchte Präsident des Landesanglerverbands Brandenburg (LAVB) werden. Wir sprachen mit ihm über seine Ziele und Motive.
Am 27. April wählt der Landesanglerverband Brandenburg einen neuen Vorsitzenden. Gunter Fritsch tritt aus Altersgründen nicht mehr zur Wahl an. Bislang einziger Kandidat ist Günter Baaske. Der ehemalige Landesminister und Vorsitzende der SPD-Fraktion zog sich 2018 freiwillig von seinen hohen Ämtern zurück, um mehr Zeit für seine Familie zu haben. Seitdem ist er „einfacher“ Abgeordneter.
Wir treffen Baaske Anfang April in der Geschäftsstelle des LAVB. Der 62jährige trägt ein hellblaues T-Shirt und Jeans – ungewöhnlich für die üblicherweise Anzug tragende Politikerzunft. Man sieht dem sehr schlanken und drahtigen Baaske an, dass er gerne und oft Sport treibt. Während des Gesprächs blickt er seinem Gegenüber offen ins Gesicht, seine wachen Augen fallen auf. Er lacht viel und wirkt voller Tatendrang.
Die Forelle fing Baaske vor zwei Jahren in der Temnitz, "als es dort noch genug Wasser und keine Fischotter gab"
Anglerboard (AB): Herr Baaske, wieso kandidieren Sie als Vorsitzender des Landesanglerverbandes Brandenburg e.V.?
Günter Baaske (GB): Schon nach dem Tod von Eberhard Weichenhan (Anm. d. Red.: ehem. Präsident LAVB) wurde ich gefragt, wurde dann aber Sportminister und bin als Vorsitzender von Turbine Potsdam (Anm. d. Red: ein Frauenfußballverein) zurückgetreten. Sonst hätte es einen Interessenkonflikt gegeben. In dieser Situation hätte es sehr komisch ausgesehen, wenn ich mich dann beim LAVB engagiert hätte. Umso mehr freue ich mich, dass ich jetzt die Gelegenheit habe. Ich bin von Kindesbeinen an Angler, meine Frau und meine Kinder angeln ebenfalls. Als ehemaliger Minister kriege ich sehr viele Ämter angeboten. In dem Fall ist es aber eine echte Herzensangelegenheit und ich würde mich sehr freuen, wenn ich gewählt würde.
AB: Auf Ihrer Homepage geben Sie zwar an, dass Angeln zu Ihren Hobbies zählt, ansonsten findet sich aber recht wenig dazu. Gehen Sie überhaupt noch ans Wasser?
GB: Während meiner Ministerzeit bin ich kaum zum Angeln gekommen. Da war das auf den Urlaub und ganz wenige Tage im Jahr beschränkt. Jetzt habe ich wieder ein bisschen mehr Zeit und liebe es, an den Bächen rund um Belzig auf Forellen zu angeln.
AB: Wie sind Sie zum Angeln gekommen?
GB: Mein Vater war und ist ebenfalls Angler und ich wollte von klein auf ans Wasser. Bevor ich in den Angelverein eintreten durfte, musste ich schwimmen lernen. Da war ich sechs oder sieben Jahre alt und habe anfangs Plötzen gestippt. Schnell wurde dann das Forellenangeln zu meiner großen Leidenschaft.
AB: Die Forellenbestände sind nicht zuletzt durch Kormorane stark unter Druck. Was wollen Sie dagegen unternehmen?
GB: Der LAVB leistet mit seinen Besatzprogrammen einen ganz wichtigen Beitrag. Übrigens ist mein Vater schon seit 1965 sehr aktiv um die Forellenzucht im Fläming bemüht. Von klein auf war ich beim Abfischen und dem Aussetzen der Brut dabei. Die Maßnahmen drohen aber aufgrund der hohen Reiher- und Otterbestände zu verpuffen. Lange Zeit durfte niemand daran denken, auch mal einen Kormoran zu schießen. Daran haben wir viele Jahre gearbeitet und immer wieder auf die Problem hingewiesen. Heute haben wir die Kormoranverordnung, die ein gewisses Management erlaubt. Eine ähnliche Regelung müssen wir auch beim Otter erreichen.
AB: Wie wollen Sie das machen?
GB: Es hilft nur ständige Kommunikation und Überzeugungsarbeit. Häufig müssen Verwaltungen auch schlaugemacht werden. Wir können ja nicht von jedem Mitarbeiter, dessen Schreibtisch übervoll ist, erwarten, dass er genauso tief in der Materie steckt wie wir. Das beste Beispiel dafür ist, dass seit Anfang des Jahres endlich alle Gewässer bei uns auch mit einem Elektromotor befahren werden dürfen. Die Bedenken waren groß, dass durch die Schrauben wichtige Unterwasserpflanzen geschädigt werden. Diese Bedenken konnten wir den Verantwortlichen schließlich nehmen.
AB: Eine weitere große Herausforderung sind die FFH-Managementpläne, die teilweise erhebliche Einschränkungen für Angler beinhalten. Wie ist da der Sachstand?
GB: Noch sind viele Pläne nicht beschlossen, da Brandenburg dem Zeitplan hinterherhinkt. Auch hier stehen wir im Austausch. Teilweise ist es kurios: Da ist in bestimmten Gebieten das Angeln zwar noch erlaubt, aber durch Betretungs- und Verfahrensverbote praktisch unmöglich. Das ist widersinnig und muss korrigiert werden.
AB: Was sind Ihre Ziele als Vorsitzender?
GB: Als Präsident möchte ich mich dafür einsetzen, dass das Ansehen des Angelns in der Bevölkerung weiter steigt. Ich möchte, dass noch mehr Kinder unser wunderschönes Hobby kennenlernen. Für mich wohnt dem Angeln ein mystischer Zauber inne. Wenn plötzlich die Pose zuckt und ich nicht weiß, wer sich da am Köder zu schaffen macht, bin ich immer noch aufgeregt wie am ersten Tag. Das Angeln schafft eine tiefe Verbundenheit zur Natur. Ich bin überzeugt, dass man das, was man kennt und nutzt, noch besser schützt. Angeln kann da einen ganz wichtigen Beitrag leisten.
Günter Baaske (r.) und LAVB-Geschäftsführer Andreas Koppetzki nahmen sich viel Zeit für das Gespräch
Zur Person
Günter Baaske wurde am 17. Oktober 1957 in Belzig geboren. Er hat vier Kinder, ist verheiratet und lebt in Bad Belzig. Seit 2004 ist er Mitglied des Brandenburgischen Landtags. Von 2009 bis 2014 war er Minister für Arbeit, Soziales, Frauen und Familie, von 2014 bis 2017 Minister für Bildung, Jugend und Sport. Er trat für viele überraschend von seinem Ministeramt zurück, um mehr Zeit für seine Familie zu haben. Er angelt seit seinem 7. Lebensjahr. Seine Leidenschaft gilt dem Forellenangeln am Bach.
Der LAVB
Der Landesanglerverband ist die Dachorganisation von rund 1.400 Vereinen, in denen rund 83.000 Mitglieder organisiert sind. Damit ist er einer der größten Vereine des Landes. Der Präsident wird wie die anderen Vorstandsmitglieder vom Landesverbandstag, dem höchsten Organ des Verbandes, für 5 Jahre gewählt.
Der ehemalige Landesminister Günter Baaske möchte Präsident des Landesanglerverbands Brandenburg (LAVB) werden. Wir sprachen mit ihm über seine Ziele und Motive.
Am 27. April wählt der Landesanglerverband Brandenburg einen neuen Vorsitzenden. Gunter Fritsch tritt aus Altersgründen nicht mehr zur Wahl an. Bislang einziger Kandidat ist Günter Baaske. Der ehemalige Landesminister und Vorsitzende der SPD-Fraktion zog sich 2018 freiwillig von seinen hohen Ämtern zurück, um mehr Zeit für seine Familie zu haben. Seitdem ist er „einfacher“ Abgeordneter.
Wir treffen Baaske Anfang April in der Geschäftsstelle des LAVB. Der 62jährige trägt ein hellblaues T-Shirt und Jeans – ungewöhnlich für die üblicherweise Anzug tragende Politikerzunft. Man sieht dem sehr schlanken und drahtigen Baaske an, dass er gerne und oft Sport treibt. Während des Gesprächs blickt er seinem Gegenüber offen ins Gesicht, seine wachen Augen fallen auf. Er lacht viel und wirkt voller Tatendrang.
Die Forelle fing Baaske vor zwei Jahren in der Temnitz, "als es dort noch genug Wasser und keine Fischotter gab"
Anglerboard (AB): Herr Baaske, wieso kandidieren Sie als Vorsitzender des Landesanglerverbandes Brandenburg e.V.?
Günter Baaske (GB): Schon nach dem Tod von Eberhard Weichenhan (Anm. d. Red.: ehem. Präsident LAVB) wurde ich gefragt, wurde dann aber Sportminister und bin als Vorsitzender von Turbine Potsdam (Anm. d. Red: ein Frauenfußballverein) zurückgetreten. Sonst hätte es einen Interessenkonflikt gegeben. In dieser Situation hätte es sehr komisch ausgesehen, wenn ich mich dann beim LAVB engagiert hätte. Umso mehr freue ich mich, dass ich jetzt die Gelegenheit habe. Ich bin von Kindesbeinen an Angler, meine Frau und meine Kinder angeln ebenfalls. Als ehemaliger Minister kriege ich sehr viele Ämter angeboten. In dem Fall ist es aber eine echte Herzensangelegenheit und ich würde mich sehr freuen, wenn ich gewählt würde.
AB: Auf Ihrer Homepage geben Sie zwar an, dass Angeln zu Ihren Hobbies zählt, ansonsten findet sich aber recht wenig dazu. Gehen Sie überhaupt noch ans Wasser?
GB: Während meiner Ministerzeit bin ich kaum zum Angeln gekommen. Da war das auf den Urlaub und ganz wenige Tage im Jahr beschränkt. Jetzt habe ich wieder ein bisschen mehr Zeit und liebe es, an den Bächen rund um Belzig auf Forellen zu angeln.
AB: Wie sind Sie zum Angeln gekommen?
GB: Mein Vater war und ist ebenfalls Angler und ich wollte von klein auf ans Wasser. Bevor ich in den Angelverein eintreten durfte, musste ich schwimmen lernen. Da war ich sechs oder sieben Jahre alt und habe anfangs Plötzen gestippt. Schnell wurde dann das Forellenangeln zu meiner großen Leidenschaft.
AB: Die Forellenbestände sind nicht zuletzt durch Kormorane stark unter Druck. Was wollen Sie dagegen unternehmen?
GB: Der LAVB leistet mit seinen Besatzprogrammen einen ganz wichtigen Beitrag. Übrigens ist mein Vater schon seit 1965 sehr aktiv um die Forellenzucht im Fläming bemüht. Von klein auf war ich beim Abfischen und dem Aussetzen der Brut dabei. Die Maßnahmen drohen aber aufgrund der hohen Reiher- und Otterbestände zu verpuffen. Lange Zeit durfte niemand daran denken, auch mal einen Kormoran zu schießen. Daran haben wir viele Jahre gearbeitet und immer wieder auf die Problem hingewiesen. Heute haben wir die Kormoranverordnung, die ein gewisses Management erlaubt. Eine ähnliche Regelung müssen wir auch beim Otter erreichen.
AB: Wie wollen Sie das machen?
GB: Es hilft nur ständige Kommunikation und Überzeugungsarbeit. Häufig müssen Verwaltungen auch schlaugemacht werden. Wir können ja nicht von jedem Mitarbeiter, dessen Schreibtisch übervoll ist, erwarten, dass er genauso tief in der Materie steckt wie wir. Das beste Beispiel dafür ist, dass seit Anfang des Jahres endlich alle Gewässer bei uns auch mit einem Elektromotor befahren werden dürfen. Die Bedenken waren groß, dass durch die Schrauben wichtige Unterwasserpflanzen geschädigt werden. Diese Bedenken konnten wir den Verantwortlichen schließlich nehmen.
AB: Eine weitere große Herausforderung sind die FFH-Managementpläne, die teilweise erhebliche Einschränkungen für Angler beinhalten. Wie ist da der Sachstand?
GB: Noch sind viele Pläne nicht beschlossen, da Brandenburg dem Zeitplan hinterherhinkt. Auch hier stehen wir im Austausch. Teilweise ist es kurios: Da ist in bestimmten Gebieten das Angeln zwar noch erlaubt, aber durch Betretungs- und Verfahrensverbote praktisch unmöglich. Das ist widersinnig und muss korrigiert werden.
AB: Was sind Ihre Ziele als Vorsitzender?
GB: Als Präsident möchte ich mich dafür einsetzen, dass das Ansehen des Angelns in der Bevölkerung weiter steigt. Ich möchte, dass noch mehr Kinder unser wunderschönes Hobby kennenlernen. Für mich wohnt dem Angeln ein mystischer Zauber inne. Wenn plötzlich die Pose zuckt und ich nicht weiß, wer sich da am Köder zu schaffen macht, bin ich immer noch aufgeregt wie am ersten Tag. Das Angeln schafft eine tiefe Verbundenheit zur Natur. Ich bin überzeugt, dass man das, was man kennt und nutzt, noch besser schützt. Angeln kann da einen ganz wichtigen Beitrag leisten.
Günter Baaske (r.) und LAVB-Geschäftsführer Andreas Koppetzki nahmen sich viel Zeit für das Gespräch
Zur Person
Günter Baaske wurde am 17. Oktober 1957 in Belzig geboren. Er hat vier Kinder, ist verheiratet und lebt in Bad Belzig. Seit 2004 ist er Mitglied des Brandenburgischen Landtags. Von 2009 bis 2014 war er Minister für Arbeit, Soziales, Frauen und Familie, von 2014 bis 2017 Minister für Bildung, Jugend und Sport. Er trat für viele überraschend von seinem Ministeramt zurück, um mehr Zeit für seine Familie zu haben. Er angelt seit seinem 7. Lebensjahr. Seine Leidenschaft gilt dem Forellenangeln am Bach.
Der LAVB
Der Landesanglerverband ist die Dachorganisation von rund 1.400 Vereinen, in denen rund 83.000 Mitglieder organisiert sind. Damit ist er einer der größten Vereine des Landes. Der Präsident wird wie die anderen Vorstandsmitglieder vom Landesverbandstag, dem höchsten Organ des Verbandes, für 5 Jahre gewählt.
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