AW: DAFV - Neue Köpfe braucht das Land
Nehmt es mir nicht übel. Ich habe gerade beruflich etwas Stress und kann hier nicht alles wie gewohnt wahrnehmen, bewerten und kommentieren. Sorry also für Doppelungen und Unvollständigkeiten.
Die aktuelle Diskussion ist heftig, zünftig fast. Das ist gut so. Dabei geht es nicht wirklich darum, irgendwelche Posten zu verteilen.
Es geht um Visionen. Es geht um eine Phantasie, wie die künftige Organisation der Angelfischerei in Deutschland aussehen könnte. Es geht nicht um Posten, nicht um Macht. Eigentlich geht es um Hoffnung.
Hoffnung derjenigen, die sich lange schon nicht mehr vertreten fühlen von denjenigen, die ein so klägliches Bild von sich abgegeben haben in dieser unendlich scheinenden Fusionsgeschichte.
Es geht nicht um Details, nicht um Setzkescher, nicht um Fischereischeinprüfungen.
Es geht um das Ganze, um die große Hoffnung der Angler, von denjenigen, die sie bezahlen, um sie ihre Interessen zu vertreten, gehört zu werden, damit sie verstehen, was ihre Interessen sind.
Es geht nicht darum, dass die organisierte Fischerei in Deutschland nach den Regeln funktioniert, die sich Thomas Finkbeiner erträumt. Thomas Finkbeiner hat eine dizidierte Auffassung davon, wie die organisierte Angelfischerei in Deutschland "ticken" sollte. Das ist sein Recht, es ist sein Recht das zu äußern - und das ist gut so.
Dass er sie äußern kann und wahrgenommen wird, ist nicht selbstverständlich. Noch nicht. Auch wenn, was unbestreitbar ist, Thomas Finkbeiner einer der führenden Publizisten in der Angelfischerei in Deutschland ist. Er ist schon vor vielen Jahren als Autor im Bereich Meeresfischerei aufgetreten und ist - wie die meisten hier von einem Virus befallen - mit dem Aufbau des Angelboards der Angelpublizistik treu geblieben, ja er hat sich an die Spitze von etwas Neuem gesetzt.
Dafür hat er einstecken müssen. Nicht nur hier im Angelboard. Vor allem die Verbände haben ihm zugesetzt.
Das wäre, für sich genommen, kein Grund, sich für Thomas Finkbeiner auszusprechen. Auch die Polemik, die er hier nicht selten abliefert, ist es nicht. Aber dass er so beharrlich für die Rechte und Interessen der Angler(basis) da ist, Tag für Tag, auch in schwierigen Lebenssituationen, das ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Während andere, die über unser Anglerschicksal bestimmen können, sich hinter Krankheiten verstecken und trotzdem um Wiederwahl buhlen, lehnt Thomas Finkbeiner jenes Mandat ab. Man möchte ihn in Verantwortung prügeln, aber man hätte schlechtes Gewissen dabei.
Er nimmt kein Votum an, denn Ämter in Verbänden, die nicht so sind, wie er es sich vorstellt, sind ihm ein Greuel. Er tritt nur in Parteien ein, die sein Programm haben. Also ist er parteilos.
Das ist, trotz rüden Tons und oftmals reißerischer Polemik, alles andere als ehrlos. Es ist sogar wichtig. Denn die Angelfischerei ändert nicht nur ihre Fangmethoden, sie ändert ihren Umgang miteinander. Und damit ändert sie auch die Vereine und Verbände, die Art und Weise, wie wir miteinander diskutieren. Und es wird nicht mehr allzu lange dauern, dann ändert es auch die Art und Weise, wie wir uns organisieren. Das haben wir in der Hand.
Thomas Finkbeiner hat Angst. Angst davor, so zu werden wie diejenigen, die er zu Recht ablehnt. Diejenigen, die sich in der "Macht" eingenistet haben und meinen, sie könnten für alle Zeit die Geschicke aller Angler bestimmen, ob sie nun Beiträge bezahlen oder nicht.
Aber die Zeiten ändern sich. Sie haben sich bereits geändert. Bei diesem Wandel stehen wir erst am Anfang. Wir alle wissen nicht, was am Ende dabei rauskommt. Es wird kein Ideal sein, schon gar nicht das Ideal, dass die Hauptakteure dieses Boards sich wünschen. Nicht, weil ich etwas anders will, sondern weil über die Zukunft die Mehrheit entscheiden muss, und die Mehrheit ist nicht der Mainstraeam des Angelboards. Noch nicht.
Ändern sich die Dinge, dann muss man dazu seine Einstellung überprüfen. Natürlich kann ich abwarten, bis sich die Dinge zu Ende geändert haben und kann dann - in lässiger Kritikermanier - sagen, dass es mir nicht reicht oder ich alles viel besser gemacht hätte. Aber ich kann auch, so lange das Schneckenhaus noch nicht gehärtet ist, einwirken auf die Dinge. Dafür brauchen wir Menschen, die brennen.
Thomas Finkbeiner brennt. Thomas Finkbeiner nervt. Geht es um Angelfischerei, ist Thomas Finkbeiner niemals müde. Thomas Finkbeiner ist ein Supertyp, aber wenn er sich über Angelfischerei auslässt, könnte ich ihn zum Mond schießen. Wäre ich noch in verantwortlicher Position, hätte ich ihn deswegen längst zum Chef meiner Öffentlichkeitsarbeit gemacht. Weil er mir, mit Verlaub, auf den Sack geht. Und zwar professionell. Thomas Finkbeiner ist ein hochprofessioneller Aufdensackgeher. Genau das braucht die Angelfischerei in Deutschland. Sie braucht solche - und auch andere. Was die deutsche Angelfischerei nun wirklich nicht mehr braucht, ist präsidiale Einstimmigkeit.
Wir brauchen Streit. Wir müssen lernen, unterschiedliche Meinungen nicht nur unter Beitragszahlern zu tolerieren, sondern uns damit kontrovers zu diskutieren. Solche Diskussionen müssen wir fördern und kultivieren. Daran fehlt es vor allem in den Verbänden, in denen die Delegierten der Entlastung des Vorstands entgegenfiebern, damit sie schnell nach Hause kommen.
Thomas Finkbeiner könnte diese Streitkultur organisieren. Er will es nicht, weil er meint, dass es einen fertigen Verband ohne Streitbedarf geben könnte. Den wird es nie geben. Thomas Finkbeiner wird etwas bewirken, wenn er Verantwortung übernimmt, wenn er hinab steigt in das Elend. Er wird nichts bewirken, wenn er auf die besonnte Karpfenliege wartet.
Es geht nicht um einen Posten, der zu verteilen wäre. (Ist auch nicht.) Es geht nicht darum, Thomas Finkbeiner etwas zuzuschantzen, weder aus Sympathie, noch damit er das Maul hält. Es geht darum, dass in der deutschen Angelfischerei etwas funktioniert. Finkbeiner will, dass es funktioniert, wenn er kommt. Ich will, dass er kommt, damit es funktioniert.
Ich will, dass die deutsche Angelfischerei an der wichtigen Schnittstelle Öffentlichkeitsarbeit jemanden hat, der mehr kann als die Insbildsetzung von Personenkult. Davon hatten wir genug. Ich will eine Öffentlichkeitsarbeit, die sich reibt, die Kontroversen darstellt, sie lebt, ihnen Raum gibt.
Ich will, dass die deutsche Angelfischerei in welcher Organisation auch immer, lebt, streitet, diskutiert. Ich will, dass diejenigen, die Argumenten damit begegnen, dass man eigentlich nur angeln will, nicht mehr die stimmgewaltige Mehrheit ausmachen. Damit wir all das erreichen können, was uns weiter hilft.
Thomas Finkbeiner ist ein Monomane, ein Fanatiker, ein Hitzkopf mit Standleitung zum Windpark. Er hat eine Meinung, die kriegst Du nicht weg, aber er weiß, dass andere andere eben andere Meinungen haben. Er ist nicht zu überzeugen (das ist seine größte, aber nicht unsympathische Schwäche), aber genau deswegen wird er Erfolg haben nur im Verbund mit Andersdenkenden.
Wir kennen die Öffentlichkeitsarbeit unserer Verbände. Dort gab es alles, nur keine Kontroversen. Aber genau das ist es, was uns fehlt.
Genau das ist es, was Thomas Finkbeiner bringen könnte. Er könnte die größte Veränderung ins Verbandsgeschehen bringen, mehr noch als alle Präsidentenkandidaten oder Noch-Präsidenten-to-go. Das aber ist es, was er nicht weiß. Und deswegen drängt er sich nicht nach vorne. Das ist sympathisch, aber in unseren Zeiten, mit Verlaub, lieber Thomas, grundverkehrt.
Vielleicht wendet jemand ein, dass Öffentlichkeitsarbeit in den bisherigen Strukturen nichts anderes ist als die Beweihräucherung des Bestehenden und Finkbeiner würde eingebunden in Loyalitäten, die ihn hindern würden, seine Meinung zu sagen. Dagegen steht, und da spreche ich aus praktischer Erfahrung, der ungeheure Einfluss, den ein aktiver Pressemann auf die Entscheidungsfindung an der Spitze haben kann. Denn jeder Spitze ist die Meinung der Öffentlichkeit mindestens so viel wert wie die der Gremien.
Lieber Thomas, ich glaube, dass Du wahnsinnig viel Unsinn erzählst. Aber ich glaube, dass das, was Du tust, Dich wie keinen zweiten dafür qualifiziert, Veränderungen nicht nur zu fordern, sondern auch zu gestalten. Ich habe eine andere Meinung als Du, aber Du bist mein Mann!
Du gleichaltriges Ekelpaket.