AW: Composite Tube Systems - der CTS-Fanthread
Ich fange mal einfach an. Ich habe die Rute zwar schon mal vorgestellt, aber hier passt es besser rein:
Vor ein paar Monaten habe ich vom Boardie Slotti eine CTS EST in 9`und 45-90g zum Zandern bekommen. Die Rute fand ich vom ersten Moment an mehr als überzeugend. Sehr dünner Blank, sehr schnell, steif genug um super viel Ködergefühl zu vermitteln und im Drill weich genug, um wirklich sauber zu arbeiten.
Die wirklich tollen Grundeigenschaften der Rute warfen bei mir die Frage auf, ob dieser Blank nicht, in einer leichten Version optimal als Meerforellenspinnrute funktionieren muß. Als Slotti mir erzählte, dass dieser demnächst in einer leichten 3m-Version in Deutschland zu erhalten sei, begann das Spielchen mit dem Engel auf der linken und dem Teufel auf der rechten Schulter - kaufen oder nicht kaufen. Nach Gesprächen mit verschiedenen Rutenbauern und mit erfahrenen Boardis über die Kriterien die mir wichtig waren - Wertigkeit, Leichtigkeit, Ausgewogenheit, Balance und ein gut fischbares Köderspektrum von 10-20g - viel meine Entscheidung, die Rute bei Jörg Hellbrück aufbauen zu lassen. Jörg hat sich unendlich viel Zeit und Geduld für Gespräche, Änderungen und Small-Talk gelassen, das kannte ich in der Form bisher nicht. (
http://www.rutenbau-hellbrueck.de)
Wie einige wissen, fische ich bereits eine Rainshadow XST1143F. Dieser Blank ist ebenfalls superleicht und megaschnell. Er wirft 10-20g wirklich toll und vermittelt durch seine Schnelligkeit und Leichtigkeit ein unheimlich intensives Ködergefühl. Allerdings hat er auch Defizite. Der XST-Blank ist recht eindeutig dreiteilig aufgebaut. Auf die sensible Spitze folgt ein etwas härterer Mittelteil und ein Handteil mit sehr viel Dampf. In Praxis bedeutet das, dass die Rute zwar zunächst sehr nachgiebig ist, um dann aber übermäßig viel Druck macht und wenig Platz zum Federn bleibt. Eine etwas ausgewogenere Aktion wäre wünschenswert, allerdings ist das Meckern auf hohem Niveau. Mein Wunsch war also, eine Rute zu bekommen, die das gleiche kann und dabei diese Schwächen nicht hat.
Heute ist sie gekommen! Superklasse, weil ich morgen zum Fischen will und Jörg es möglich gemacht hat, das ich die Rute schon letztes WE am Fisch testen konnte.
Ich komme nach Hause und da klingelt es schon. Vor mir die Nachbarin mit einem langen Paket und leicht mißtrauischen Blick, weil sie sich wohl gerade fragt, ob ich Bazookas oder sowas vertreibe. Ich stammel ein schnelles "Danke schön fürs Annehmen" und sehe zu, dass ich in die Küche komme um irgendetwas zu finden, um das Paket zu öffnen. Ich ziehe das blaue Futeral aus dem Rohr und bin natürlich aufgeregt. Ich ziehe sie ein Stückchen raus und freue mich schon. Als erstes sehe ich den Spitzenring und die die dezenten rot-metallischen Zierwicklungen. Eigentlich bin ich eher ein Freund des schlichten Aufbaus, aber Jörg sagte, dass das dazugehöre und somit habe ich mich entschlossen, die Zierwickelungen in dem Rot zu nehmen, welches auch an meiner Sephia/Fireblood vorkommt. Ich nehme die Rute aus dem Futeral. Auf die Feinheiten kommt es an. Die Steckverbindung des Spitzenteils ist mit einem kleinem Korkstopfen mit VA-Edelstahl-Köpfchen gesichert. Der Blank schimmert anthrazit, der Kork ist sauberst verarbeitet und die Bindungen sind perfekt. Gerade die Bindungen schaue ich mir genauestens an. Der Übergang zum Blank ist super lackiert, damit kein Salzwasser eindringen kann. Leider ist das bei meinen beiden CMW-Ruten nicht so, dass es bei denen schon zu leichten Korrosionen am Ringfuß kam. Die Ringe stehen selbstverständlich perfekt in der Flucht - ich habe eine durchgängige Einstegberingung gewählt um die Rute möglichst leicht zu halten.
EST meint "extrem slim taper" und so ist der Blank auch. Am Vorgriff liegt die Blankstärke deutlich unter der Dicke meines kleinen Fingers, das so etwas filigranes soviel Power haben kann, das habe ich nicht für möglich gehalten.
Ich flitze schnell hoch, um meine Sephia zu holen. Ein kurzer kritischer Blick auf die Zierwicklungen und ich bin begeistert. Die Farbe paßt perfekt zur Rolle. Ich schraube die Rolle an und sie balanciert die Rute 100%ig aus. Superklasse.
Natürlich tüdder ich kurz einen Blinker an und hänge diesen im Zaun ein um zumindest mal die Biegekurve zu testen. Die Rute zeigt eine harmonische Biegekurve bis ins erste Drittel des Handteils.
Ich habe die Rute dann am Wochenende gefischt und konnte sie schon am Freitag standesgemäß mit Silber einweihen. Leider war das nur eine Frühjahrs-43er, sodass ich über die Drilleigenschaften kaum etwas sagen kann, die Rute war nicht gefordert.
Die EST wirft in einem Bereich von 10-20g wirklich gut und überzeugend, wobei sie Reserve nach oben hat, evt. lassen sich auch 25g noch gut transportieren. Interessant ist die eigenwillige Charakteristik des Blanks. Dadurch das er einen geringen Enddurchmesser hat, lädt er sich bei schwereren Wurfgewichten stark auf und wirft fast von allein. Das konnte ich gut beobachten, als Steffen einen 15g-Gno mal locker auf 70m geworfen hat, ohne dabei besonders durchzuziehen oder viel Kraft einzusetzen. Ganz sicher ist die EST eine klasse Rute für die 18g-Spöketfraktion. Das Ködergefühl ist bis 12g (Boss) tiptop und sauber, darunter wird es etwas schwächer. Ab 14g-20g war die Rute richtig gut. Da wir viel Wind und Strom hatten konnte man gut erkennen, das meine XST, die von einem Freund gefischt wurde von den Bedingungen überfordert war, während die EST durch ihr stärkeres Spitzenteil mit dem Strom gut zurecht kam.
Die Übertragung der Köderbewegungen war excellent und ich freue mich schon auf bessere Bedingungen, wenn das noch deutlicher wird.
Die Rute hat durch ihren dünnen Durchmesser eine ziemliche Weichheit, die an die Interceptor erinnert ohne dabei so langsam und träge zu sein wie der Harrissonblank.
Zu den Drilleigenschaften kann ich wie gesagt bis jetzt nicht viel sagen, aber da ich jetzt demnächst zwei Wochen in DK bin, bin ich sicher, dass da noch was kommt.
Als kurzes Zwischenfazit zu diesem Zeitpunkt kann ich nur sagen, dass die Rute das Beste ist wa ich bisher in der Hand hatte. Eine geniale Rute für die leichte bis mittelschwere Fischerei, wo ich dennoch Vorteile bei der XST sehen würde, wenn man unter oder bis 10g fischt und die Bedingungen entsprechend sind.
Vielleicht hört es sich komisch an, aber es ist ein bißchen so, als wenn eine Ironfeather eine heiße Nacht mit einer Interceptor verbracht hätte und dabei etwas rausgekommen ist, was einer Aspire AX ähnlich sieht.