Seit kurzer Zeit wirbt das Bündnis Pro Angeln in den sozialen Medien um Unterstützung. Das Bündnis will sich „fernab von Verbänden und Behörden“ für die Interessen der Anlgerinnen und Angler stark machen. Hervorgegangen ist die Interessengemeinschaft aus einem Treffen von „Anglerinnen und Anglern sowie den Geräteherstellern“ Anfang des Jahres. Eingeladen hatte der Präsident des Verbands Hessischer Fischer, Klaus Däschler. Er ist Mitglied des Organisationsteams.
Wir wollten von ihm wissen, was sich hinter dem Bündnis verbirgt, denn auf der Homepage erfährt man bislang sehr wenig. Ob die Antworten Aufschluss geben, mag jeder selbst entscheiden. Die Fragen wurden schriftlich gestellt und beantwortet. Eine redaktionelle Bearbeitung der Antworten wurde zugunsten der Authentizität nicht vorgenommen.
Georg Baumann (GB):
Wieso ist das Bündnis nötig? Eigentlich gibt es dafür doch die Anglerverbände, oder nicht?
Klaus Däschler (KD):
Die Fragestellung Herr Baumann ist nicht ganz passend zu Beginn ihrer Nachfrage bei uns, die Frage müsste zunächst einmal lauten, warum wurde dieses Bündnis gegründet?
Die Antwort dazu lautet: Nach langer Recherche in den Social Medias konnte man eine sehr hohe Unzufriedenheit der Anglerinnen und Angler in ganz Deutschland erkennen. Viele Themen wurden benannt, unter anderem auch, dass Angler in der Öffentlichkeit in einem völlig falschen Meinungsbild dargestellt werden. Ein Satz der immer wiederkehrte und sehr deutlich hervorgehoben wurde, lautet: „Es macht ja keiner was für uns Angler“. Ich habe in vielen Gesprächen denjenigen, die sich so geäußert haben, den Vorschlag unterbreitet, sich in einer Gesprächsrunde zusammenzusetzen und über all die Problematiken zu sprechen und bestenfalls sich zu vereinen, um gemeinsam etwas auf den Weg zu bringen, von Anglern für Angler. Dies wurde erfreulicherweise in einem doch unerwartet hohem Maß von Anglern aus ganz Deutschland auch wahrgenommen.
Nicht alle sind in Angelvereinen oder dann auch in Verbänden organisiert und auch diese möchten durchaus Veränderungen zugunsten der gesamten Situation der Anglerinnen und Angler in Deutschland erleben. In dieser sehr niveauvollen Gesprächsrunde unter Anglern und auch Geräteherstellern war schnell deutlich geworden, wenn man etwas tun möchte, wenn man etwas erreichen will, müssen wir Angler uns vereinen und mit einer Stimme sprechen. Die Runde selbst hat dann aus eigenem Antrieb heraus, dieses „Bündnis“ als notwendig angesehen und praktisch gegründet. Zum zweiten Teil ihrer ersten Fragestellung: Ja es gibt Angelverbände, doch nicht alle Angler sind in Vereinen oder dann in Verbänden organisiert, wer vertritt deren Interessen? Bisher eher niemand, aber natürlich kann sich auch der bereits organisierte Angler unserem Bündnis sehr gerne anschließen, wenn er sich damit identifizieren kann und will.
GB:
Das Bündnis beschreibt die Notwendigkeit, dass Angler „gehört und einbezogen werden“ müssen, wenn es um politische Entscheidungen“ geht. An der Stelle will das Bündnis aktiv werden. Damit werfen Sie implizit den Verbänden vor, ihre Aufgaben nicht zu machen. Haben Sie als Präsident des „Verband Hessischer Fischer e.V.“ versagt?
KD:
Zunächst Herr Baumann hat das eine mit dem anderen rein gar nichts zu tun, dies will ich hier mal ganz deutlich klarstellen. Wie bereits erwähnt, ist das nicht regional, sondern Deutschlandweit angelaufen und deshalb ist das eindeutig zu unterscheiden zwischen dem privat Mann und dem Ehrenamtsträger. Ich bin selbst aktiver Angler und als Angler habe ich das Gespräch im Februar organisiert um Anglern eine erste Plattform zu ermöglichen, miteinander zu sprechen.
Ich werfe auch keinem der 16 Bundeländer mit unterschiedlich vielen Landesverbänden irgendetwas vor, das steht mir in keinster Weise zu. Somit stellt sich für mich auch die Frage nicht, ob ich als Hessischer Präsident versagt habe und bedarf auch keiner Antwort in dieser Richtung.
GB:
Wie verträgt sich Ihr Engagement in dem Bündnis mit Ihrer Funktion als Präsident des „Verband Hessischer Fischer e.V.“? Was machen Sie, wenn die Positionen abweichen?
KD:
Hessen hat einen Präsident, der sich um die Belange und Notwendigkeiten der dem Verband Hessischer Fischer angeschlossenen Vereine intensiv zu kümmern hat und genau das tue ich mit hohem Engagement für und in Hessen. Im Bündnis bin ich im Organisationsteam mit dabei, denn es gibt nicht sehr viele, die gerne die Arbeit machen möchten, aber ich bin es eben auch nicht alleine, da gehören noch andere hinzu, die weit mehr tun und wichtiger für das Bündnis sind, als ich selbst. Da wir in einem demokratischen Rechtsstaat leben, entscheidet das Organisationsteam in Abstimmungen gemeinsam, was, wie, wann usw. getan werden muss. Somit stellt sich die Frage für mich nicht, ob es etwas zu tun gibt, bei abweichenden Positionen.
GB:
Auf der Homepage des Bündnisses findet sich kein Hinweis darauf, wer die Köpfe dahinter sind. Viele mögliche Unterstützer haben damit ein Problem, denn sie wollen wissen, wem sie ihre Stimme geben sollen. Wie wollen Sie die überzeugen?
KD:
Nun, die Köpfe dahinter waren und sind Angler, die dies beim Gespräch im Februar so auf den Weg brachten, nicht einzelne, sondern die Gemeinschaft damals. Das Organisationsteam hat einzig und alleine die durch die anwesenden damals gewünschten Themen bearbeitet und mittels einer Homepage und der Facebook Seite umgesetzt. Wunsch und Ziel der Anwesenden damals war und ist es, das Angler vereint und gemeinschaftlich daran arbeiten, etwas zu bewegen, dies immer unter den Begriffen respektvoller, niveauvoller Umgang untereinander, mit Akzeptanz und Toleranz anderen gegenüber. Das heißt im Klartext, das alle Anglerinnen und Angler die sich mit dem Bündnisthemen identifizieren können und anschließen wollen, auch mitarbeiten sollen und können, um etwas für Angler zu tun. Dies war ja eben einer der Gründe, dass niemand etwas aufbaut oder tut für die Angler, jetzt haben Angler die Möglichkeit, aktiv mitzugestalten und in einer, so hoffen wir, starken Gemeinschaft, dies anzugehen. Kritik üben viele, nur leider tun sehr wenige etwas gemeinschaftlich dafür, hier wurde nun die Möglichkeit geschaffen, aktiv sich einzubringen und wer sich dem Organisationsteam engagiert anschließen will, ist sehr herzlich willkommen. Es gibt natürlich auch kritische Menschen, die sich mit dem ein oder anderen nicht anfreunden können oder wollen, das muss man so akzeptieren, aber, man sollte dann als Kritiker zuerst für sich selbst darüber nachdenken, ob diese Haltung unserem Hobby nicht doch mehr schadet. Im Grunde müssen die Probleme einen jeden Angler von alleine überzeugen, denn diese stehen komplett gegen uns alle. Das Team das die Organisation macht, werden wir in Kürze auf beiden Seiten veröffentlichen.
GB:
Wer vertritt denn das Bündnis in Gesprächen gegenüber der Politik?
KD:
Wie sie ja sicher wissen, Herr Baumann, hat sich das Bündnis ja erst vor kurzer Zeit gegründet. Es braucht also Zeit dafür um sich aufzustellen. Man kann kaum erwarten, dass nach wenigen Tagen oder Wochen wir so stark sind, um den politischen Bereich angehen zu können. Ich bin sicher, dass wenn es gewachsen ist, wenn das Bündnis stark genug ist, sich jemand findet, der das Bündnis auf der politischen Ebene vertreten kann und wird.
GB:
Derzeit ist das Bündnis ein lockerer Zusammenschluss. Welche Strukturen sind für die Zukunft geplant?
KD:
Wie es in jedem Neuaufbau einer Organisation und in unserem Fall einer Initiative normal ist, wird auch das die Zukunft zeigen. Wir planen sicherlich mit weiteren Zusammenkünften des Bündnisses und seiner Unterstützer oder Mitglieder und werden das ganz demokratisch dann erarbeiten. Klar ist, je mehr wir wachsen, desto mehr bedarf es Strukturen, die wir dann anlegen wollen und müssen.
GB:
Auf der Homepage sind einige Ziele beschrieben. Sie reichen von „positiver Wahrnehmung des Angelns“ über „Catch & Release“ bis hin zur „Aufhebung unsinniger Verbote“. Können Sie hier schon konkreter werden, wie das umgesetzt werden soll? Wie will das Bündnis zum Beispiel drohende Angelverbote im Rahmen von Natura 2000 verhindern?
KD:
Fragen sie mich das gerne noch einmal, wenn das Bündnis eine ansprechende Größe besitzt und in der Lage sein wird, die Themen anzugehen, zum jetzigen Zeitpunkt ist das primäre Ziel zu wachsen, bekannt zu werden. Klar, im Hintergrund muss man an diesen Dingen vorarbeiten, was wir auch tun, aber es wäre jetzt erst einmal viel zu früh darüber zu sprechen, wie wir dies angehen wollen und können.
GB:
Wie wird das Bündnis finanziert?
KD:
Aktuell ist das alles auf freiwilliger Basis, praktisch Ehrenamtlich. Wenn wir in der Zukunft in der Lage sein sollten, ansprechend groß zu sein, ist natürlich auch das ein Thema. Da kommen dann Überlegungen wie Fördermitglieder, Sponsoren usw. zum Tragen, die wir sicherlich gedanklich vorbereiten wollen und müssen. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo man dies nicht mehr ohne Finanzmittel ausführen kann, das ist uns heute bewusst und zur Gründung schon auch sehr bewusst gewesen.
GB:
Das Bündnis wirbt damit, sehr viele Unterstützer auf Facebook zu haben, die Mitglied einer sogenannten „geschlossenen Gruppe“ auf dem Portal sind. Allerdings muss man der Gruppe nicht aktiv beitreten, sondern wird – wie auf Facebook üblich – automatisch Mitglied, wenn man eingeladen wird und müsste aktiv wieder austreten. Was sind diese „zwangsrekrutierten“ Mitglieder in der Außendarstellung Wert?
KD:
Dies ist nicht korrekt. Wir werben nicht mit vielen Mitgliedern, sondern wir werben um viele Mitglieder, das ist zunächst einmal ein sehr großer Unterschied. Wie in jedem Werbeverfahren ist es durchaus legitim, Mitglieder einzuladen. Im einem Zeitalter wie dem unseren, setze ich durchaus voraus, das jeder mündige Bürger selbst entscheidet, ob er dabei bleiben will, uns aktiv oder auch passiv unterstützen möchte, oder ob er die Gruppe und somit das Bündnis nicht weiter unterstützen möchte und uns wieder verlässt. Man kann also von einer dauerhaften „Zwangsrekrutierung“ nicht sprechen. Was sind denn, sagen wir mal 500.000 Mitglieder, einer Partei in der Außen Darstellung wert?
Sie wissen sicherlich durchaus selbst Herr Baumann, dass diese Zahlen, je höher sie sind, durchaus Wirkung zeigen. Da spielt es keine Rolle bei welcher Organisation, Initiative oder Partei usw. diese Zahlen zu finden sind. Je mehr Menschen gemeinsam passiv oder aktiv hinter etwas stehen, umso besser ist das selbstverständlich. Inwieweit es sich für uns bemerkbar machen wird, kann wiederum auch nur die Zeit zeigen.
GB:
Wo sehen Sie das Bündnis in ein, zwei Jahren?
KD:
Ich muss bei der Frage etwas schmunzeln, würde ich dies sehen können, wäre ich Hellseher, dann würde ich gerne meine Lottozahlen voraussagen. Spaß beiseite, das kann und möchte ich an dieser Stelle nicht voraussagen. Ich kann aber sagen, dass wir sehr viel Engagement in das Bündnis einbringen werden, damit wir auch etwas bewegen können. Was kommen wird, da halte ich es mit dem kurzen Satz, „schau mer mal“, ansonsten werden wir sehr viel daran arbeiten.
Herzlichen Dank für Ihre Fragen.