Thomas9904
Well-Known Member
Vorabveröffentlichung Magazin Februar
Ein Kommentar von Dr. Thomas Günther
Wie immer mit der Erlaubnis von Dr. Günther zum veröffentlichen.
Das Original ist auf seinem Blog zu finden.
http://thomasguenther.wordpress.com...ie-angler-in-deutschland-einen-bundesverband/
Dr. Thomas Günther ist Jurist, ehemaliger LV-Präsi für den VDSF-LV Berlin/Brandenburg, ehemaliger Vize des VDSF-Bund
Hier sein Text:
Brauchen die Angler in Deutschland einen Bundesverband?
Nach über zwanzig Jahren haben sich der ost- und der westdeutsche Anglerverband zu einem Bundesverband zusammengeschlossen. Der löst die beiden bisherigen Bundesverbände ab, die jeweils einen Alleinvertretungsanspruch für ganz Deutschland erhoben hatten.
Über die Wirrungen und Irrungen des Fusionsprozess wurde hier ausführlich berichtet.
Auch darüber, dass die Fusion mit Geburts- ja Konstruktionsmängeln behaftet sind, die schwere Folgen mit sich bringen. Das ist offiziell geleugnet worden und wird vom neuen Deutschen Angelfischerverband DAFV offen abgestritten.
Gleichwohl wirken zwei wesentliche Aspekte:
Zum einen sind es die erschütternden Austritte einer ganze Reihe tragender Landesverbände, unter ihnen Bayern, Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern als unmittelbarer Folge des überaus schlecht organisierten Fusionsprozesses.
In Wartestellung lauern sie auf eine Besserung der Verhältnisse auf Bundesebene.
Zum anderen ist es der Umstand, dass die Fusion nur die Bundesebene betrifft und nunmehr in einem einheitlichen Verband konkurrierende Landesverbände aus den ehemaligen Dachverbänden miteinander oder gegeneinander um Lösungen zu ringen gezwungen sind.
Das Fusionskonzept sah vor, dass der Zusammenschluss auf Bundesebene endet und die Länderebene so gut wie nicht betroffen sein soll. Innere Einheit ist das jedenfalls nicht.
Diese beiden Konstruktionsfehler belasten nicht nur die Lobbyarbeit, sondern sie erschweren auch die Lösung der gravierenden strukturellen Probleme des DAFV. Sie treffen die Anglerorganisation in einer Phase akuter Finanznot. Erst die Fusionsverhandlungen brachten an das Licht des Tages, dass beide Verbände über Jahre hinweg hemmungslos über ihre Verhältnisse gewirtschaftet haben.
Das Erbe der alten Funktionäre gleicht einem Scherbenhaufen ADAC-artigen Ausmaßes. Es fehlt nur noch der mediale Super-GAU.
Dieser ist wohl nur deshalb noch nicht eingetreten, weil aufgrund der geplünderten Kassen kaum mehr Öffentlichkeitsarbeit betrieben werden kann. Wer nicht arbeitet, macht auch keine Fehler – eine “Strategie”, die allenfalls kurze Zeit als Überlebenshilfe dienen kann. Auch die Arbeit in Europa, die Lobbyarbeit insgesamt, findet eher in Gestalt von Teilnahmen an Tagungen – kurz: Routinegeschäft – statt. Konzepte und Kampagnen – weit gefehlt!
In einer solchen Situation müsste man erwarten, dass verantwortungsvolle Funktionäre aus Bund und Ländern zusammenkommen, um Maßnahmen für eine rasche Abhilfe zu schaffen. Stattdessen herrscht eine, gelinde gesagt, abwartende Haltung allerorten, während das Präsidium auf das Prinzip Hoffnung setzt.
So verkündet die amtierende Präsidentin, die erst anfängt zu ahnen, welches Amt sie da übernommen hat, Durchhalteparolen. Die Themen “Lösung der Finanzkrise” und “innere Einheit des Verbandes” kommen darin nicht mit einem Wort vor. Vielleicht kann man von einer neuen Präsidentin noch nicht mehr erwarten. Als Leistung einer Gesamtorganisation ist es definitiv nicht nur zu wenig, sondern tödlich.
Niemand geht derzeit Wetten ein auf das Überleben des DAFV ein.
In Kreisen der Landesverbandspräsidenten kursieren Einschätzungen über die Dauer des Todeskampfes. Drei Jahre sind da eine genannte Zahl – wahrlich wenig, um einen komplett unflotten Riesentanker wieder in Fahrt zu bringen.
Diese Aufgabe erscheint herkulisch – vielleicht mit ein Grund, weswegen die Zahl der Zaungäste plötzlich die der Handelnden so massiv übersteigt. Immer schon war den Landesverbänden das regionale Hemd näher als die Bundesjacke. Das hängt damit zusammen, dass Binnenfischereirecht Ländersache ist und deswegen ein Großteil der Arbeit von den Landesverbänden und eben nicht vom Bundesverband erledigt wird.
Wenn aber, wie vom neuen Bayerischen LV-Präsidenten erklärt, man bis 2015 abwartet, was der DAFV bis dahin bringt und ob er seine Finanzen bis dahin geordnet hat, dann wird der Bundesverband zu einem verzichtbaren nice to have, in dem man Mitglied sein kann, aber nur sein möchte, wenn daraus gesicherte Vorteile zu ziehen sind. Und auch an dieser Vorteilsübersetzung fehlt es dem neuen Verband.
Da nutzt es nichts, die alten Dogmen der abgewirtschafteten Ex-Funktionäre mantraartig weiter zu beten. Kormoran und Kleinwasserkraftwerke sind wichtige Themen, die die Angler berühren und gelegentlich sogar interessieren, aber sie sind für alle deutlich erkennbar nicht die Themen der Zeit.
Schon gar nicht sind es die eigenen Themen des neuen Präsidiums. Eigene Akzente vermochte das neue Präsidium im Jahr eins nicht zu setzen. Stattdessen hechelt man phantasielos an den Gräben uralter Gefechte entlang.
Mit ermüdender, nein, langweilender Déjà-vu-Kommunikation werden die offensichtlichen Handlungsbedarfe zugepappt, ganz so als befände man sich in einem verbandspolitischen Blindflug nach dem Motto: “Ich habe gehört, dass hier eine Landebahn sein soll.” Man muss schon ein außergewöhnlich glückbeseelter Mensch sein, um mit einer solchen Strategie heil zu landen.
Das Erdulden der Nichtlösung der Probleme auf Bundesebene und die Abwarthaltung der Landesverbände – wohlgemerkt: aller Landesverbände (bis vor Kurzem mit Ausnahme des LV Niedersachsen) – wirft die Frage auf, ob die sie sich ein Leben ohne Bundesverband vorstellen können oder – weniger larmoyant formuliert – ob es des Bundesverbandes überhaupt bedarf.
Natürlich:
Eine solche Frage zu stellen, wird als Provokation empfunden.
Aber ist das schon ein ausreichender Grund, nicht zu versuchen, sie zu beantworten?!
Ja, es gab “schon immer” eine Bundesorganisation über den Landesverbänden.
Aber ist das bereits eine hinreichende und akzeptable Rechtfertigung dafür, weiterhin eine solche zu haben?
Was haben DAV und VDSF in den letzten zehn Jahren denn auf Bundesebene für die Anglerschaft in Deutschland durchgesetzt, ja, was auch nur versucht durchzusetzen?
Fällt uns da etwas ein?
Dass man ein “Büro in Brüssel” habe, dass man auf der Grünen Woche mit Hinterbänklern von FDP und CSU auf das Wohl und Wehe des Angelns geprostet hat – war das schon Mehrwert für die Angler, der den Beitragsanteil gerechtfertigt hätte?
Welches sind denn die großen Gesetzgebungsvorhaben auf Bundesebene in der neuen Legislaturperiode, bei denen die Neupräsidentin Happach-Kasan die Stimme “der Angler” kraftvoll einbringen will?
Wo ist die Analyse dessen, was uns bundespolitisch in den kommenden Jahren als Angler erwartet? Ok, sie muss noch nicht fertig sein, diese Analyse, aber wie wäre es denn mal mit einer entsprechenden Ankündigung?!
Was wird laufen im Bereich der Sportförderung, im Bereich der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie, was beim Natur- und Umweltschutz? Betrifft uns Angler das alles nicht? Oder brauchen wir das gerade nicht, weil wir momentan dafür kein Geld haben? Und Folgefrage:
Wofür haben wir eigentlich noch Geld?
Wirklich nur noch für das unsägliche Kormoran-Blabla auf der eigenen Internetseite?
Diese Orientierungslosigkeit auf Bundesbene kommt nonchalant daher und wird auf Landesebene mit “stammtischartigem Gleichmut” wahrgenommen.
Was soll’s also wenn der Bundesverband in ein paar Jahren den berühmten Bach heruntergeht?
Es scheint, als sei das die Denke in den Landesverbänden, zumindest in einer nicht kleinen Zahl von ihnen.
An dieser Stelle wäre es geboten, die Frage zu beantworten, warum es eines Bundesverbandes überhaupt bedarf.
Einheitliche Logos auf Sportfischerpässen allein können eine Begründung dafür ja nicht sein.
Denn sonst hätte man dieses Thema ja nicht low-key-administrativ “durchregiert”.
Aber der Bundesverband scheint sich selbst nicht in der Situation zu sehen, seine eigene Existenzberechtigung begründen zu müssen.
So wird man Selbstzweck, teurer Apparat und nutzlos. Fischereirecht ist Landesrecht – da sollte man schon ein wenig sagen können über den Wert eines Bundesverbandes.
Der Leser mag an dieser Stelle hoffen, ich selbst würde eine Begründung für die Notwendigkeit eines Bundesverbandes geben. Und vielleicht gleich noch dazu einen Aktionsplan, was jetzt getan werden muss.
Natürlich wäre es reizvoll, so etwas aufzuschreiben.
Demokratisch aber wäre es nicht (und in der mangelnden Verbandsdemokratie liegt ein weiteres schweres Erbe des DAFV).
Aber es würde auch nicht dazu führen, dass das Präsidium die Fragen stellt, die jetzt gestellt werden müssen. Dazu muss es auch in der Vergangenheit schauen, die es mit übernommen hat.
Es muss aufräumen mit seinen Altlasten, mit dem radioaktiven Müll, der über viele Jahre verzapft wurde.
Wo stehen wir?
Was haben wir (auch ich) falsch gemacht?
Wie können wir es besser machen?
Welchen Wert haben wir für das Angeln in Deutschland?
Und:
Wie können wir es besser machen?
Meine Antworten auf diese Fragen bedeuten nichts. Einzig bedeutsam wäre, dass der Verband sie sich stellt.
Wenn nicht einmal die Spitzen der Landesverbände den Bundesverband für unverzichtbar halten, warum sollten die Angler es tun?
Und warum sollte die Politik einen solchen Verband ernst nehmen?
Es ist höchste Zeit, an den Inhalten zu arbeiten und die Parolen von gestern kritisch zu hinterfragen.
Alt und umstritten genug sind sie ja.
Das Präsidium ist genau dafür gewählt.
Es muss das nur erkennen.
Dafür gibt es, leider, noch keine Anzeichen.
Dr. Thomas Günther
Brauchen die Angler in Deutschland einen Bundesverband?
Ein Kommentar von Dr. Thomas Günther
Wie immer mit der Erlaubnis von Dr. Günther zum veröffentlichen.
Das Original ist auf seinem Blog zu finden.
http://thomasguenther.wordpress.com...ie-angler-in-deutschland-einen-bundesverband/
Dr. Thomas Günther ist Jurist, ehemaliger LV-Präsi für den VDSF-LV Berlin/Brandenburg, ehemaliger Vize des VDSF-Bund
Hier sein Text:
Brauchen die Angler in Deutschland einen Bundesverband?
Nach über zwanzig Jahren haben sich der ost- und der westdeutsche Anglerverband zu einem Bundesverband zusammengeschlossen. Der löst die beiden bisherigen Bundesverbände ab, die jeweils einen Alleinvertretungsanspruch für ganz Deutschland erhoben hatten.
Über die Wirrungen und Irrungen des Fusionsprozess wurde hier ausführlich berichtet.
Auch darüber, dass die Fusion mit Geburts- ja Konstruktionsmängeln behaftet sind, die schwere Folgen mit sich bringen. Das ist offiziell geleugnet worden und wird vom neuen Deutschen Angelfischerverband DAFV offen abgestritten.
Gleichwohl wirken zwei wesentliche Aspekte:
Zum einen sind es die erschütternden Austritte einer ganze Reihe tragender Landesverbände, unter ihnen Bayern, Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern als unmittelbarer Folge des überaus schlecht organisierten Fusionsprozesses.
In Wartestellung lauern sie auf eine Besserung der Verhältnisse auf Bundesebene.
Zum anderen ist es der Umstand, dass die Fusion nur die Bundesebene betrifft und nunmehr in einem einheitlichen Verband konkurrierende Landesverbände aus den ehemaligen Dachverbänden miteinander oder gegeneinander um Lösungen zu ringen gezwungen sind.
Das Fusionskonzept sah vor, dass der Zusammenschluss auf Bundesebene endet und die Länderebene so gut wie nicht betroffen sein soll. Innere Einheit ist das jedenfalls nicht.
Diese beiden Konstruktionsfehler belasten nicht nur die Lobbyarbeit, sondern sie erschweren auch die Lösung der gravierenden strukturellen Probleme des DAFV. Sie treffen die Anglerorganisation in einer Phase akuter Finanznot. Erst die Fusionsverhandlungen brachten an das Licht des Tages, dass beide Verbände über Jahre hinweg hemmungslos über ihre Verhältnisse gewirtschaftet haben.
Das Erbe der alten Funktionäre gleicht einem Scherbenhaufen ADAC-artigen Ausmaßes. Es fehlt nur noch der mediale Super-GAU.
Dieser ist wohl nur deshalb noch nicht eingetreten, weil aufgrund der geplünderten Kassen kaum mehr Öffentlichkeitsarbeit betrieben werden kann. Wer nicht arbeitet, macht auch keine Fehler – eine “Strategie”, die allenfalls kurze Zeit als Überlebenshilfe dienen kann. Auch die Arbeit in Europa, die Lobbyarbeit insgesamt, findet eher in Gestalt von Teilnahmen an Tagungen – kurz: Routinegeschäft – statt. Konzepte und Kampagnen – weit gefehlt!
In einer solchen Situation müsste man erwarten, dass verantwortungsvolle Funktionäre aus Bund und Ländern zusammenkommen, um Maßnahmen für eine rasche Abhilfe zu schaffen. Stattdessen herrscht eine, gelinde gesagt, abwartende Haltung allerorten, während das Präsidium auf das Prinzip Hoffnung setzt.
So verkündet die amtierende Präsidentin, die erst anfängt zu ahnen, welches Amt sie da übernommen hat, Durchhalteparolen. Die Themen “Lösung der Finanzkrise” und “innere Einheit des Verbandes” kommen darin nicht mit einem Wort vor. Vielleicht kann man von einer neuen Präsidentin noch nicht mehr erwarten. Als Leistung einer Gesamtorganisation ist es definitiv nicht nur zu wenig, sondern tödlich.
Niemand geht derzeit Wetten ein auf das Überleben des DAFV ein.
In Kreisen der Landesverbandspräsidenten kursieren Einschätzungen über die Dauer des Todeskampfes. Drei Jahre sind da eine genannte Zahl – wahrlich wenig, um einen komplett unflotten Riesentanker wieder in Fahrt zu bringen.
Diese Aufgabe erscheint herkulisch – vielleicht mit ein Grund, weswegen die Zahl der Zaungäste plötzlich die der Handelnden so massiv übersteigt. Immer schon war den Landesverbänden das regionale Hemd näher als die Bundesjacke. Das hängt damit zusammen, dass Binnenfischereirecht Ländersache ist und deswegen ein Großteil der Arbeit von den Landesverbänden und eben nicht vom Bundesverband erledigt wird.
Wenn aber, wie vom neuen Bayerischen LV-Präsidenten erklärt, man bis 2015 abwartet, was der DAFV bis dahin bringt und ob er seine Finanzen bis dahin geordnet hat, dann wird der Bundesverband zu einem verzichtbaren nice to have, in dem man Mitglied sein kann, aber nur sein möchte, wenn daraus gesicherte Vorteile zu ziehen sind. Und auch an dieser Vorteilsübersetzung fehlt es dem neuen Verband.
Da nutzt es nichts, die alten Dogmen der abgewirtschafteten Ex-Funktionäre mantraartig weiter zu beten. Kormoran und Kleinwasserkraftwerke sind wichtige Themen, die die Angler berühren und gelegentlich sogar interessieren, aber sie sind für alle deutlich erkennbar nicht die Themen der Zeit.
Schon gar nicht sind es die eigenen Themen des neuen Präsidiums. Eigene Akzente vermochte das neue Präsidium im Jahr eins nicht zu setzen. Stattdessen hechelt man phantasielos an den Gräben uralter Gefechte entlang.
Mit ermüdender, nein, langweilender Déjà-vu-Kommunikation werden die offensichtlichen Handlungsbedarfe zugepappt, ganz so als befände man sich in einem verbandspolitischen Blindflug nach dem Motto: “Ich habe gehört, dass hier eine Landebahn sein soll.” Man muss schon ein außergewöhnlich glückbeseelter Mensch sein, um mit einer solchen Strategie heil zu landen.
Das Erdulden der Nichtlösung der Probleme auf Bundesebene und die Abwarthaltung der Landesverbände – wohlgemerkt: aller Landesverbände (bis vor Kurzem mit Ausnahme des LV Niedersachsen) – wirft die Frage auf, ob die sie sich ein Leben ohne Bundesverband vorstellen können oder – weniger larmoyant formuliert – ob es des Bundesverbandes überhaupt bedarf.
Natürlich:
Eine solche Frage zu stellen, wird als Provokation empfunden.
Aber ist das schon ein ausreichender Grund, nicht zu versuchen, sie zu beantworten?!
Ja, es gab “schon immer” eine Bundesorganisation über den Landesverbänden.
Aber ist das bereits eine hinreichende und akzeptable Rechtfertigung dafür, weiterhin eine solche zu haben?
Was haben DAV und VDSF in den letzten zehn Jahren denn auf Bundesebene für die Anglerschaft in Deutschland durchgesetzt, ja, was auch nur versucht durchzusetzen?
Fällt uns da etwas ein?
Dass man ein “Büro in Brüssel” habe, dass man auf der Grünen Woche mit Hinterbänklern von FDP und CSU auf das Wohl und Wehe des Angelns geprostet hat – war das schon Mehrwert für die Angler, der den Beitragsanteil gerechtfertigt hätte?
Welches sind denn die großen Gesetzgebungsvorhaben auf Bundesebene in der neuen Legislaturperiode, bei denen die Neupräsidentin Happach-Kasan die Stimme “der Angler” kraftvoll einbringen will?
Wo ist die Analyse dessen, was uns bundespolitisch in den kommenden Jahren als Angler erwartet? Ok, sie muss noch nicht fertig sein, diese Analyse, aber wie wäre es denn mal mit einer entsprechenden Ankündigung?!
Was wird laufen im Bereich der Sportförderung, im Bereich der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie, was beim Natur- und Umweltschutz? Betrifft uns Angler das alles nicht? Oder brauchen wir das gerade nicht, weil wir momentan dafür kein Geld haben? Und Folgefrage:
Wofür haben wir eigentlich noch Geld?
Wirklich nur noch für das unsägliche Kormoran-Blabla auf der eigenen Internetseite?
Diese Orientierungslosigkeit auf Bundesbene kommt nonchalant daher und wird auf Landesebene mit “stammtischartigem Gleichmut” wahrgenommen.
Was soll’s also wenn der Bundesverband in ein paar Jahren den berühmten Bach heruntergeht?
Es scheint, als sei das die Denke in den Landesverbänden, zumindest in einer nicht kleinen Zahl von ihnen.
An dieser Stelle wäre es geboten, die Frage zu beantworten, warum es eines Bundesverbandes überhaupt bedarf.
Einheitliche Logos auf Sportfischerpässen allein können eine Begründung dafür ja nicht sein.
Denn sonst hätte man dieses Thema ja nicht low-key-administrativ “durchregiert”.
Aber der Bundesverband scheint sich selbst nicht in der Situation zu sehen, seine eigene Existenzberechtigung begründen zu müssen.
So wird man Selbstzweck, teurer Apparat und nutzlos. Fischereirecht ist Landesrecht – da sollte man schon ein wenig sagen können über den Wert eines Bundesverbandes.
Der Leser mag an dieser Stelle hoffen, ich selbst würde eine Begründung für die Notwendigkeit eines Bundesverbandes geben. Und vielleicht gleich noch dazu einen Aktionsplan, was jetzt getan werden muss.
Natürlich wäre es reizvoll, so etwas aufzuschreiben.
Demokratisch aber wäre es nicht (und in der mangelnden Verbandsdemokratie liegt ein weiteres schweres Erbe des DAFV).
Aber es würde auch nicht dazu führen, dass das Präsidium die Fragen stellt, die jetzt gestellt werden müssen. Dazu muss es auch in der Vergangenheit schauen, die es mit übernommen hat.
Es muss aufräumen mit seinen Altlasten, mit dem radioaktiven Müll, der über viele Jahre verzapft wurde.
Wo stehen wir?
Was haben wir (auch ich) falsch gemacht?
Wie können wir es besser machen?
Welchen Wert haben wir für das Angeln in Deutschland?
Und:
Wie können wir es besser machen?
Meine Antworten auf diese Fragen bedeuten nichts. Einzig bedeutsam wäre, dass der Verband sie sich stellt.
Wenn nicht einmal die Spitzen der Landesverbände den Bundesverband für unverzichtbar halten, warum sollten die Angler es tun?
Und warum sollte die Politik einen solchen Verband ernst nehmen?
Es ist höchste Zeit, an den Inhalten zu arbeiten und die Parolen von gestern kritisch zu hinterfragen.
Alt und umstritten genug sind sie ja.
Das Präsidium ist genau dafür gewählt.
Es muss das nur erkennen.
Dafür gibt es, leider, noch keine Anzeichen.
Dr. Thomas Günther
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