Einige Friedfische sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Welche Doppelgänger es gibt und wie Ihr sie unterscheidet, zeige ich Euch hier.

Fischerkennung: Friedfische unterscheiden
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Und, erkannt? Beim linken Fisch handelt es sich um einen Brassen, beim rechten um einen Güster

In unseren Still- und Fließgewässern kommen viele verschiedene Friedfische vor. Einige sind so einzigartig, dass wir sie leicht erkennen. Doch es gibt auch Vertreter, die sich sehr ähneln und nur beim genaueren Hinsehen zu unterscheiden sind. Brassen oder Güster, Rotauge oder Rotfeder, was ging uns beim Angeln mit der Match- oder Feeder-Rute an den Haken? Hier stelle ich Euch die wichtigsten Doppelgänger vor und zeige, worauf es bei der Bestimmung ankommt. Dabei hebe ich wesentliche Merkmale der einzelnen Fischarten hervor, sodass Verwechslungen beim nächsten Ansitz der Vergangenheit angehören. Manchmal sind es nur kleine, aber feine Details, die den Unterschied ausmachen. Zum Beispiel die Schuppen entlang der Seitenlinie oder die Flossenstrahlen. Die genaue Anzahl zu bestimmen, hilft beim Erkennen des Fanges. Oft geht es aber auch einfacher. Wichtig ist auf jeden Fall, sich nicht nur auf ein Erkennungsmerkmal zu verlassen. Ich schreibe weiter unten, dass Rotaugen silbrig gefärbt sind. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass es sich bei allen silbernen Friedfischen auch um Rotaugen handelt. Güster oder Giebel besitzen ebenfalls ein silbernes Schuppenkleid. Erst das Zusammenspiel aller Merkmale ergibt ein klares Bild. Viel Spaß beim Entlarven der Doppelgänger.

Rotauge (Rutilus rutilus) oder Rotfeder (Scardinius erythrophthalmus)?
Rotaugen und Rotfedern leben oft gemeinsam in unseren Gewässern und sorgen nach dem Fang nicht allzu selten für Verwirrung und rege Diskussionen. Generell gehen viel mehr Rotaugen als Rotfedern an die Leine. Wer also Zweifel hat, liegt mit einem Rotauge häufiger richtig als mit einer Rotfeder. Aber so einfach wollen wir es uns nicht machen. Ganz leicht sind beide Fische anhand ihrer Mäuler zu unterscheiden. Rotaugen besitzen ein endständiges (Ober- und Unterkiefer gleich lang), Rotfedern ein oberständiges Maul (Unterkiefer länger als Oberkiefer). Auch die Position von Rücken- zur Bauchflosse ist ein wichtiges Erkennungsmerkmal. Liegt der Ansatz der Bauchflosse vor dem Rückenflossenansatz, handelt es sich um eine Rotfeder. Sind beide Flossenansätze auf derselben Höhe, ist es mit großer Sicherheit ein Rotauge. Wie der Name Rotfeder schon beschreibt, weisen alle Flossen eine rötliche Farbe auf, wobei die Bauchflossen tiefrot gefärbt sind. Bei Rotaugen sind allerdings nur die Brust- und Bauchflossen sowie die Afterflosse orange bis rötlich. Apropos Farbe: Schauen wir uns die Augen mal genauer an. Wie es der Name Rotauge vermuten lässt, ist ihre Iris leuchtend rot. Rotfedern blicken uns mit goldenen oder gelben Augen an. Aber Achtung: Nur im direkten Vergleich und bei größeren Fischen ist dies gut zu erkennen. Kleinere Rotaugen können ebenfalls eine gelbe Augenfarbe besitzen. Und wie lassen sich beide Fische noch auseinanderhalten? Die Bauchkante zwischen Bauch- und Afterflosse verrät uns, welchen Vertreter wir gefangen haben. Ist die Kante eher abgerundet, kann es nur ein Rotauge sein. Eine scharf gekielte Bauchkante verrät dagegen die Rotfeder. Wie bei vielen Fischen ist auch bei Rotfedern und Rotaugen das Schuppenzählen an der Seitenlinie sinnvoll. 39 bis 42 Schuppen sind es bei Rotfedern, 39 bis 44 bei Rotaugen. Bei 43 oder 44 Schuppen können wir mit Gewissheit sagen, dass es ein Rotauge und keine Rotfeder ist. Nur bei 39 bis 42 Schuppen müssen wir uns auf die anderen Bestimmungsmerkmale verlassen. Die Körperform und -farbe variiert je nach Lebensraum und ist nicht immer ein verlässliches Unterscheidungskriterium. In der Regel sind Rotfedern aber etwas hochrückiger und eher goldfarbig. Rotaugen gehen mehr ins Silberne und sehen etwas schlanker aus. Auch bei den Flossenstrahlen gibt’s leichte Abweichungen, die in der Tabelle dargestellt sind. Anhand der Größe lassen sich beide Arten nicht voneinander trennen. Sowohl das Rotauge als auch die Rotfeder können bis zu 50 Zentimeter lang werden.

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Alle wichtigen Unterscheidungsmerkmale von Rotaugen und Rotfedern auf einen Blick

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Rotaugen besitzen ein endständiges Maul und meistens tiefrote Augen

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Das Maul der Rotfeder ist oberständig und die Bauchflossen sitzen vor der Rückenflosse

Brassen (Abramis brama) oder Güster (Blicca bjoerkna)?
Sie kommen in vielen Gewässern vor und schwimmen in Flüssen, Kanälen, Seen oder Teichen oft nebeneinander: Brassen und Güster. Gerne werden beide Arten verwechselt. Doch wie unterscheiden wir sie? Die Größe der Augen ist ein erster Anhaltspunkt. Güster besitzen im Vergleich zu Brassen viel größere Augen. Der Durchmesser des Sehorgans ist bei Güster über zehn Zentimetern Länge ungefähr genauso lang wie die Schnauzenlänge (Länge vom Maul bis zum Auge). Bei Brassen misst der Augendurchmesser nur etwa zwei Drittel der Schnauzenlänge. Auch der Ansatz von Brust- uns Bauchflossen gibt uns Auskunft, wer gerade in unserem Kescher liegt. Sind beide Flossenpaare eher orange bis rötlich gefärbt, haben wir einen Güster gefangen. Geht die Farbe ins gräuliche oder ist durchscheinend, ging ein Brassen an den Haken. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist das unterständige Maul. Brassen können dieses im Gegensatz zu Güstern rüsselartig vorstülpen. Misst unser Fang über 50 Zentimeter handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Brassen. Güster erreichen nur selten Körperlängen von mehr als 45 Zentimetern. Die Anzahl der Schuppen an der Seitenlinie zu bestimmen, ist zwar etwas mühsam, gibt uns aber endgültige Gewissheit. Nur beim Brassen zählen wir 51 bis 60 entlang des Sinnesorgans. Bei Güstern sind es lediglich 43 bis 49. Ein Blick auf die Schwanzflosse hilft uns nur manchmal weiter. Besitzt diese 17 oder 18 Flossenstrahlen, kann es nur ein Güster sein. Bei genau 19 Strahlen wird die Unterscheidung schwierig, da sowohl bei Brassen als auch Güster diese Anzahl zu finden ist. Einfacher ist die Arterkennung, wenn wir die Strahlen der Rücken- und Afterflosse zählen. Der Brassen hat 12 bis 13 in der Rückenflosse und 26 bis 33 in der Afterflosse. Güster besitzen hingegen nur 11 Strahlen in der Rücken- und 22 bis 25 in der Afterflosse. Selbst nach dem Verzehr sind beide Weißfische noch gut zu unterscheiden. Wer die Wirbel des Skelettes zählt, weiß mehr. Güster weisen 39 bis 40 auf, wobei es bei Brassen 43 bis 45 sind. Alleine nach der Farbe des Schuppenkleides und der Körperform sollten wir uns aber nicht richten. Sowohl Brassen als auch Güster können silbrig und hochrückig sein. Ältere Brassen sind allerdings oft an bronzefarbenen Tönen zu erkennen.

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Alle wichtigen Unterscheidungsmerkmale von Brassen und Güster auf einen Blick


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Das Maul vom Brassen ist rüsselartig vorstülpbar

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Bauch- und Brustflossen von Güstern sind orange bis rötlich


Döbel (Squalius cephalus) oder Aland (Leuciscus idus)?
Der Döbel kommt im Vergleich zum Aland eher im süd- und westdeutschen Raum vor. Stark strömende Bäche und Flüsse sind seine bevorzugten Gewässer. In größeren Seen ist der Aitel, wie der Fisch auch genannt wird, ebenfalls anzutreffen. Den Aland hingegen finden wir in größeren, langsam fließenden Flüssen und nährstoffreichen Seen Norddeutschlands und sogar im Brackwasser. Am einfachsten können wir den Döbel vom Aland durch die Form der Afterflosse unterscheiden. Beim Döbel ist sie nach außen gewölbt, beim Aland nach innen gebogen. Aber auch ein Blick auf die Schuppen verrät uns, mit wem wir es zu tun haben. Der Döbel besitzt deutlich größere Schuppen, die zudem noch dunkel umrandet sind. Das sorgt für eine Art Netzzeichnung. Die Schuppen vom Aland sind kleiner und besitzen keine dunkle Umrandung. Sowohl Aland als auch Döbel kennzeichnen ein endständiges Maul. Allerdings ist die Futterluke beim Döbel viel größer. Und wie sieht es mit dem Kopf aus? Nicht ohne Grund nennen wir Döbel auch Dickköpfe – aufgrund des sehr imposanten Schädels. Beim Aland fällt dieser viel kleiner aus. Wer sich immer noch unsicher ist, was für ein Fisch sich im Kescher befindet, erlangt durchs Schuppenzählen Gewissheit. An der Seitenlinie des Döbels befinden sich 40 bis 48 Schuppen. Beim Aland sind es mit 56 bis 61 einige mehr. Die Körperform ist kein eindeutiges Unterscheidungsmerkmal. Dennoch besitzt der Döbel einen länglicheren und etwas mehr zylindrischen Körper. Der Aland wirkt hingegen mit seiner höheren Gestalt wuchtiger. Döbel und Aland können beide über 60 Zentimeter lang werden, sodass die Größe nichts über die Fischart aussagt. Minimale Unterschiede gibt’s allerdings bei der Anzahl der Flossenstrahlen. Details dazu findet Ihr in der Tabelle.

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Alle wichtigen Unterscheidungsmerkmale von Döbel und Aland auf einen Blick

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Die Afterflosse vom Döbel ist nach außen gewölbt

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Zwischen 56 und 61 Schuppen befinden sich an der Seitenlinie des Alands

Karausche (Carassius carassius), Giebel (Carassius gibelio) oder Schuppenkarpfen (Cyprinus carpio)?
Karausche, Giebel oder Schuppenkarpfen? Das ist eine immer wieder gestellte Frage. Dabei ist die Unterscheidung dieser drei Fischarten gar nicht mal so schwer. Schuppenkarpfen können wir leicht an den vier Barteln am Maul erkennen. Karauschen und Giebeln fehlen diese Tast- und Geschmacksorgane völlig. Außerdem werden Karpfen viel größer als die beiden anderen Fische, sodass höchstens bei kleineren Exemplaren Verwechslungsgefahr besteht. Fische über 60 Zentimeter sind mit großer Wahrscheinlichkeit Schuppenkarpfen und die Barteln bei dieser Länge kaum zu übersehen. Des Weiteren ist die Schwanzflosse des Karpfens im Vergleich zu den anderen beiden Fischen tief eingekerbt und die Rückenflosse länger. Jetzt wissen wir, wie Schuppenkarpfen von Karausche und Giebel zu unterscheiden sind. Vielen bereitet es aber Schwierigkeiten, Karausche und Giebel voneinander zu trennen. Schauen wir uns die beiden ähnlichen Fische einmal genauer an. Ein wichtiges Merkmal der Karausche ist die nach außen gebogene Rückenflosse. Die Rückenflosse des Giebels sieht ganz anders aus – sie ist nach innen gewölbt oder gerade. Die Färbung gibt uns weitere Informationen. Ein goldgrünes Schuppenkleid passt zur Karausche, während silberbraune Flanken eher zum Giebel gehören. Einzigartig ist auch die Körperform der Karausche, die viel gedrungener, hochrückiger und massiver wirkt als die vom Giebel. Die Anzahl der Schuppen entlang der Seitenlinie ist beim Giebel mit 29 bis 33 etwas geringer. Bei Karauschen zählen wir 31 bis 36. Wer dem Gewässer einen der beiden Vertreter entnimmt, dem steht eine weitere Möglichkeit der Bestimmung zur Verfügung. Beim Ausnehmen werfen wir einen Blick in die Leibeshöhle und somit auf das Bauchfell. Ist dieses schwarz gefärbt, dürfen wir uns über einen Giebel freuen. Das Bauchfell von Karauschen ist nämlich weiß.

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Alle wichtigen Unterscheidungsmerkmale von Karausche, Giebel und Schuppenkarpfen auf einen Blick

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Typisch Karausche: extrem hochrückig und goldgrün gefärbt

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Giebel haben eine silberbraune Farbe und ein schwarzes Bauchfell


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Vier Barteln befinden sich am Karpfenmaul
 
Große bzw. ausgewachsenen Fische sehen immer arttypisch aus und sind leicht zu unterscheiden.

Die meisten Leute haben eher Schwierigeiten kleinere Fische, besonders der Weißfischarten, zu unterscheiden.

Hier mal ein Beispielbild von Aland(oben) und Döbel(unten), beide etwa gleichgroß und noch jugendlich.

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Ja das ist nicht immer ganz leicht, gerade bei jungen Fischen wo evtl Farben, Flossen und andere Merkmale noch nicht ganz ausgeprägt sind.
Gerade auch Fische die dann aus dem Donaueinzugsgebiet kommen können dann nochmal mehr für Verwirrung sorgen.
Auch ich ,als alter Hase der nicht ganz unbelesen ist, muss da manchmal zum Bestimmungsbuch greifen und abgleichen.

LG Michael
 
Schönes thema..ich muss meinen vorrednern recht geben, ausgewachsene tiere sind meist einfacher zu bestimmen, als juvenile.

Wo ich mir immer ziemlich unsicher bin... Kleiner rapfen oder n ukelei.. Kennt da jemand ein eindeutiges merkmal?
 
Grundsätzlich ist doch heute alles bis handlang ein Köderfisch und darüber alles ein Hybride. Jedenfalls in den sozialen Medien, wo sich die Experten keiner Blösse zu minder sind.

Prinzipiell kann es halt dann fallweise richtig teuer werden, wenn man z.B. einen Perlfisch nicht erkennen kann, oder mag...!
 
Bei der Karausche zähle ich auf dem Bild auch nur 30 Schuppen an der Seitenlinie, aber auch das kann täuschen, ebenso wie die Form der Rückenflose.

Allein anhand von Fotos ist das schon schwierig.
 
Man sollte halt nichts entnehmen, was man nicht identifizieren kann.
Im Zweifel hält man halt nen Weißfisch für nen Perlfisch oder ne Zope, dann kann man §11 Abs 8 auch etwas entspannter angehen. Zumindest in Oberbayern.

Hallo,

wobei ich vermutlich bei ists ein Zobel oder eine Zope auch meine Probleme hätte. Aber dann ist halt im Zweifelsfall der Zobel eine Zope und geht zurück:). Ich würde dies auch mit einem Fischereiaufseher hinter mir entspannt sehen, denn ich glaube hier den Unterschied auf die Schnelle feststellen zu können, dürfte schwierg sein:laugh2.

Petri Heil

Lajos
 
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