AW: Das Image des Angelns?
Ich suche diese Herausforderung, um zu sehen, ob ich nicht vielleicht doch Fehler in meiner Meinungsbildung habe.
Ja, meiner Meinung nach hast Du einen Fehler in der Meinungsbildung. Du versuchst, juristische und moralische Aspekte unter einen Hut zu bringen und daraus eine homogene und für alle und immer richtige Handlungsweise abzuleiten. Das funktioniert schon deshalb nicht, weil juristische Aspekte statisch sind und nur einen Rahmen bilden, in dem man sich mit moralischen, individuell stark unterschiedlichen, Ansichten bewegen muss.
Ein sehr gutes Beispiel ist Deine Ansicht, dass man einen einmal in die Hälterung verfrachteten Fisch unbedingt töten muss, auch wenn weitere Fänge ausbleiben und der eine Fisch für eine Mahlzeit nicht ausreicht. Du negierst damit die Möglichkeit, einen begangenen Irrtum aufgrund eines erwarteten, aber nicht eingetroffenen Ereignisses zu korrigieren. Und zwar auf Kosten eines Lebens.
Du sprichst davon, dass jedes Lebewesen ein grundsätzliches Recht auf Leben und Unversehrtheit hat welches man ohne Grund nicht verletzen darf ( moralisch absolut richtig), reduzierst das aber auf die juristische Sichtweise, nach der Fische durch das zufällige vorhandensein einer Wirbelsäule und der daraus entstandenen nomenklatorischen Einordnung zu den Wirbeltieren, einen besonderen Schutz verdienen. Daraus leitest Du Folgerungen ab, die Du wohlmöglich nicht anstellen würdest wenn Fische nach einer Neuordnung der Zoologischen Nomenklatur aus der Gruppe der Wirbeltiere herausfallen und eine eigene Gruppe bilden würden. Dann nämlich wären sie nach dem Tierschutzgesetz nicht mehr besonders geschützt und würden mit Insekten und Weichtieren juristisch auf einer Stufe stehen.
Moralisch gesehen ist es vollkommen gleichgültig, wieviele Beine ein Lebewesen hat, ob es eine Wirbelsäule hat, ob es im Wasser oder an Land lebt. Es hat ein Anrecht auf einen Grundrespekt und Achtung seines Lebens.
Das nehmen wir Menschen uns heraus zu verneinen, wenn wir glauben, einen moralisch vernünftigen Grund dafür zu haben.
Der Respekt, den Du ganz zu Recht forderst, kann niemals juristisch und auch nicht pauschal moralisch festgelegt werden. Und er kann auch nicht diktiert werden. Dieser Respekt ist in jedem Menschen ín unterschiedlichem Maß und Ausrichtung vorhanden. Er ist weder meßbar noch nachweisbar, oft nicht mal rational oder stringent.
Ich hätte z.B. kein Problem damit einen lebenden Köderfisch zu verwenden, kann auch in Kauf nehmen, dass der eine oder andere während der Hälterung eingeht. Niemals aber würde ich z.B. nach dem Angeln überzählige Maden ins Wasser werfen.
In ersterem sehe ich einen Sinn, weil ich damit ein Ziel verfolge, zweiteres ist einfach gedankenlos und ohne jeglichen rationalen Grund.
Juristisch völlig daneben, bzw, Gegenstandslos. Moralisch für mich vertretbar, und in höchstem Maße konsequent.
Und, um die Kurve zum Image des Anglers zu bekommen, so ist dieses m.M. eben nicht durch die Einhaltung der juristischen Zwangsjacke zu prägen, sondern durch das überzeugt sein von der Richtigkeit der eigenen Handlung, von der damit verbundenen Argumentation und der sich daraus ergebenden Nachvollziebarkeit (muss nicht Akzeptanz bedeuten) einer Handlung. Selbstverständlich im Rahmen des juristischen Spielfeldes.