Brassen: Feedern am Baggersee

Wer Brassen fangen möchte, sollte es mal mit dem Method Feedern probieren. Browning Teamangler Kai Chaluppa zeigt Euch, wie Ihr an tiefen Baggerseen mit einem speziellen Korb und Miniboilies zum Fisch kommt.

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Kai mit einem Brassen, den er beim Method Feedern fing


Das moderne Method Feedern ist mittlerweile auch in Deutschland fester Bestandteil vieler Friedfischangler. Im Gegensatz zu England, dem Mutterland dieser Angelart, sind heimische Gewässer jedoch meist anders strukturiert. Deutsche Baggerseen besitzen zum Beispiel in der Regel Wassertiefen von sechs bis acht Metern. Dadurch sind für uns nicht die Voraussetzungen gegeben wie an einem englischen kommerziellen Gastkartengewässer, das oft nicht tiefer als 1,8 Meter ist.

Karpfen umgehen
Dass der Einsatz vom Method Feeder bei uns trotz hoher Wassertiefen erfolgreich ist, möchte ich Euch heute an meinem Vereinsgewässer zeigen. Der zwei Hektar große Baggersee besitzt nur unweit des Ufers eine Tiefe von acht Metern. Es kommen viele Brassen zwischen 800 Gramm und zwei Kilo und einige Karpfen von mehr als 20 Pfund vor. Die Herausforderung ist nicht, einen Karpfen zu haken, sondern diesen aufgrund der Hindernisse und Krautfelder sicher zu landen. Ich wähle meine Angelstelle nicht zu nah am Ufer, weil dieses stark verkrautet ist und sich hier die Karpfen zum Fressen einfinden. Wenn ich deutlich hinter dem Kraut fische, häufen sich die Fänge von Brassen und ich umgehe die meisten Karpfen. Damit rücke ich meinen Zielfisch, den Brassen, deutlich in den Fokus. Wenn ich es heute schaffe, einen Trupp auf den Platz zu bekommen und dort zu halten, ist kurzweiliges Angeln angesagt.

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An einem kleinen, tiefen Baggersee will Kai Brassen an den Haken locken

Fischiger Mix
Brassen sind Süßmäuler und die meisten Angler rücken den Schleimern mit genau solchen Futtermischungen auf die Schuppen. Auch ich mache das häufig. Für den heutigen Tag habe ich jedoch einen anderen Plan. Aus Erfahrung weiß ich, dass Brassen auch hervorragend mit Fischmehlmischungen zu fangen sind. Besonders bewährt hat sich bei mir ein Mix aus Fischmehl und Robin Red (scharfes Vogelfutter) zusammen mit Krillmehl. Die auffallend rote Farbe des Futters steigert den Lockeffekt zusätzlich. Außerdem bereite ich ein paar Pellets in zwei und vier Millimetern vor, die die Brassen am Platz halten sollen. Im ersten Schritt rühre ich das Futter an. Ich nehme bei meinem Method-Futter ein Verhältnis von zwei Teilen Mix zu einem Teil Wasser. Das heißt: Auf eine Köderdose mit trockenem Futter gebe ich eine halbe Dose Wasser. Dieses vermische ich und lasse alles ziehen. Im ersten Moment entsteht eine ziemliche Pampe, die den Eindruck von zu viel Wasser erweckt. Keine Panik, da die Mischung extrem viel Feuchtigkeit aufnimmt. Nach kurzer Zeit entsteht die perfekte Konsistenz zum Method Feedern. Ich reibe alles noch schnell durch ein Futtersieb ‒ fertig! Die Pellets weiche ich in Wasser ein. Faustregel: Je Millimeter Pelletgröße reicht eine Einweichzeit von einer Minute. Die Zwei-Millimeter-Pellets ziehen also zwei Minuten und die vier Millimeter großen Happen doppelt so lange.

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Wichtig: Das Method-Futter muss nach dem Ziehen gut gesiebt werden


Lösung: Pellet Feeder
In der Zwischenzeit montiere ich mein Gerät. Ich verwende eine günstige, zweigeteilte Method-Rute in drei Metern Länge. Auf meiner Stationärrolle befindet sich eine 0,23er monofile Schnur. Wichtig ist mir dabei, dass diese eine hohe Dehnung besitzt und abriebfest ist. Jetzt kommt die eigentliche Besonderheit des heutigen Angeltages. Ich verwende keinen herkömmlichen Flat Feeder wie er bei über 90 Prozent der Method-Angler Anwendung findet. Bei diesem würde sich das Futter bereits vom Korb lösen, bevor der Gewässergrund in acht Metern erreicht ist. Warum nehme ich nicht einfach Futter mit einer stärkeren Bindung? Eine berechtigte Frage. Dieses besitzt meiner Meinung nach nicht den gewünschten Lockeffekt, den ich bei dieser Angelart gerne habe. Ein Method-Futter bildet eine Wolke und suggeriert den Fischen, dass andere Flossenträger an dieser Stelle fressen. Das weckt Neugierde und Futterneid. Eine stark klebende Mischung erzeugt das nicht so wie ein perfekt abgestimmter Method-Mix. Es muss also eine andere Lösung geben, mein optimales Futter auf den Grund zu bringen. Hier bin ich auf den Pellet Feeder gestoßen. Dieser sieht aus wie eine kleine Schaufel, ist am Ende verschlossen und nach vorne schräg abgeflacht. Montiert wird er wie ein herkömmlicher Flat Feeder frei laufend auf der Schnur. Eine Schnellwechselperle für das Vorfach stoppt den Pellet Feeder.

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Mit einem Pellet Feeder kommt das Futter plus Köder auch im tiefen Baggersee zum Grund


Mach es mit Minis
Waren da nicht noch die Pellets? Fast hätte ich sie vergessen. Schnell schütte ich das Wasser ab und sehe, dass diese bereit für den Einsatz sind. Dann kann es ja endlich losgehen! Ach nein. Die Hakenköder und Vorfächer fehlen ja noch. Gerade bei den Method-Ködern ist die Auswahl schier unermesslich. Schaut mal in einen gut sortierten Angelladen. Da wird es einem schon fast schwindelig beim Angebot. Boilies und Dumbells sind in allen erdenklichen Farben und Geschmacksrichtungen verfügbar. Ich beschränke mich auf eine Handvoll Miniboilies. Ein fluo-roter mit Monstercrab-Geschmack, ein weißer mit Knoblauch-Aroma und einer auf fischiger Basis. Falls gar nix geht, sind noch ein paar Würmer mit dabei.
Die Vorfächer sind auf meine Köder abgestimmt. Für die Miniboilies verwende ich eines mit kleinem Spieß am Haar, auf den ich die Köder einfach aufstecke. Die Vorfachlänge beträgt zehn Zentimeter, wodurch ein extrem guter Hakeffekt entsteht. Für die Angelei mit Wurm nehme ich ebenfalls ein zehn Zentimeter langes Vorfach, verzichte aber auf das Haar.

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Miniboilies eignen sich perfekt zum Method Feedern: Brassen stehen voll drauf

Platz aufbauen
Jetzt geht es endlich los. Auf das Vorfüttern verzichte ich beim Angeln mit Method Feeder in der Regel. „Jeder Korb, an dem ein Köder hängt, kann auch einen Fisch fangen“, sagt mein guter Freund Bob Nudd immer. Er ist mehrfacher Weltmeister im Stippfischen und muss es wissen. Schon oft erwies sich das als richtig. Ich achte aber darauf, zu Beginn meiner Session die Futterfrequenz hochzuhalten und einen attraktiven Platz aufzubauen.
Meinen Pellet Feeder befülle ich in der hinteren Hälfte mit Pellets. Das Verhältnis von kleinen und größeren Happen halte ich variabel. Vorne verschließe ich den Korb mit meinem Futter, in das ich dann den Hakenköder drücke. So verheddert sich nichts beim Auswerfen und der Leckerbissen liegt im Zentrum des Futters.

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Kai drillt Fisch auf Fisch ‒ der Futterplatz ist angenommen

Fisch auf Fisch
Ich starte mit dem fluo-roten Monstercrab-Boilie. Der läuft eigentlich immer. Naja, eigentlich. Die ersten drei Würfe tut sich nichts. Die Rutenspitze bleibt unbewegt: also Köderwechsel auf den weißen Miniboilie. Die Farbe ist mir übrigens wesentlich wichtiger als der Flavour im Köder. Doch auch mit dem weißen Mini am Haar bleibt die Spitze unbewegt. Hmm… Sollten den Brassen die ersten kalten Nächte auf den Magen geschlagen sein? Das kann ich mir kaum vorstellen. Den nächsten Wurf platziere ich mit Wurm am Haken. Der Korb erreicht den Boden und ich spanne die Schnur. Dann plötzlich: Nach nur wenigen Sekunden ist die Spitze richtig krumm. Biss! Sofort nehme ich die Rute in die Hand und drille den ersten Fisch des Tages. Ein herrlicher Brassen gleitet in den Kescher. Weitere tolle Fische folgen kurz darauf. Ich bin neugierig, ob nun auch die Miniboilies fangen. Dieses Mal probiere ich es mit dem fischigen Köder. Es dauert nicht lange bis auch dieser einen Abnehmer findet. Die Brassen sind voll auf meinem Futterplatz und ich drille Fisch auf Fisch. So macht Method Feedern Spaß!

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Fischiger Mix und Pellets im Pellet Feeder sind an diesem Tag unschlagbar


Kais Method Tackle
Futter: Champion’s Method Robin & Krill von Browning
Rute: 3,00 Meter lange Black Magic CFX Bomb von Browning
Köder: Monstercrab, Garlic und Rubby Dubby Miniboilies von Radical sowie Würmer
 
Den Tipp mit dem Pellet-Korb werde ich ausprobieren. Die Idee dahinter kommt mir schlüssig vor und es ist nicht von der Hand zu weisen, dass der Flat-Feeder in einer flachen Pfütze am besten funktioniert.

Auf den Bildern habe ich wieder die relativ sperrige Konstruktion mit dem Sieb gesehen. Hatte ich auch, obwohl man ja eigentlich nur einige hundert Gramm Futter lockern will. Unterdessen bin ich zu einer runden Tupper-Servierschüssel mit gut 20cm Durchmesser übergegangen (mit abgerundetem Übergang zum Boden, wie bei einer Rührschüssel). Zum Lockern habe ich aus der Spielküche im Kinderzimmer einen kleinen Schneebesen "entnommen". Das Resultat finde ich nicht schlechter und das bei deutlich weniger Platzbedarf und einfacherer Reinigung.
 
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