Das Jighaken 1 x 1

Auch beim Angeln gilt die Devise: “Details machen den Unterschied oder auch eine Kette ist immer nur so stark ihr schwächstes Glied“. Was bringt einem also die teuerste Rute oder eine High End Rolle, wenn am Ende des Tages ein Fisch verloren geht, nur weil an vermeintlich „unwichtigen Kleinigkeiten“ gespart wurde? Daiwa-Teamangler Sebastian Bischoff gibt hier Tipps für den richtigen Jighaken.

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Der Jighaken ist immens wichtig. Hier hat alles gepasst!

Der Köder bzw. der Haken ist das erste Glied in der Kette, das tatsächlich mit dem Fisch in Kontakt gelangt und genau aus diesem Grund muss hierauf ein besonderes Augenmerk gelegt werden. Es gibt kaum etwas Ärgerlicheres als einen Fisch zu verlieren, nur weil der benutzte Jighaken nicht scharf oder stabil genug gewesen ist. Daher habe ich schon vor längerer Zeit damit begonnen einfache Jighaken aus meinen Köderboxen zu verbannen bzw. durch hochwertige zu ersetzen. Vorhandene Restbestände kommen nur noch dann zum Einsatz, wenn an extrem hängerträchtigen Angelstellen (Steinpackungen etc.) gefischt wird.

Das mit Abstand wichtigste Kriterium eines guten Jighakens ist eine außergewöhnliche scharfe Hakenspitze. Der Haken muss förmlich „kleben“, das heißt die Hakenspitze muss so scharf sein, dass sie bereits beim vorsichtigen Rüberstreichen über die Fingerkuppe oder den Fingernagel sofort „kleben“ bleibt.

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Detailaufnahme Finger-Beispiel mit Jighaken

Auch die Stabilität der Jighaken spielt eine enorm wichtige Rolle. Dünndrahtige Jighaken haben zwar den Vorteil beim Anschlag deutlich leichter im Fischmaul zu fassen, können aber bei zu geringer Stabilität im Drill auch aufbiegen. Beim gezielten Hechtangeln rate ich daher immer dazu die Haken sicherheitshalber eine Nummer stabiler zu wählen.

Das wahnsinnig umfangreiche Thema bezüglich der unterschiedlichen Jigkopfformen und deren speziellen Einsatzzwecke soll an dieser Stelle gar nicht im Detail betrachtet werden. Bei der Wahl der entsprechenden Jigkopfform kommen bei mir, von ein paar speziellen Angeltechniken mal abgesehen, ohnehin fast ausschließlich klassische Rundkopfjigs zum Einsatz. Ganz normale Rundkopfjigs haben sich bei mir einfach am besten bewährt, gerade weil sie so schön universell einsetzbar sind und praktisch in jeder Angelsituation sinnvoll verwendet werden können.

Im Gegensatz zu der Jigkopfform spielt die Hakenform meiner Ansicht nach eine deutlich wichtigere Rolle. Bei vielen Modellen ist der Hakenbogen einfach zu engen bemessen. Besonders bei breiteren Gummifischen muss darauf geachtet werden, dass der Hakenbogen auch nach dem Aufziehen noch weit genug aus dem Gummifisch hinausragt. Nur so ist gewährleistet, dass der Haken beim Anhieb auch ordentlich greift und sicher im Maul des Raubfischs haken bleibt.

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Vergleich aufgezogene Gummifische (richtig unten /falsch oben)

Streng genommen sind das bereits die wichtigsten Merkmale die in meinen Augen einen hochwertigen Jighaken ausmachen. Nichtsdestotrotz gibt es natürlich auch noch weitere sinnvolle Features die einem das Gummifischangeln deutlich erleichtern können.

An erster Stelle ist die korrekte Befestigung des Gummiköders am Jighaken zu nennen. Welcher Spinnangler kennt nicht das Problem, dass der aufgezogene Gummifisch einfach nicht auf den Jighaken hängen bleiben will und nach jedem Auswurf erneut vom Haken rutscht. Diese an klassischen Jighaken häufig angegossene Bleiwulst ist in vielen Fällen einfach zu dick, so dass der Gummifisch bereits beim Aufziehen auf den Jighaken aufplatzt oder nicht für ausreichend Halt am Jighaken sorgt. Insbesondere vor dem Hintergrund der immer weicher werdenden Gummimischungen gewinnt dieses Problem zunehmend an Bedeutung. Bei einigen Modellen wird dieses Problem elegant mit einem kleinen Drahthaken hinter dem Jigkopf gelöst. Auf diese Weise kann auch der weichste Gummifisch leicht und beschädigungsfrei aufgezogen werden und hält dennoch bombenfest.

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Jighaken mit Widerhaken anstatt Bleiwulst

Eine weiteres Detail, welches mich an den meisten Jighaken stört, sind die fehlenden Gewichtsangaben auf den Haken. Ohne diese Angaben ist ein schnelles Sortieren und Auffinden der benötigten Jigs so gut wie unmöglich. Bei mir hat sich über die Jahre ein fast unüberschaubares Arsenal an unterschiedlichen Jighaken angesammelt. Um hier noch den Überblick zu behalten und um Doppelkäufe zu vermeiden, wiege, sortiere und beschrifte ich meine Jigköpfe von Zeit zu Zeit. Mit einer günstigen, digitalen Feinwaage lässt sich das genaue Gewicht ruck zuck bestimmen und es herrscht immer Ordnung in der Tackle Box.

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Jig auf der Feinwaage

Zum Beschriften der Jigs kann man feine, wasserfeste Stifte verwenden. Diese halten zwar auch nicht ewig, sorgen aber dennoch für deutlich mehr Übersicht in der Angelkiste. Auch ein Eitkettiergerät hat sich bei mir in der Praxis hervorragend zum Kennzeichnen und Beschriften von Jigkopf-Boxen und anderer Tackle Kisten bewährt.
So lässt sich alles ordentlich kennzeichnen und schnell wiederfinden. Von vornherein besser geeignet sind jedoch hochwertige Jighaken die von Hause aus bereits mit den entsprechenden Gewichten gekennzeichnet sind.

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Hakenvergleich mit bzw. ohne Gewichtsangabe

Sicher sind hochwertige Jighaken immer etwas teurer als die billigen Alternativen, aber deren höhere Qualität zahlt sich auf Dauer einfach aus! Wer im Umgang mit seinen Jighaken einige kleine aber wichtige Details beachtet, wird nicht nur mehr Spaß und Erfolg bei seiner Angelei haben, auch die Lebensdauer seiner Köder wird sich deutlich erhöhen, so dass der anfänglich Mehrpreis für hochwertige Jigköpfe gar nicht mehr so sehr ins Gewicht fällt. Einige Ködern werden bereits mit aufgezogenem oder eingegossenem Jighaken geliefert. Da sich bei diesen Ködern die Haken nachträglich nicht austauschen lassen, sollte man bereits beim Kauf unbedingt auf eine entsprechend hohe Hakenqualität achten.

Trocken lagern:
Grundsätzlich sollten alle Haken immer trocken gelagert werden. Die sicherste Methode dies zu gewährleisten ist immer nur das Nötigste mit an Wasser zu schleppen. Auf den meisten Angeltouren kommt in der Regel ohnehin nur eine überschaubare Anzahl an Jighaken zum Einsatz. Es macht also in meistens ohnehin keinen Sinn kistenweise Jighaken oder Ersatzdrillinge mitzunehmen. Auch mir ist es schon passiert, dass eine meiner Ersatzkisten während des Angelns unbemerkt nass geworden ist und ich erst beim nächsten Angeltrip festgestellt habe, dass alle Haken bereits durch Rost in Mitleidenschaft gezogen wurden. Eine nicht nur ärgerliche, sondern auch enorm kostspielige Angelegenheit, wenn eine ganze Kiste voll mit Haken und Drillingen Rost ansetzt. Also, feucht gewordene Angelkisten immer zum Trocknen offen zum stehen lassen!

Feuchtigkeit vermeiden:
Feuchtigkeit lässt sich beim Angeln bekanntlich nur schwer vermeiden. Um das Rostrisiko durch Feuchtigkeit einzugrenzen achte ich darauf meine Köder nach einem Köderwechsel weder nass noch feucht zurück in die Box zu legen, sondern vorerst separat aufzubewahren. Als besonders praktikabel hat sich eine leere Extra-Box oder ein kleiner Eimer herausgestellt, in dem ich alle benutzten Köder sammle und diese erst nach Trocknung wieder zurück in die jeweilige Köderbox sortiere.
Nach dem Fischen im Salz- oder Brackwasser sollten das gesamte Angelgerät vor dem Trocknen und Verstauen zusätzlich noch mit Fischwasser gespült werden. Nichts ist schädlicher für unsere Haken und unser Angelgerät als aggressives Salzwasser.

Rostschutz für Jighaken:
Um das Rostrisiko durch unnötige Restfeuchte in den Kisten und an den Jighaken zu minimieren, kann man seine Köderboxen mit einem zusätzlichen Schutz auszustatten. Hierfür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Den günstigsten Schutz erzielt mach durch das simple Hinzufügen einiger Reiskörner. Diese binden die Feuchtigkeit (siehe Salzstreuer) und schützen so die Haken vor Rost. Es gibt aber auch andere, feuchtigkeitsbindende Mittel, wie z.B. Silicagel Päckchen etc., die sich gut zum Schutz gegen Feuchtigkeit einsetzen lassen.

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Das Rostschutz-Plättchen schützt die Haken

Zusätzlichen Korrosionsschutz kann man auch durch die Verwendung der Flambeau Zerust Rostschutzplättchen erreichen. Diese Arbeiten nicht nach dem Prinzip die Feuchtigkeit aufzunehmen, sondern es wird von den Plättchen eine Art Schutzschicht abgesondert die sich auf den umgebenden Metalloberflächen ablagert und so vor Korrosion schützt.

Hakenpflege:
Um Enttäuschungen am Wasser vorzubeugen müssen stumpf gewordene oder rostige Haken regelmäßig und kompromisslos aussortiert und entsorgt werden. Aber nicht alle ältere bzw. unansehnliche Haken müssen aber auch immer gleich stumpf sein! Mit Hilfe von etwas Essig-Essenz z.B. lassen sich angelaufene Jighaken leicht und kostengünstig vo Schmutz befreien.

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Essigessenz mit Jighaken

Dazu werden die Bleiköpfe, je nach Grad der Verschmutzung für einige Stunden oder über Nacht, in ein Gefäß mit handelsüblicher Essig-Essenz gelegt. Nach dem Einwirken kann die restliche Verschmutzung an den Jigköpfen einfach mit Hilfe einer kleinen Bürste o.Ä. entfernt werden. Die gesäuberten Jighaken anschließend noch gut abtrocknen lassen und ordnungsgemäß lagern. So lassen sich auch gebrauchte Haken wieder auf Vordermann bringen. Als Gefäß hierfür eignet sich hervorragend ein altes Marmeladenglas mit Schraubverschluss. Dadurch lässt sich die Essig-Essenz nicht nur länger lagern, sondern auch die Geruchsbelästigung weitestgehend vorbeugen.

Auch am Wasser gibt es einige Kleinigkeiten im Umgang mit Jighaken zu beachten. Durch häufigen Kontakt mit harten Hindernissen oder Steinen können Jighaken schnell an Schärfe verlieren. Um dem etwas entgegenzuwirken hat sich ein bei mir ein handelsüblicher Hakenschärfer als kleines, aber äußerst praktisches Hilfsmittel für unterwegs herausgestellt!
Damit lassen sich unkompliziert und schnell stumpf gewordene Haken vorübergehend wieder nachschärfen. Es sei jedoch angemerkt, dass das Nachschleifen von Haken nur bedingt bzw. vorübergehend funktioniert und keine geeignete Möglichkeiten darstellt, um dauerhaft stumpf gewordene Haken immer wieder aufs Neue nachzuschleifen. Für unterwegs ist der Hakenschleifer jedoch ideal geeignet und hat mir schon einige Male den einen oder anderen Bonusfisch beschert, der mit weniger scharfen Haken sicherlich nicht hängen geblieben wäre.

Wobei wir auch wieder am Anfang wären. Nichts geht über nadelscharfe und stabile Jighaken. Hochwertige Jighaken sind die für mich die mit Abstand einfachste und sicherste Methode zur erfolgreichen Verbesserung der Bissausbeute und Erfolgserlebnisse am Wasser. Mein Rat lautet daher ganz klar, wer sich von Anfang an gleich vernünftige Jighaken kauft, diese pflegt, sortiert und entsprechend lagert, der wird am Wasser auf Dauer nicht nur erfolgreicher, sondern auch zufriedener sein. Im Zweifelsfall sind es sowieso immer ausgerechnet die größten und kapitalsten Fische die einem ausgestiegen sind, weil wohlmöglich doch einmal ein stumpfer Jighaken an der Angel hing ;-)

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Der Autor mit kapitalem Zander. Der nadelscharfe Jighaken hielt den Fisch sicher!
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Moin, meine Erfahrungen mit diesen Drahthaltehaken sind auch eher schlechter denn besser als die mit Haltewulst aus Blei. Ohne Kleber komme ich ohnehin bei den wenigsten Gummis aus, wenn es richtig rasselt und die Bleiwulst vergrößert halt die Klebefläche deutlich...

Grüße JK
 

Detailaufnahme Finger-Beispiel mit Jighaken

Auf der Pelle hält auch eine angespitzte Büroklammer.;)
Im allgemeinen muß der Jig auf dem Fingernagel halten, die sogenannte Nagelprobe also.:)
 
Die Drahtvariante ist auch nicht so meins- nach den ersten Kontakten ist auch da das Gummi zerfleddert.

Bevor ich den Gummikörper über den Bleiwulst schiebe, erwärme ich letzteren kurz mit dem Feuerzeug dann gibt das Gummi besser nach und reißt nicht ein thumbsup
 
G
^ Mhhhh,nüscht is schlimmer als ein gerissener Gummi auf der Bleiwu(r)lst. :D
 
Die Reinigung der Jigköpfe mit Essig-Essenz sollte mit Vorsicht genossen werden. Blei bildet in konzentriertem Essig (vor allem bei längerem Kontakt z.B. über Nacht) Bleiacetat, dass sehr gut wasserlöslich ist. Hier können sich im "Putzessig" erhebliche Bleikonzentrationen aufbauen, vor allem wenn die Lösung mehrfach verwendet wird. Blei und seine Verbindungen sind giftig (siehe "Bleivergiftung"), Bleilösungen sollten daher möglichst nicht in einem normalen Haushalt herumstehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gerade bei Frequenzangeln ist der Draht am Jig statt Bleiwulst einfach nur scheixxe. Binnen weniger Fische ist der Gummi vom Draht eingeschnitten und hängt überhaupt nicht mehr.
"Auch die Stabilität der Jighaken spielt eine enorm wichtige Rolle. Dünndrahtige Jighaken haben zwar den Vorteil beim Anschlag deutlich leichter im Fischmaul zu fassen, können aber bei zu geringer Stabilität im Drill auch aufbiegen"
Der Drill ist nicht das Problem. Mich nervt es massiv, dass es gerade bei kleinen Größen nur dünndrahtige Jigs gibt, egal von welchem Hersteller. Nach jedem Popelhänger, den man ohne Probleme gelöst bekommt ist der Haken leicht verbogen und spätestens nach dem zweiten Zurückbiegen is der Haken Schrott und kann in die Tonne wandern. Aber warum sollte man denn dickdrahtigere Haken produzieren, die Dünnen fassen ja soooo viel besser im Fischmaul. Oh, und natürlich verkauft man als Hersteller dann weniger.
Bei dem Thema schwillt mir echt der Kamm... :D
 
Ich bin verwirrt ,welche Jighaken soll ich denn jetzt kaufen ?
Kaufe keine jighaken.... das ist out und bullshit.
Kaufe einfach ein set Cheburashka bleikugeln, [5,10,14,20 gram etc] und ein set offset haken.
Vorteile:
- musst nicht hunderte jighaken mit sich schleppen
- kannst in sekunden jeden köder an jedes gewicht anbinden
- durch den Knick am offset Haken hält der gummiköder gut und wird nicht so zerfetzt wie bei diesem zusatz Haken bei den jighaken.
- der gummiköder bewegt sich besser

es gibt absolut keinen Grund noch normale jighaken zu benutzen.... ausser man hat dummerweise 100euros in eine Sammlung investiert...
 

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