Der kleine Bach

Unser neuer AB-Autor @Innos hat seinen ersten Artikel verfasst. Vielen Dank für eine spannende Story von einem kleinen Bach und neuen Rekorden. Lest mal rein!


Heute war es endlich soweit, Angeln stand wieder auf dem Plan! Ich komme leider nicht so oft zum Angeln, daher gehe ich sobald ich Zeit habe und die Vorfreude war natürlich trotz eher mäßiger Wettervorhersage groß. Ich hatte mir bereits gestern ein Zeitfenster von 6:00 – 9:00 Uhr ausgeguckt, in dem es nicht regnen sollte. Das Ziel war ein kleiner Bach, an dem ich bereits 2x war. Zum Bach ist zu sagen das er an der breitesten Stelle ca. 5 Meter hat, max. 1,5m tief und gezeitenabhängig ist, da er erst in einen Fluss und dieser letztlich in die Weser mündet.

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Aus der Vergangenheit wusste ich lediglich, das hier mit Rotaugen bis 20cm zu rechnen ist, insgeheim hoffte ich aber auf Überraschungen. Mein Plan war es, mit Mais an der leichten Feederrute zu fischen. Warum Mais? Ganz einfach, ich hatte keine Zeit mir vorher Lebendköder zu besorgen und Mais sowie alte Gummimaden waren das einzige, was ich an Ködern vorrätig hatte. Dazu noch ein bisschen Grundfutter – fertig.

Um 5:20 Uhr klingelte also der Wecker. Bereits im Auto fing es leicht an zu nieseln, aber das tat ich natürlich mit einem leichten Lächeln ab. Die Wetterapp sagte ja keinen Regen voraus und Nieselregen macht mir nichts aus. Noch in der Dämmerung und laut Vorhersage punktgenau bei Hochwasser am Angelplatz angekommen wurde der Regen dann etwas stärker, aber ich hatte mir eine Stelle unter einem großen Baum ausgeguckt und wurde so weitestgehend vom Regen verschont.

Beim Angeln halte ich es am liebsten so einfach wie möglich und daher war meine Montage entsprechend simpel: 20g Grundblei, Gummiperle, Wirbel, Vorfach und ein Haken für Maiskörner.
Ich platzierte meine Montage und einen kleinen Futterballen an einer flachen Stelle und starrte gespannt auf die Spitze.

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In der Vergangenheit kamen die Bisse immer relativ schnell, aber da hatte ich auch Maden und Würmer. Nach 15-minütigem Starren wanderte mein Blick dann zur Abwechslung nach links ins Gras und ich entdeckte eine kleine Maus, die mich scheinbar schon länger argwöhnisch beäugte. Flott rannte sie in ihren nahegelegenen Bau, als ich mein Handy zückte und sie in meinem Fotoalbum als neuen Freund verewigen wollte. Aus dem Augenwinkel sah ich dann ein schnelles Zucken in der Spitze und als ich händeringend und fluchend den Anhieb setzte ging dieser natürlich ins Leere. Egal, neues Korn rauf und wieder raus. Bereits beim Spannen zuckte es wieder. Anhieb, 2:0 für den Fisch.

Da hin und wieder vereinzelt Miniaturausgaben von Rotaugen aus dem Wasser sprengten war für mich klar, das war mein Gegner! Und der Köder war vermutlich zu groß. Aber ich hatte keine Wahl, im Eimer waren nur alte Gummimaden die Alternative und mit denen hatte ich noch nie Erfolge erzielen können. Also nächstes Korn rauf und nach 30 Minuten und unzähligen Fehlbissen flog meine Montage dann aus Unachtsamkeit in die "Fahrrinne". Fahrrine deshalb, weil mittlerweile das Wasser wieder ablief und einiges an Geäst und Gerümpel entlang zog. Dieses Mal gab es einen kräftigen Biss aber auch den konnte ich nicht verwandeln. Nun reichte es mir. Ich holte die alten Gummimaden und einen kleineren Haken raus und packte den Mais zurück in den Eimer.

Mittlerweile goss es in Strömen und auch der Baum ließ mich im Stich. Die alten Gummimaden flogen dieses Mal mit Absicht in die Fahrrine und ich stellte mich auf laaanges Warten ein. Nach einiger Zeit kam dann zu meiner größten Überraschung doch ein kräftiger Biss und ich setzte wie so viele Male zuvor den Anhieb, doch dieses Mal ließ ich vor Schreck fast die Angel fallen – der Fisch hing! Und das fühlte sich so gar nicht nach einem kleinen Rotauge an. Der Fisch blieb am Grund und weigerte sich, in meine Richtung zu kommen. Nach ein paar Minuten gelang es mir dann, ihn Richtung Oberfläche zu zerren und ich sah kurz einen großen Schatten, bevor er wieder abzog. Beim zweiten Versuch kam der Fisch dann wieder an die Oberfläche und in Keschernähe. Das nutzte ich aus und kescherte, bevor ich eigentlich realisieren konnte was da am Haken hing. Heraus kam eine große Brasse von 57 cm!

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Das war mein neuer PB und ich konnte mein Glück gar nicht fassen. Dieser Fisch sollte aus dem kleinen Bach gekommen sein? Wow! Nun war der Angeltag für mich eigentlich schon gelaufen, was wollte ich noch mehr? Aber ich hatte ja noch eine Rechnung mit den kleinen Rotaugen offen und so ging die Montage wieder raus. Es zuckte wieder in der Spitze und es hing doch tatsächlich der nächste Fisch. Dieses Mal, wie erwartet, ein kleines Rotauge von 14 cm.

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Nochmal auf die alten Gummimaden!

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Der Wasserstand war mittlerweile ziemlich gefallen und der Regen hatte so ziemlich die Kategorie Auto-Scheibenwischer Stufe 3 erreicht. Völlig durchnässt, aber so glücklich wie man nur sein konnte, packte ich zusammen und machte mich auf den Weg nach Hause.

Nun steht eine Woche Urlaub an und ich werde versuchen, den Bach noch das ein oder andere Mal aufzusuchen. Mal schauen, ob er noch weitere Überraschungen bereithält.


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Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Innos, besten Dank für die lebendige Geschichte mit Fotos. Genau so soll es doch sein, spannend und unerwartet!
Weiterhin Petri Heil
Ach, ein "Angelschirm" hat mir so manchen unvergesslichen und trockenen Angeltag beschert
 
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